hanebüchen

Begonnen von Wortklauber, 2013-01-27, 20:34:36

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Wortklauber

Gerade lorn ich, dass das Adjektiv ,,hanebüchen" etwas aus dem Holz der Hanebuche (Hainbuche, Hagebuche) Geschnessenes bezincht. Diese Ablitt mit Umläuten gefällt mir außerordentlich. Ein rotbüchener oder ahörnener Schreibtisch, das wär' doch mal was. Oder ein irlenes Parkett, ein bambüsener Zaun.

Homer

ülmen
päppeln
tännen
pälmen
mahagönen

Wortklauber

metällene Werkzeuge
päppene Ordner
aluminiümene Fahrräder
asphältene Straßen
kunststöffene Verkleidungen

empgodot

Ich mag meine büchenen Möbel, auch wenn sie eigentlich buchenimitätene sind.

Homer

Wann leitet man mit -en ab und wann mit -ern, wie in hölzern, stählern, eisern, gläsern, tönern, wächsern? Gibt es da eine Regel?

amarillo

fichten (?) - fichtern (?) - fichteln (?)
palisändern
kiefern
linden - lindeln

Ich spüre sowas, daß sich die -ln-Verben hervorragend für Furniere und Imitate eignen.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Wortklauber

Zitat von: Homer in 2013-01-28, 09:44:07
Wann leitet man mit -en ab und wann mit -ern, wie in hölzern, stählern, eisern, gläsern, tönern, wächsern? Gibt es da eine Regel?

Mal eine Vermutung ins Blaue, die der Überpruf harrt: Es könnte am Plural auf -er liegen: Hölzer und Gläser im Gegensatz zu Buchen und Erden. Da Stahl, Eisen, Ton wohl keinen Plural haben, lässt sich das an diesen Wörtern nicht exemplifizieren. Bei "wächsern" scheint es sich anders zu verhalten, aber erstens kenne ich das Wort gar nicht und zweitens weiß ich nicht, ob der Plural "Wachse" nicht vielleicht eine moderne Bildung ist, die eigentlich "Wächser" heißen sollte.

Wortklauber

Eine iesene Skulptur (d.h. aus Eis)

Meine These von eben muss ich wohl widerrufen, anhand von steinern.

Berthold

#8
Zitat von: Homer in 2013-01-28, 09:44:07
Wann leitet man mit -en ab und wann mit -ern, wie in hölzern, stählern, eisern, gläsern, tönern, wächsern? Gibt es da eine Regel?
Das frug ich mich bei "hanebüche(r)n" auch selber. (Im ugbren will ich Dir, wackerer und lieber Homer, nachtlur wieder einmal antworten.) "Hanebüchen" bietet in Google 155.000 Treffer, "hanebüchern" bloß deren 8.590 (wo sicher z.T. auf "fehlerhaft" und "ohne r" hingewiesen wird.). Mein Gefühl - meinethalben als Ösi - zählt da gwan, wenn ich "ein hanebücherner Unsinn" für chmolg halte.

Peregrinus Syntax hat hahnbüchen, rothbüchen und weissbüchen. (Die Hainbuche - Carpinus betulus L. - ist eben die - harthölzichte - Weißbuche, auch Hornbuche.). "-büchern" hat er nicht.

Die "Brothers" bieten weder "hanebüchen", noch "hanebüchern"(!!)
Sie bieten:
hainbüchen, haimbüchen, adj. u. adv., aus hagenbüchen sp. 140: hainbüchen orneus Steinbach 1, 215. sehr häufig in übertragenem sinne derb, grob, knorrig: sie wissen sich so heimbüchen und einfältig mit der zweifältigen sucht zu stellen,
[Bd. 10, Sp. 175]
als ob sie es nicht verstanden hätten. baurenst. lasterpr. 5; diese heimbüchene vögel (bauern). 131; das buch selbst führt den titel: des neunhäutigen und heimbüchenen schlimmen baurenstandes und wandels entdeckte ubel-sitten und lasterprob. s. quellenverzeichn. zum 2. band; ein hainbüchener kerl, rusticus et agrestis homo Steinbach 1, 215.

"Hanebüchen" fehlt im Adelung.

Kleine Vermutung: Vielleicht schwingt bei "-bücheRn" auch das "Buch" mit. "Hanebüchern" kekünne einen Schimmer von "aus groben, vulgären Büchern" in sich tragen. Etwa: Bertholds hanebücherne Schüttelverse

*Helmut Genaust (1996 .- Lizenzausgabe 2005) vermerkt für das lateinische Cárpinus (nicht Carpínus): "nach Walde-hofm. 1.171 f. verwandt [...] mit lit[auisch] skiṙpstas, apreuß. skerptus [...] und wegen der gesägten Laubblätter zur idg. Wurzel *(s)kerep- <schneiden> gehört."             

Wortklauber

Zitat von: Berthold in 2013-01-29, 12:04:16
Zitat von: Homer in 2013-01-28, 09:44:07
Wann leitet man mit -en ab und wann mit -ern, wie in hölzern, stählern, eisern, gläsern, tönern, wächsern? Gibt es da eine Regel?
Das frug ich mich bei "hanebüche(r)n" auch selber. (Im ugbren will ich Dir, wackerer und lieber Homer, nachtlur wieder einmal antworten.) "Hanebüchen" bietet in Google 155.000 Treffer, "hanebüchern" bloß deren 8.590 (wo sicher z.T. auf "fehlerhaft" und "ohne r" hingewiesen wird.). Mein Gefühl - meinethalben als Ösi - zählt da gwan, wenn ich "ein hanebücherner Unsinn" für chmolg halte.

Peregrinus Syntax hat hahnbüchen, rothbüchen und weissbüchen. (Die Hainbuche - Carpinus betulus L. - ist eben die - harthölzichte - Weißbuche, auch Hornbuche.). "-büchern" hat er nicht.

Die "Brothers" bieten weder "hanebüchen", noch "hanebüchern"(!!)
Sie bieten:
hainbüchen, haimbüchen, adj. u. adv., aus hagenbüchen sp. 140: hainbüchen orneus Steinbach 1, 215. sehr häufig in übertragenem sinne derb, grob, knorrig: sie wissen sich so heimbüchen und einfältig mit der zweifältigen sucht zu stellen,
[Bd. 10, Sp. 175]
als ob sie es nicht verstanden hätten. baurenst. lasterpr. 5; diese heimbüchene vögel (bauern). 131; das buch selbst führt den titel: des neunhäutigen und heimbüchenen schlimmen baurenstandes und wandels entdeckte ubel-sitten und lasterprob. s. quellenverzeichn. zum 2. band; ein hainbüchener kerl, rusticus et agrestis homo Steinbach 1, 215.

"Hanebüchen" fehlt im Adelung.

Kleine Vermutung: Vielleicht schwingt bei "-bücheRn" auch das "Buch" mit. "Hanebüchern" kekünne einen Schimmer von "aus groben, vulgären Büchern" in sich tragen. Etwa: Bertholds hanebücherne Schüttelverse

*Helmut Genaust (1996 .- Lizenzausgabe 2005) vermerkt für das lateinische Cárpinus (nicht Carpínus): "nach Walde-hofm. 1.171 f. verwandt [...] mit lit[auisch] skiṙpstas, apreuß. skerptus [...] und wegen der gesägten Laubblätter zur idg. Wurzel *(s)kerep- <schneiden> gehört."           

Na ja, aber es gibt ja auch eine ganze Reihe anderer Ableitungen ohne -r:

irden, golden/gülden, papieren, wollen, seiden ...

Homer

#10
Wenn das hier stimmt, dann sind die -en-Ableitungen älter als die mit -ern, und unter denen mit -en wiederum die umlautenden rar (außer hanebüchen nur noch das altertülme gülden, außerdem noch flächsen). Was wohl fürs Neutsche heißt, daß wir genau das brauchen:

Die Kinder am Strand bauen sändene Burgen.
Zwischen ihnen gab es blütene Bande.
Joseph Beuys schuf schmälzene und fittene Kunstwerke.
Sie trug einen pilzenen, genauer: einen nirzenen Mantel.

Wortklauber

Auf den linölenen Fußboden hat sich ein stäubener Film gelegt, verbunden mit einer spickenen, härenen Masse, darauf stellenweise noch eine uhüne Kruste von der Weihnachtsbastelei, ganz zu schweigen von den tüschenen Farbflecken. Da muss ich wohl die gümminen Handschuhe überstreifen, um die Originalfarbe des Bodens mit einem läugenen Putzmittel und dem schweinebörstenen Schrubber wieder sichtbar zu machen.

Berthold

Noch eine nette Peregrinus-Syntax-Gruppe: Die Adjectiven und Adverbiene auf icht
(Einige verdönen sich wohl ein Gedicht):
adericht, blättericht, dämmericht, distelicht, fasericht, federicht, flattericht, gabelicht, geifericht, hökericht, holpericht, hügelicht, igelicht, kegelicht, klebericht, knospelicht, kugelicht (u. halbkugelicht), kupfericht, masericht, modericht, nebelicht, pulvericht, runzelicht, rüsselicht, salpetericht, schaudericht, schimmelicht (mit blau-, roth-, etc.), schlängelicht, schmirmelicht
(: mein Liebling; aber was bedeutet es?), schwefelicht, sichelicht, spiegelicht, spindelicht, stachelicht, striegelicht, wässericht, winkelicht, wintericht, würfelicht und zwiebelicht.   

Homer

Zitat von: Berthold in 2013-01-29, 16:00:56schmirmelicht (: mein Liebling; aber was bedeutet es?)

Das bedeutet offenbar "ranzig, schimmelig oder faulig zu riechen beginnend", von dem Verb schmirmeln, dessen Stork im übrigen eine Herausfurd wäre, aber wohl lühne:

Beuys' bütterne Badewanne ward schon leicht schmirmelicht, sie schmarlm.
Die Putzfrauen rocken dem geschmurlmenen Kunstwerk mit siefenen Mitteln zu Leibe.

Berthold

#14
Toll, welche präzisen Inhalte bisweilen in Verben gegossen werden!
Es sei auch auf die schönen Ösi-Verben "mochteln" oder "miachteln" ("müachteln") hingewiesen.
Bleibt unklar, wie es heißt, wenn eine Verwas zu Ende kommt und der faulige Geruch restlos verpufft ist. "Auswesen" oder "-stinken" wären doch zu simpel.