Grammatik des Zeitreisens

Begonnen von Kilian, 2015-05-12, 11:03:40

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Kilian

Zitat von: Kilian in 2004-12-20, 20:05:48Und ich glaube, wir als normale, nichtzeitreisende Erdlinge können uns nicht beschweren, damit allzu schweres Spiel zu haben:

ZitatDas größte Problem [beim Zeitreisen] ist ganz einfach ein grammatikalisches, und das wichtigste Buch, das man zu diesem Thema heranziehen kann, ist Das Handbuch der 1001 Tempusbildungen für den Reisenden durch die Zeit von Dr. Dan Streetmaker. Es sagt einem zum Beispiel, wie man etwas auszudrücken hat, das in der Vergangenheit im Begriff war, einem zu widerfahren, bevor man ihm aus dem Weg ging, indem man in der Zeit zwei Tage nach vorn hopste. Das Ereignis wird nun unterschiedlich beschrieben, je nachdem, ob man aus dem Blickwinkel seiner natürlichen Zeit, einer Zeit in der weiteren Zukunft oder einer Zeit in der weiteren Vergangenheit darüber spricht, und es wird noch weiter kompliziert durch die Möglichkeit, daß man sich gerade darüber unterhalten kann, während man auf der Reise von einer Zeit zur anderen ist, um seine eigene Mutter oder sein eigener Vater zu werden.

Die meisten Leser kommen bis zum Futurum des semiconditional modifizierten, sub-umgedrehten Intentionals des subjunktiven Praeteritum Plagalis, bevor sie aufgeben: und tatsächlich sind in späteren Auflagen des Buches alle Seiten hinter diesem Kapitel weiß gelassen worden, um Druckkosten zu sparen.


Douglas Adams, Das Restaurant am Ende des Universums, Kapitel 15

Hier noch die Beispiele für Verbformen und Zeitadjektive, die danach im Text vorkommen:
wirt sain-gevezz
wirtan hab-genomm
wirtan hab-gegezz
willon zugesech
nach vor-wenn
mochtan komm zu-wenn
Man kann haban vornach-buch haventa vor-wenn prebaldon retroginganz zuruc-haim.
mochtan treffan unt dinan mit auf-wenn
auf-besuch wieder-besuchirin...

Ich bitte darum, dass irgendein kreativer Kopf so ein Grammatikbuch wirklich mal verfasst!

Gestern fand ich bei Herrn Rau eine gruselige Auslassung Turnvater Jahns:

ZitatAber im Gegentheil darf man nie verhehlen, dass des Deutschen Knaben und Deutschen Jünglings höchste und heiligste Pflicht ist, ein Deutscher Mann zu werden und geworden zu bleiben, um für Volk und Vaterland kräftig zu würken, unsern Urahnen, den Weltret­tern, ähnlich.

Geworden zu bleiben! Jawohl! Dass der Deutsche Knabe, wenn er denn ein Deutscher Mann geworden ist, ja nicht irgendwelche Zeitreisen unternehme, um an diesem Gewordensein irgendetwas zu verändern! What happens in Vegas stays happened in Vegas, wenn Sie verstehen, was ich meine!

Jahn hatte vermutlich einfach Zugriff auf interessante Pilze, aber die Science-Fiction-Literatur kekünne mächtig davon profitieren, eine Sprache zu haben, deren Tempussystem süstematisch zwischen (mindestens) zwei Zeitlinien unterscheidet: Der Zeitlinie A mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, die wir alle kennen, und der Meta-Zeitlinie B, entlang der Veränderungen an Zeitlinie A passieren: Heute hat Napoleon bei Waterloo noch verloren, aber wenn du den Unsinn mit der Zeitmaschine nicht lässt, wird er vielleicht schon morgen gewonnen haben.

Turnvater Jahn

Ja, so schrieb ich hier:
http://books.google.de/books?id=msdHAAAAIAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false
auf Seite 234. Aber freilich nicht ganz exakt so, denn ich schrieb auch: "unsern Urahnen den Weltrettern ähnlich." Nicht: "unsern Urahnen, den Weltrettern, ähnlich." Woraus ihr schon seht, edle Turnbrüder, dass es mir auf ein oder zwei Kommata nicht immer ankam. Selbstverständlich sollt ihr daher auch lesen: "ein Deutscher Mann zu werden und, geworden, zu bleiben".

Berthold

#2
Übers Zeitreisen weiß ich nix. - Ich erinnere mich allenfalls an eine nette Zeitschleife(n)-Geschichte von Stanisław Lem.
An Friedrich Ludwig Jahn sehe ich mit einigem Erstaunen, was er für ein "Bartferdl" gowenz ist.
Vom Typ her erinnert er mich an einen etwas geschniegelteren Florian Berndl:  http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.b/b360169.htm
http://derstandard.at/2863968/Vom-Suendenpfuhl-zum-Sommerbad
Ein Salonflorl, sozusagen.
Das Wort "turnen", pfappleichifizoren aus "tornare", hätte ihn froychl der "GSV" angenahrn! - Aber so leicht ist's halt auch nicht. Hätte fast schon gedacht, "rudern" käme von "rotare" und "pudern" von "potare" (sozusagen Staub trinken). Ösis mögen den obszönen Anstich von zuletzt verzeihen.

Wortklaux

Mindestens sinngemäß passt das hierher:

A. Wer ist denn der melancholische Herr, den Sie da grüßten?
B. Der, den kennen Sie nicht?! Der ist gegenwärtig der gewesene Zukünftige meiner gegenwärtigen Zukünftigen.


(Quelle: Der Gebirgsbote vom26. August 1887)