genug?

Begonnen von caru, 2004-12-12, 12:46:53

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caru

kann das sein, daß genug noch nicht auf der genitiv-liste steht? etwa:

"Der Worte sind genug gewolchsen, laßt mich auch endlich Taten sehen!"
Faust I, Vorspiel auf dem Theater


oder

"Laß, Vater, genug sein des grausamen Spiels!"
Schiller, Taucher
(\___/)
(>´x´<)
('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

amarillo

Und wie verhält es sich mit diesem:
"Jetzt ist S(s)chluß des Diskutierens"

Oder ist das nur ein einfaches Genitivattribut wie beim "Ende der Fahnenstange"?
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

caru

glaube ich auch eher. so wie "der weisheit letzter schluß".
(\___/)
(>´x´<)
('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

amarillo

Ist "genug" nicht am Ende auch nur Auslöser für einen Quantitivus - so unbestimmt die Menge auch sein mag?
à la:
Wir tranken reichlich roten Weins.

Andererseits habe ich diese Form noch nicht mit "kein" vernommen, aber mit "kaum":

Er besaß kaum des Geldes um sich ein auskömmlich Leben zu gewähren.

Ein wenig gemahnt mich solche Konstruktion an das partitive "de" in französischen Mengenangaben.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Kilian

#4
Das Faustzitat wurde neulich schon mal eingesandt, allerdings widerrief der Einsender seine Einsendung später mit der Begründung, der Genitiv sei nicht von wechseln abhängig, sondern "nur" ein genitivus quantitatis. Ich antwortete, ja, das sei richtig, der Genitiv sei nicht von genug abhängig, sondern "nur" ein genitivus partitivus. Na ja, so ähnlich war's.

Inzwischen habe ich gründlicher recherchiert, und mir scheint, man kann genug hier durchaus als das den genitivus partitivus regierende Adverb betrachten. Stimmt ihr mir zu, wenn ich die Einschätzung äußere, dass die drei Beispielsätze ohne diese Adverbien praktisch nicht denkbar wären? Solange die also Auslöser und nachgerade Voraussetzung für genitivi partitivi sind, denke ich, sind sie in der Liste - freilich grau unterlegt - gut aufgehoben. Gern ließe ich mich ggf. von noch weniger Uninformierten wieder eines Besseren belehren. Einstweilen habe ich genug, reichlich und kaum aufgenommen.

amarillo

#5
und "allerlei" und "allerhand"

"Auf der Kirchweih erwarb es allerlei verrückten Schnickschnacks."

"Die Buben trieben allerhand Unfugs auch während des Unterrichts."

Halt, ich entsinne mich eines Beispiels mit "kein":

"Es ward kein Fortkommens mehr in den engen Gassen..."
Ich weiß nicht, woher es stammt, vielleicht entsinnen sich andere Mitstreiter diese Wortlauts und können ihn zuordnen.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Kilian

Bei deinem letzten Beispiel kommen mir auch Federlesens und Aufhebens in den Sinn. Verwandten unsere Ahnen substantivierte Infinitive vielleicht bevorzugt mit genitivus partitivus, um die substantivische Verwendung hervorzuheben?

Ich werde wohl unter "Rettet des Genitivs!" den partitiven einen eigenen Abschnitt widmen müssen.

Kilian

Doch kein eigener Abschnitt. Ich habe allerlei und allerhand der bestehenden Liste hinzugefogen.

Bei kein liegt m. E. kein partitiver Genitiv vor, weil kein adjektivisch gebraucht wird und es dann "keines Fortkommens" heißen müsste. Eher scheint mir eine wie auch immer zu erklärende s-Anhängung beim substantivierten Infinitv wie bei dem erstarrten Aufhebens und Federlesens vorzuliegen.

amarillo

Schade eigentlich, das hätte so schön zum französischen "il n'y a pas de ... " gepaßt. Aber ich sehe es - zerknurschenen Blickes - ein.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Kilian

Zitat von: Kilian in 2004-12-15, 15:48:38
Bei deinem letzten Beispiel kommen mir auch Federlesens und Aufhebens in den Sinn. Verwandten unsere Ahnen substantivierte Infinitive vielleicht bevorzugt mit genitivus partitivus, um die substantivische Verwendung hervorzuheben?

Ich werde wohl unter "Rettet des Genitivs!" den partitiven einen eigenen Abschnitt widmen müssen.

Hab ich mich jetzt doch mal zu aufgeraffen. Schauen wir, ob es sich bewährt.

Agricola

Sind eigentlich die "reinen" genitivi partitivi — wie z.B. dieser — so häufig und selbstverstalnd, dass sie einer Sammlung und eines Schutzes nicht bedürfen? Ich kenne eigentlich gar nicht viele Beispiele und weiß auch nicht, unter welchen Umständen sie sprachlich adäquat sind. Kann man sagen "ich kaufe der Kartoffeln" im Sinne von "ich kaufe (etwas) von den Kartoffeln"?
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Kilian

Ah ja, das mit der Liebe. Das stand bis gerade noch unter haben in der normalen Liste. Hab's verschoben.

Deine Frage nach der Häufik und Selbstverstalnd kann ich nicht aus dem Stegreif beantworten. Kann man die Grenze zwischen reinen und unreinen genitivi partitivi überhaupt ziehen? Ich schlage vor, wir sammeln weiterhin schöne Beispiele und lassen, wie es sich entwickelt, auf uns wirken.