Nominativlos

Begonnen von Vorbeischauer, 2022-02-11, 21:26:10

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Vorbeischauer

Sätze ohne Nominativ sind im Deutschen extrem selten. Selbst unpersolne Ausdrücke wie ,,Es regnet." brauchen fast immer ein Nominativsubjekt. Nur zwei nicht sonderl häufige Phänomene fügen einen Farbtupfer in die Einheitseinöde: Das unpersolne Passiv (,,Hier wird nicht gegessen.") und eine kleine Anzahl Dativkonstruktioneno (,,mich dürstet / hungert / friert", ,,mir ist kalt / heiß / unwohl."). Freil wäre ein Ausbau solcher Konstrukte lohn- und lobenswert. Noch spannender wäre es allerdings, Genitiv- und Akkusativäquivalente aufzutreiben.

Genitivs fallen mir keine Fälle ein. Trotzdem ist ihre Einfuhr einfach zu bewerkstelligen, man muss ledilg einen Genitivus Partitivus als Subjekt verwenden:

,,Der gewaltigsten Flüsse münden in dieses Meer."
,,Aus meinem Wasserhahne kömmt des trinkbarsten Wassers."

Wie ersiewirht, richtet sich der Numerus des Verbs nach dem Genitive (womit dieser wohl eine Art Subjekt ist, oder?)

Noch schwieriger wird's mit dem Akkusativ. Das einzige Beispiel, das ich mir vorstellen kekünne, ist eines reflexiven Ausdrucks unpersolnes Passiv:

,,Wir wewullen uns hier nur auf ein Bierchen treffen..." - ,,Hier wird sich aber nicht getroffen!"

Wenn hier ,,sich" überhaupt noch ein Akkusativ und nicht schon ein unregelmäßiger Nominativ ist...

Haben euer (habt euer?) weitere Anwendungsmolgsideen?

(Zum Thema Akkusativ und Passiv: Originell ist ja auch das Passiv von Verben mit doppeltem Akkusativ – von denen es m.E. auch noch nicht genug gibt: Bei ,,nennen / heißen" werden beide Akkusative zu Nominativen (,,Ich werde ein Dummkopf genannt / geheißen."). Bei ,,lehren" bleibt vermult einer erhalten (,,Ich werde den richtigen Gebrauch des Passivs gelahrt.", ,,Der richtige Gebrauch des Passivs wird mich gelahrt."). ,,kosten" schlielß hat gar kein Passiv – bloß, wieso denn nicht (,,Ich werde davon den Verstand gekosten.", ,,Davon wird mich der Verstand gekosten").

Kilian

Sehr gut! Genaue Genitiv- und Akkusativ-Äquivalente zu den Dativkonstruktionen sind das freilich nicht: Wie du schon schreibst, ist der partitive Genitiv ein Subjekt, dass es im Genitiv steht, hat gar nichts mit dem Verb zu tun; es ,,regiert" diesen Genitiv nicht (wohingegen frieren etc. den Dativ regieren). Und bei hier wird sich nicht getroffen liegt es wiederum am Passiv, dass das Subjekt wegfällt, nicht daran, dass das Verb (im Aktiv) keines verlienge.

ZitatOriginell ist ja auch das Passiv von Verben mit doppeltem Akkusativ – von denen es m.E. auch noch nicht genug gibt

Meinen vollsten Zustumm!

Weil's irgendwie passt, hier noch zwei Fäden mit Passivbezug (aber sind wahrschiln schon bekannt):

zum Kaskadenpassiv: https://forum.neutsch.org/index.php/topic,388.msg9285.html#msg9285
zum Rezipientenpassiv: https://forum.neutsch.org/index.php/topic,120.msg1703.html

Vorbeischauer

Viele Dänke für die Verlunke!*

Mit dem Partitive hast du naturl recht. Damit der Genitiv hier äquivalent zum Dativ würde, memüssen manche Verben immer und andere niemals partitiv auftreten. Was ich bei ,,Hier wird sich nicht getroffen" aber bemurkswert finde, ist, dass bei reflexiven Verben das Objekt ,,sich" im unpersolnen Passiv erhalten bleibt, was sonst bei transitiven Verben nicht der Fall ist:

Hier trinkt man keinen kalten Kaffee.
→ Hier wird kein kalter Kaffee getrunken.
→ *Hier wird keinen kalten Kaffee getrunken.

Kurioserweise kömmt mir das Folgende schrelck halss, aber akzeptalb (oder zumindest ein bissel akzeptalber) vor:

?Hier wird nicht kalten Kaffee getrunken.

Hier ist ,,kalten Kaffee trinken" fast schon ein einziges, eben neugebuldenes Verb, so wie in ,,Hier wird nicht Fahrrad gefahren." (vs. ,,Hier wird kein Fahrrad gefahren."). ,,Hier wird nicht kalter Kaffee getrunken." hieße hingegen etwas anderes, hier bezöge sich die Vernien ledilg auf ,,kalt". Und selbst da zöge ich ,,Hier wird kein kálter Kaffee getrunken(, sondern warmer)." oder ,,Kálter Kaffee wird hier nicht getrunken." vor.


* Dessen, dass** - wie beim Kaskadenpassiv beschrieben - ,,es" in ,,Es wird jetzt erst versucht, diese Fehler in Österreich nachzumachen." ein unpersolnes Subjekt sei (und kein bloßes Füllsel), bin ich mir freil nicht ganz sicher: ,,Diese Fehler in Österreich nachzumachen wird jetzt erst versucht." klingt mir molg. Das Subjekt ist hier der ganze Nebensatz. Vgl. auch:

1. Es ist für Adorno notwendig, die Nase in alles reinzustecken.
2. Die Nase in alles reinzustecken ist für Adorno notwendig.
3. Für Adorno ist es notwendig, die Nase in alles reinzustecken.
4. ?Für Adorno ist notwendig, die Nase in alles reinzustecken.
5. ?Für Adorno ist, die Nase in alles reinzustecken, notwendig.
6. *Die Nase in alles reinzustecken ist es für Adorno notwendig.

Ist ,,es" in 1. ein Subjekt oder ein Füllsel? 6. und 2. ieren für das Füllsel vot, 3. für das Subjekt, 4. und 5. können sich nicht entscheiden.

** Deklinationsformen von ,,dass" memüssen auch noch erfiwernden. Da ,,dass" ja sowieso von ,,das" kommt, nehme man einfach dessen Formen (dess, demm): ,,Dess ,es' in ,Es wird...' ein unpersolnes Subjekt sei, bin ich mir nicht ganz sicher."