Beinkleid bleibt Beinkleid. Bleibt Beileid Beileid?

Begonnen von Kilian, 2005-09-20, 11:03:13

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Berthold

Zitat von: Mac Besser in 2012-05-04, 14:05:15
Na, da wird der Stollentroll aber platzen vor Wut, wenn er sieht, dass der uuuurliebe Bertl seine Schüttelreimereien jetzt auch auf den Beinkleidfaden ausgedehnen hat! ;D

Dann soll er doch dort, in Schüttelversen, ein Beinkleid formulieren. So ein Nachtdienst kann sich ziehen (vor allem, wenn man dabei allein ist); das weiß ich als, weiland, wack'rer Zivildiener auf der Pflegestation eines Altersheimes.
An den lieben GüGa. Das Heim wast in Wiener Neustadt. Damals zerriß ich mich. Auch Diss fertigschreiben. Schlartt, ein paar Monate später, in die erste klinische Deppression meines Lebens - Doch Du weißt:
Ceterum censeo Oppidum Novum Vindobonense propediem ab omnibus esse celebrandum.
Wenn wir in jenem Heim, in der Pflegestation, des Nachts auftööchen (ich kekünne mich mit meiner alten "Pletschn" ausweisen) - das stölle ich mir igendwie steil vor ...

A. Ida

Na, ich geb' zu, es war etwas zu leicht zu verdieseln.

Muhammad ibn al-Hariri

Hareth ben Hemmam erzählt:

Ich fuhr, als der Fastenmond kam, – nach Wiyana, dem Juwel des Islam – und der Torten von Butter und Rahm, –  und plauderte da mit manchen Klugen – von Fugen und Unfugen. Und als es sich kam zum Neumond zu neigen, –  war schon um mich versammelt ein Reigen – von solchen, denen die Wortkunst eigen; –  die baten mich, ja nicht weiter zu hasten, – sondern zu rasten, – um nach Ortes Brauch zu brechen die Fasten – und am Fett der Stadt zu gasten. – Schon war zum Tag, da der Neumond fällt, – ein Tisch in einer Wirtschaft bestellt, – wo die Küche sich ohne Beschränkung bewährte – und der Wirt Getränke verwahrte, gar werte, – daß sie schenke – in der Schenke – der munt're Schenke. – Da saßen, eh noch ein Nachttau geflossen, – im Kreis umher wir sieben Genossen – wie Blätter, aus einer Blüte entsprossen. – Doch eh man's dachte, – hatte  sieben sich zugesellet der Achte, – das Haupt gebeugt gleich einem Greise. – Wir sahen ihn an und berieten leise, – und entschieden, es sei ein Poet auf der Reise, – der satt habe gründlich die Fastenspeise – und singen woll' zu der Mondsichel Preise – in munterer Weise, – laut, nicht leise. – Drum ließen wir ihn in unseren Rängen, – daß wir insgemein sängen. – Als nun die Sterne durchs Dunkel brachen – und die Tische unter dem Süßen fast brachen, – und eher noch als des Mondes Strahl – floß des Trunkes Strahl – in die Schal', – vollmundig, nicht schal, – und es scholl die Fanfar' zum Fastenbrechen, – kam der Alte von ungefähr zu sprechen – auf Reisen, die er getan in Gedanken – nach dem Reiche der Franken. – Da pries er unter den deutschen Dichtern – große Leuchten nebst mindern Lichtern, – doch meinte, die fertigsten Wortwerker – wären noch immer die Verbenstärker. – Zu rühmen vergäße er nie – die animalische Poesie; – nicht sei am Lobe derer zu rütteln, – die Reime nicht schmieden, sondern sie schütteln, – und Weihrauch zollte er ungemein – dem Zuckmückenmann und dem wilden Schwein; – doch tiefer als alle stächen die Schneider – vom langen Faden der Beinkleider. – In Kürze tat er uns dar, – was ein Beinkleid war: –  als ob du fragst – nach ,,Schwur auf die Axt" – wenn du ,,Beileid" als Antwort hören magst, – oder es heiße: –  ,,Frühlingfarbene Scheiße", –  wenn zur Ergründung – stünde ,,Gründung"; – und daß es nicht bleibe beim bloßen Reden, – so wüßt' er ein Beinkleid für unser jeden. – Eh man's besann, – hub er auch schon mit dem Ersten an:

   1521) Wie grau's im Schlund des Herdes sei,
   was liegt daran uns zweien?
   ,,Hol eine Dienerin herbei
   und koste Leckereien."

Nicht müßig, dem zweiten Gesellen – begann er's Beinkleid zu stellen:

       1522) Will dir's trockne Mahl nicht schmecken,
       weil man's briet zu lang, zu durch,
       magst du's mit dem Beinkleid decken:
       ,,Hell in Tränen steht ein Lurch!"

Dann sog er den Duft der Rose – und fuhr sogleich fort mit der dritten Hose:

      1523) Feinnasiger, selt'ne Speise
      sei dein, wo immer man zecht!
      Nun sprich: ,,O Rüsseltier, weise
      schroff einen Zahnlaut zurecht!"

Ein Zug vom Honigseim, – und ohn' Verzug kam der nächste Reim:

      1524) Du als großer Schriften Hort,
      lös mir als das vierte
      dieses Beinkleid: ,,Kärntner Ort
      schmal die Schrift studierte!"

Er knabberte am Gebäck – und plapperte frei weg:

      1525) Du Held! Es werde manch Ordensstern
      zum Halsschmuck deiner Taten!
      ,,Des nicht ganz schrifttreuen Klosterherrn
     Testikelein" mußt du raten.

Dann aß er vom Kuchen – und ließ den nächsten sein Glück versuchen:

      1526) Sieh zu, daß durch Früchte und Spezerei'n
      dein Geist im Wirbel mäandre!
      ,,Der Rehe, der Wölfe, der Böck' vom Stein
      Schar, kernobst wie keine andre."

Dann trank er, Gott mag's verhüten, vom Weine – und mir erblühten zwei Hosen für eine:

   1527) O Kenner des Schönen, kannst du die Spur
   des raren Vogels mir zeigen
   am Baume droben, ,,der einer Uhr
   Geräusch macht mit größern Zweigen?"

     1528) Poch auf den Rechtschrieb nicht zu sehr,
        wie du's auch tatest eher,
        wenn ich dir melde, ich ,,verzehr'
        den Trank aus China zäher."

Zu guter Letzt gab er dem Schenken – statt der Zahlung ein Beinkleid zu bedenken:

       1529) Eh dir schwanen üble Zeichen,
       daß die Zeche jemand prellt,
      sei getröstet: Wir begleichen
     ,,Dreck sofort in gutem Geld."

Und zum Schlusse sah sich der Wirt – wie zum Gruße von einer Hose umschwirrt:

   1530) Du Hüter von manch edlem Naß,
   stets zapfe unverdrossen!
   Nie habest du, nie sei dein Faß
   ,,vom Fis her unverschlossen!"

Wir vergaßen vor Raten des Daseins Rest, – Trank und Speise, Fasten und Fest, – indem jeder rang, als dräng' ihn der Böse, – daß er sein Beinkleid löse, – und jeder die andern beim Raten beriet, – selbst der Koch, anstatt daß er Braten briet. – Ein jeglicher schwor bei seinen Ahnen, – ihm würde die Lösung halb schon schwanen, – jedoch ward jedem von allen bestritten, – er habe sein Beinkleid recht zugeschnitten, – und nur der Schenke gestand ganz frei, – ihm schien', als ob seins nicht zu raten sei. – So ward uns allen im Kopf immer dummer; – wir sanken in Zorn, hernach in Kummer – und zuletzt in Schlummer, – daß wir erst erwachten, – als kaum noch müd ein paar Sterne lachten. – Wir spähten, – daß die Augen sich blähten, – nach dem alten Näher von Hosennähten, – doch der Blick, verschwommen, – gestand uns beklommen, – er sei zu spät gekommen: – Wir suchten weit und breit – vergeblich den Abu Seid, – der jedem Beine gewirkt sein Kleid. – Der hatte sich im Schutze der Nacht – davongemacht, – nicht ohne vom verbliebenen Essen – seinen Taschen den Löwenteil zuzumessen, – und eh der Morgen noch wog zwei Unzen, – war er verhallt wie des Wildschweins Grunzen.

Wortklauber

magnifique!
1525) Abzeichen?
1527) Ästhetik?
1530) gesoffen  ???

Stollentroll

#7714
1521)   hol Zofe, nasche = Holzofenasche   8)

1522)   weiß weint Unke = Weißweintunke   8)

1524)   Gurk eng las = Gurkenglas   8)

1526)   apfelst Rudel = Apfelstrudel   8)
3 Dinge sagen immer die Wahrheit : Kinder, Besoffene und Leggings.

Berthold

#7715
Der liebe Stollentroll muß mir nun gestatten, das Werk des lieben caru, oder wessen auch immer, hier zu beantworten:

Chironomus

Hareth ben Hemmam pries mit Genecke, gänzlich aus freien Stücken, / nicht nur den ,Schwilldenwein' , sondern den Freund auch der Mücken. / Zog aus der Börse ein Goldstück, wies es / und sprach: Deines ist dieses / (- Ungeschlachtiger Kerl, / schlackst manche Schmerl, / dazu Suppenquerl / und Buttersterl; / beim Ofenröhrl / Sterlet und Störl. / Du kennst die Frau Hörl.) / - , wenn Du – Wo blieb ich? – Dein Leibtier beverst / und all den Gästen den Abend damit nicht erschwerst. / Er gehurch und begann und nannte dies Leibtier zuerst:

Chironomus, du Mit-den-Händen-Zucker-Mücke,
mein zartes Wesen, das nie ent- die Mucker zücke!
Du wirbelst Beinchen, wie einst Wolkenstein die Krücke.
Du schaffst – ungleich der Schwester Gelse – nie Gejücke;
Kennst keinen Kriebelmücken-Durst, nicht Gnitzentücke.
Lässt niemals dich betörn durch Sirup, Zuckerstücke.
Wer nach dir hochschnellt, mit dem Fangnetz: Weh der Tücke!
Europa quillt von dir, Rhein, Donau, Hun[d]sgerücke ...
Dich kennt die Schwedin, der Japaner, der Kalmücke,
Von Aagaard bis Zorina spannt der Forscher Brücke,
Und selbst in Ösiland klafft keine breite Lücke.
Lars Brundin, Reiss, der alte Meigen – mit Perücke. -
Das summt und surrt in Riesenschwärmen – kein Gedrücke,
dein Bruststück, bucklicht, doch smaragden dein Geschmücke;
orange und braun gestriffen sind die Rückenstücke.
- - -
Vom Menschen hoff ich, dass er sich ein wenig bücke,
Am ,älter'n Bruder Wurm'* sich eine Spur entzücke;
daß er auch Blumen reifen lasse und nicht pflücke
und nicht für grobe Stoffe seinen Sinn zerstücke.
Statt übern Durst zu saufen – lernt die kleinen Schlücke.

* chinesisch 昆虫 kun1 chong2 – das Insekt

Und wie er war am Ende, / wies er zurück gar die Spende. / Und sprach: Bin nicht Shaitans Freund, des Unholdes, / noch hab ich Sitten des Trunkenboldes / und begehr nicht des leichten Soldes. - / Da erhob ich das Glas vom Rosmarinwein, / lalch dem Mann zu gar fein / und stak den Golddinar wieder ein.


Stollentroll

Zitat von: Berthold in 2012-05-10, 16:24:03
Der Stollentroll muß mir nun gestatten, das Werk des lieben caru, oder wessen auch immer, hier zu beantworten:

Ich gestatte garnix   >:(
3 Dinge sagen immer die Wahrheit : Kinder, Besoffene und Leggings.

Berthold

#7717
Zitat von: Stollentroll in 2012-05-10, 16:29:58
Zitat von: Berthold in 2012-05-10, 16:24:03
Der Stollentroll muß mir nun gestatten, das Werk des lieben caru, oder wessen auch immer, hier zu beantworten:

Ich gestatte garnix   >:(

Dann lies es einmal, Dottore! Wiener Stichwort: Ghuiddua
Falls Du es nicht magst, werde ich nächstens den Krankenwagen ablehnen und versuchen, mit Hausmitteln wieder auf die Beine zu kommen.
Der Schüttelversfaden steht Dir offen. Vielleicht ein 'Beinkleid' in Schüttelversform?

Muhammad ibn al-Hariri

Zitat von: Stollentroll in 2012-05-09, 08:38:07
1521)   hol Zofe, nasche = Holzofenasche   8)

1522)   weiß weint Unke = Weißweintunke   8)

1524)   Gurk eng las = Gurkenglas   8)

1526)   apfelst Rudel = Apfelstrudel   8)

Heil dem Trolle der Stollen, - der nie sich mag trollen! - Vier Lösungen gab er zum besten, - und jede der vier ist vom Besten. - Stets sei er zum Troll aller Stollen bestellt - und seine Brust vom Stolze geschwellt; - manch Stollen mag seinen Hunger stillen, - denn zu Recht trägt sein Antlitz die Sonnenbrillen.

Zitat1525) Abzeichen?
1527) Ästhetik?
1530) gesoffen

Soll man ihm, der berufen zum Wortklauben, - auch aufs Wort glauben? - Vortrefflich traf er des Abtes Ei, - aber schoß vorbei - an den anderen zwei; - nicht weit, nicht hoch, - knapp, aber doch, - wie, wer zielt auf den Käse und trifft das Loch. - Es fehlen aufs Richtige - nicht mehr als zwei Silben, doch wichtige.

Wortklauber

Zitat von: Muhammad ibn al-Hariri in 2012-05-10, 18:32:23
Zitat1525) Abzeichen?
1527) Ästhetik?
1530) gesoffen

Soll man ihm, der berufen zum Wortklauben, - auch aufs Wort glauben? - Vortrefflich traf er des Abtes Ei, - aber schoß vorbei - an den anderen zwei; - nicht weit, nicht hoch, - knapp, aber doch, - wie, wer zielt auf den Käse und trifft das Loch. - Es fehlen aufs Richtige - nicht mehr als zwei Silben, doch wichtige.

Stimmt, da habe ich nicht tief genug gekloben. Also auf ein Zweites:
1527=1528=Ästhetiker
1530=abgesoffen

Berthold

#7720
Noch ein Rätsel. Der Z.: Mein Beileid!

Doch der Zuckmückendiener verließ mich noch nicht, / nahm Hareth ben Hemmam hart in die Pflicht:

Der Tollste unter den Trollen,
Das Bengelchen von zwölf Zollen unter den Ollen,
- Die bisweilen Kratzwollen verzollen;
Dem finsteren Stollen entquollen,
Maulwurf unter Erdschollen,
Die Knollste der Knollen.
Trotz Kontrollprotokollen
Ist Schmollen sein Wollen,
Bei Strollen, beim Lollen.
Nie blieb er lange verschollen,
Allergien von Pollen
Zu erforschen, mit Grollen,
Oder bloß Hälse abzutasten, welche geschwollen.
Er spielt nicht viele Rollen,
Zahl nie zu Apollen,
Den Göttlichen mit den Korollen;
Viel eher zu Schrollen;
Meint, Boshäfte sei all sein Sollen.
Frißt er's roh? - Kocht er in Kasserollen?
Schupf er je aus dem Vollen?

In einem, dünkt mich, hat dieser Kobold ganz recht, / bleibt er auch sonst übler Launen oft Knecht. / Ohne Rätsel zu scheiden, wär von mir grindig und schlecht. / Es dien Dir zur Lehr, / sei's leicht oder schwer. / Schweiß sehr? / Sehr schwer? / Schwer sehr? / Oder gar leicht? / Arg leicht? / Kannst, Alter, Du sagen von Dir: Ich rag leicht - ? / Noch leicht? / Da des Franken Wolframs Parzival doch der Gral eicht / und durch
AL-MUQIETs Willen der Kiemensackwels selbst im Großen Erg laicht. / Ich will in die Zukunft Dir schauen / und Jamben, fünfhebige, bauen:

1531) Zwei der Befehle, scharf, hopp oder dropp:
Nütz einen Sauschwanz erst, du Kerl, dann stopp!
Frägst Du Dich nun, mein Lieb, was soll das Ganze?
Sieh hin, dort grünt am Ende eine Pflanze!
Ihr Blattgeschmack, er wird als süß nie gelten;
Der Buchstabe am Gattungsschlusse: selten.


Er hatte das Rätsel gestollen. / Zum Flug in die Wolken der Franken / stiegen auf, schwiffen ab mir meine Gedanken. / Ach, bei jener Fraun Hollen ... / Weh! Eis und Schnee aus F.nollen! // - Ich hätte mich gerne vetittogen. / Hab ich ihn mit dem Ungeschlachter Kerl von vorhin belittogen? / Einen russichten Korken bracht ihm des Wirtes Dirn. /
Und er schreibt mir ein großes, lateinisches Z auf die Stirn.

P.S.: Im archaischen lateinischen Alphabet gab es, an 7. Stelle, ein Z, obwohl dieses in echt lateinischen Wörtern gar nicht vorkommt. Falls Euch diese Thematik interessiert, fragt, bitte, den lieben Kilian! Auch über den Kiemensackwels gibt's hier nix zu erfahren.
Ich habe keinerlei Recht, etwas über den Islam zu erzählen.
'Schweifmeister' B.


Alles hier Guschrimpe ward, nachtlur, im GUTEN guschrimp. Spaß, auch am Reimen, kein Spott!
Es gilt einer Rolle, keinem lieben, unvergleichlichen Menschen.

Wortklauber

1531) Mauer eines kleinen Lichtspielhauses

Stollentroll

3 Dinge sagen immer die Wahrheit : Kinder, Besoffene und Leggings.

Wortklauber


Berthold

#7724
Zitat von: Stollentroll in 2012-05-12, 02:12:53
Zitat von: Wortklauber in 2012-05-12, 01:12:26
1531) Mauer eines kleinen Lichtspielhauses

Kinolein - Wand   8)

Fran sieht die Sonnenbrille, jubelt : Toll & fein!
Gleichwohl, nur 1532) kann es sein.
Als Lehrerssohn will ich halt öfters Euch belehren:
So leicht ist's nicht, den Bertl hier hinauszukehren!
Denn ohne Feime, Leime, Schleime und Geseime:
Mein 1531)* schnoddrig? - 's waren Reime.
Wohl greif ich niemals, Freunde, Euch nach den Gekrösen.
Ihr braucht das Rätsel, justament, auch NICHT zu lösen.
Doch nährt Ihr den Verdacht, es fehle Saft und Kraft,
wenn Ihr das 'Schema F', die kurze Form, nur schafft.

*Siehe Antwort #7720