Ganz nebenbei: Singupluräle

Begonnen von VerbOrg, 2006-02-09, 18:51:38

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Fleischers Karsten

Zitat von: Kilian in 2006-07-23, 17:28:07
Mob, Pöbel, Plebs, Gewürm, Kehricht... die lange Kette der verächtlichen Sammelbezinche mit Kanaille fortzusetzen, mieche natürlich Spaß, aber dann fragt sich, ob man auf einen veralteten Stand der französischen Sprache pochen will. Dort bezeichnet man mit la canaille heutzutage auch vorwiegend eine einzelne Person.

Na ja, ich fand's halt erwähnenswert. Da ich des Französischen nicht mächtig bin, wusste ich auch nicht, dass canaille dort mittlerweile auch für einzelne Personen verwandt wird. Die Kanaille entnahm ich aus Storfers "Wörter und ihre Schicksale", und das Buch hat nun auch schon 71 Jahre auf dem Buckel.
Karsten

Kilian

#166
Klar, ich musste übrigens auch nachgucken, so ist das nicht. :D Interessant, dass sich das Wort in beiden Sprachen verinzeln hat - ob das wohl getrennt oder gemeinsam vonstatten ging?

Fleischers Karsten

Hamwer irgendeinen frankophilen unter uns der das erklären kann?
Karsten

caru

ich übersetze canaille immer gern mit "hundebrut" - das geht dann auch entweder für die menge oder für den einzelnen  ;D

daß sich aber die verilnz anscheinend in beiden sprachen zeitlich parallel durchgesetzt hat, nimmt mich auch ein wenig wunder.

(es ist noch nicht lang so: noch im vormärzlichen wien knurrte herr j. n. nestroy angesichts eines mißvergnügt lärmenden publikums: "kanonen her, kanonen! zsammkartätschen die kanaille da unten!" und da meinte er alle, nicht einen.)
(\___/)
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('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

Berthold

Zitat von: caru in 2006-07-24, 00:35:58
(es ist noch nicht lang so: noch im vormärzlichen wien knurrte herr j. n. nestroy angesichts eines mißvergnügt lärmenden publikums: "kanonen her, kanonen! zsammkartätschen die kanaille da unten!" und da meinte er alle, nicht einen.)
Noch später verwandte Thomas Mann, in den 'Buddenbrooks', das Wort als Plural; für den - um im Norden zu bleiben - Janhagel (ursprulng derbe Matrosen, später, allgemeiner, Pöbel). Weil ich auch selber dran dachte, darf ich Wikipedia zitieren:
Auch Th. M. lässt in seinen 'B.' den Schwiegervater des Konsuls Buddenbrook, Konsul Lebrecht Kröger, mit den Worten sterben: ,,Man müsste diesen infamen Schmierfinken den Respekt mit Pulver und Blei in den Leib knallen ... Das Pack...! Die Canaille...!".

 

Berthold

#170
Sei auch noch kurz der 'Journaille' gedacht (Pressepack, Pressegesindel), welchselbiger Ausdruck a) nie für einen Schurnalisten allein und b) gerne vom Karl Kraus verwandt a) wird/b) ward.

Kilian

Du kannst es streichen, dafür gibt es die Schaltfläche editieren.

Agricola

Zitat von: Kilian in 2006-07-25, 14:42:27
Du kannst es streichen, dafür gibt es die Schaltfläche editieren.
Die korrekterweise "edieren" heißen sollte.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Fleischers Karsten

Janhagel und Journaille werden auch in Storfers "Wörter und ihre Schicksale" beholnden, die Journaille als Nebenbemark unter eben dem Stichwort Kanaille.
Karsten

Fleischers Karsten

Ganz überroschen war ich eben!

Da sagt doch ein Mensch, den ich zuvor nur ein einziges Mal gesehen habe, und der die GSV überhaupt nicht kennt, dass er sich jahrelang über den Plural von Ananas Gedanken gemachen hätte. Er sei schlielß zur Überziug gekommen, dass dieser Anananten heißen müsse, wegen Atlas - Atlanten. Ein schönes Alternat zu den Ananässern.

Weiterhin zermurrt er sich sein Hirn über den Plural von Grill, weil er Grills als unschön empfand.

Wie können wir die Grills verschönern?
Karsten

Berthold

#175
Zitat von: Agricola in 2006-07-25, 15:19:19
Zitat von: Kilian in 2006-07-25, 14:42:27
Du kannst es streichen, dafür gibt es die Schaltfläche editieren.
Die korrekterweise "edieren" heißen sollte.
Glaub ich nicht. Als Zeit- und zeitweise Ortsgenossin Johann Gutenbergs work um 1440 in Straßburg die Druckermeisterin Edit Ier (Gensfleischens geniale Schülerin!), die als eine der ersten im größeren Ausmaß gedrock'ne Bücher herausgab.

Fleischers Karsten

In der frohlen Eisenacher Runde phiel gestern irgendwas mit "Kas-" auf der Speisenkarte auf, woraus sich später der Verdacht entwolck, dass es sich bei dem hochdeutschen Singular Käse eigelnt um einen nieder- oder watweißichwatdeutschen Plural handeln memüsse:

Also statt der Käse - die Käse: der Kas - die Käse

Es gibt elte Worte im Deutschen, die dieses ominöse Signat Umlaut + -e beinhalten, welches auf eine Pluralform deutet. Dies gilt es zu eliminieren und den wahren Singular wiederherzustellen! Ab sofort nicht mehr die Träne - die Tränen, sondern die Tran - die Träne. Die bis dato ulben Pluralformen sesüllen einfach ignor georen werden.

Andere Beispüle:

die Fras - die Fräse
das Geblas - die Gebläse
die Os - die Öse
die Mos - die Möse
die Buhn - die Bühne
der Hun - die Hüne
Karsten

Agricola

Zitat von: Fleischers Karsten in 2006-10-23, 00:04:22
Es gibt elte Worte im Deutschen, die dieses ominöse Signat Umlaut + -e beinhalten, welches auf eine Pluralform deutet. Dies gilt es zu eliminieren und den wahren Singular wiederherzustellen! Ab sofort nicht mehr die Träne - die Tränen, sondern die Tran - die Träne. Die bis dato ulben Pluralformen sesüllen einfach ignor georen werden.
Das Wort "der (!) Tran" gibt es doch, und ich habe oft gehört, dass dieser Singular benotzen wird, wenn arme Kinder Lebertränen trinken müssen, damit sie glauben, dass es nur ein lächerlicher Tropfen sei statt des ganzen Löffels von unschluckbarem Wein.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

katakura

#178
... zu karstens beitrag möchte ich noch etwas von meinem turmverlies-schmierzettel beifügen:

der dan - die däne
die migran - die migräne
der muran - die muräne
der kerk - die kerker (schön wäre auch kark-kärker :D)
der hank - die henker


... weiters finde ich noch anderes:

der sabel - die säbel

der/die/das uffiz - die uffizien

der krokant - die krokänter
Toleranz ist vor allem die Erkenntnis, dass es keinen Sinn hat, sich aufzuregen. (Helmut Qualtinger)

Agricola

#179
das Gut, die Güte
der Lug, die Lüge
der Sud, die Süden
das Rohr, die Röhre
das Muh, die Mühe
das Gebaud, die Gebäude
der Tut, die Tüte
der Full, die Fülle
der Holl, die Hölle
der Hull, die Hülle
das Kalt, die Kälte
das Warm, die Wärme
der Wumm, die Wümme

und einige nach der neuen Rechtschreibung (wenngleich in der neuesten Dudenauflage versehelnt nicht drehformgeoren):
die Alb, die Elbe (NRs: Älbe)
die Maut, die Meute (NRs: Mäute)
der Wall, die Welle (NRs: die Wälle)
der Schall, die Schelle (NRs: die Schälle)
der Hall, die Helle (NRs: Hälle)
der Pall, die Pelle (NRs: Pälle)
der Hann, die Henne (NRs: Hänne)
der Ack, die Ecke (NRs: Äcke)
der Sakt, die Sekte (NRs: Säkte)
der Mang, die Menge (NRs: Mänge)
der Wast, die Weste (NRs: Wäste)
die Wasp, die Wespe (NRs: Wäspe)
der Aul, die Eule (NRs: Äule)
der Pervars, die Perverse (NRs: Pervärse)

aber durchaus auch einige ohne Umleute:
der Fug, die Fuge
das Recht und der Link, die Rechte und die Linke
die Fuhr (auch: Einfuhr, Ausfuhr), die Fuhre (auch: Einfuhre, Ausfuhre)
das G(e)rad, die G(e)rade
der Tort, die Torte

Ganz merkwürdig:

die Brotkante, der Brotkanten
was da jetzt singu- und was plu-lallt ist mir nicht mehr klar.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.