Fehlerhaftes "faulenzen"

Begonnen von MrMagoo, 2006-05-25, 22:13:59

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MrMagoo

Mir ist gerade aufgefallen... eher noch: Man hat mich gerade aufmerksam gemacht auf einen Konjugationsfehler bei "faulenzen":

Etymologisch ist dieses Wort gebildet aus "faul" und dem Suffix "-(en)zen", welches "riechen, schmecken nach etwas" bedeutet.

Demnach trennen wir "faulenzen" in der Konjugation falsch auf, und fügen ein nicht berechtigtes "L" ein!
Die Formen müssen jedoch passenderweise lauten:

faulenzen

ich inze faul, du inzt faul, er inzt faul, wir enzen faul, ihr enzt faul, sie enzen faul

ich onz faul, du onzt faul, er onz faul, wir onzen faul, ihr onzt faul, sie onzen faul

ich önze faul, du önzest faul, er önze faul, wir önzen faul, ihr önzet faul, sie önzen faul

faulgeonzen.


Im Falle von "ich lenze faul" hieße dies, wir hätten es mit einem neuen Konjugationstypus zu tun... einer Art L-Infix.

Gruß
-MrMagoo
Wâ mag ich mich nu vinden? wâ mac ich mich nu suochen, wâ? nu bin ich hie und bin ouch dâ und enbin doch weder dâ noch hie. wer wart ouch sus verirret ie? wer wart ie sus zerteilet mê?
(Gottfried von Straßburg)

bertl

Lieber MrMagoo!
Das stimmt alles - und mir ging das mit dem zweiten 'l' auch oft durch den Kopf. aber damals weull ich den Lenz dabeihaben.
Hochachtungsvoll und herzlich!
Der Bertl

Bertl


Kilian

Klar, das l ist ein eigenmächtiges.

Bertl

Lieber MrMagoo! Ihr lieben Leute!
Aber damals - da schien mir der Lenz zur Faulenzerei zu passen. 'Der macht sich einen Lenz' oder 'der hat einen Lenz', heißt es im Wiener Raum, wenn jemand in der Arbeit 'oowidsaad' ('hinabzerrt', zu wenig arbeitet), vielleicht auch viele Verantwortungen abgibt, dennoch zumeist finanziell gut versorgt ist, ein glückliches Händchen hat.
Außerdem sagt es in meiner 'Horn'-Stanze ein Onkel zu seinem Neffen - und der Onkel wewull dem Wort vielleicht einen önkelischen Witz abgewinnen.
Außerdem ist 'Lenz' hier der Ansatz eines Recessus narrativus, während inzt ... oder onzt ... nicht viel bedeuten. Da nehme ich diesen 'Fehler' gerne in Kauf. Einverstanden?
Herzlichst!
Der Berthold  


Kilian

Jepp. :) Aus genau den Gründen hab ich's ja damals auch anstanzlos so in die Liste eingetragen. In meinen Breiten hört man sogar oft sich einen faulen Lenz machen, was die faulenzen-Etymogelei geradezu aufdrängt. Als Recessus narrativus für ein gestorkenes Verb lässt sie sich gut weiterverwenden, zumal die Volxetymologie angesichts obiger Redensart so einleuchtend und passend ist, dass sie gar nicht stimmen kann und aus dem Stork mit etwas Übung gut erkennbares Augenzwinkern strahlt.

Mal weitergesponnen: Wenn einem das jetzt nicht recht wäre, könnte man, Karstens dekantieren-Beispiel folgend, das l halbieren, anstatt es zu verdoppeln, und müsste es dann irgendwie artikulatorisch "schwächen", indem man etwa auf das Anheben der Zungenspitze zum Zahndamm verzöchte und so etwas wie ein besoffenes englisches w erhielte: "Wash willshu eingshlish, ish hab do' nu'n bishn fauwgewonzen."

MrMagoo

Zitat von: Bertl in 2006-05-26, 12:31:15
Lieber MrMagoo! Ihr lieben Leute!
Aber damals - da schien mir der Lenz zur Faulenzerei zu passen. 'Der macht sich einen Lenz' oder 'der hat einen Lenz', heißt es im Wiener Raum, wenn jemand in der Arbeit 'oowidsaad' ('hinabzerrt', zu wenig arbeitet), vielleicht auch viele Verantwortungen abgibt, dennoch zumeist finanziell gut versorgt ist, ein glückliches Händchen hat.
Außerdem sagt es in meiner 'Horn'-Stanze ein Onkel zu seinem Neffen - und der Onkel wewull dem Wort vielleicht einen önkelischen Witz abgewinnen.
Außerdem ist 'Lenz' hier der Ansatz eines Recessus narrativus, während inzt ... oder onzt ... nicht viel bedeuten. Da nehme ich diesen 'Fehler' gerne in Kauf. Einverstanden?
Herzlichst!
Der Berthold  


Ahh... da hielpp der Hase!
Wunderbar: diesen weisen volksetymologischen Zusatz hatte ich nicht bedonken, aber er gefällt mir außerordentlich!! ;)

Viele Grüße
-MrMagoo
Wâ mag ich mich nu vinden? wâ mac ich mich nu suochen, wâ? nu bin ich hie und bin ouch dâ und enbin doch weder dâ noch hie. wer wart ouch sus verirret ie? wer wart ie sus zerteilet mê?
(Gottfried von Straßburg)

Fleischers Karsten

Zitat von: MrMagoo in 2006-05-25, 22:13:59
Mir ist gerade aufgefallen... eher noch: Man hat mich gerade aufmerksam gemacht auf einen Konjugationsfehler bei "faulenzen":

Und so wat fällt dir erst auch, nachdem du einen Nachmittag mit einem faulgelonzenen T-Hemd rumgelaufen bist?

Zitat
Etymologisch ist dieses Wort gebildet aus "faul" und dem Suffix "-(en)zen", welches "riechen, schmecken nach etwas" bedeutet.

Zu diesem Thema wollte ich auch noch was bringen, ist allerdings noch unausgegoren, riecht und schmeckt noch nicht so richtig gut.
Karsten