Tmesis für Fortgeschrittene

Begonnen von Kilian, 2006-01-18, 21:07:02

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Bertl

Damit Du eine Freude hast: Bezeichnungen, nicht "Bezeichnugen"

Bertl

"Kiliansche Auflautregeln"
Mit den Korrekturen meiner selbst werde ich mich wohl nie bessern.

Prinzengarde

Zitat von: Bertl in 2006-01-19, 21:42:23Prösterchen, Hellau und Allaaf!


Helau und Alaaf - je mit nur einem 'l' bitte, soviel Korrukt muß sein.


Ku

Zitat von: Bertl in 2006-01-19, 21:42:23
Wenn Du nun davon nichts verstanden hast, dann kann ich Dir nicht helfen. Dann mach Dir zu Fulda eine Mords Gaudi! Prösterchen, Hellau und Allaaf!
Ich habs doch jetzt (wenn auch mühsam) verstanden.
Was ich wiederum nicht verstehe, ist der giftige Hinweis auf Saufen und Karneval, dem ich beidem nicht hold bin. Kann man sich mit Dir nicht mal normal unterhalten?  

Fleischers Karsten

Gestern kam mir noch ein Verb unter, welches sehr schön mit der Konsonantenerwiech-Tmesis harmoniert:

virtualisieren -> dualisiert vird
Karsten

Fleischers Karsten

Aus dem gestern vorstgeollenen Konzept der Tmesis mit Konsonantenerwiech (Bertl, ällt dir dafür eine schicke lateinische Beziench fein? Mein Latrinum ist so lange her und ward auch nur mit Mühen und Nöten bestanden.) entwalck ich dann eine weitere Methode zur Stark, welche ich vorlauf mal als Dekantationsmethode bezinche.

Hier wird bei der Konjugutz das Verb langsam von einer Seite auf die andere umgegossen, also dekantoren, bis im Partizip II alles wieder eine Iene bildet. Ich veriche dies mal am Beispiel des Verbs dekantieren selbst deult:

dekantieren
gantiert deg
tor dekan
döre dekand
iere dekant
dekantoren


Weitere Beispiele:

implantieren
blantiert imb
tor implan
döre impland
iere implant
implantoren

implizieren
bliziert imb
zor impli
söre implid
iere impliz
implizoren

extrapolieren
strapoliert eg
polor extra
bolöre extrab
iere extrapol
extrapoloren

kapitulieren
bituliert kab
dulor kapid
ulöre kapit
iere kapitul
kapituloren


Andere Verben sind wiederum weniger geiegnen:

praktizieren
gtiziert prag
dizor prakd
söre praktid
iere praktiz
praktizoren
Karsten

Fleischers Karsten

Hier noch ein weiteres Verb mit konjugorenem Pseudikel: veröffentlichen.

Schön ist hierbei, dass im Präteritum der Verlach aufgetaucht, den man ja benötigt, wenn man etwas veröffentlichen möchte, sowie auch das Verlachen, was die Lektoren im Verlag wahrscheiln mit Werken tun, die sie nicht veröffentlichen. Das ganze töffen/tuffen/tüffen Gedönz verleiht dem ganzen einen zusätzlichen spöttischen Charakter. Es hat also viel von dem Bertlschen recessus narrativus, (ich zitiere Bertl) jenem zum Erzählen anregenden Hintergrund, der schwierige Formen stärkt.

veröffentlichen

Ind. Präs.

1. Sg.: verliche töffe
2. Sg.: verlichst töffst
3. Sg.: verlicht töfft

1. + 3. Pl.: verlichen töffen
2. Pl.: verlicht töfft

Ind. Prät.

1. + 3. Sg.: verlach tuff
2. Sg.: verlachst tuffst

1. + 3. Pl.: verlachen tuffen
2. Pl.: verlacht tufft

Konj. I Präs.

1. + 3. Sg.: verliche töffe
2. Sg.: verlichest töffest

1. + 3. Pl.: verlichen töffen
2. Pl.: verlichet töffet

Konj. II Präs.

1. + 3. Sg.: verläche tüffe
2. Sg.: verlächest tüffest

1. + 3. Pl.: verlächen tüffen
2. Pl.: verlächet tüffet

Imp.

verlich töff

verlichen töffen wir/Sie
verlicht töfft

Part. I/II

töffend verlichend
getoffen verlochen
Karsten

Bertl

Zitat von: Fleischers Karsten in 2006-01-19, 13:02:59
Bertl entwalck noch zwei andere gar putzige Varianten, die er aber vielleicht besser selbst erklüre...
Na schön, lieber Karsten, da Du mir das Bällchen zuspolst, mache ich halt einfach mein Schreiben von Letztens (leicht gekorzen) zu einem öffentlichen. - Mir fiel freilich noch ein brandneuer Zusatz ein. Eigentlich ein wenig mehr als ein bloßer Zusatz.

Lieber Karsten! – Lieber Kilian!

Die Sache mit ,,uraufführen", nämlich dabei eine hervorgehobene ,,Pseudikel" partiell wie ein Verb zu behandeln und daher teilweise zu konjugieren, ist etwas Neues, dem ich wirklich zustimme! Deine Formen haben auch – über die Rührung des Publikums (Verbum rühren schimmert durch) und über die Röhre, in die etwa jene glotzen, die keine Karten mehr erhielten – sehr viel von dem, was ich ,,recessus narrativus" bezienche: jenen zum Erzählen anregenden Hintergrund, der schwierige Formen stärkt.
Die ,,Pseudikel" nur partiell zu konjugieren geht natürlich auch, aber selbst eine vollständige Konjugutz erschiene mir möglich. Denn warum kekönne nicht jemand, auf das Ensemble bezogen, sagen, ,,Sie urohren heute Abend die Tragödie ,Der bescheidene Pfau' foffen", wenn Theaterdirektor K. Fleischhacker dieses Stück fauft (oder gar fäuft) urohrt? Warum kekönne es nicht auch ,,gefoffen gëurohren" heißen? - Das schlüge wieder einmal einer jener tief sitzenden Regeln, an die sich jeder hält, ins fade Gesicht (,,G'frieß"): ,,Pseudikeln" seien natürlich nie zu konjugieren.

Weil mir sowas lang durch den Kopf geht, hätte ich noch zwei Varianten dazuzufügen, eine milde und eine härtere. Dies alles nicht, um Deine Idee, lieber Karsten, zu verwässern, um mein Geplauder schriftlich vor Augen zu haben, oder zu allzu vielem meinen eigenen Senf dazuzugeben (,,Si panis (,) sinapis"), sondern um der Sache willen. Ich war in solchen Fällen die Nacht oder den Morgen zuvor Medium und kann einfach nicht anders:

Bei A), der milden Variante, käme es zu etwas, was ich liberatio (oder exsectio/excisio) partis verbi captae nönne – die Befreiung (das Herausschneiden) eines gefangenen Verbteiles. (Aberwitzige Termini sesöllen schon dazugehören.)
Der recessus narrativus wäre in diesem Fall ein anderer als in Deiner Variante, bezöge sich etwa auf das kämpferische Hickhack während der Proben für ein neues Stück, auch darauf, daß sich die Leute um Karten nahezu schlagen kekünnen:

uführt rauft (oder sogar u. räuft)(weil im Verb ,,rauf[en]" drinsteckt – und ich ja nicht nur einen Schnitt nach hinten, sondern auch nach vorne machen kann/kekünne. Retrosectur (für einen Schnitt nach hinten) ginge als Terminus schon, Prosectur (für einen nach vorne) leider nicht; aber vielleicht Retro- und Procision) – ufohr roff – uföhre röffe – uführe rauf (Imp. 2.P., Sg.) – geroffen gëufohren
(,,raufen", wie erwohnen, konsequent durchkonjugoren)

B) Die harte Variante (aus A) entwulcken) trüge noch das Ohr oder die Ohren (der Zuhörer – Zuschauer) so wie ihr bewunderndes oder ablehnendes ,,UF[F]!" in den recessus narrativus hinein. ,,u." wird hier als extremes Verbum tripartitum betrachten. Das herausgeschnittene zweite ,,f" schließt sich dabei dem ,,u" an:

ührt rauft (bzw. räuft) uf – ohr roff uf – öhre röffe uf (,,Wenn wir nur endlich hüren oder läsen, sie öhren ,,Der Tanz der Mörderzuckmücke" röffen uf!) – ühre rauf uf (Lieber Prinzipal, ühre endlich ,,Salome im Siechenheim" rauf, dieses Rührstück uf!) – geroffen ufgëohren

Irgendwo, irgendwie und irgendwann vielleicht auch zu vermerken

Herzlichst!
Der Berthold

 
ZUSATZ vom 20. 1. 2006:

Aber, Herrjegerl, wo soll das enden? Denn freilich ließen sich aus abgetronnenen Pseudikeln auch andere Wortklassen herauslesen als lediglich Verben.
Das Verb ,,(sich) mausern" sieht bescheiden aus. Zunächst ließe es sich in maus und ern trennen. ,Auch schon was!', dächte man vorschnell.
Das Verb ,,ern" erärnne in vielen Formen an ,,tschern" in ,,zwitschern"*. ,,ern" bedöte etwa ,,die Federn ernten", oder auch ,,zu neuen Ehren gelangen".
Die Pseudikel[n] verhielte[n] sich recht lieb. Sie kekünne[n] nämlich, zum einen, Gesetzmäßeiche von Substantiven aufweisen (Subst. Singular und Plural, Pl. z.T. mit Umlaut), zu denen die Pseudikeln auch durchwegs Tautonyme** sind (d.h. genau gleiche Wörter, die sich aber nur auf einige grammatikalische Formen – oder nur auf eine - beziehen). Zum anderen wären auch Regeln der Konjugation, also von Verben, wirksam: etwa Ablaut eines starken Verbs. Im Imperativ ziegen, in unserem Beispiel, die Pseudikeln, der Drunglach eines Befehls entsprechend, am Ende (alveo-)dentale Verhärtte. Sie bäldten Tautonyme zu Formen des Modalverbs ,,müssen".

Also:
(sich) mausern
Praesens: Sg.: ich er maus, du irst meise, er/sie/es irt meise; Pl.: wir/sie ern mäuse, ihr ert mäuse. Konj.1 (ere m., erest m.)  mit den gleichen Pseudikeln wie die entspr. Formen des Indikativs  
Imperative: ir musst, ert müsst
Prät.: orr moos, orren moose
Konj.2: Sg.: örre ...
Da durch dieses Forum bisweilen ein zimperlicher Geist weht, darf ich die Pseudikel, die sprachgesetzlich klar auf der Hand läge, nicht einmal hinschreiben! Ein solcher Geist kekünne nämlich irrigerweise selbst eine grammatikalische Form als obszön oder sexistisch auffassen. - Doch immerhin war ich, in Wort und Tat, Ehrenmitglied der Frauengruppe unseres StudentInnenheimes.
Pl: örren ...n – oder, entschorfen ...r [Wie im Plural einer oberdeutschen Form für Moor: das Moos, die Möser]
P.P.P.: mus gëurn

* Das erste neue Starkverb, das mir für diese Gesellschaft eingefallen war.
** Der Ausdruck entstammt dem Werk: ,,Internationale Regeln für die zoologische Nomenklatur"




Bertl

Zitat von: Prinzengarde in 2006-01-19, 22:00:06
Zitat von: Bertl in 2006-01-19, 21:42:23Prösterchen, Hellau und Allaaf!
Helau und Alaaf - je mit nur einem 'l' bitte, soviel Korrukt muß sein.
Nun denn: Helau und Alaaf! Ich füge noch hinzu - und Frau Dr. Gabi Schaunig möge mir verzeihen: Leilei!

Fleischers Karsten

Zitat von: Bertl in 2006-01-20, 11:51:34
Konj.2: Sg.: örre ...
Da durch dieses Forum bisweilen ein zimperlicher Geist weht, darf ich die Pseudikel, die sprachgesetzlich klar auf der Hand läge, nicht einmal hinschreiben! Ein solcher Geist kekünne nämlich irrigerweise selbst eine grammatikalische Form als obszön oder sexistisch auffassen.

"Pfui", rufe ich!

Pfuirufeich -> Puirufeik -> Purifikation
;)
Karsten

Fleischers Karsten

Zitat von: Bertl in 2006-01-20, 11:51:34
(sich) mausern
Praesens: Sg.: ich er maus, du irst meise, er/sie/es irt meise; Pl.: wir/sie ern mäuse, ihr ert mäuse. Konj.1 (ere m., erest m.)  mit den gleichen Pseudikeln wie die entspr. Formen des Indikativs  
Imperative: ir musst, ert müsst
Prät.: orr moos, orren moose
Konj.2: Sg.: örre ...
Pl: örren ...n – oder, entschorfen ...r [Wie im Plural einer oberdeutschen Form für Moor: das Moos, die Möser]
P.P.P.: mus gëurn

Ich uch es mal mit "hadern" vers:

ich er had, du irst hasd, er/sie/es irt had
wir/sie ern hade, ihr ert hade
ir hassd, ert hüssd
orr hode, orren hoden (ups...)
örre höde
örren höden
hod gëurn
Karsten

Bertl

Zitat von: Bertl in 2006-01-20, 11:51:34
[Zu (sich) mausern]
(...) Substantive[n] ... , zu denen die Pseudikeln auch durchwegs Tautonyme sind (...)  
Winzige Selbstkorrektur: nicht "durchwegs"; bei den Imperativen wären sie, wie vorhin geschrieben, Tautonyme zu Formen des Modalverbs "müssen".

Bertl

Zitat von: Ku in 2006-01-19, 22:20:37
Was ich wiederum nicht verstehe, ist der giftige Hinweis auf Saufen und Karneval, dem ich beidem nicht hold bin. Kann man sich mit Dir nicht mal normal unterhalten?  
Normal? In DIESEM FORUM? - Das mit Nix Saufen und Nix Karneval, das erfroh mich zu hören. - Noch ganz kurz zu meinem vorigen Schreiben - da ich meinen Grant von gestern überschlafen habe: Denke ja nicht, ich sei an meiner Arbeitsstätte nicht von sehr vielen, ganz, gaanz lieben KollegInnen umgeben!  

Fleischers Karsten

Zitat von: Bertl in 2006-01-20, 13:00:15
Das mit Nix Saufen und Nix Karneval, das erfroh mich zu hören.

Bertl! Nix saufen?
Wenn ich ents mich recht inne, sprachest du an dem Opladen-Abend dem Birnen-Glühwein unseres Chefkoches Raphael auch sehr zu...

Apropos Opladen: Du ießt einen bleibenden Eindruck hinterl. Ich werde immer wieder mal nach "dem Wiener" gefragt. Nach Kilian und der GSV i.A. natürlich auch.
Karsten

Bertl

Zitat von: Fleischers Karsten in 2006-01-20, 13:22:20
Bertl! Nix saufen?
Wenn ich ents mich recht inne, sprachest du an dem Opladen-Abend dem Birnen-Glühwein unseres Chefkoches Raphael auch sehr zu...
War aber meine Halbjahresration.