Vernichtet!

Begonnen von MrMagoo, 2004-12-19, 22:52:04

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MrMagoo

Wenn ich eine Tochter hätte und mein Bruder heiratete - könnte dann dessen Braut vor der Hochzeit zu meiner Tochter sagen:
"Ich werde dich vernichten!"?

Und auch danach:
"Ich habe dich vernichtet!"?  ;D

Eigentlich ja, oder? Sie hätte ja quasi meine Tochter zu(r) Nichte gemacht...

Auch wenn jetzt jemand sagen sollte, das ginge mitnichten, würde es denn auch mitneffen gehen??

Fragen über Fragen  ???
Wâ mag ich mich nu vinden? wâ mac ich mich nu suochen, wâ? nu bin ich hie und bin ouch dâ und enbin doch weder dâ noch hie. wer wart ouch sus verirret ie? wer wart ie sus zerteilet mê?
(Gottfried von Straßburg)

gehabt gehabt

Zitat von: MrMagoo in 2004-12-19, 22:52:04
Wenn ich eine Tochter hätte und mein Bruder heiratete - könnte dann dessen Braut vor der Hochzeit zu meiner Tochter sagen:
"Ich werde dich vernichten!"?

Und auch danach:
"Ich habe dich vernichtet!"?  ;D

Eigentlich ja, oder? Sie hätte ja quasi meine Tochter zu(r) Nichte gemacht...

Auch wenn jetzt jemand sagen sollte, das ginge mitnichten, würde es denn auch mitneffen gehen??

Fragen über Fragen
???

Du heiratest deinen Bruder und der hat eine Braut???

Merkwuerdige Familienverhaeltnisse. Wie im alten Rom.

MrMagoo

Was??
Nein nein - ich hätte eine Tochter - Punkt - Mein Bruder würde heiraten - Punkt - Könnte dann meines Bruders Braut zu meiner Tochter oben angeführte Sätze sagen?  ;)
Wâ mag ich mich nu vinden? wâ mac ich mich nu suochen, wâ? nu bin ich hie und bin ouch dâ und enbin doch weder dâ noch hie. wer wart ouch sus verirret ie? wer wart ie sus zerteilet mê?
(Gottfried von Straßburg)

amarillo

Jawoll. weil es so schön doppeldeutig ist, sollte sie es sagen.
GSV liebt - berichtige mich, oh mein Administrator -  solche Verzwackungen.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

gehabt gehabt

Ich denke schon. Und wenn das Toechterlein gewitzt waere,
koennte es sagen, aber mach auch ein paar Fisimatenten
mit meinem Oheim, damit ich paar Vettern und Basen
bekomme (drei Woerter fuer das Sprachmuseum!). Oder
ist die Etymologie von Fisimatenten = Fils de ma tante    gar nur eine urbane Legende?

amarillo

Zitat von: gehabt gehabt in 2004-12-19, 23:22:58
ist die Etymologie von Fisimatenten = Fils de ma tante    gar nur eine urbane Legende?

Weiß ich auch nicht genau, es kursiert noch das Gerücht, daß der Olle Fritz - anläßlich eines Heerlagers, während dessen  er mehrfach aufgefordert wurde "visitez ma tente" - gesagt haben soll, er habe die Schnauze voll von all diesen "Visitematenten".
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

gehabt gehabt

Wo wir von heiraten reden faellt mir der schoene Satz ein:

Kommt Zeit kommt Rat, sagte der Vater,

aber nicht Hochzeit und nicht Heirat, sagte die Tochter.

Kilian

#7
Sehr schön, aber eine Nichte war die Tochter doch schon vor der Heirat des Onkels? Wenn MrMagoo aber Einzelkind wäre und eine Tochter hätte, und seine Eltern schächten ihm dann noch mal ein Geschwister, dann, würde ich sagen, hätten sie seine Tochter vernichtet. Um ganz penibel zu sein.

caru

hochinteressant. es gibt für eine ganze menge wichtige vorgänge innerhalb der näheren und weiteren verwandtschaft keine deutschen verben. da sind einige vorschläge an die deutsche sprechergemeinschaft fällig:

zum vater machen: vätern
zur mutter machen: müttern

analog dazu auch großvätern, großmüttern, schwestern, brüdern, enkeln, önkeln, tänten, nichten, neffen.

eltern zum (noch einzigen) sohn: "wir haben eine überraschung für dich: wir werden dich demnächst brüdern!"

und heideggers "das nichts nichtet" gewinnt eine neue dimension der rätselhäfte, denn es erhebt sich die brennende frage: WEN nichtet das nichts??!!! und zu wessen nichte macht es die betreffende? denn sie kann ja doch nicht die nichte von jemand sein, den es nicht gibt. fragen über fragen.

da kann man nur sagen "Reg gedieH HeideggeR!"






FisimatentenSubstantiv Plural (auch als visipatent u.ä.) "Ausflüchte, Winkelzüge"; erweiterter Standardwortschatz, stilistisch (16. Jh.) Hybridbildung. Vermutlich Streckform zu fnhd. fisiment "bedeutungsloser Zierat (am Wappen)", zu mhd. visieren, das u.a. "die Wappenfiguren ordnen und beschreiben" bedeutet. Zahlreiche andersartige Erklärungsversuche können nicht ausreichend gestützt werden.
Kluge
(\___/)
(>´x´<)
('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

Kilian

Zitatzum vater machen: vätern
zur mutter machen: müttern

Wohingegen:
Vater von jm. werden: jn. vatern
Mutter von jm. werden: jn. muttern
"Wie konnte ein Mann fünf Kinder vatern, die absolut nichts mit ihm gemeinsam hatten?"
(analog zu engl. to father)

Wir könnten also sagen: Das Verb mit Umlaut sagt, wozu man jemanden macht, das ohne Umlaut, was man selbst im Verhältnis zu jemandem wird.

Zitatanalog dazu auch großvätern, großmüttern, schwestern, brüdern, enkeln, önkeln, tänten, nichten, neffen.

Da man Schwestern, Ekel, Nichten und Neffen nicht umlauten kann, schlage ich vor, die Vorsilbe "ver-" hier in der Bedeutung "jemanden zu etwas machen" wie bei MrMagoos vernichten obligatorisch zu verwenden und ihren Gebrauch ansonsten freizustellen. Für das "selber etwas von jemandem werden" (ich weiß, die Klarheit meiner Ausdrucksweise entspricht der Uhrzeit) kann man zur Verdeutlichung die Vorsilbe "be-" verwenden: "Meine Mutter gebar ein Mädchen, das mich beschwesterte." Das entspräche auch "beerben", wenn man sich dieses Verb von "der Erbe" hergeleitet denkt. :D

Dann hätten wir für's Jemanden-machen-zu:
(ver)vätern, (ver)müttern, (ver)großvätern, (ver)großmüttern, verschwestern, (ver)brüdern*, verenkeln, (ver)önkeln, (ver)tänten, vernichten*, verneffen

Und fürs Werden-zu-jemandes:
(be)vatern, (be)muttern*, (be)großvatern, (be)großmuttern, (be)schwestern, (be)brudern, (be)enkeln, (be)onkeln, (be)tanten, (be)nichten, (be)neffen

* Jaja, mit Vorsilbe gibt's die schon in anderen Bedeutungen, aber ich aber ja nicht damit angefangen, nicht wahr? ;D

gehabt gehabt

Die Woerter "benichten" und "beneffen" schreien danach, gestorken zu werden.

Ich beneffe, du beniffst   analog zu betreffen
Ich benaf
benaefe
benoffen


Ich benichte, du benichtst
benocht
benoechte
benochten

MrMagoo

Zitat von: Kilian in 2004-12-21, 00:42:00
Zitatzum vater machen: vätern
zur mutter machen: müttern

Wohingegen:
Vater von jm. werden: jn. vatern
Mutter von jm. werden: jn. muttern
"Wie konnte ein Mann fünf Kinder vatern, die absolut nichts mit ihm gemeinsam hatten?"
(analog zu engl. to father)

Wir könnten also sagen: Das Verb mit Umlaut sagt, wozu man jemanden macht, das ohne Umlaut, was man selbst im Verhältnis zu jemandem wird.


Hört sich gut an, allerdings sind "Vater/Mutter etc. von jemandem werden" intransitive Verben, Du kannst also "nur" (selbst) "vatern", nicht aber "jemanden anders vatern"; hier muß das transitive "vätern" stehen!

Wâ mag ich mich nu vinden? wâ mac ich mich nu suochen, wâ? nu bin ich hie und bin ouch dâ und enbin doch weder dâ noch hie. wer wart ouch sus verirret ie? wer wart ie sus zerteilet mê?
(Gottfried von Straßburg)

MrMagoo

sie muttert (selber), er vatert (selber), sie großmuttert (selber), er großvatert (selber)

er vätert jn., sie vätert jn., er großmüttert jn, sie großvätert jn.


Auch "neffen" kann umgelautet werden: e-> i

er nefft (selber)
er nifft jn.
Wâ mag ich mich nu vinden? wâ mac ich mich nu suochen, wâ? nu bin ich hie und bin ouch dâ und enbin doch weder dâ noch hie. wer wart ouch sus verirret ie? wer wart ie sus zerteilet mê?
(Gottfried von Straßburg)

MrMagoo

Zitat von: Kilian in 2004-12-21, 00:42:00
Und fürs Werden-zu-jemandes:
(be)vatern, (be)muttern*, (be)großvatern, (be)großmuttern, (be)schwestern, (be)brudern, (be)enkeln, (be)onkeln, (be)tanten, (be)nichten, (be)neffen

* Jaja, mit Vorsilbe gibt's die schon in anderen Bedeutungen, aber ich aber ja nicht damit angefangen, nicht wahr? ;D


Die Vorsilbe "be-" bedeutet "mit etwas versehen, etwas (vollständig) umgeben, umwickeln", die Bedeutung "etwas werden, etwas erreichen" trägt die Vorsilbe "er-", daher besser:

ervatern, ermuttern, erbrudern, etc.
Wâ mag ich mich nu vinden? wâ mac ich mich nu suochen, wâ? nu bin ich hie und bin ouch dâ und enbin doch weder dâ noch hie. wer wart ouch sus verirret ie? wer wart ie sus zerteilet mê?
(Gottfried von Straßburg)

gehabt gehabt

Zitat von: MrMagoo in 2004-12-21, 13:44:34
Zitat von: Kilian in 2004-12-21, 00:42:00
Zitatzum vater machen: vätern
zur mutter machen: müttern

Wohingegen:
Vater von jm. werden: jn. vatern
Mutter von jm. werden: jn. muttern
"Wie konnte ein Mann fünf Kinder vatern, die absolut nichts mit ihm gemeinsam hatten?"
(analog zu engl. to father)

Wir könnten also sagen: Das Verb mit Umlaut sagt, wozu man jemanden macht, das ohne Umlaut, was man selbst im Verhältnis zu jemandem wird.


Hört sich gut an, allerdings sind "Vater/Mutter etc. von jemandem werden" intransitive Verben, Du kannst also "nur" (selbst) "vatern", nicht aber "jemanden anders vatern"; hier muß das transitive "vätern" stehen!



In der modernen Reproduktivmedizin ist alles moegliche.

Wenn ein Schwein Nachwuchs bekommt, sagt man allerdings
es ferkelt und nicht es saeut. Wenn ich also Vater werde
muesste es entsprechend heissen ich kindere und wenn ich
Onkel werde, "ich nichte" oder "ich neffe"