Staerkung von fensterln

Begonnen von gehabt gehabt, 2005-01-12, 13:20:44

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gehabt gehabt

Einige Verben staerken sich ja wie von selbst, aber an dem Verb
fensterln hab ich mir bislang die Zunge zerbrochen

du firnstlst?    farnlst ? gefirnstln ?

Vielleicht kann der Oesterreichische Korrespondent helfen (oder ist er
unzustaendig, weil sich das fensterln nur auf Bayern beschraenkt?)

caru

fensterln-er firlnst-farlnst-färlnste-firlnst!-gefurlnsten

geht doch. nicht ärger als "kurbeln", finde ich.

(ob das aber in die liste kommt? mein

schmunzeln-schmulnzst, schmulnzt-schmalnz-schmälnze-schmülnz-geschmulnzen

wurde kürzlich abgelohnen :( )


ja, und fensterln tut man bei uns zulande auch. wenn auch nicht mehr so viel wie früher. die moral sinkt, der papst schreit eh schon.
(\___/)
(>´x´<)
('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

Kilian

Zitat von: caru in 2005-01-12, 20:35:11geht doch. nicht ärger als "kurbeln", finde ich.

Echt? Bei kurbeln sind nur drei Konsonanten hintereinander unterzubringen, bei fensterln fünf! Zugegeben, die geschlossenen Stammvokale und das b bei korlb, körlbe, gekorlben sind fies.

rlnst muss hier natürlich die Reihenfolge der Wahl sein, sehr richtig. Wird demnächst in die Liste aufgenommen!

Arnymenos

Ist "erlnst" aussprechbar? Und wenn ja, wo wuerde man - wenn ueberhaupt - ein "e" zur Aussprache ienfuegen? "erlenst"/"erlnest"? Warum heisst die Kombination der haeufigsten Buchstaben (anderthalbsilbig) "ernstl" und nicht "erlnst"?

Kilian

Also, ich krieg "erlnst" ohne größere Mühe über die Lippen. Ein "e"? Am ehesten noch hinter dem l, aber das würde ja eine Silbe hinzufügen.

"ernstl" ergibt sich aus Ableitungen und Zusammensetzungen wie ernstlich oder... äh... Fernstlastverkehr. ;) "erlnst" dagegen kommt so gut wie nie vor. Zusammensetzungen wie Fensterlnstrümpfe wären ja auch gar zu verschroben - das Infinitiv-n würde man mindestens weglassen.

Arnymenos

Das ist ein anderes Spiel: Finde ein Wort oder -zusammensatz, in welchem die gesuchte Kombination vorkommt. Ich wollte fragen: Ist "erlnst." moeglich? (Lies den Punkt als Wortgrenze).

amarillo

#6
Es scheint jederzeit möglich, wenn auch eher im südlichen Raum, da  -erl im Auslaut leicht als Diminutiv des Bayrischen oder des Österreichischen Formenschatzes zu sehen ist gell,  Ihr kleinen Hascherl(n) - (nur als Beispiel). Wo wir das "n" andernfalls hernehmen, sehen wir dann später. {Hilfe, caru}

Das erinnert mich alles sehr an das Spielchen in einem linguistischen Proseminar in Marburg, als wir zum Schluß herausfinden mußten, ob sich eine sprachliche Fehlleistung als Systemfehler oder Strukturfehler (war es wirklich Struktur? - ich weiß es nicht mehr) aufzeigen ließ.

Damals sprach man noch von Fehlern, ansonsten scheint sich in der Linguistik ja noch nicht allzu viel getan zu haben.

(und liebe Grüße an Dublin, ich habe noch etwas Unterwäsche und ein paar Bierdeckel dort)
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Arnymenos

Hat sich schon was getan. Zum Beispiel kann ich mit deiner Struktur/Systemunterscheidung nicht das Geringste anfangen. Also ein Rueckschritt in der Wissenschaft ;D

amarillo

Nein, kein Rückschritt, das liegt daran, daß Wissen nur eine sehr kurze Halbwertzeit hat. Manches überholt sich, manches geht einfach flöten, oder ein Wissenschaftler fühlt sich genötigt, eine neue Nomenklatur einzuführen - das nennt man dann manchmal "alter Wein in neuen Schläuchen".
Aber da nach Einstein die Zeit etwas sehr Persönliches ist, dürfen meinethalben alle wissenschaftlich Tätigen glauben, daß ihre Ergebnisse alle Zeiten überdauern.

Was ist denn Deine Meinung zum "erlnst." ? Geht nicht?
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Arnymenos

Ein Versuch, das "erlnst." zu erfassen:

Silbenbau hat Grenzen. Vielleicht kennt ihr slawische Woerter, die keinen Vokal haben. So zum Beispiel heisst das kroatische "vrh" auf Deutsch "Berg". Man spricht es mit "w", einem Zungenschlag-r (wie im Spanischen), und einem "ch" wie in "ach". Dabei ist das "r" silbentragend, also wie ein Vokal. Im Deutschen gibt es das auch; wir habm Silbm, in denn Konsonantn silbntragnd sind. Die Orthographie erfordert das "e" der sorgfaeltigen Aussprache, aber ehrlich, wer spricht es denn immer ebenso sorgfaeltig aus? Es kommt und geht, und wenn es Glueck hat, findet sich noch ein Apostroph als Grabstein. Dabei erfuellt es ja die grosse Aufgabe, das Deutsche im Metrum zu halten. Nirgends wird in der Literatur so oft apostrophiert (bzw. dem Dative ein eigentlich totes "e" dazugegeben) wie in der Lyrik!

Was aber allen Silben der Welt gemeinsam ist: Sie haben einen Silbengipfel. Das ist meistens ein Vokal, und immer der Vokal, wenn einer da ist. Davor und dahinter kann je nach Sprache noch eine ganze Menge kommen. Der Rekord fuer das Deutsche liegt eigentlich beim "Herbst", respektive "Herbsts", wenn man den Genitiv ohne "e" sprechen kann. Darf ich unseren Chefetymologen bitten, die Verwandschaft zu engl. "harvest" zu recherchieren?

"erlnst" bringt schonmal 5 Konsonanten. Das macht mich natuerlich misstrauisch. "t" und "s" passen eigentlich an jedes Wort dran, wie die "e"-frei moegliche Bildung einer jeden 2.P.Sg. im Praesens belegt: "du fensterlst". Aber ich glaube, dass das "n" eben jene extrametrische Position in "fensterln" braucht, damit ueberhaupt drei Konsonanten am Ende stehen koennen. Nun bietet uns das Deutsche die Moeglichkeit, ein "r" zu vokalisieren, in Richtung "fenstaln". Gaebe es nun Wortstaemme auf "-ln" (nicht auf "-len"), wozu mir gerade nichts einfallen will, dann koennte man eventuell auch einen Stamm auf "-rln" haben. Und das "-st" passt, wie gesagt, immer, wenn die extrametrische, aussersilbische Position noch frei ist.

Aber ich kann die Aussprechbarkeit von "erlnst" nicht aus dem ableiten, was das Deutsche sicher zulaesst. Im Notfall kann ich auch "Herbststststststs" sagen, nur weil's mir Spass macht. Ich kann ja auch auf Hrvatski "vrh", "Krk", "Vrhnica" und "Prstina" sagen. Was ich kann, geht ueber das hinaus, was das Deutsche erlaubt, also ist es kein Kriterium dafuer. Deswegen: Solange ich kein echtes deutsches Wort auf "erlnst" sehe, glaube ich nicht daran. Das ist etwas anderes als z.B. "Troch", ein durchaus moegliches Wort, das es nur zufaellig nicht gibt. Dass es "erlnst" nicht gibt, ist eine durchgaengige Luecke, ein regelmaessiges Muster.

Kilian

Ach, so meinst du. Ich glaube, das führt uns nahtlos in die Diskussion unter "Konsonantenverschiebung".

Arnymenos

Zitat von: Kilian in 2005-02-10, 18:52:05
Ach, so meinst du. Ich glaube, das führt uns nahtlos in die Diskussion unter "Konsonantenverschiebung".

Ja, ich nutze gerade drei Faeden, um mich und meine Ansichten vorzustellen.

gehabt gehabt

Zitat von: Arnymenos in 2005-02-10, 11:29:52
Das ist ein anderes Spiel: Finde ein Wort oder -zusammensatz, in welchem die gesuchte Kombination vorkommt. Ich wollte fragen: Ist "erlnst." moeglich? (Lies den Punkt als Wortgrenze).

Der Superlativ von erlen ist zumindestens formal erlenst,
auf sueddeustch erlnst

Kunde zum Tischler: Ist dieser Tisch erlen oder eichen?
Tischler: Er ist erlen.
Kunde: Ganz sicher?
Tischler: Wenn er nicht erlnst ist, bekommen Sie Ihr Geld zurueck.

amarillo

genau, und der Töpfer sagte: "alle meine Krüge sind irdnst".
Fall gelöst, mit der Brechstange, aber gelöst ;D
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Arnymenos

Ich glaube euch, wenn ihr ein Gedicht damit macht! ;)

Warum? Ganz einfach, da kommt's auf die Anzahl der Silben an. Es gibt kaum eine bessere Methode jemanden zum unbewussten SIlbenzaehlen zu bringen.