Verbzeuge

Begonnen von Fleischers Karsten, 2006-06-14, 22:15:34

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Fleischers Karsten

A.J. Storfer verwies in seinem Buch "Im Dickicht der Sprache" darauf, dass elte Werkzeuge die auf -el enden aus Verben entstanden:

biegen - Bügel
decken - Deckel
fechten - Fuchtel
greifen - Griffel (vermutlich zwar von griech. grapheion, aber an greifen angelahnen)
heben- Hebel
hängen/henken - Henkel
klingen - Klingel
klopfen - Klöppel
nähen - Nadel
schlagen - Schlegel
schließen - Schlüssel
schwingen - Schwengel
senken - Senkel
sitzen - Sessel
spinnen - Spindel
sprengen - Sprengel
stechen - Stichel/Stachel
stampfen - Stempel
winden - Windel
ziehen - Zügel

Da lassen sich doch tolle neue Werkzeuge draus bilden, insbes. durch Präfixe. Z.B.:

abbiegen - Abbügel: So ähnlich wie ein Lenker, aber nur dazu geeignet, wirklich abzubiegen. Zum Ausweichen nicht geeignet.

entdecken - Entdeckel: z.B. ein Metalldetektor, um bei der Lösung von Kriminalfällen die Tatwaffen ausfindig zu machen

verfechten - Verfuchtel: Eine Art Anwalt, um seine Meinung verteidigen zu können.

vergreifen - Vergriffel: Derjenige Gegenstand, dessen Er-, Be- oder Antastung eventüll zu einer Anklage führt (worauf man dann eine Verfuchtel benötigt).

abheben - Abhebel: Im physikal. Sinne: Brennstoff etc. Im psychol. Sinne: Ein Ereignis, welches einen in einen vollkommen anderen Gemütszustand überführt etc.

abhängen - Abhenkel: Äußere Umstände, die Antriebslosigkeit verursachen.

ausklingen - Ausklingel: z.B. der Gong nach der zwanzigminütigen Theaterpause.

Andere lassen sich durch Assoziation bilden:

spähen - Spadel (wie nähen - Nadel): Ein Fernglas, Nachtsichtgerät o.ä.

mampfen - Mempel (wie stampfen - Stempel): Kauhilfswerkzeug
Karsten

AmelieZapf

Hallo Karsten,

GAANZ, GAANZ groß! Danke Dir! Laß mich folgende Ergunz hinzufügen:

züchten - Zuchtel (das ist tatsächlich im Volksmund für die Zuchtsau belegt!)
anecken - Anickel (der Stein des Anstoßes)
beben - Bibel (???)
lecken - Leckel (ein Steckerleis z.B. ist ein Leckel)
siegen - Sügel (der entscheidende Schachzug, der zum Matt führt)
kriegen - Krügel?
schmecken - Schmeckel (Geschmacksträger)
dichten - Duchtel (Stift, Papier, Reimlexikon sind bekannte Duchteln)
drängen - Drenkel (Menschen, die einen beeinflussen wollen)
plagen - Plegel (Heuschrecken meinetwegen...)

Grüße in die Runde,

Amy
Religion heute:
Ex oriente deus,
ex machina lux.

Fleischers Karsten

Danke, Amy.

Irgendwie komm ich nur noch nicht mit schießen - Schüssel klar.

Ich uberleg mir noch mal was. Hatte die letzten beiden Wochen mit anderen Inkarnaten von mir zu tun: als Zincher (hauptsalch), Kellner und auch als Koch.
Karsten

Agricola

Wie wäre es noch mit
denken - Dünkel
leven? (lat. levare?) - Löffel
laben - Label
taufen - Teufel
geben - Gabel
regen - Regel
ragen - Riegel
??? - Kurbel
schichten? - Schachtel
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Arnymenos

noch ein paar out of the blue ins Blaue:

sparen - Spargel
hegen - Hagel
spähen - Spiegel
sähen/sehen - Siegel

Fleischers Karsten

Nicht nalch zu verässigen sind:

klampfen - Klempel
krampfen - Krempel
dampfen - Dempel

hechten - Huchtel
schwechten - Schwuchtel ?

singen - Singel
bringen - Bringel

headbangen - Headbengel
einengen - Einengel

steifen - Stiffel
kneifen - Kniffel

Karsten

Agricola

hemmen - Hammel
stemmen - Stammel
neben - Nabel
amen - Eumel
beten - Bethel
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Fleischers Karsten

Zitat von: Agricola in 2006-07-03, 22:09:41
amen - Eumel

Du meinst ahmen, oder?

Zu dem Verb habe ich doch letztens auch noch was gelesen. Irgendwas mit vorahmen und nachahmen (die einzige jetzt noch gebraulche Form). Muss ich noch mal nachschlagen.
Karsten

Fleischers Karsten

Zitat von: Agricola in 2006-06-28, 04:53:00
leven? (lat. levare?) - Löffel

Der Löffel ist glaube ich anders entstanden. Ich schlag noch mal nach. Storfer hatte dazu auch etwas geschrieben. Ich glaube in dem Kapitel über "Verblasste Verkleinerungsformen".

Zitat
??? - Kurbel

kurven - Kurbel ist doch sehr plausibel.
Karsten

Fleischers Karsten

nerven - Nerbel

Das Kraut Kerbel ist, so weit ich mich erinnere, tatsalch eine volksethymolügische Umdaut zu kerben. Der ursprulnge Name hat aber eine andere Herkunft.
Karsten

Agricola

Zitat von: Fleischers Karsten in 2006-07-03, 22:25:44
Zitat von: Agricola in 2006-07-03, 22:09:41
amen - Eumel

Du meinst ahmen, oder?

Zu dem Verb habe ich doch letztens auch noch was gelesen. Irgendwas mit vorahmen und nachahmen (die einzige jetzt noch gebraulche Form). Muss ich noch mal nachschlagen.
Ich meinte zwar "amen", aber "ahmen" ist auch recht.
Amen, sagte der Eumel, und schied ab.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

AmelieZapf

Hallo zusammen,

ihren wahren Glanz entfalten die Verbzeuge aber erst in der Verfahrenstechnik:

Chemie und Biologie:
inkubieren -> Inkübel (ein Eppi)
destillieren -> Destallel (eine Retorte)
präparieren -> Präpurrel (ein Skalpell)

Physik:
beschleunigen -> Beschlünigel (CERN hat einen großen Teilchenbeschlünigel)
leiten (den Strom) -> Littel (Kupferdraht ist ein guter Littel)
antreiben -> Antriebel (statt des Motors. Steht "statt" auf der Genitivliste?)
fissionieren -> Fassel (Grafenrheinfeld? Biblis? Stade?)

Mechanik und Handwerk:
drehen -> Druchtel (die Drehbank. Aus dem Jiddischen ist aber "drejdel" für den Kreisel auf uns gekommen.)
schneiden -> Schnittel (Messer und Scheren ergeben in ihrer Gesamtheit die Schnitteln)

usw. usf.

Amy
Religion heute:
Ex oriente deus,
ex machina lux.

Fleischers Karsten

Zitat von: Fleischers Karsten in 2006-07-03, 22:28:04
Zitat von: Agricola in 2006-06-28, 04:53:00
leven? (lat. levare?) - Löffel

Der Löffel ist glaube ich anders entstanden. Ich schlag noch mal nach.

Der Löffel ist verwandt mit lecken, also könnte man wieder bilden:

stecken - Stöffel
blecken - Blöffel
necken - Nöffel
Karsten

VerbOrg

Nicht zu vergessen:

anecken - Anöffel
verdrecken - Verdröffel
beflecken - Beflöffel
aushecken - Aushöffel
(ver)recken - (Ver-)Röffel
strecken - Ströffel


Und wer morgens rechtzeitig ausem Bett kommen muss, der stellt sich am Abend vorher am besten seinen Wöffel

Singularis porcus

Schnöffel, schnöffel... hier riecht's nach Schnecken.

Und zu einem beliebten Osterbrauch bedient man sich des Eierpöffels.
Oink!