downloaden, ich downloade, downloadete, downgeloadet

Begonnen von Kilian, 2005-01-20, 18:43:42

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amarillo

Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

MrMagoo

Zitat von: amarillo in 2005-02-11, 18:42:00
nicht downlud / lud down ???

Klar, dagegen hab ich nichts einzuwenden. ;)
---> (s. aber "winken"-Beitrag).
Wâ mag ich mich nu vinden? wâ mac ich mich nu suochen, wâ? nu bin ich hie und bin ouch dâ und enbin doch weder dâ noch hie. wer wart ouch sus verirret ie? wer wart ie sus zerteilet mê?
(Gottfried von Straßburg)

Ly

Zitat von: Kilian in 2005-02-11, 15:24:01
Arnymenos wollte aber auf das -en am Ende hinaus: Das ist die Partizip-II-Endung der starken Verben, schwach müsste es gedownloadet heißen! -en statt -et, das ist ein anscheinend in letzter Zeit häufiger auftauchender Fehler, um den es auch im aktuellen Zwiebelfisch geht.

Also, so komisch finde ich das gar nicht, das ist dann halt analog zu "laden"...
It isn't always how you look. Look at me. I'm handsome like anything, and I haven't got anybody to marry me yet.

versucher

Verohrene Verschworene!
Warum soll man Lehnwörter nicht drastisch eindeutschen (ich dutsch ein - ich dittsche ein - ich habe eingedotschen)? Die transkribierte (oder auch nicht, die haben ja 2 Schriftsysteme) japanische Fassung des Titels "Weltende und hard-boiled Wonderland" von Murakami lautet "Sekai no owari to hadoboirudo-wandarando" - man kann die Lehnwörter grade noch so erkennen. Im Deutschen sind sie unangetastet, dabei känne es ja auch "Weltende und hahdbeult Wondaländ" heißen.
Ich bin dafür, verbische Anglizismen gnadenlos zu stärken und einzuverleiben (im Rahmen der GSV natürlich!). Die derzeit üblichen Vermurksungen haben beide Sprachen nicht verdohnen (wieso sind bei "verdienen" eigentlich die Formen in der Großen Liste ganz anders als bei "dienen"?).
Ist doch eine Herausforderung:

Layouten
Abturnen (haha: abtörnen!)
Featuren
Chillen
Dunken

Na, wer traut sich?

Neulich pries das Kaufland in Rothenburg ob der Tauber "PC-Tasterturen" an. Im selben Supermarkt kann man auch "Pasta Schuta" erstehen. (erstehen: erstand - erstände - Sonderform erstunden). [Im Netz finde ich Pasta Schuta, aber nur deutsche Seiten. Auch wenn man "Pasta Sciuta" oder "Pasta Asciuta" schreibt, bietet Google nur deutsche und bestenfalls englische Seiten an, niemals italienische. Ist das gar kein italienisches Gericht!?]
Eine lustige, aber nachvollziehbare Volksetymologie im Netz ist "erregieren" statt "erigieren" - als käme es von "erregt sein".

Euer Versucher

gehabt gehabt

erregieren ist wirklich gut! Dennoch plaediere ich dafuer, ehe man zuviel Gehirnschmalz darauf verwendet, deustche Formen fuer Anglizismen zu verwenden, erst mal ein entsprechendes deutsches Wort zu finden. Beispiel deleten -> loeschen. Nur wenn das sehr schwierig ist, eine treffende Uebersetzung zu finden, zB weil es kein Wort mit dem entsprechenden Bedeutungsinhalt gibt (ZB feature) dann sollte man es behutsam eindeutschen, besonders wenn es schon deutsch klingt, wie gugeln. Gilt meiner Meinung nach, aber die wird nicht von Allen geteilt ich weiss, auch fuer Woerter griechischen oder lateinischen Ursprungs Delphin -> Delfin .

amarillo

Fietscher, das; -s, ~

fietschern (firtscht) - fortsch - förtsche - firtsch - gefortschen ;D

geht doch!

Ich mußte die vergangenen zwei Tage an der Seite eines durchgeknallten Unternehmensberaters (= Tautologie) verbringen, da kommen einem solche Ideen auf einmal ganz leicht über die Lippen.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Kilian

Zitat von: versucher in 2005-02-23, 00:47:05"erregieren" statt "erigieren"

Er regiert? Das ist aber doch unemanzipatorisch... ;)

ZitatAuch wenn man "Pasta Sciuta" oder "Pasta Asciuta" schreibt, bietet Google nur deutsche und bestenfalls englische Seiten an, niemals italienische.

Das liegt daran, dass es pasta asciutta heißt. Ask Jutta if you don't believe me. (Was ist bloß los mit mir heute? So komische Assoziationen die ganze Zeit...) No, better ask google.it, that's where I learned it.

Dieses drastische Eindeutschen gefällt mir aus rein subjektiv-ästhetischen Gründen nicht. Ich muss mich an so was immer ganz allmählich gewöhnen. Sogar das Weglassen nutzloser hs in Fremdwörtern - Ortografie - kostet mich Überwindung, obwohl ich es längst fällig finde. Also... ich trau mich nicht. (Da geht mir ein Refrain von Bodo Wartke durch den Kopf, sehr lustig, bitte anhören.) Trotzdem: Zumindest im Kopf bin ich auch für das behutsame Eindeutschen, besonders, wenn es schon deutsch klingt.

Zitatwieso sind bei "verdienen" eigentlich die Formen in der Großen Liste ganz anders als bei "dienen"?

Oh, da habe ich nicht aufgepasst. Ist nun getulgen.

gehabt gehabt

Zitat von: Kilian in 2005-02-23, 11:02:20
Zitat von: versucher in 2005-02-23, 00:47:05"erregieren" statt "erigieren"

Er regiert? Das ist aber doch unemanzipatorisch... ;)



Bei Frauen wuerde man deshalb sagen, wenns moeglich waere, sieregieren.

versucher

Ich mien das mit dem Eindeutschen auch nur für diesen Rahmen hier. Ich bin selber so empfindlich, was Rechtschreibung und Grammatik angeht, dass ich auf kein traditionelles, überflüssiges "H" verzichten kann.
Aber es zieg sich ja: wir haben Probleme mit "scheinbar" korrekt englisch geboldenen Formen wie "ich habe gefeatured". Was tun?
Nebenbei: Es gibt ja auch Laute, die keine deutsche Entsprechung haben. Was sollen wir denn für "Thread" nehmen? Srett? Fred? Dredd?

(Es wäre schön, wenn sie regöre!)

Kilian

Ich schließe mich gehabt gehabt an und meine: Faden.

versucher

Hm, Faden, tja, Faden...
Ich fürchte, damit kann niemand was anfangen. ,,In einem andern Faden habe ich geschrieben"...? Selbst wenn wir ,,Themenstrang" sagen, weichen wir wieder auf Griechisch aus, und wenn wir ,,Gedankenstrang" sagen, verwickeln wir uns darin und stolpern, weil es unbeholfen klingt. Hölzern 1:1 zu übersetzen ist ja noch schlimmer als das Englische. Ich unterstelle niemandem xenophobe Anwandlungen, der das Deutsche (und alle andern Sprachen!) schützen will, aber ich finde, es geht an der Praxis vorbei, sich krampfhaft für alles und jedes, was nicht im deutschen Sprachraum erfunden wurde und für uns wichtig geworden ist, einen sperrigen Begriff auszudenken. Das klingt dann oft nach DDR.
,,Anglizismen" und original englische Wörter sind m. E. nicht dasselbe, diese sind annehmbar, jene zu vermeiden. Was stört es schon, Toaster statt Weichweißbrotscheibenröstgerät und Frisbee statt Buntkunststoffsportundfreizeitwurfkreisform zu sagen? Schlimmer sind doch diese verquolenen Mischungen wie ,,Reality-Fernsehen", ,,Kultur-Special" oder ,,Full-Logic-Doppel-Frontlader" oder ,,ich war so empty vom walken und muss erst mal chillen", weil sie die grammatische Struktur aus dem Lot bringen. Um in dieses Forum zu gelangen, muss ich auch erst in den ,,Login", muss mich ,,einloggen". Anderseits: Regt sich noch jemand über ,,joggen" auf? Über ,,mixen"? Über ,,Tennis", ,,Happy End" oder ,,Film"?
Ist denn immer klar zu erkennen, ob ein Wort lediglich eingefohren wurde, um damit Eindruck zu schinden (dann weg damit!) oder ob es eine sinnvolle oder gar schöne Ergänzung liefert? Wollen wir eine ,,Einwanderungsbehörde", die einem neuen Wort nach fünfzig Jahren braver Zugehörigkeit zum Alltagswortschatz den Stempel ,,deutsch" aufprägt?
Für die, die uns stören, müssen wir halt was Neues erfinden, habe ich nichts dagegen! Aber nicht ,,Faden"! Es wäre eine feine Aufgabe für einfallsreiche Sprachgebildete, einen sinnvollen Umgang mit sprachlichen Einwanderern und schöne, neue, brauchbare deutsche Wörter zu entwickeln. (Es gibt ja auch genug neue deutsche Sprachgewächse, die eigentlich gleich wieder in den Müll gehören, man braucht sich nur die Sportschau anzuhören. Ich wollte nie ein Spießer werden, aber was da verzopfen wird, ertrage ich nur noch zähneknirschend.)
Und dümmliche Anglizismen müssen gnadenlos gestorken werden! Denn Parodie entlarvt sie eher als Missachtung, schließlich werden sie benotzen. Die, die sie gedankenlos einbauen, merken es gar nicht, wenn Leute wie wir sie einfach nicht mehr verwenden. Aber sie stoßen vielleicht darauf, dass es wert ist, darüber nachzudenken, wenn man diese Formen veralbert und vernorbert.

Aber wem sage ich das! Der Bastion der Aufrechten!
Genug in Pathos geschwolgen! Frisch ans Werk!

gehabt gehabt

 Das klingt dann oft nach DDR.

Die beruehmte Jahresabschlussfluegelpuppe fuer Weihnachtsengel ist ja inzwischen als "urban legend" entlarvt worden. T-Hemd wie es wohl inder DDR fuer T-Shirt ueblich war finde ich eine sehr gelungene Uebersetzung. Ueber Erdmoebel fuer Saerge muss man nicht diskutieren.

Wer im Glashaus sitzt soll aber nicht mit Steinen werfen. ich wage zu behaupten, dass das DDR Deutsch harmlos war gegen das, was uns die Werbeindustrie und die Politik in diesem unserem Lande beschert (siehe die lange Liste von Unwoertern des Jahres). Loriot, nach seinem Lieblingswort im Deutschen befragt, antwortete "Auslegeware". Und wem ist nicht sein TV-Heimgeraet in liebevoller Erinnerung.


Thread ist ein im Deutschen ziemlich unmoeglich auszusprechendes Wort. Woerter, die es "geschafft haben" nehmen ja mit der Zeit eine deutsche Aussprache an: 'Biljard. Niemand spitzt noch das muendchen und floetet das Wort mit frz Akzent. Faden klingt zunaechst merkwuerdig, wird aber verstaendlich, wenn man an Redewendungen denkt, wie "den Faden verlieren/aufnehmen", "der rote Faden". Ich plaediere dafuer, im Deustchen etwas mutiger zu sein.

amarillo

GENAU!

Zumal es zu bedenken gilt, daß die Brits und Amis die elektronische Bedeutung von "thread" ja auch erst einmal verarbeiten mußten. Bei denen war es  zunächst auch nur ein Faden, Gewinde oder Strang.
Wenn man die fragt, was denn thread im IT-Kontext bedeutet, verfallen sie auch ins Stottern.

Vive le courage!
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Kilian

Faden ist auch nicht "hölzern" 1:1 übersetzt. Die Metapher funktioniert im Deutschen genauso gut wie im Englischen. Faden ist bereits relativ verbreitet. Thread stört mich aber genauso wenig.

ZitatUnd dümmliche Anglizismen müssen gnadenlos gestorken werden! Denn Parodie entlarvt sie eher als Missachtung, schließlich werden sie benotzen.

Oft reicht für die gewünschte ironische Brechung schon, dass man dümmliche Wörter überhaupt benutzt, während das sprachliche und gedankliche Niveau insgesamt hoch ist.

ZitatToaster statt Weichweißbrotscheibenröstgerät und Frisbee statt Buntkunststoffsportundfreizeitwurfkreisform

Diese Beispiele hinken - man könnte bei Trost durchaus Verdeutschungen dafür erfinden und benutzen, nur halt nicht solche Ungetüme. Die sind ja nicht fürs Deutsche charakteristisch, sondern für Wirrköpfe, die die Aufgabe von Wörtern nicht verstanden haben: Bezeichnen, nicht unbedingt beschreiben.

Arnymenos

Eigentlich habe ich ja nichts gegen Threads, aber die Deutschen können mit dem Wort doch gar nicht umgehen. Ich kenne Foren mit intelligenten Menschen, die mehrheitlich in Threats posten. Den Hinweis, sie sollen sich nicht gegenseitig bedrohen, verstehen sie, machen dann aber genauso weiter.

Viva la Auslautverhärtung!