Isten, Anten und andere Enten

Begonnen von Günter Gans, 2006-05-20, 17:56:29

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Günter Gans

Verben auf -ieren, jedenfalls die fremdstämmigen Immis (so viel ich weiß: Kölsch für Zugezogene) unter ihnen, bescheren uns in der substantiv und personal georenen Form ja mancherlei Ande:

Erstmal fällt mir der -eur ein:
dekorieren > Dekorateur,
desertieren > Deserteur,
frisieren > Friseur,
redigieren > Redakteur,
reüssieren > Regisseur (ähem, bei dem stimmt was nicht).

Dann ist da der -ant:
diskutieren > Diskutant,
duellieren > Duellant,
dilettieren > Dilettant,
praktizieren > Praktikant.

Nicht weit davon entfornen der -ent:
dirigieren > Dirigent,
präsidieren > Präsident,
studieren > Student,
kontinieren > Kontinent (?).

Oder der -it:
konvertieren > Konvertit,
travestieren > Transvestit.

Weiter finden wir den -är:
volontieren > Volontär,
emittieren > Emissär (naja, fast).

Der -ist scheint dagegen nicht hierher zu passen:
sozialisieren > Sozialist iert nicht funktion,
und anarchieren, pazifieren oder pianieren gibt's ja gar nicht.

Und schlielß, tschingdarassatää, der -ator:
Der Triumphator iert triumph, der Faustkämpfer im Kolosseum iert gladi, und der Kaiser iert imper.

Erste Zusammenfieß aus diesen wenigen Beispielen:
Der -eur scheint einem Beruf oder einer Bedurf nachzugehen,
der -ant mehr einer Teilzeittatik oder einem Hobby,
beim -ent spielen offenbar Würde, Ernst, aber auch eine zeilte Befrast hinein,
beim -it dagegen etwas Passives,
den -isten triebe Gesann oder Ideol an,
und der -ator ist ohne Zwulf der Stärkste von allen, mächt'ger geht's nimmer, wie auch die einschlägigen bayerischen Starkbiersorten (Salvator, Optimator...) beweisen.

Interessant in diesem Zusammenhang der Intendant: einer, der durch seine bloße Absicht aus einem Freizeitspaß eine leitende berulfe Positur errang.

Vielleicht wähne ich in diesem Listchen nur ein System, wo keines ist: Gerade gehen mir die Hussiten durch den Kopf.

Was miene denn Eure Gutemiene dazu?
Gehen Sie immer in den Wald zur Paarung? (Loriot)

Kilian

#1
Nö, dit hat schon ein gewisses System, wenn auch kein lückenloses. -ant, -ent, -it und -ator lassen sich lateinisch erklären (Partizip Präsens, nomma Partizip Präsens, Partizip Perfekt Passiv (theuthsch verkurzen) und eine Ableitung zur Personenbezeichnung. Ebenso -and (z.B. Konfirmand, wenn im Gegensatz zum -iten das Passive noch in der Zukunft bzw. in der Sphäre des Gewunschenen liegt; Gerundivum). Was hammer noch? -at (so wie -it verkurzenes PPP) fällt mir im Moment keine ins Bild passende Personenbezeichnung ein, aber massig Sachen: Surrogat, Destillat, Designat...

Fleischers Karsten

Ich schrönke diese Anden ja lieber auf -ar, -ist und -ast ein, wie schon in einem anderen Faden erwahnen.
Karsten

Günter Gans

Ach geh', wozu denn Beschrönke, wo sammer denn?

Obiges neul war eigelnt nur die Vorrede, um Euch nicht mit allzulangen Textriemen zu ermüden: Bis hierher wull ich auf gar nix Bestommenes hinaus, sondern spunn nur herum.

Aber jetzt kömmt's:

Dies System lädt zu vielfalgten Kombeinützen ein, z.B. die:
Erig georen wird ja gewohln in der Freizeit. Wem also eine Erigur widerfährt, wär' dann ein Erigant. Anders der Pornodarsteller, bei dem ist's berulf: Er wär' also ein Erigeur, oder, korrekter französisch geschrieben: Erigueur. Bedürfe er der Hülfe seiner Co-Darstellerin, liefe es eher auf einen Erigit hinaus, waß klalng auch zu diesem Anrochbeispiel pieße.

Weiter kekünne man, je nach gewonschenem Bedutmitschwang, die Anden vrei vlattern lassen:

Zwänge man jemanden in einen Diskuss, wär' er Diskutär oder Diskutit, und die Karrieren mancher Praktikanten müchen sie schon fast zu Praktikeuren oder Praktikenten. Hobby-Regisseure nenänne ich Regissanten, vom Produzenten oder Intendanten getriebene Regisseure – Regissiten.

Auch der Installateur, der heute da war, entpopp sich im Nachhinein als Installatant: Es tropft immer noch.
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