eh

Begonnen von Kilian, 2009-07-06, 02:44:19

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Kilian

eh
Das Adverb eh gilt als süddeutsch-österreichische Spezialität, jedenfalls einst carun und heute noch dem Duden. Diese Geltung verstehe ich nicht. In seiner Bedeutung sowieso, ohnehin ist eh noch kurz vorm Polarkreis verbritten und überhaupt so weit, so weit ich das beurteilen kann, die deutsche Zunge klingt. Das Besondere in Österreich scheint vielmehr zu sein, dass eh dort noch eine zweite Bedeutung hat, die ich zu meinem Entsetzen bisher nirgends schriftlich gefunden habe. Sie hochdeutsch zu paraphrasieren ist ein Wagnis, aber ich gehe es ein: schon. Gemienen ist die zweite Bedeutung von schon, die im Duden1 mit einem kümmerlichen, durcheinandergewürfelten Sammelsurium von Spezialfällen der Anwendung, bei den Grimms allerdings mit einer sehr trefflichen Definition abgehandelt wird:

Zitates wird hier eine thatsache schlechthin der gegentheiligen, anderer erwartung, ausgesprochenem oder angenommenem zweifel gegenüber hervorgehoben

Nun die Frage an Bertl und alle weiteren Nativen, die hier hoffentlich mal vorbeistreifen: Geht sich das so aus? Nehmen wir etwa die Beispielsätze her, die die Grimms für schon haben, und ersetzen es durch eh - könnte man damit in Österreich reüssieren oder sich nur vollendeter Lächerlichkeit preisgeben, liege es daran, dass mein Übersetzungsversuch gar nichts taugt, oder daran, dass subtilere Beschränkungen als reine Entsprechung der Bedeutung den Einsatz des Wortes regieren?

1. es wird sich eh schicken
2. gehet nur voran, ich will eh nachfolgen
3. ich will ihn eh krigen
4. ich will euch eh bezahlen
5. das thue ich eh nicht
6. wir wollen heute eh noch eins werden
7. ich will es ein ander mal eh wieder einbringen
8. ich weisz eh, wie junge leute sind
9. jetzt wird ihm ein armes mädchen angehangen, und das arme mädchen, um dankbar zu seyn, wird auch eh wissen, wie es sich gegen den vormund verhalten musz
10. ich will meine dinge eh machen
11. sie können einander eh heurathen
12. es wird eh reichen
13. es wird eh gehen
14. wir wollen eh sehen
15. es wird eh werden
16. das ist eh wahr
17. das ist eh ein rechter spitzbueb

1 der Zugang ist kostenlos, solange man sich wöchentlich einen neuen Namen, eine neue Adresse und eine neue Strompostadresse ausdenkt

AmelieZapf

Hallo Kilian,

Zitat von: Kilian in 2009-07-06, 02:44:19

Zitates wird hier eine thatsache schlechthin der gegentheiligen, anderer erwartung, ausgesprochenem oder angenommenem zweifel gegenüber hervorgehoben

Nun die Frage an Bertl und alle weiteren Nativen, die hier hoffentlich mal vorbeistreifen: Geht sich das so aus? Nehmen wir etwa die Beispielsätze her, die die Grimms für schon haben, und ersetzen es durch eh - könnte man damit in Österreich reüssieren oder sich nur vollendeter Lächerlichkeit preisgeben, liege es daran, dass mein Übersetzungsversuch gar nichts taugt, oder daran, dass subtilere Beschränkungen als reine Entsprechung der Bedeutung den Einsatz des Wortes regieren?

Die Beispiele sind eh richtig; da brauch ich mir gar keine Gedanken mehr zu machen, du hast es eh kapiert!

Liebe Grüße,

Amy
Religion heute:
Ex oriente deus,
ex machina lux.