Woerter, die ihr eigenes Gegentum bedeuten

Begonnen von gehabt gehabt, 2005-01-03, 08:25:33

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VerbOrg

Genau: meine Chefin hatte - ich schrieb es andernorts schon - in den Urlaub ein Mittel für Durchfall mitgenommen, mien allerdings eins dagegen.

Für ist in diesem Fall gemienen im Sinne von "zur Behandlung von". Also dafür, wenn man was hat und was dagegen tun will.
Alle Klarheiten beseitigt?

Günter Gans

"Gastland":
1) Deutschland ist Gastland für ausländische Studenten.
2) Korea ist Gastland auf der Buchmesse.

Ob das auch in diesen Faden pieße?
Gehen Sie immer in den Wald zur Paarung? (Loriot)

VerbOrg

Natürlich.
In der einen Definor ist's das Land, in dem die Gäste sich gästelnderweise aufhalten (Deutschland), in der anderen das, aus dem die Gäste kommen (Korea).

Andererseits müsste im Korea-Beispiel ja das Land zu Gast sein und nicht dessen Vertreter.
Das ist ein schönes Beispiel für die Umkehrung des Grundsatzes "pars pro toto". Da könnte man mal stilistisch drüber diskutieren. Könnte - muss man nicht.

Günter Gans

Gehen Sie immer in den Wald zur Paarung? (Loriot)

VerbOrg

Genau.
Und Pjöngjang ist dann in Frankfurt, oder?

Kilian

Die Zahncreme gegen schmerzempfindliche Zähne - entfernt schmerzempfindliche Zähne zuverlässig. Sie werden nie wieder Zahnschmerzen haben! Oder so: Shampoo für schnell fettendes Haar - schon nach drei Anwendungen spürbare Beschleunigung der Fettung! Oder so: Hier habe ich eine Kopfschmerztablette für dich - macht garantiert Kopfschmerzen! *kanaldeckelschmeiß*

Ich hoffe, hier hat niemand scherzempfindliche Zähne.

ZitatDas ist ein schönes Beispiel für die Umkehrung des Grundsatzes "pars pro toto".

Der Oberbegriff ist Synekdoche - die umfasst sowohl pars pro toto als auch totum pro parte.

Bertl

Nur noch was zum Gegentum. Soeben las ich da "benachrichtigen".  Klar, da wird, von der Objektsseite her betrachtet, jemandem eine Nachricht zugeschickt;
"beaufsichtigen" - Aufsicht wird über jmdn. ... - etc., etc.
Nun aber ein gar seltsam Verb, das sogar in unserer Liste noch fehlt:
beeinträchtigen
Ausgerechnet Eintracht wird hier niemandem zuteil; eher Einschränkung, Unterbrechung, Verlust.

versucher

Noch mal zur Klur: Nie verstand ich den Unterschied zwischen Synekdoche und Metonymie. Hast du, Kilian, oder someone else, den parat? Oder gibt's keinen?

caru

doch, gibts.

erst das gemeinsame: beides sind übertragungen in dem sinn, daß A genannt wird, um B auszudrücken. der unterschied liegt darin, daß das verhältnis von A zu B ein anderes ist.

bei der synekdoche ist B ein über- oder unterbegriff zu A, entweder

1) konkret: eins ist der teil, das andere das ganze, z.b.
-pars pro toto: segel für schiff
-totum pro parte: amerika, wenn die USA gemeint sind

2) abstrakt: eins ist die gattung, das andere das individuum (oder eine untergattung): raubtier für löwe, der soldat für das militär


bei der metonymie gehts um ein beliebiges anderes logisches verhältnis, wenn z.b. der behälter für den inhalt steht ("ein gläschen trinken" - quatsch, man trinkt ja das, was drin ist) oder wenn man im goethe nachschaut (da macht man auch keine autopsie, sondern blättert in einem buch mit texten von g.).


so würd ich das jedenfalls spontan sehen. widerspricht mir wer? ;D
(\___/)
(>´x´<)
('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

Kilian

#54
Beim Blättern in Deutsch-LK-Unterlagen fand ich neben der Person-Sache- und der Gefäß-Inhalt- noch die Grund-Folge- ("der bleiche Tod") und die Abstraktum-Konkretum-Metonymie ("Die Gerechtigkeit wird siegen.")

Stollentroll

Irgenzwie ist dieser Faden sehr schnell abgeschnitten worden. wie wär´s mit :

Polemik =  wissenschaftliche Auseinandersetzung/unsachliche Kritik
3 Dinge sagen immer die Wahrheit : Kinder, Besoffene und Leggings.

Klaus123

Untiefe. (flaches Gewässer od. tiefes Gewässer)

Klaus123

Zum Thema Richtungsdenken (Artikel aus der Zeit):

Ein Ball hat nun wirklich keine Front, also auch kein Hinterteil. Wenn der Ball auf dem Bolzplatz liegt, und man legt ihn "weiter vor", dann legt man ihn weiter von sich weg. Liegt der Ball aber im Zimmer, sagen wir einen Meter von der Wand entfernt, und man legt ihn "weiter vor", dann legt man ihn näher zu sich. Wieso?

Agricola

Zitat von: Klaus123 in 2006-05-31, 03:39:02
Zum Thema Richtungsdenken (Artikel aus der Zeit):

Ein Ball hat nun wirklich keine Front, also auch kein Hinterteil. Wenn der Ball auf dem Bolzplatz liegt, und man legt ihn "weiter vor", dann legt man ihn weiter von sich weg. Liegt der Ball aber im Zimmer, sagen wir einen Meter von der Wand entfernt, und man legt ihn "weiter vor", dann legt man ihn näher zu sich. Wieso?
Das mit dem Vorne und Hinten hat mich auch schon immer beschäftigt. Warum liegt die Zukunft vor und die Vergangenheit hinter uns, trotz der Vor- und Nachfahren, Vorgänger und Nachfolger, vor vier und nach vier? Vielleicht weil auf unserem Lebensweg die Dinge, die früher vor uns lagen, jetzt hinter uns liegen? Aber trotzdem folgen wir weiter unseren Vorgängern nach, deren Ära hinter uns liegt, obwohl wir und doch gerade an der Stelle befinden müssten, die eben unsere Vorgänger hinter sich gebracht haben. (Das ist übrigens kein Problem des Deutschen, sondern geht auch auf Englisch, Latein, Chinesisch und Japanisch und wahrscheinlich in vielen anderen Sprachen.)
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Klaus123

Ja, ich zitiere "Die Uhren werden am Sonntag morgen um 2 Uhr mitteleuropäischer Zeit um eine Stunde auf 3 Uhr vorgestellt."
Und obwohl man die Uhr _vorstellt_ ist 3 Uhr ist eine Stunde _nach_ 2 Uhr. Irgendwie ziemlich konfus.