Leihwörter

Begonnen von edragedlih, 2004-03-25, 20:43:22

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caru

ich protestiere in meiner eigenschaft als österreicher.

"hän die koi schnua?" sagt man nicht in österreich, sondern in schwaben. und das ist ganz, ganz woanders.

käme der begriff etwa aus der steiermark, hieße das mobiltelefon wohl "haumdej", wegen "haum dej koa koubl?"
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Nijntje - de echte nederlandse konijn

Kilian

@Das H: Ja, da freut sich der Kaffeekocher. :)

Das H

#17
Ich entschuldige mich für meine Unwissenheit im östereichschem Wortgebrauch... dann halt die Schwaben...
Nunja , DAS hätten se sich dann ja auch sparen können *insfäustleinkicher

Und nun noch einige Vorschläge meinerseits zur Ausmerzung diverser englischer Leihwörter:

Chat ... Texttelefonat
SupportCenter ... mögliche Lösungsanlaufstelle
Hotline ... Klärungsleitung
FastForward ... Verhederungstaste
Multitasking ... Paralleldenken
Leasing ... Fastkauf
FileSharing ... Dateneintopf

das gute alte
Handy ... mobiler Kurzwellenfunkfernsprecher auch MKWFFS genannt *gruns

Kilian

Noch was zu Karl May: Vielleicht hatte er von dem Wort Scheidekunst gehört und wollte auf diese Weise den Wortschatz seiner Leser damit befruchten.

Feldmarschall

Also zunächst einmal zu P. v. Zesen:

Er lebte - das kann man auf der gelinkten (= ausgewiesenen??) Seite ja nachlesen - im 17. Jahrhundert. Daher ist es nicht allzu erstaunlich, daß von ihm geschaffene Wörter im heutigen Sprachgebrauch selbstverständlich sind, ohne daß sie als Neuschöpfungen auffallen, und daß andere heute fremdartig erscheinen.
Andererseits fiel mir auf, daß einige seiner Verdeutschungen, welche sich nicht eingebürgert haben, inkonsequent (=nicht durchgehend verwirklicht???) waren - wenn Vater Pflanzherr heißen sollte, warum dann Papst Obererzvater und nicht Obererzpflanzherr??? -
andere dagegen waren überflüssig,  weil man schon andere Begriffe verwenden kann: Soldat - Krieger (anstatt Menschenschlachter), Pistole - Faustrohr, Schornstein - Rauchgang/Rauchfang/ .
Nebenbei bemerkt wäre ich dankbar, wenn einer von euch mir erklären könnte, welchen Ursprung das Wort Schornstein, von dem ich nicht wußte, daß es sich offenbar um ein Fremdwort handelt, hat.

Was den Gesichtserker anstelle von Nase betrifft: Ich habe einmal gelesen, daß es der germanische Ausdruck für die Nase gewesen sein soll. Vielleicht wird es daher fälschlich auch als Vorschlag v.Zesens betrachtet.
Von Gegnern des Schützens der deutschen Sprache vor Fremdwörtern wird meines Wissens aber meistens der "Viertopf-Zerknalltreibling" angeführt.

Kilian

Ein Brief, den ich unpassenderweise in einer Stilblütensammlung fand:

ZitatMeine Trautholde!

Wir wäre es mit einem Zerknalltreiblingszweiradausflug am Sonntag, dem 28. Lenzing 1938? Hoffentlich gibt Dich Dein Pflanzherr frei und hält Dich wegen Sippenthings anläßlich des Wiegenfestes Deiner Urpflanzmutter nicht daheim fest. Es gibt keinen schöneren Genuß mit Dir, Kraftradhintersassin, als jetzt im Lenz. Bitte, bringe Du Deine Strahlenfalle mit, dann besorge ich eine Kofferkrachwortmühle, damit wir bei der Freiluftmahlzeit die große Furtwänglertönerei und die Wiedergabe von dem Faustkämpferwettstreit hören können. Und ziehe bitte Deine zweigeteilte Lenztracht an, in der Dein Hüftengpaß  so gut zum Ausdruck kommt. Vergiß auch nicht, am Zeitungsheim den Fußballspielerergebniswettrateschein zu holen. Und, bitte, rauche bis zum Sonntag nicht mehr so viele Langstäbchen und trinke keine so starke Schwarzbrühe, sonst bist Du wieder so wirrsalig. Auf bald!

Dein Trautholdester!

Hat der Verfasser hier Fremdwörter gemieden, oder war er nur um durchgängige Verwendung ausgefallener Synonyme bemüht? Ich tippe auf Letzteres, da ich hinter der Strahlenfalle einen Sonnenschirm vermute - und das Wort ist ja völlig deutsch.

Ein grundsätzliches Statement: Die Eindämmung von Leihwörtern aus dem Englischen etc. hat mehr Berechtigung als die Eindämmung und Ersetzung von Lehnwörtern mit griechischer, lateinischer etc. Herkunft. Denn die letzteren fügen sich prima in die deutsche Aussprache ein und sind dem Schatz der deutschen Sprache wohl auch im engereren Sinne zuzurechnen, während man bei den Ersteren immer zwischen unterschiedlichen Aussprachesystemen hin- und herswitchen muss und es der Zunge ergehen kann wie einer mechanischen Schreibmaschine mit Dvorak-Keyboard. Gekonnt und mit dem rechten Maß eingesetzt, sind beide eine Bereicherung. Das kreative Ausdenken wurzeldeutscher Synonyme aber auch.

Feldmarschall

Der zitierte Text liest sich so, als sollte damit wieder die Haltung, Fremdwörter zu vermeiden, ins Lächerliche gezogen werden. Darauf läßt die Tatsache schließen, daß die unsinnigen Verdeutschungen entweder unnötig übertrieben oder andere, selbst erdachte eingefügt wurden. Und zwar wurde Wert darauf gelegt, daß es sich um besonders umständliche Wörter handelt, die jedem offensichtlich auffallen und auf Ablehnung stoßen.
Was zum Beispiel soll eine (Ur-) Pflanzmutter sein? Entweder man sagt Pflanzherrin entsprechend zu Pflanzherr oder es macht keinen Sinn.
Geburtstag wurde durch Wiegenfest ersetzt, weil dies heute ungewohnter klingt, dabei ist Geburtstag kein Fremdwort.
Die Krachwortmühle ist wohl das Radio; dieses kann man auch als Rundfunkempfänger bezeichnen, und schon ist es ein geläufiger Ausdruck.
Zeitungsheim = Kiosk? Warum wird es nicht einfach als Zeitungsstand bezeichnet?
Auch das Datum scheint nicht umsonst gewählt worden zu sein; es sollte offenbar der Bezug zum 3. Reich hergestellt werden.

Kilian

Der Brief ist in dem Buch Es fängt damit an, daß am Ende der Punkt fehlt, abgebildet, das zumindest vorgibt, nur authentische Dokumente zu enthalten. Es enthält eine Vielzahl unterschiedlichster privater und amtlicher Schreiben, die meisten davon wegen witziger Stilblüten ausgewählt. Der ältere der beiden Herausgeber, Emil Waas, wurde 1919 geboren, das Buch 1973 veröffentlicht. Das Datum ist also sicher nicht extra gewählt, um einen Bezug zum Dritten Reich herzustellen, und die Intention des Textes ist wahrscheinlich eher Spaß unter Verliebten als Fremdwörtervermeidungsverarschung. :-)

caru

@ das H:


soll vielleicht "texttelefonat" ein deutsches wort sein? ???

ebenso wie "parallel" und "daten"?


also wenn schon, dann "schriftferngespräch" (oder "tippferngespräch"), "nebeneinander-" oder "zugleichdenken", und für filesharing "gegebenheiteneintopf" ;D
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Nijntje - de echte nederlandse konijn

Kilian

Noch etwas sehr Schönes für die Sprache der Physik:
Zusammendrückbarkeit für Kompressibilität

mal sehen

Zitat von: Das H in 2004-08-23, 14:26:08
Ich entschuldige mich für meine Unwissenheit im östereichschem Wortgebrauch... dann halt die Schwaben...
Nunja , DAS hätten se sich dann ja auch sparen können *insfäustleinkicher

Und nun noch einige Vorschläge meinerseits zur Ausmerzung diverser englischer Leihwörter:

Chat ... Texttelefonat
SupportCenter ... mögliche Lösungsanlaufstelle
Hotline ... Klärungsleitung
FastForward ... Verhederungstaste
Multitasking ... Paralleldenken
Leasing ... Fastkauf
FileSharing ... Dateneintopf

das gute alte
Handy ... mobiler Kurzwellenfunkfernsprecher auch MKWFFS genannt *gruns


Also ...

IMHO ist eine "hotline" eher eine "Warteleitung"
Geklort wurde bei meinen Anrufen niemals etwas.

avete!
mal sehen
Habe nun, ach! ... Aber ich arbeite daran.

Arnymenos

Meine kleine Liste aus dem Bereich des Weltnetzes:

Computer - Rechner (kürzer, klarer, deutscher)
Laptop - Klapprechner (übernehme ich gerne, siehe oben)
Monitor - Bildschirm (damit hat niemand Probleme, oder? Ist auch kürzer)
Internet - (Welt-)Netz
Intranet - Heimnetz
webpage - (Netz-)seite
homepage - Heimseite
Thread - Faden
Posting - Beitrag
Link - Verweis (Link wäre aber phonetisch deutsch genug)
Tab - Reiter (hieß mal so, geriet aus der Mode, wurde für EDV neu erfunden, und urplötzlich konnte sich keiner mehr an das deutsche Wort erinnern)



Wörter, die ich nicht übersetze, sondern eindeustche:
Mail (Das "ey" als Diphthong hat ja seinen Platz gefunden, es ist aussprechbar, und damit ist Mail eingedeutscht; unterscheidet sich vom papiernen Brief)
Daten (klingt deutsch genug)
Forum
Programm


Die Liste wird fortgesetzt.

Kilian

Für mich ist der Monitor das ganze Gerät, der Bildschirm (engl. screen) hingegen die sichtbare Vorderseite der Bildröhre: "Du darfst den Monitor berühren, aber nicht den Bildschirm!"

gehabt gehabt

Inzwischen sind die Bildschirme ja so Flach, dass ein Unterschied nicht mehr auszumachen ist.;-)

gehabt gehabt

In einem anderen Faden wurde


webmaster    -->  Netzmeister

ubersetzt


Ich finde Netzwart klingt auch sehr huebsch deutsch. (wie Hauswart und Blockwart, und ist ein Astronom eigentlich ein Sternwart?). Er meistert ja nicht nur das Netz, er wartet es ja auch.

Und wir alle sind Bahnwarte, denn wir alle warten ihrer.