Verbzeuge

Begonnen von Fleischers Karsten, 2006-06-14, 22:15:34

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Übertreiber

Fürwahr, ich bekam mit, dass mancher Entduck ein eigener Faden gewomden war, da zorg ich nicht lang, was offensalcht ein Fehler war. Ein Verschub ist doch sicherl möglich?
Kampf dem Schicksal!

Fleischers Karsten

Karsten

Berthold

Zitat von: Übertreiber in 2009-01-09, 22:34:26
... und zwar den Flügel, den Zügel und den Bügel; die schuhen mich alle so traurig an, weil sie nach ihren Verben suchen. (Achtung, Konjunktiv I!)
(...)
hiehen: sich erheben (im statischen Sinne, über etwas heraus ragen, z.B. ein berg in einer flachen Landschaft)
Bug: Präs. ich hiehe, er heucht, Prät ich hoh/hog, er huh/hug, Konj.II ich höhe/höge, er hühe/hüge, Perf. gehohen/gehochen/gehogen
Beispiel: Majestätisch heucht der Berg hinter dem beschaulichen Dorfe.

Feine Sachen, diese!

Im geologischen Sinne bewirkt das Hiehen froychl nur ein feines Gefältel (mehr klassisches Thoytsch: ein fein Gefältel).
&: Ich weiß nicht, bin ich besser dran, wenn ich priewerge, oder wenn ich prüwergle?
&: Ein Neutrum gibts da auch, mit dem die Durchschnittspfurtz in denen Bierlokalen ausschewirnkt & zimißwirt - also kriewirgt : das Krügel.

Übertreiber

Also ohne -wer- verbissert sich (oder verbisirßt) deine Situation schon mal betralcht.
Wie mir gerade auffällt, darf man priegen und prügeln keineswegs synonym verwenden. Zwischen beiden memüsse (theoretisch!) ein Unterschied wie zwischen biegen und bügeln bestehen. Zu finden, welcher das ist, überlasse ich dir.  :D
Kampf dem Schicksal!

Berthold

Zitat von: Übertreiber in 2009-01-12, 13:53:12
(...)
Wie mir gerade auffällt, darf man priegen und prügeln keineswegs synonym verwenden. Zwischen beiden memüsse (theoretisch!) ein Unterschied wie zwischen biegen und bügeln bestehen. Zu finden, welcher das ist, überlasse ich dir.  :D

Das Problem ist keines, sondern zählt zur alten Physik-Formel Arbeit ist gleich Kraft mal Weg.
Der Priegende legt seine ganze Kraft in einen - oder wägne Schläge.
Der Prügelnde schlägt je Schlag mit geringerer Kraft, aber dafür öfters zu.

Agricola

#50
Zitat von: Berthold in 2009-01-12, 17:08:25
... zählt zur alten Physik-Formel Arbeit ist gleich Kraft mal Weg.

Ah ja, stimmt, da gibt es ja die alte Bauernregel:

wenn ich die süßen weine schmeck'
ist gleich der arbeit kraft mal weg
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

AmelieZapf

Hallo Berthold,

Zitat von: Berthold in 2009-01-12, 17:08:25
Der Priegende legt seine ganze Kraft in einen - oder wägne Schläge.
Der Prügelnde schlägt je Schlag mit geringerer Kraft, aber dafür öfters zu.

ich sähe das anders: der Priegende schlägt mit bloßer Faust zu, während der Prügelnde eben ein Verbzeug, den Prügel, zur Hand nimmt.

Grüße,

Amy
Religion heute:
Ex oriente deus,
ex machina lux.

Agricola

Hallo Amy,

ist es dann auch so, dass der/die Überflieger(in) bloß in die Hände klatscht, während er von dem/der Steinway-Spieler(in) musikalisch überflügelt wird?
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

AmelieZapf

Hallo Agricola,

Zitat von: Agricola in 2009-01-13, 06:45:49
ist es dann auch so, dass der/die Überflieger(in) bloß in die Hände klatscht, während er von dem/der Steinway-Spieler(in) musikalisch überflügelt wird?

Diese Anwand von "überflügeln" ist durchaus lustig. Aber liegen beim Fliegen nicht die Verhältnisse komplexer, indem das Flugzeug, selbst, wie der Name schon sagt, ein Hilfsmittel, sich seiner Verbzeuge, vulgo Flügel, bedient, um fliegen zu können? Und dass der Flieger dann schlussendlich das Flugzeug bedient? Hier ist eine Stufe dazwischengeschalten: auf der untersten Stufe kommt das Verbzeug, das das entscheidende Teil ist, damit das Werkzeug funktioniert. Und der Flieger, der Mensch, der bedient dann das Werkzeug mit seinen zwei Verbzeugen.

So sehe ich das.

Grüße,

Amy
Religion heute:
Ex oriente deus,
ex machina lux.

Agricola

Auf der untersten Stelle der Flügel? Was tat dann der Schneeball, der mir an den Kopf ...? So ganz ohne Flügel?
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

AmelieZapf

Hallo Agricola,

Zitat von: Agricola in 2009-01-13, 14:40:18
Auf der untersten Stelle der Flügel? Was tat dann der Schneeball, der mir an den Kopf ...? So ganz ohne Flügel?

ach iwo, der ist gar nicht geflogen, der hatte nur zuviel kinetische Energie. Oder kennst Du etwa Schneebälle, die sich aus eigener Kraft vogelgleich in die Lüfte erheben?

Grüße,

Amy
Religion heute:
Ex oriente deus,
ex machina lux.

Agricola

Na, ich denke, Ballöne können auch fliegen, und Blätter tun es im Wind. Hubschrauber können es sogar aus eigener Kraft, so ganz ohne Flügel. Und schließlich ist auch so mancher flügellose Kandidat schon von der Schule geflogen. Flügel sind lediglich ein Verbzeug zum Fliegen, da ist das Fliegen unterster als der Flügel, stufenweise urtgeielen.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Berthold

#57
Zitat von: AmelieZapf in 2009-01-13, 01:06:34
Hallo Berthold,

Zitat von: Berthold in 2009-01-12, 17:08:25
Der Priegende legt seine ganze Kraft in einen - oder wägne Schläge.
Der Prügelnde schlägt je Schlag mit geringerer Kraft, aber dafür öfters zu.

ich sähe das anders: der Priegende schlägt mit bloßer Faust zu, während der Prügelnde eben ein Verbzeug, den Prügel, zur Hand nimmt.

Grüße,

Amy

Liebe Amy!

Hm, mhm, liebe Amy. - Tja, da hast wohl Du recht! Auch, weil halt priegen nacktes Neutsch ist, während hinter prügeln der Prügel dräut.
Dem Pfeifer (aus dem ich heute längere Passaschen nicht mehr abschreiben möchte) entnehme ich, daß der Prügel (mhd. brügel 'Stock, Knüppel', ... gebildet zu mhd. brüge 'Brettergerüst'; Brücke ... 'Balkenwerk') wohl nicht ganz so grob klingt wie der Knüppel (verwandt mit Knopf) oder der Knüttel (verwandt mit Knoten).
Beim Märchen erschiene mir 'Prügel aus dem Sack' harmloser als 'K. ...'
Der Kasperl (im Wiener Prater) wiederum bekämpft das Krokodil mit einem Prügel, keineswegs jedoch mit einem Knüppel oder Knüttel. Wobei der Knüttel, wegen des Verses, auch nicht ganz so bedrohlich ist. Daß sich der nördlichere Knüppel gegenüber dem süddeutschen Knüpfel durchsatz, kekünne durch das verbindlichere Knüpfen urs varanch sein, das allenfalls im Aufknüpfen eine böse Seite hat.     
 

Übertreiber

Ist mir gestern eingefallen:
Die Rüstung wird nach Nominalstork zur Rust. Diese zeigt eine gewisse Ahln zum Verlust (von verliesen, verlieren), aufwesgrund sich flugs ein neues Verbum rückzüchten läßt.

riesen (sich stärken, mit Schutz versehen; trainieren): ich riese, er reust -- ich ror, wir ruren -- ich röre, er rüre -- er hat geroren/reroren
Kausativ resen (schwach oder E-Schwankreihe): ich rese, er rist/riest -- ich ras, er ras -- ich räse, er räse - er hat (mich) geresen

Nach seiner langen Pause mußte er zunächst tücktig riesen, bevor er wieder aktiv werden konnte.
Ein Riese heißt Riese, weil er so geroren ist.
Ich habe ihn darum gebeten und seither riest er mich dreimal die Woche.
Kampf dem Schicksal!