Reader's Digest

Begonnen von Günter Gans, 2006-01-03, 00:35:01

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Fleischers Karsten

Ich entdak heute nachmittag zwei sehr schöne Bücher im Leverkusener Zentralantiquariat.

Täuschende Wörter - Kleines Lexikon der Volksetymologien von Heike Olschansky, erschienen 1999 bei Reclam, ISBN 3-15-018023-6. Sehr schöne Erklärungen zu geläufigen Phrasen wie "Jemanden einen guten Rutsch wünschen", "keinen Pappenstiel wert sein" und zu anderen etymologisch begrondenen Irrtümern: der Braten kommt nicht von braten, verzetteln hat nichts mit einem Zettel zu tun, usw.


Kleines Lexikon untergegangener Wörter von Nabil Osman, erschienen im Verlag C.H. Beck, 4. Auflage von 1983, ISBN 3-406-02889-6. Sehr schöne Sammlung von Worten, die seit dem Ende des 18. Jahrhunderts als ausgestorben gelten. (Ich entdak jedoch manche, die in den 23 Jahren seit Erscheinen des Buches anscheinend wieder aufloben.)
Hierin finden sich Substantive wie Gleiche, Kleine, Rauhe, Schöne, Trockene, die aber aufgrund Homonymie irgendwann zu schlichten -heiten wurden und von uns quasi in ähnlicher Form wiederentwolcken warden.
Karsten

Fleischers Karsten

Es verschlug mich gestern ein weiteres Mal in das Leverkusener Zentralantikwariat.

Ich fand eine Ausgabe von Wustmanns "Sprachdummheiten" aus dem Jahre 1935. Mannmannmann - follkommen durchsotzen mit Nazipropaganda.
Wer von uns hat jetzt welche Ausgabe dieses Werkes? Man memüsse mal einen Vergleich anstellen, wie es sich über die Jahrzehnte entwolcken hat.

Sehr interessant ist auch "Im Dickicht der Sprache" von A.J. Storfer, Verlag Dr. Rolf Passer, Wien, aus dem Jahre 1937. Eine Art Lexikon volksetymologischer Begriffsdauten mit etlichen Abschwiffen (z.B. "Lehnwörter der Weinkultur aus dem Lateinischen"). Zu den beruchtagenen "Fisimatenten" liefert dieses Buch allein vierzehn molge Erklure.
Karsten

Kilian

Zitat von: Fleischers Karsten in 2006-05-16, 20:19:29Wer von uns hat jetzt welche Ausgabe dieses Werkes? Man memüsse mal einen Vergleich anstellen, wie es sich über die Jahrzehnte entwolcken hat.

Ich habe über die UB Zugriff auf die 2. Auflage von 1896.

Konklaburrenz stellt das Buch The Meaning of Tingo dar, das, statt für unbenannte Sachverhalte Ortsnamen heranzuziehen und Definitionen zu erfinden, die Trouvaillen des Briten Adam Jacot de Boinod versammelt, der keine Sprache außer Englisch spricht, aber Wörterbücher von 280 Sprachen gelesen und alle 5-10 Seiten ein Nugget aufgeschrieben hat.

VerbOrg

#18
Als ich in McPom war, las ich ein interessantes Buch, das eigentlich auch im Faden A B C D F G H ... ein gutes Plätzchen gefunden hätte:

Mark Dunn - "Nollops Vermächtnis"

Die Geschichte dieses Briefromans spielt auf einer kleinen Insel vor der Küste der USA.
Mr. Nollop, nach der die Insel benannt ist, hatte seinerzeit das Pangramm

"Keiner schoss fixer als Jung Sybille
das Kaul von Quappe mit der Zwille"
erschaffen.
Dafür hat man ihm auf der Insel ein Denkmal gesetzt, das auch diesen Spruch enthält.

Eines Tages fällt die Buchstabenkachel mit dem "Z".
Auf der Insel wird gerätselt, was dieser Kachelfall zu bedeuten habe. Der Inselrat deutet es so, dass Nollop nicht will, dass der entsprechende Buchstabe weiterhin benutzt wird. Das "Z" wird daraufhin verboten.

Nach und nach fallen weitere Kacheln...

Wer sich für Lipogramme interessiert, dem sei dieses Buch wärmstens ans Herz gelegt.


Ich werde mir jetzt das englische Original besorgen:
"Ella Minnow Pea: A Progressively Lipogrammatic Epistolary Fable"

caru

wo du nur immer die netten büchlein herkriegst  ::)
(\___/)
(>´x´<)
('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

Fleischers Karsten

Danke, Heidi!
Stan Lafleur empfahl mir letztens just dieses Buch, konnte sich aber nur an die Handlung, aber weder an Autor und Titel erinnern.
Karsten

Fleischers Karsten

Als ich vorhin am Antikwariat in Opladen vorbeiging, wunk mich der Inhaber herein - er habe neue Sachen für mich.

Mark Twains The Awful German Language hatte ich bereits im Internet gelesen, dennoch kief ich es mir in Buchform, da auch noch Twains Übersatz des Struwwelpeters unter dem Titel Slovenly Peter mit drin ist. Der Struwwelpeter ist auch auf Deutsch und mit allen Bildern (allerdings farblos) dabei, ebenso eine deutsche Übersatz der Awful Language, die aber naturl dem englischen Original an Humor und Sarkasmus nicht nahe kommen kann. Schick!
Manuscriptum Verlagsbuchhandlung, ISBN: 3-933497-41-8

Wie Berenike auf die Vernissage kam - 77 Wortgeschichten von Klaus Bartels beschreibt sehr amüsant die Herkunft geläufiger Wörter, ähnlich wie A.J. Storfer in seinen Werken Wörter und ihre Schicksale und Im Dickicht der Sprache, ist aber zeitgemäßer (Storfers Bücher sind nun auch schon über 70 Jahre alt).  Zu jedem der 77 Wörter gibt es eine kleine Zinch, die den Artikel einleitet. Sehr schöne Aufmuch im zweifarbigem Druck.
Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, ISBN 3-534-12923-7.
Karsten

Fleischers Karsten

#22
Einige Verläge wiederverlichen zur Zeit alles öffent, was sie in ihren Archiven zum Thema ,,Deutsche Sprache" finden, um im Sick'schen Fahrwasser ein wenig mitschwimmen zu können.

Aus dem Hause Piper liegen mir drei Werke vor:

Wolf-Ulrich Cropp – Das andere Fremdwörter-Lexikon
Das hat schon immer in meinem Bücherschrank gefohlen: ein andersrummes Fremdwörterbuch, in dem man zu deutschen Wörtern passende fremdspralche Äkwivalente findet. Könnte ausführler sein, macht aber dennoch Spaß und hilft beim Klugscheißen.
ISBN 3-492-24459-9

Judith Macheiner – Das grammatische Varieté oder Die Kunst und das Vergnügen deutsche Sätze zu bilden
Der beschwungene Titel täuscht etwas, denn so leicht wie ein Varietébesuch ist dieses Buch nicht Absolv zu ieren. Macheiner setzt fundorene Grammatikkenntnisse voraus und bietet keinerlei Nachhilfe. Für Grammatikprofis wie uns ist das Buch jedoch sehr interessant. Anhand ausgewahlener Beispielsätze von Kafka, Brecht, Frisch etc. iert die Autorin Demonstr, welch erstaulne Dinge mit unserer Sprache durch nur leichte Modifizur molg sind. Besonders gefiel mir das Kapitel über den Konjuktiv.
ISBN 3-492-24462-9

Wolf Schneider – Deutsch für Kenner
Wieder so ein Buch in der Tradition der Wustmann'schen Sprachdummheiten. Wieder einmal wird über Journalistendeutsch, insbesondere das des Spiegels, und Fachjargon, Fremdwörterüberfluss usw. gewartten. Besonders originell ist das nicht, zumal das Buch seine Herkunft aus den späten 1980er Jahren nicht verleugnen kann und viele Dinge schon überholen wirken. Die Sulmm ,,Meisterwerke der Prosa" im Anhang mit Werken von Kafka, Benn, Büchner usw. wertet es jedoch auf.
ISBN 3-492-24461-0
Karsten

Agricola

Zitat von: Fleischers Karsten in 2006-08-20, 01:13:19
Einige Verläge wiederverlichen zur Zeit alles öffent ...
statt "wiederverlichen öffent" schlüge ich die inhaltlich präzisere Form "verwiderlichen äffend" vor.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Kilian

Ich freu mich schon auf deinen Bycherruxak bei der PerVers. Das könnte ein wüstes Gerangel geben! :D

MrMagoo

#25
Zitat von: Fleischers Karsten in 2006-05-16, 20:19:29
Ich fand eine Ausgabe von Wustmanns "Sprachdummheiten" aus dem Jahre 1935. Mannmannmann - follkommen durchsotzen mit Nazipropaganda.
Wer von uns hat jetzt welche Ausgabe dieses Werkes? Man memüsse mal einen Vergleich anstellen, wie es sich über die Jahrzehnte entwolcken hat.


Von Gustav Wustmanns "Allerhand Sprachdummheiten" habe ich die
1. Auflage (1891),
die 2., verbesserte und vermehrte Auflage (1896),
die 3., verbesserte und vermehrte Auflage (1903).

Diese sind alle von Gustav Wustmann selbst geschrieben und überarbeitet worden.

Aus dem Vorwort der 5. Auflage weiß ich, daß Gustav Wustmann am 22. Dezember 1910 gestorben ist.

Die 5. Auflage (1911) wurde bearbeitet von Gustav Wustmanns Sohn, Rudolf Wustmann, der allerdings schon 1916 verstarb, sodaß die folgenden Überarbeitungen nicht mehr innerhalb der Familie Wustmann stattfanden, sondern von verschiedenen Lektoren übernommen worden sind, die teilweise den Inhalt drastisch umgeändert haben. Von diesen "neueren" Auflagen habe ich noch

die 8. Auflage (1920), bearbeitet von Rudolf Blümel,
die 9., verbesserte Auflage (1923), bearbeitet von Herbert Stubenrauch, und
die 10., vollständig erneuerte Auflage (1935) von Werner Schulze.

Alles in allem kann man zunächst mal sagen, daß der äußerst kritische und sehr emotional-impulsive Sprachstil Gustav Wustmanns von Auflage zu Auflage schwindet.
Es ist zu herrlich, wie er sich teilweise wirklich heftigst über "Sprachfehler" aufregt - man kann ihn sich beinahe vorstellen, wie er mit rauchendem, feuerrotem Kopf in seinem Arbeitszimmer steht und am liebsten die Wände einschlagen möchte.
Ich suche bei Gelegenheit mal einige schöne Zitate heraus.

Je weiter man zu den "neuren" Ausgaben kommt, desto mehr schwindet diese Ausdrucksweise; sprachliche "Fehler", die Gustav Wustmann mißbilligt (z.B. die Deklination von "jemand" im Dativ und Akkusativ als "jemandem" und "jemanden"), werden in den darauffolgenden Auflagen als hilfreiche Bildungen abgesegnet.

Die Auflage von 1935 ist, wie Karsten schon sagte, sehr nazifiziert; der "de-Gruyter-Verlag", der das Buch zu jener Zeit herausbrachte, scheint wohl recht munter gewesen zu sein bei solcherlei Umbearbeitungen: Ich habe das Büchlein "Deutsche Grammatik" aus der Sammlung Göschen, welches auch ähnliche Textveränderungen aufweist...

Gruß
-MrMagoo
Wâ mag ich mich nu vinden? wâ mac ich mich nu suochen, wâ? nu bin ich hie und bin ouch dâ und enbin doch weder dâ noch hie. wer wart ouch sus verirret ie? wer wart ie sus zerteilet mê?
(Gottfried von Straßburg)

Fleischers Karsten

Der letztwolchene Kurztripp nach Berlin beschor mir einige sehr schöne Bücher für gans billig Geld: In dem Antikwariat in der Niederbarnimstraße in Friedrichshain kostet jedes Buch nur 2,50 Euronen, ab 3 Stück nur 2,- Euronen. Es sind schon einige wirlke Schätzchen dort zu finden.

Zwei hab' ich schon gelesen, zwei andere gab ich erst einmal in Restaurur, ein anderes liegt noch auffem Stapel.

Die, die ich bereits las, sind:

Friedrich Kluge "Unser Deutsch", 3. Auflage von 1914, Verlag von Quelle & Meyer, Leipzig.
Neun Aufsätze und Vorträge des Altmeisters vereinigt dieses Bändchen: "Die Kulturwerte der deutschen Sprache", "Die sprachliche Stellung der Germanen", "Das Christentum und die deutsche Sprache", "Die Entstehung unserer Schriftsprache", "Unsere Geheimsprachen", "Studentensprache", "Seemannssprache", "Weidmannssprache" und "Spracheinheit und Sprachreinigung". Abgerunden wird dieses außerordelnt informative Werk durch ein umfangreiches Wortverzeichnis.

Ernst Wasserzieher hat bei Kluge studoren, und diesen Einfluss merkt man auch deult in seinem "Bilderbuch der deutschen Sprache", 1921, Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung. Das Buch ist wie Kluges "Unser Deutsch" eine Sammlung von Aufsätzen, die sich thematisch teilweise überschneiden. Unter anderem wird die Herkunft deutscher Vor- und Familiennamen, sowie Ortsnamen erkluren. Sprachkritik darf auch nicht fehlen, Wasserzieher referiert - wie so viele - über schlechtes Deutsch, überflüssige Fremdwörter und Zeitungsjargon. Im zweiten und dritten Teil des Buches werden elte deutsche Worte, Orts- und Vornamen erkloren. Sehr gut und kurzweilig zu lesen!
Karsten

Fleischers Karsten

#27
Vitus B. Dröscher hinterfragt in "Sie turteln wie die Tauben" Redensarten, in denen Tiernamen vorkommen. Was verbirgt sich hinter dem Frechdachs, dem Elefanten im Porzellanladen, den Krokodilstränen? Viele dieser Redensarten werden als Irrtum entlarvt, so sind die Rabeneltern in Wirlk sehr fürsorlg. Ein amüsantes Buch mit lustigen Zinchen von Marunde.
Verlag Rasch und Röhring, ISBN 3-89136-213-7
(Vielen Dank an Nicole für dieses Buch)
Karsten

Fleischers Karsten

Zitat von: Kilian in 2006-08-22, 21:43:42
Ich freu mich schon auf deinen Bycherruxak bei der PerVers. Das könnte ein wüstes Gerangel geben! :D

Jo, ich hab' gans schön fiel neues Zoix angesolmmen und werde wohl deshalb auch eher mit einem unseren automobilisoren Sallen fahren... will ja nicht mit meinem Bücherschrank von Gleis zu Gleis an diversen Bahnhöfen hetzen.
Karsten

Stollentroll

Wir werden schon allet ins Auto kriegen. Nix is unmöglich  ;)
3 Dinge sagen immer die Wahrheit : Kinder, Besoffene und Leggings.