Ist Neutsch autologischer als Deutsch?

Begonnen von Homer, 2015-06-30, 13:00:21

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Homer

Autologische oder homologe Wörter sind solche, die die Eigenschaft, die sie bezeichnen, selbst aufweisen, so dass gilt: "A" ist A. Beispiele:

deutsch ist deutsch
dreisilbig ist dreisilbig
pentasyllabisch ist pentasyllabisch
endungslos ist endungslos
achtzehnbuchstabig ist achtzehnbuchstabig
geläufig ist geläufig
lesbar ist lesbar
Substantiv ist ein Substantiv
adjektivisch ist adjektivisch
Dvandva ist ein Dvandva

Mein Verdacht ist nun, dass wir hier im Vergleich zum Standarddeutschen autologischer unterwegs sind:

gestorken ist gestorken – gestärkt ist nicht gestärkt
stottotorten ist stottotorten – gestottert ist nicht gestottert
gezoooomen ist gezoooomen – gezoomt ist nicht gezoomt
verrocken ist (vielleicht) verrocken – verrückt ist (sicher) nicht verrückt
Ein Beispiel für einen Kopfsprung ist "Kopfsprung" (Agricola in seinem Gründungspost zu dem Faden)
Labenz ist ein Labenz

Sicher lassen sich leicht noch mehr Beispiele finden.

Das nur als Ausblick auf eine künftigen Generationen vorbehaltene Erforschung der Sprache der GSV.

Kilian

Wohl wahr! Vor einer knappen Dekade haben wir übrigens Homologie und Heterologie schon mal diskutoren.

Homer

Ach, sieh mal an, alles schon dagewesen. :'(

Kilian

Du hast aber einen interessanten neuen Aspekt eingebracht!

Wortklaux

Es wäre sicherlich anzustreben, das Neutsche möglichst autologisch zu machen. Die Aufgabe, ein autologisches Wort zu bilden, das ,,Versprecher" bedeutet, föhre allerdings auf einen ähnlichen Widerspruch wie die Frage, ob das Wort heterologisch heterologisch (und somit autologisch) oder autologisch (und somit heterologisch) sei. Es sei denn, man föhre im Neutschen für ,,Versprecher" ein dynamisches Wort ein, das sich immer im Augenblick der Aussprache ändert: Es memüsse ein ganz komplurzenes Wort sein, das niemand aussprechen kann, ohne sich zu versprechen, das sich aber in jedem ausgesprochenen Augenblick neu definöre — die ,,korrurgene" Form des Wortes wäre also immer diejenige, in die es durch den letzten Versprecher gebracht wurde.

Homer

Sehr spannend! Das klingt mir ganz nach einem quantenlinguistischen Postulat.