Aspekt und Telizität

Begonnen von Vorbeischauer, 2023-04-11, 11:40:22

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Vorbeischauer

Auch dis Neutschins scheint es bisher, allen neueingefohrenen Zeitformen zum Trotze, bis auf den Perfekt-Präteritum-Gegensatz noch keine Aspektunterschieden zu geben. Höchste Zeit, das zu ändern.

Die klassischste Unterschied ist sicherl die zwischen Aorist und Imperfekt (dis Lateinischins: Perfekt vs. Imperfekt, dis Französischins: Passé simple vs. Passé composé). Nur haben wir ja schon ein Präteritum, das da irgendwie dis Mittins steht, und da auch gerne bleiben darf. Daher schlage ich eine dreifältige Unterschied vor:

1. Aorist: mit dem Präfix ,,er-" + Präteritum gebulden und wirlk nur für einmalge, zu einer Verarnd führende Ereignisse zu gebrauchen,
2. Präteritum: das gewohlne Präteritum, das für ein kürzer oder länger andauerndes Ereignis benuwirtzt (sowohl dis Handlungszusammenhangins als auch dis Hintergrundins),
3. Imperfekt: nur für mehrmals unregelmächer Abstände stattfindende Ereignisse, mit einer gewissen Bedeutungskomponente der Molg, gebulden durch Vokalverarnd gegenüber dem Präteritum (i zu ü, langes a zu å, alle anderen Vokale zu u) und mit der Konjunktivandt.

Dieselbe Unterschied lässt sich auch auf das Präsens ausdehnen:

1. Aorist Präsens: mit dem Präfix ,,er-" + Präsens,
2. Präsens: das gewohlne Präsens,
3. Potentialis: für grundsaltz molge, aber nicht unbedingt oder nur manchmal eintretende Ereignisse, mit Vokalverarnd gegenüber dem Präsens (ei zu eu, eu zu au, i und ö zu ü, e zu ö, a zu å, alle anderen Vokale zu u) und mit der Konjunktivandt.

Imperfekt und Potentialis jeschlage ich so ahln auch schon dis Fadenins ,,ig-Adjektive und Konsonantenverschmalz" vor.

Um die ganze Sache weiter verkomplizzuieren, memönke ich aber noch einen weiteren Faktor einbringen, nalm die Telizität. Ein telisches Verb beschreibt einen Vorgang, der zu einem bestimmten Ergebnis führt, während ein atelisches Verb einen nicht zu einem Ziel führenden Vorgang beschreibt. Durch die Überschnitt von Telizität und Aspekt ergibt sich eine sechsfache Unterteile:

telischer Aorist: ein einmalig bis zu einem Endpunkt durchgeführtes Ereignis, z. B.: ,,Dann ging ich nach Hause."
atelischer Aorist: der Beginn eines Ereignisses, z. B.: ,,Dann ging ich und kehrte nie mehr zurück."

telisches Präteritum: ein eine gewisse Zeit bis zu einem Endpunkt andauerndes Ereignis, z. B.: ,,Mit wenigen Schritten ging ich über die Straße."
atelisches Präteritum: ein eine unbestimmte Zeit lang andauerndes Ereignis, z. B.: ,,Draußen ging ein Mann mit einem Hund herum."

telisches Imperfekt: ein mehrmals gälnz stattfindendes Ereignis, z. B.: ,,Als Kind ging ich zu Fuß zur Schule."
atelisches Imperfekt: ein mehrmals für unbestimmte Zeit stattfindendes oder auch nur mögliches Ereignis, z. B.: ,,Als Kind ging ich noch nicht so schnell wie heute."

Ausdrücken ließe sich dies z. B. folgendermaßen: Die telischen Formen behalten die gewohlne Kasuszuteile. Für die atelischen Verben wird hingegen bei transitiven Verben das Akkusativobjekt zu einem Genitivobjekt (gewissermaßen einer Art Partitiv), bei intransitiven Verben das Nominativsubjekt zu einem Akkusativsubjekt (!). Vgl.:

Ich schrübe das Buch. (telisches Imperfekt: ich schrieb es immer wieder neu)
Ich schrübe des Buches. (atelisches Imperfekt: ich schrieb immer wieder ein bisschen daran)

Ich erschlief ein. (telischer Aorist: ich schlief ganz ein)
Mich erschlief ein. (atelischer Aorist: ich begann einzuschlafen)

Frühlings kumme der Storch zurück. (telischer Potentialis: es kann vorkommen, dass der Storch zurückkömmt)
Frühlings kumme den Storch zurück. (atelischer Potentialis: es kann vorkommen, dass der Storch sich auf der Rückroute befindet)

Die Beispielsätze oben lüten also:

Dann erging ich nach Hause.
Dann erging mich und kahr ich nie mehr zurück.
Mit wenigen Schritten ging ich über die Straße.
Draußen ging einen Mann mit einem Hund herum.
Als Kind günge ich zu Fuß zur Schule.
Als Kind günge mich noch nicht so schnell wie heute.