Da habt ihr rauf gewartet!

Begonnen von Wortklaux, 2015-06-28, 07:09:02

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Wortklaux

Dahin gehen wir.
Wir gehen dahin.
Da gehen wir hin.

Darauf habt ihr gewartet.
Ihr habt darauf gewartet.
Da habt ihr rauf gewartet.

Wörter wie worauf, darauf, worin, darin etc. sollten eigentlich trennbar sein.

Wo besteht der Sinn dieser Trennung rin? Da besteht er rin, dass man dem Satz einen schönen Rahmen geben kann. Da kann man einmal rüber nachdenken, denke ich!

Kilian

#1
Da rennst du fast offene Türen ein, denn zumindest umgangssprachlich sind Pronominaladverbien tatsächlich trennbar. MUSEN tragen die solchermaßen getrennt stehenden Präpositionen, wenn sie mit Vokal beginnen, das Präfix dr- (nicht r-):

Da habt ihr drauf gewartet.
Da kann man einmal drüber nachdenken.

Allerdings kann man auch Beispiele konstruieren, die für meine Ohren im Deutschen ungrammatisch klingen. Vielleicht: je gehobener das Register, aus dem die Kombination aus Verb und Präposition stammt, desto schwieriger ist es zu trennen?

??Wo besteht der Sinn dieser Trennung drin?
??Da besteht er drin, dass...
??Wo liegt das dran?

Wortklaux

Das war mir zwar auch gleich eingefallen, aber "drauf" ist ja eine Verkürzung von "darauf", so dass bei "da ... drauf" eigentlich das Wort nicht getrennt, sondern das "da" nur verdoppelt ist. Es wäre dasselbe wie "da gehe ich dahin" oder "da steht immer ein Türsteher davor".

Wortklaux

Die andere Richtung wäre auch denkbar:

Wo kommt ihr eigentlich unter? —> Worunter kommt ihr eigentlich?
Oh, da geht der Mond auf! —> Oh, der Mond geht darauf!

Wortklaux

Wo denkst du gerade ran?
Wo freust du dich rauf?
Wo schreibst du rüber?
Wo besteht dein Abendessen raus?

amarillo

In der Rhein-Ruhr-Schiene wüsste niemand wirlk zu sagen, worin der innovative Gedanke dieser Struktur liegen sesülle:

Wo denkst du gerade dran?
Wo freust du dich drauf?
Wo schreibst du drüber?
Wo besteht dein Abendessen draus?

Das ist hier alltägler Umgangston. Man beachte ledilg das Zusatz-d.

"Danke für Ihre Hilfe."
"Da nicht für!"
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Wortklaux

Zitat von: amarillo in 2015-06-29, 12:11:43
Man beachte ledilg das Zusatz-d.

Eben das beiecht ich ja. Durch dieses d wird daraus ja etwas ganz anderes.

Kilian

Zitat von: Wortklaux in 2015-06-28, 15:46:04
Das war mir zwar auch gleich eingefallen, aber "drauf" ist ja eine Verkürzung von "darauf", so dass bei "da ... drauf" eigentlich das Wort nicht getrennt, sondern das "da" nur verdoppelt ist. Es wäre dasselbe wie "da gehe ich dahin" oder "da steht immer ein Türsteher davor".

Wenn das dasselbe ist, was ist dann das:

Da habt ihr dadrauf gewartet.
Da kann man einmal dadrüber nachdenken.

Wortklaux

Zitat von: Kilian in 2015-06-29, 13:38:01
Zitat von: Wortklaux in 2015-06-28, 15:46:04
Das war mir zwar auch gleich eingefallen, aber "drauf" ist ja eine Verkürzung von "darauf", so dass bei "da ... drauf" eigentlich das Wort nicht getrennt, sondern das "da" nur verdoppelt ist. Es wäre dasselbe wie "da gehe ich dahin" oder "da steht immer ein Türsteher davor".

Wenn das dasselbe ist, was ist dann das:

Da habt ihr dadrauf gewartet.
Da kann man einmal dadrüber nachdenken.
Vielleicht eine Sonderform des Dadaismus?
rüber
drüber
darüber
dadrüber
dadarüber
dadadrüber
dadadarüber
dadadadrüber...
Ich frug mich auch gerade, ob eigentlich das "r" in "worauf" und "darauf" (ebenso in "woran", "worüber" etc.) eine reine Aussprachehilfe sei oder seinerseits von "her" komme.
Man geht ja im edlen Deutschen "hinauf" und kommt "herunter" bzw. geht "hinunter" und kommt "herauf", aber in der mir bekannten Alltagssprache geht es immer nur rauf und runter, was mir als Kind so erklärt wurde, dass es eine Verkürzung von "herauf" und "herunter" sei, die eigentlich fälschlich auch für nauf und nunter (diese Formen kenne ich sonst nur aus dem Süddeutschen) verwendet werde.
Dementsprechend kekünne "worauf" und "darauf" von "woherauf" und "daherauf" kommen.
Wenn dem so wäre, memüsse man schleunigst Formen wie "wonauf", "wonunter", "danauf" und "danunter" einführen.

Kilian

Zitat von: Wortklaux in 2015-06-29, 21:14:22
Zitat von: Kilian in 2015-06-29, 13:38:01
Zitat von: Wortklaux in 2015-06-28, 15:46:04
Das war mir zwar auch gleich eingefallen, aber "drauf" ist ja eine Verkürzung von "darauf", so dass bei "da ... drauf" eigentlich das Wort nicht getrennt, sondern das "da" nur verdoppelt ist. Es wäre dasselbe wie "da gehe ich dahin" oder "da steht immer ein Türsteher davor".

Wenn das dasselbe ist, was ist dann das:

Da habt ihr dadrauf gewartet.
Da kann man einmal dadrüber nachdenken.
Vielleicht eine Sonderform des Dadaismus?
rüber
drüber
darüber
dadrüber
dadarüber
dadadrüber
dadadarüber
dadadadrüber...

Ich denke eher, dass drauf zwar der Herkunft nach eine Verkürzung von darauf sein mag, seiner derzeitigen Verwendung nach aber als präpositionaler Teil eines trennbaren Pronominaladverbs analog zu fungiert. Entsprechend für andere Präpositionen mit und ohne Vokal am Anfang.

Kilian

Zitat von: Wortklaux in 2015-06-29, 21:14:22
Man geht ja im edlen Deutschen "hinauf" und kommt "herunter" bzw. geht "hinunter" und kommt "herauf", aber in der mir bekannten Alltagssprache geht es immer nur rauf und runter, was mir als Kind so erklärt wurde, dass es eine Verkürzung von "herauf" und "herunter" sei, die eigentlich fälschlich auch für nauf und nunter (diese Formen kenne ich sonst nur aus dem Süddeutschen) verwendet werde.
Dementsprechend kekünne "worauf" und "darauf" von "woherauf" und "daherauf" kommen.
Wenn dem so wäre, memüsse man schleunigst Formen wie "wonauf", "wonunter", "danauf" und "danunter" einführen.

Das finde ich nun eine sehr schöne Idee fürs Neutsche!

– Wonauf bezieht sich das?
– Du musst worauf sagen, denn es bezieht sich auf dich!

;D

katakura

... bei uns wird in der mundart auch gern verdoppelt:

dadardroff (darauf)
dadarnach (danach)
dadarvor (davor)

Zitat von: Kilian in 2015-06-29, 13:38:01
Man geht ja im edlen Deutschen "hinauf" und kommt "herunter" bzw. geht "hinunter" und kommt "herauf", aber in der mir bekannten Alltagssprache geht es immer nur rauf und runter, was mir als Kind so erklärt wurde, dass es eine Verkürzung von "herauf" und "herunter" sei, die eigentlich fälschlich auch für nauf und nunter (diese Formen kenne ich sonst nur aus dem Süddeutschen) verwendet werde.

... dann wisse, dass die formen "nauf" und "nunter" (mir saachng "nuff/noff" un "nunger/nonger" daderfor) auch in den thüringischen mundarten weit verbreitet sind ... nur so reimt sich schließlich "dar hunger dreibds nunger" :D
Toleranz ist vor allem die Erkenntnis, dass es keinen Sinn hat, sich aufzuregen. (Helmut Qualtinger)

Wortklaux

Na ja, Thüringen liegt ja auch schon fast in Süddeutschland, jedenfalls da nahe ran!

Wortklaux

Zu dem Thema fiel mir gerade noch ein, dass man wohl eher nicht sagt:

Wo weißt du das her?

obwohl man doch

Woher weißt du das?
Woher nimmst du das?
Wo nimmst du das her?

sagt. Warum eigentlich?

Berthold

#14
Zitat von: Wortklaux in 2016-05-19, 02:32:22
Zu dem Thema fiel mir gerade noch ein, dass man wohl eher nicht sagt:

Wo weißt du das her?

obwohl man doch

Woher weißt du das?
Woher nimmst du das?
Wo nimmst du das her?

sagt. Warum eigentlich?

Wahschchoyln, weil es zwar "hernehmen" gibt, nicht aber "herwissen". Es gibt auch: "Warum nimmst du das hin?" Keinesfalls aber: "Warum weißt du das hin?"
Nimmst du diese Antwort an - oder weißt du eine bessere an? Welches "kleine Wort" ist überhaupt mit "wissen" zu verbinden?
Na ja, im Peregrinus Syntax fand ich - nur bei Hauptwörtern: Besserwissen (Das weiß er besser geht nachtlur schon.), Gewissen, Mehrwissen (Auch: Sie weiß mehr - was aber wohl noch nicht zu "mehrwissen" zusammenfällt), Nichtwissen, Vielwissen und Vorwissen.

Zurück zu oben: nehmen ist ein potentiell undefindierendes, -diverberierendes, -dividierendes, -perrumpierendes, -rumpierendes,
-diffindierendes oder -sciendierendes Verb, kann also das "woher" auf- oder zerteilen.
wissen hingegen ist ein streng undecoalescierendes Verb, kann also das "woher" nicht  auf- oder zerteilen.

Na, war das eine feine Tiefines? Wert, daß - ich zitiere, z.T., Grillparzern - ein Forscher sich ihr unterwinde.
http://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/Zitate/Grillparzer,%20Franz