Lautverschiebung und Recessus Narrativus

Begonnen von Fleischers Karsten, 2006-02-18, 21:54:34

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Ku

Bertl, soll ich dir was sagen?
Das war das erste mal, dass ich einen Beitrag von dir verstanden habe und zwar sowohl sprachlich als auch inhaltlich.
Und ich gebe dir recht.

"- So wächst - um ein aktuelles Beispiel zu nennen - selbst die gewiss lustig gemienene Parodie Kus für mich nicht nur zu etwas Mangelhaftem, sondern zu etwas Ungutem. - Ich fang an zu grübeln: Die 'g' in 'Flogangloga', nein, die passen überhaupt nicht zu 'Fliegenklatsche', allenfalls kann da 'Flickenklacke' draus werden. 'Mugangoga' > 'Mückenkacke', ja, das wäre besser. Bedeutend besser!- Fünf Minuten später bin ich innerlich schon beim Satz: 'Mein Gott, welch seichter Humor.' - Und noch fünf Minuten später bin ich schon dem Ku ein wenig gram."

Habe ich volles Verständnis. Wenn ich mich schlecht parodiert sähe, hätte ich die gleichen Gedanken wie du und wäre schließlich (wenn auch früher als in zehn Minuten) dem Parodeur auch gram. Meine Parodie war natürlich schlecht, weil ich mich nicht mit den korrekten Auflauten befasst habe. Das wollte ich auch gar nicht. Im Prinzip ist aber die Fliegenklatsche genauso herzuleiten wie der Krötenteich. Ich will daraus nur keine Wissenschaft machen, sondern es lustig finden.      

"Ich denke, daß auch das Medium sehr viel Ursach' an möglicher Verstimmung ist ...."

... weil man sich nicht wie üblich miteinander unterhalten und Missverständnisse sofort bereinigen kann. Vollkommen dakor. Genau deswegen haben wir bisher in einer Weise kommuniziert, in der Missverständnisse so gut wie nicht vorkommen können. Wir haben einander sprachliche Schrägigkeiten zugeworfen und darüber geschmunzelt oder schallend gelacht.

Das möge bitte auch so bleiben.

Kilian, das ist keine Frage von Leben und Leben lassen, sondern von Fingerspitzengefühl.  


Bertl

Lieber Ku!
Liest sich gut. Es lag mir daran, heute keine Paralinguistik zu betreiben, sondern gleich verstanden zu werden. Mein Streben nach freundlichem Umgang hängt auch mit turbulenten Vorgängen hier am Institut zusammen. Z.B. entzieht uns soeben die Uni unsere Abteilungsbibliothek, wogegen ich - als bisheriger Bibliotheksverwalter - viel habe, weil wir viele Bücher täglich brauchen und sie uns nun umständlich entlehnen müssen wie jedeR X-Beliebige. Streiterei ('Was wissen denn SIE von wissenschaftlichen Büchern!!'...), Gefühlsausbrüche, - Drohungen, alles hinzuschmeißen. Aber das gehört nicht zum Thema.

Der Hauptschmäh beim 'Krötenteich' - falls es noch jemanden interessiert - war eigentlich der, daß aus dem höchst realen 'Krötenteich' ein Begriff wie 'Pfappleich' oder 'Muhstaufeich' werden sesülle, somit ein abgehobener Nonsens, während die angeblich zugrundeliegende 'Krodandikation' ein gewöhnliches Fremdwort wäre - wie 'Publikation' oder 'Identifikation'. Der wahre Begriff als Unsinn, das Unsinnswort als wahrer Begriff.

Bei den von Dir erwähnten 'Auflauten' bin ich natürlich manchmal über die der Kilianschen Tabellen hinausgegangen. Ich habe einfach geschaut, was bei Ablautreihen starker Verben überhaupt vorhanden ist. Wenn aus der 'Tradition' die 'Trottatz' wurde, so nicht nur, weil ich mir dabei die - für mich - passendste Geschichte ausmalen kann. Das 'o' entstand aus 'a' wie bei 'kommen - kam'. Denn auch ein 'trotten - trad (oder tratt)' wäre nicht undenkbar - schon gar nicht für unsere Liste.    


 

Bertl

'-dikkation'
Da ändere ich mich nicht.

Bertl

Zitat von: Bertl in 2006-02-28, 19:02:55
Drohungen, alles hinzuschmeißen.  
Ganz so arg war's vielleicht auch wieder nicht.

Ku

Hallo Bertl,
wollen wir mal davon ausgehen, dass die eine ,,Gruppe" die Motive der jeweils anderen ,,Gruppe" verstanden hat?
Mit Definitionen wie ,,abgehobener Nonsens" und ,,wahrer Begriff als Unsinn" und ,,Unsinn als wahrer Begriff" bin ich sofort einverstanden. Das haben wir bisher mehr oder weniger hier so betrieben und ich möchte es auch weiter im gewohnten Rahmen betreiben.
Mich persönlich würde aber jetzt interessieren, wie die korrekte Herleitung der Fliegenklatsche funktioniert, nur so zum Spaß.
 

Bertl

Zitat von: Ku in 2006-02-28, 20:35:04
Hallo Bertl,
Mich persönlich würde aber jetzt interessieren, wie die korrekte Herleitung der Fliegenklatsche funktioniert, nur so zum Spaß.
Das fiele mir sehr schwer, weil 'meine' Auflaute ja nicht zu einem x-beliebigen, sondern zu einem (zusammengesetzten) Wort gehören, bei dem das Wortende '-ikation' durch '-eich' ersetzt wurde (ein Witz dieser Wörter ist ja, daß eine Endung -  -icatio  - wie fast ein ganzes Wort behandelt wird).
Das ist bei der 'Fliegenklatsche' nicht der Fall. Hier versagt meine Methode.
Löte ich die 'Fliege' dennoch zu einem lateinischen Wort ab, dann täte ich mich noch mit dem inlautenden 'g' schwer, weil das im Althochdeutschen zumindest in einigen Fällen zu 'k' geworden wäre. Nun gut, in etlichen Wörtern blieb ja auch 'g' erhalten - so daß Dein 'Flogan' (vielleicht auch, mit griechischem Tatsch, 'Phlogan' (vgl. fliegen - flog) eh nicht ganz schlecht wäre.
Bei Klatsche nehme ich als Vergleichswort den Gletscher, der sich von einem vorlateinischen 'glaciarium' herleiten soll. Meinetwegen laute ich das Wort auch ab. Ich käme dann zu 'glucia', vielleicht auch 'glicia'. Mag aber sein, daß das 'l' verhindert hätte, daß der Anlaut zum 'k' geworden wäre. Es heißt ja schließlich auch nicht 'Kletscher'!
Sagen wir so: Die Fliegenklatsche getraue ich mir nicht abzuleiten.
'Phloganglucia' wäre vielleicht denkbar. Über ein Wort, zu dem es vielleicht auch eine Geschichte gäbe, mag ich nicht nachdenken.  


Bertl

Der 'Gletscher', aus romanischen Dialektformen des Alpengebietes entlehnt (Pfeifer, 1995), mag auch erst nach der althochdeutschen Lautverschiebung ins Deutsche geraten sein.-? Dann hätte sich das 'Gl-' sowieso nicht zu 'Kl-' entwulcken.
Wie's auch sei, ich habe mich immerhin bemüht.

Bertl

#67
Zitat von: Ku in 2006-02-28, 20:35:04
Die Fliegenklatsche getraue ich mir nicht abzuleiten.
Ob das kein Austriazismus war? Aber ... getraue ich mich ... klingt für mich schlecht.

Ku

,,Das fiele mir sehr schwer, weil 'meine' Auflaute ja nicht zu einem x-beliebigen, sondern zu einem (zusammengesetzten) Wort gehören, bei dem das Wortende '-ikation' durch '-eich' ersetzt wurde (ein Witz dieser Wörter ist ja, daß eine Endung -  -icatio  - wie fast ein ganzes Wort behandelt wird).
Das ist bei der 'Fliegenklatsche' nicht der Fall. Hier versagt meine Methode."

Dann machen wir uns auf und erfinden als abgehobenen Nonsens weitere Auflautereien zu weiteren Wortendungen.

Bertl

Zitat von: Bertl in 2006-02-28, 12:41:21
Die 'g' in 'Flogangloga', nein, die passen überhaupt nicht zu 'Fliegenklatsche', allenfalls kann da 'Flickenklacke' draus werden.
Nur noch abrundend und auf Kaffehauslinguisten-Niwóo. Ich hab noch ein klein wenig nachgelesen. Daß aus 'germanisch g' (egal, ob da ein stimmhafter Verschluß- oder Reibelaut dahinterstand) im Althochdeutschen 'k' wird, ist gar im Wortinneren keinesfalls die allgemeine Regel. (Über '-gg-' brauche ich Angelesenes schon gar nicht auszuschwafeln...) Ku war also berechtigt, nach 'unseren' Prämissen für 'Fliege' para-lateinisch 'floga' zu schreiben. Das wertet seine Bertl-
Parodie in diesem Punkte auf - was der Bertl wieder ohne Zerknursch zugibt. - Wenigstens säuerlich über Parodien eigener Werke (und Machwerke) lachen zu können, soll ja ein Zeichen innerer Reife sein.
Für 'Fliegenklatsche' empfähle/empföhle ich nun, meinetwegen, 'phloganclucia'.
Jetzt aber!

 

Bertl

Nach Bertl- sesülle halt die Zeile weitergehen.

Bertl


Ku

Hallo Bertl,
du bist ein Fehlerfetischist, was nun wirklich nicht nötig ist.
Denk lieber über eine Auflautung für Wörter nach, die mit -igkeit oder mit -lichkeit enden. Einverstanden?  

Fleischers Karsten

Zitat von: Bertl in 2006-02-27, 11:20:20
Ich finde auch, daß der Karsten - den ich hier nicht ausführlich zitieren will - für seine Beiträge im Tmesis-Faden allzu heftig Abbitte geliesten hat. Daß bei mir 'Geist und Humor sehr verstrickt und kompliziert' wären, daß meine Mitteilungen 'zäh und schwer lesbar' wären, muss ich das unwidersprochen stehen lassen? - Aber sei's drum! (In den - vernachlässigbar spärlichen - Rezensionen zu meinen - erbärmlich spärlichen - Schriften war jedenfalls von mancherlei die Rede, von 'zäh und schwer lesbar' bisher niemals.)

Lieber Bertl,
hier noch eine Klarstellung.

Ich habe dich als einen liebenswerten Menschen mit sehr viel Geist und Humor bezeichnet. Verstrickt und kompliziert sind deine Beiträge sehr wohl, aber das macht ja gerade deren Reiz aus. Mir machen sie auf jeden Fall immer Spaß.

'Zäh und schwer lesbar' war ein Zitat - von wem auch immer (ich mache mir nicht die Mühe, dies nachzuschauen) - welches ich als solches hätte kennzeichnen sollen.
Karsten