Was für die Genitiv-Liste

Begonnen von Ezilopp, 2006-02-27, 15:49:15

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Ku

Gerade stieß ich auf das Wort "spornstreichs".
Ist das womöglich auch ein Genitiv? Der WaZi ist nicht besonders informativ.

katakura

#76
Zitat von: Ku in 2009-01-17, 21:48:48
Gerade stieß ich auf das Wort "spornstreichs".
Ist das womöglich auch ein Genitiv?

... jep ... es ist laut kluge ein adverbialer genitiv zu "sporenstraich" [= str(e)ich mit den (pferde)sporen] ... ein hübsches wort aus dem "großen faß" :)

... @ kilian: ich habe das große faß flugs fortgerollen und vorerst auf der diskussionsseite der jungst neu angelegenen seite "genitivus absolutus" aufgestollen ... ich denke aber fast, dass wir es mittlerweile sogar auf der seite selbst aufstellen kekünnen, um darin weitere erstorrene genitive zu sammeln, oder? ... denn nun ist da ja ausreichend platz ... sollte man dann die bisher gesolmmenen adverbialen genitive unter die redewendungen mengen oder eine extra-rubrik für sie anlegen? ... ich denke, ich beöge letzteres vorz ...
Toleranz ist vor allem die Erkenntnis, dass es keinen Sinn hat, sich aufzuregen. (Helmut Qualtinger)

Kilian

Fürwahr, es ist reif! Ich hab's auf die Vorderseite verfrochten.

Ku

Ich bin auf das Wort "merkwürdig" gestoßen und habe es in den zahlreichen Genitivlisten nicht gefunden. Ist es keiner?

Agricola

Warum sollte es ein Genitiv sein?
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Übertreiber

Mann kekünne das Sprachtempo um 50% mindern und sorgfältig auf die eigene Aussprache achten, dann bekäme man wahrscheiln etwas wie "des Merkens würdig" heraus. Da es auf "würdig" basiert, welches in der Genitivliste steht, nehme ich an, dass "merkwürdig" ein verschlffener Genitiv sei. Wie damit zu verfahren ist, weiß ich allerdings auch nicht.
Kampf dem Schicksal!

Agricola

Wenn man so argumentöre, memüsse man allerdings viele Wörter in die Liste aufnehmen:
Volkswagen, bedauernswert, Menschenfreund ...
Davon, dass ein Wort einen Genitiv enthält, ist es noch kein Genitiv.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Kilian

Höhö, ihr habt euch kun lassen.

Ku

Zitat von: Kilian in 2009-01-21, 13:51:11
Höhö, ihr habt euch kun lassen.

Ach schade, jetzt ist der Spaß schon vorbei.
Ich hätte gern noch mehr der Diskussion gehoren.
Vor allem hätte ich noch den Genitiv "Schlagsahne" vorgeschlagen oder noch besser das filigrane dichterische Mehrzweckwort "Gurkensalat".

Übertreiber

Walther von der Vogelweide verwandt "lachen" scheints noch mit dem Genetive:
"Dô hete er gemachet
alsô rîche
von bluomen eine bettestat.
des wirt noch gelachet
inneclîche,
kumt iemen an daz selbe pfat.
bî den rôsen er wol mac
tandaradei,
merken wâ mirz houbet lac."
http://www.dartmouth.edu/~german/German9/Vogelweide.html
Kampf dem Schicksal!

Übertreiber

Großmeister Kant ließ gar als den Genitiv regieren.
"Von der anderen Seite ist es sich seiner doch auch als eines Stückes der Sinnenwelt bewusst."
Mehrere Zeilen später (also im nächsten Satze) bestätigt er, daß es tatsalch um einen regierenden Genitiv und nicht etwa um Kasuskongruenz handelt.
"Als bloßen Stücks der Sinnenwelt würden sie [...] genommen werden müssen."
Kampf dem Schicksal!

Kilian

#86
Im ersten Satz wird der Genitiv klar von bewusst regoren, beim zweiten brauchen wir mehr Kontext, um die Lage beurteilen zu können:

ZitatDas vernünftige Wesen zählt sich als Intelligenz zur Verstandeswelt, und, bloß als eine zu dieser gehörige wirkende Ursache, nennt es seine Kausalität einen Willen. Von der anderen Seite ist es sich seiner doch auch als eines Stücks der Sinnenwelt bewusst, (...). Als bloßen Gliedes der Verstandeswelt würden also alle meine Handlungen dem Prinzip des reinen Willens vollkommen gemäß sein; als bloßen Stücks der Sinnenwelt würden sie gänzlich dem Naturgesetz der Begierden und Neigungen, mithin der Heteronomie der Natur gemäß genommen werden müssen.

Es ist das vernünftige Wesen - nicht seine Handlungen -, das hier als Stück verschiedener Welten in Betracht gezogen wird. Der Genitiv steht da, weil es um die Handlungen des Gliedes der Verstandeswelt bzw. des Stücks der Sinnenwelt geht.

Der Genitiv ist also nicht durch das Wort als bedingt, aber es ist interessant, dass Kant dieses Wort benutzt, um ausgerechnet ein Genitiv-Attribut anzukoppeln. Ich füge die Observur mal dem auf der Genitiv-Diskussionsseite vor sich hin Gärenden hinzu.

Nachtrag: als ist ohnehin ein sehr rätselhaftes Wort, s.a. http://verben.texttheater.de/forum/index.php?topic=47.msg1607#msg1607 ff.

Übertreiber

Ah, ich verstehe, es handelt sich doch um Kongruenz, welche dann, zusammen mit als, in die folgenden Sätze weitergetragen wurde. Gut, Antrag zurück gezogen.
Kampf dem Schicksal!

Kilian

Wo der Genitiv unüblich wird, lässt er bisweilen klaffende Lücken im Sprachgefühl zurück:

ZitatMöchten Sie Ihr Baby das Stillen in der Nacht entwöhnen - aber erst, wenn das Baby älter als fünf Monate ist -, können folgende Rituale hilfreich sein

http://hansemerkur.gesundheitsportal-privat.de/Gesund-Leben/Baby+Kind/Ratgeber/Einschlafprobleme-bei-Baby+Kind-445.html

entwöhnen mit zwei Akkusativ-Objekten. Wow.

amarillo

Auf welcher Art Seiten seid Ihr, oh Großer Administrator, unterwegens? Seid Ihr am Ende baldiger Vaterfreuden gewärtig?
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.