Tmesis für Fortgeschrittene

Begonnen von Kilian, 2006-01-18, 21:07:02

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Ezilopp

Stilistisch gesehen wäre meines Erachtens das zweite "hin" samt dem "ab" superfluum.

Bertl

Zitat von: Ezilopp in 2006-01-30, 16:44:25
Stilistisch gesehen wäre meines Erachtens das zweite "hin" samt dem "ab" superfluum.
Hast auch Recht! - - oder? - Mir schoss es noch einmal ein, daß es dort hinabgehen müsse. Aber das weiß man eh schon.
Doch: "Er sitzt dort, wo kein anderer hingelangt." Weil er, z.B., gar nicht "von dieser Welt ist". Das geht schon auch. Und wenn das geht, dann gilt wohl auch: Er hockt dort, wo kein Lied hinabdringt/-dränge. - Er sitzt dort, wo kein Sonnenstrahl hindringt ... Aber nicht nur hin, hinab schon auch. Vielleicht besser: "Er sitzt dort unten, wo kein Sonnenstrahl hindringt." Das ist aber, vereinfacht, das, was ich geschrieben habe.  
Jetzt weiß ich, was mir an "Er sitzt dort, wohin kein Lied dringt."  nicht so gut gefällt. Der Anschluß "Jemand ist dort, wohin ich nicht komme" kommt mir viel seltsamer vor als "Jemand ist dort, wo ich nicht hinkomme."
Nein, ich glaube, Du hast in diesem Fall doch nicht Recht. - Nicht ganz Recht wenigstens: Teilweise Recht hast Du wohl schon, weil das "ab" vielleicht wirklich überflüssig ist. Vielleicht...  
Und "herab..."? - Nein, ich brauche es einfach wirklich nicht von der Warte eines in der Tiefe Hockenden [/mehrerer i. d. T. Hockender] aus zu betrachten, der ja in diesem Satz nur Wahngestalt ist. Das Protestlied dagegen, das gibt's wirklich.  
 

Bertl

Das "-ab-" ist wohl wirklich überflüssig.

Bertl

"... dort, wo kein Protestlied hin[ab]dränge"
Nach der 'Überschluf' noch ein paar Wörtlein dazu:
Ich glaube, das 'ab' wird als überflüssig empfunden, weil sozusagen eine Tmesis von 'wohin' vorliegt - 'wo... hin-dränge'. Dann aber bliebe das Verb 'abdränge[n]' übrig, und das ist hier weder gemeint noch gemienen.
Allerdings wäre ein 'wohinab' wohl nicht ganz falsch, finde ich da im Duden-Oxford doch auch 'wohinein'(!), 'wohinter' und 'worein'; 'wohingegen' sowieso. - Dann dedürfe das 'ab' bleiben, mit einem Patzerl Zweifels.    

Fleischers Karsten

#79
Ich habe ein - leider fiktives - Verb gefunden, anhand dessen eigelnt jedem die Tmesis mit konjugorenen Pseudikeln klar werden sollte.

Am Sonntag sah ich im Fernsehen einen Dompteur, der seine Elefanten... Hm... tja, was übt ein Dompteur eigentlich für eine Tatik aus?
Analog zu Friseur -> frisieren kommt man naturl schnell auf domptieren.

Dass da die Tiere sich in diesem Verb tummeln, freut den Tmetiker. Flugs greift er sich sein Fleischerbeilchen und hackt es in zwei Teile:
domp und tieren.

Jedem dedürfe es nun in den Fingern jucken, domp als den Hauptverbteil bezuhandeln und die Tiere vielleicht sogar gegen die Elefanten (oder welche Tiere auch immer) tausch zu ausen: Er dompt Elefanten.
Doch halt (der Tmetiker hebt warnend seinen Zeigefinger): Tieren ist ein wichtiger Bestandteil unseres Verbums, stellt es doch schließl seine originale And dar. Und nach den üblichen Regeln der Tmesis wird eher vorne etwas abgetronnen und der verb-leibende, hintere Teil wird konjugoren!

Also liegt auf der Hand, das hier beide Teile eine Baug erfahren müssen. Tieren zu konjugieren ist selbst für unerfahrene Verbenstärker eine Liecht, und domp beuge man nach dem Schema dompt - domb - dömbe - gedomben oder ähnlich.

So, und nun biere das jeder für sich selber pro...
Karsten

Bertl

Ein kleines
RÄTSEL
- den Freundinnen und Freunden dieses Fadens gewomden
:
Ter Bruder des Priefträgers und tie Vreundin meines Pruders haben an diesem bitter kalten Tag im März kemeinsam eine bischöflich parocke Stadt pereist: Fulda.

Frage: Worauf - außer auf die heurige/diesjährige PerVers - wird im obigen Satze angespolen?  



Fleischers Karsten

Auf den Reichstag Barbarossas am 22. März 1157 in Fulda?
Karsten

Bertl

Zitat von: Fleischers Karsten in 2006-02-02, 11:49:57
Auf den Reichstag Barbarossas am 22. März 1157 in Fulda?
Nein. Fulda habe ich nur wegen der PerVers verwonden. Der Ort, um den es am Rande auch gehen kekünne, liegt nicht in Deutschland. Da kam sogar einer übers Meer... Es geht auch um keine trockene historische Begebenheit. Eine Prise Witzes liegt da, bei aller Trockenheit, schon drin.

Ein Hinweis wäre vielleicht: Ich hätte diese Frage eher von MrMagoo erwurten als von mir. Nur stieß ich gestern beim Lesen drauf.


Fleischers Karsten

Zitat von: Bertl in 2006-02-02, 10:48:17
Ter Bruder des Priefträgers und tie Vreundin meines Pruders haben an diesem bitter kalten Tag im März kemeinsam eine bischöflich parocke Stadt pereist: Fulda.

Sesölle es vielleicht heißen:
Ter Pruder tes Priefträkers und tie Vreundin meines Pruders hapen an tiesem pitter kalten Tak im März kemeinsam eine pischöflich parocke Stadt pereist: Vulta.

Oder waren die ein eingestruhenen Bs, Ds und Gs absbeochtogen?
Karsten

Bertl

Zitat von: Fleischers Karsten in 2006-02-02, 12:31:40
Zitat von: Bertl in 2006-02-02, 10:48:17
Ter Bruder des Priefträgers und tie Vreundin meines Pruders haben an diesem bitter kalten Tag im März kemeinsam eine bischöflich parocke Stadt pereist: Fulda.

Sesölle es vielleicht heißen:
Ter Pruder tes Priefträkers und tie Vreundin meines Pruders hapen an tiesem pitter kalten Tak im März kemeinsam eine pischöflich parocke Stadt pereist: Vulta.
Nein, da steckt eine andere Logik dahinter.
Denkst Du, ich hätte mich nicht selber bald korrigoren, wenn ich nicht wewullen hätte, daß das genau SO dort steht, wie ich es geschrieben habe?
Natürlich kekönne mir im Satz mancher Fehler unterlaufen sein - von dem ich allerdings bis jetzt noch nichts weiß.  

Kilian

Ganz ohne Bezug zu uns kommt auch Gisbert Haefs' Ein Feuerwerk für Matzbach nicht aus. Auf Seite 80 der 2003 erschienenen Taschenbuchausgabe gelingt dem Protagonisten fast eine P3: "Übrigens bin ich einbedruckt, was deine Kopfrechnerei angeht."

Fleischers Karsten

#86
So, nach fast zwei Jahren nehme ich diesen Faden mal wieder auf.

Ihr wisset, dass ihr gefahrles Territorium betretet!

Ich mag noch mal darauf zurückkommen auf ein Thema was der Bertl angerogen hat, nämlich dass abgetronnene Pseudikel substantivische Eiganschen haben kekünnen.

Als Beispül nehme ich mal ein recht einfaches Verb: laubsägen

Ganz schnöde Tmesis erlaubt mir zu sagen: Ich säge laub.

Das Pseudikel Laub kann nunmehr substantivistisch aufgefassen werden und wird begleitend deklinoren, das heißt, der Numerus bei der primären Konjugation wird mitgezogen:

Ich säge laub
Du sägst laub
Er/sie/es sägt laub


Aber dann, im Plural:

Wir sägen läuber
Ihr sägt läuber
Sie sägen läuber


Jetzt aber zu etwas klompizorenerem: Laub hat im Neutschen einen diminutiven Singular: Lab (was meint: ein einzelnes Blatt)

Dies böte die harrle Molg an, per Tmesis, substantivorenem Pseudikel und Anwand des DimSings einen Diminutiv zu bilden:

Ich säge lab
Du sägst lab
Er/sie/es sägt lab


Plural:

Wir sägen labe
Ihr sägt labe
Sie sägen labe


Bedeutet dann soviel wie: nur n'bischel an einem einzelnen Ding rumsägen.

Ich hätte vielleicht besser staubsaugen als Beispiel benutzen sollen, weil der Bertl andiot, dass dies bei ihm kaum effektiv seie und ich ebendies auch von mir weis' - äh - weiß.

Weitere Beispüle:

kettenrauchen

Ich rauche kette - Wir rauchen ketten

Diminutiv:

Ich rauche katt - Wir rauchen katte
(Heute mal nur zwei Schachteln am Tag)

rasenmähen

Ich mähe rasen - Wir mähen rasen

Diminituv:

Ich mähe ras - Wir mähen rase
(Ach Jott, zwei Grashälmchen tun's auch, verschieben wir den Rest auf morgen.)
Karsten

Kilian

Trefflich! Oder man fasst die Pseudikel verbal auf, dann kann man so diminuieren:

Ich mähe kriech - Wir mähen krieche
Ich rauche bind - Wir rauchen binden
Ich halte schätz - Wir halten schätzen (das ist schon ziemlich weit hergeholen, v. wg. maßhalten -> hält mess, und schätzen ist eine degenerorene Form von messen, daher...)

Oder so steigern:

Ich sauge bröckel - Wir saugen bröckeln

Fleischers Karsten

Auch nicht schlecht! Ich muss zugeben, dass ich erst mal etwas verworren war...
Karsten