Vernichtet!

Begonnen von MrMagoo, 2004-12-19, 22:52:04

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caru

ogott, da hab ich ja was losgetreten  ;D

klar muß "kinder kriegen" "kindern" heißen, analog zu kalben, ferkeln und dergleichen. hier auch gleich die stammformen:

kindern-kirnd!-karnd-kärnde-gekornden ;D


andre schwierigkeiten scheinen mir noch ungelöst. was tut man eigentlich, wenn man onkelt oder großvatert? nichts doch eigentlich, das zeugen und gebären liegt im zuständigkeitsbereich der betreffenden nachkommen oder geschwister.

ach ja, und vettern und basen/bäsen kann man auch.

und immer noch: inwiefern kann das nichts nichten? ich habe keine ahnung.
(\___/)
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('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

Kilian

#16
Zitat von: MrMagoo in 2004-12-21, 13:44:34
Zitat von: Kilian in 2004-12-21, 00:42:00
Zitatzum vater machen: vätern
zur mutter machen: müttern

Wohingegen:
Vater von jm. werden: jn. vatern
Mutter von jm. werden: jn. muttern
"Wie konnte ein Mann fünf Kinder vatern, die absolut nichts mit ihm gemeinsam hatten?"
(analog zu engl. to father)

Wir könnten also sagen: Das Verb mit Umlaut sagt, wozu man jemanden macht, das ohne Umlaut, was man selbst im Verhältnis zu jemandem wird.


Hört sich gut an, allerdings sind "Vater/Mutter etc. von jemandem werden" intransitive Verben, Du kannst also "nur" (selbst) "vatern", nicht aber "jemanden anders vatern"; hier muß das transitive "vätern" stehen!



Da widerspreche ich aber entschieden. Das erfundene neue Verb muss ja nicht grammatisch identisch sein mit der Wortgruppe, die ich zur Bedeutungserklärung verwendet habe. Eine Person zu vatern soll bedeuten, der Vater dieser Person zu werden - die Möglichkeit, diesen Sachverhalt transitiv auszudrücken, schafft erst die Erfindung des Verbs. Eine Person zu vätern soll bedeuten, sie zum Vater zu machen - etwas vollkommen anderes.

MrMagoo

Zitat von: Kilian in 2004-12-22, 22:20:29
Zitat von: MrMagoo in 2004-12-21, 13:44:34
Zitat von: Kilian in 2004-12-21, 00:42:00
Zitatzum vater machen: vätern
zur mutter machen: müttern

Wohingegen:
Vater von jm. werden: jn. vatern
Mutter von jm. werden: jn. muttern
"Wie konnte ein Mann fünf Kinder vatern, die absolut nichts mit ihm gemeinsam hatten?"
(analog zu engl. to father)

Wir könnten also sagen: Das Verb mit Umlaut sagt, wozu man jemanden macht, das ohne Umlaut, was man selbst im Verhältnis zu jemandem wird.


Hört sich gut an, allerdings sind "Vater/Mutter etc. von jemandem werden" intransitive Verben, Du kannst also "nur" (selbst) "vatern", nicht aber "jemanden anders vatern"; hier muß das transitive "vätern" stehen!



Da widerspreche ich aber entschieden. Das erfundene neue Verb muss ja nicht grammatisch identisch sein mit der Wortgruppe, die ich zur Bedeutungserklärung verwendet habe. Eine Person zu vatern soll bedeuten, der Vater dieser Person zu werden - die Möglichkeit, diesen Sachberhalt transitiv auszudrücken, schafft erst die Erfindung des Verbs. Eine Person zu vätern soll bedeuten, sie zum Vater zu machen - etwas vollkommen anderes.


Ach spinne ich denn, ich meinte natürlich hier nicht den transitiven Gebrauch, sondern den kausativen - und die kausativen Verbformen unterscheiden sich oft formal (meist durch Umlaut) vom nicht-kausativen Gegenpart.
(Die Unterscheidung transitiv - intransitiv dagegen ist oft nicht formal ausgedrückt.)
Wâ mag ich mich nu vinden? wâ mac ich mich nu suochen, wâ? nu bin ich hie und bin ouch dâ und enbin doch weder dâ noch hie. wer wart ouch sus verirret ie? wer wart ie sus zerteilet mê?
(Gottfried von Straßburg)

Kilian

ZitatHört sich gut an, allerdings sind "Vater/Mutter etc. von jemandem werden" intransitive nicht-kausative Verben

Eben, und vatern auch - trotzdem ist ein Akkusativ davon abhängig. Dieser hat aber keinen kausativen Sinn, sondern den, anzugeben, von wem man Vater wird.

Oder sieh es so: vatern ist kausativ, aber in einem ganz anderen Sinne als vätern. Auch dann ist die Unterscheidung durch den Umlaut sinnvoll.

Je nach dem,
wie man will. :)

MrMagoo

#19
Zitat von: Kilian in 2005-01-03, 01:47:48
ZitatHört sich gut an, allerdings sind "Vater/Mutter etc. von jemandem werden" intransitive nicht-kausative Verben

Eben, und vatern auch - trotzdem ist ein Akkusativ davon abhängig. Dieser hat aber keinen kausativen Sinn, sondern den, anzugeben, von wem man Vater wird.

Oder sieh es so: vatern ist kausativ, aber in einem ganz anderen Sinne als vätern. Auch dann ist die Unterscheidung durch den Umlaut sinnvoll.

Je nach dem,
wie man will. :)

Ich sehe es eher so:

vatern ist nicht-kausativ, die Bedeutung ist "(selbst) Vater werden".
vätern dagegen ist kausativ und zwar hat es die Bedeutung jmd. vatern machen => "jmd. zum Vater machen", ebenso wie
das nicht-kausative trinken = "(selber) trinken" bedeutet und das davon abgeleitete tränken = "jmd. trinken machen".
Wâ mag ich mich nu vinden? wâ mac ich mich nu suochen, wâ? nu bin ich hie und bin ouch dâ und enbin doch weder dâ noch hie. wer wart ouch sus verirret ie? wer wart ie sus zerteilet mê?
(Gottfried von Straßburg)

MrMagoo

Zitat von: Kilian in 2005-01-03, 01:47:48

Eben, und vatern auch - trotzdem ist ein Akkusativ davon abhängig. Dieser hat aber keinen kausativen Sinn, sondern den, anzugeben, von wem man Vater wird.

Oder sieh es so: vatern ist kausativ, aber in einem ganz anderen Sinne als vätern. Auch dann ist die Unterscheidung durch den Umlaut sinnvoll.

Je nach dem,
wie man will. :)

Nein, ein Akkusativ ist vom nicht-kausativen "vatern" meiner Meinung nach nicht abhängig:

ich vatere (selbst) = ich werde Vater
du vaterst (selbst) = du wirst Vater
er vatert (selbst) = er wird Vater etc.
Wâ mag ich mich nu vinden? wâ mac ich mich nu suochen, wâ? nu bin ich hie und bin ouch dâ und enbin doch weder dâ noch hie. wer wart ouch sus verirret ie? wer wart ie sus zerteilet mê?
(Gottfried von Straßburg)

Kilian

Du Renitenter, du! ;) Es ist und bleibt Teil meines Vorschlags:

Zitat von: Kilian in 2004-12-21, 00:42:00Vater von jm. werden: jn. vatern
Mutter von jm. werden: jn. muttern
"Wie konnte ein Mann fünf Kinder vatern, die absolut nichts mit ihm gemeinsam hatten?"
(analog zu engl. to father)

Zugegeben, to father bedeutet zeugen, aber das liegt ja in der Nähe.

Nicht, dass wir uns missverstehen, ich wäre der Letzte, der sich dagegen spörre, dass man das Akkusativ-Objekt auch weglassen kann: "Er hat schon dreimal gevatert." Aber eben auch: "Er vaterte drei Kinder."

amarillo

#22
Zitat von: caru in 2004-12-21, 16:37:06
ogott, da hab ich ja was losgetreten  ;D

klar muß "kinder kriegen" "kindern" heißen, analog zu kalben, ferkeln und dergleichen. hier auch gleich die stammformen:


Wenn meine Katze nun - Gott behüte! - Junge bekäme, darf ich sagen, sie kätzelt? Eine Ricke im Wald kitzelt?
Oder muß es bei meiner Katze (ist übrigens ein Kater) - da sie einen ganzen Wurf zur Welt brächte, heißen: sie würfelt?

Knabt eine Frau, wenn sie einen Buben (bübt) zur Welt bringt; mädelt sie anderenfalls? Oder sohnt bzw. tochtert sie?

Heiriete (heiraten, heiriet, heiriete, geheiritten - oder gibt es das schon mit anderen Formen?) mein Bruder heute, und seine Braut hätte Geschwister, schwippschwägerte man mich?

Du hast wirklich etwas Bodenloses losgetreten!
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

caru

neinnein, die ricke kitzt, die bache frischlingt, die fähe welpt... ebenso wie die stute fohlt usw. - und die katze kätzchent  :D oder aber, sie wirft.

kitzeln und würfeln ist zum glück was andres.

und klar, die brüder der braut deines bruders hätten überhaupt keine hemmungen, dich zu schwippschwägern (lustiges wort im übrigen, versteht glaube ich schon in bayern kaum noch jemand und in österreich gewiß kein mensch).
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Nijntje - de echte nederlandse konijn

amarillo

Zitat von: amarillo in 2005-01-03, 17:43:29

Knabt eine Frau, wenn sie einen Buben (bübt) zur Welt bringt; mädelt sie anderenfalls? Oder sohnt bzw. tochtert sie?


Was ist nun mit der Dame?

Das mit "kitzeln" und "würfeln" ist natürlich tragisch, allein schon wegen der hübschen Doppeldeutigket. Man könnte sonst vielleicht beim Tierarzt sagen, man sei der ewigen Würfelei überdrüssig, und er möge das Tier doch bitte sterilisieren. Für das Gesicht des Veterinärs hielte man dann natürlich eine Kamera parat.

Muß ich denn sagen (ich entschuldige mich schon einmal für die Unappetitlichkeit) meine Nase popelt?
Schon gut, schon gut, ich werde das Thema jetzt nicht ausweiten.

Wie nennt man denn in Euren Breiten die Geschwister von Schwägerin und Schwager?
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

gehabt gehabt

Schwippschwager

das Spanische kennt uebrigens einen Begriff fuer die
Eltern der Schwiegertochter/ des Schwiegersohns

"consuegros"     suegros=Schwiegereltern

Kilian

Zitatcaru:
die ricke kitzt

Lustig, erst vor ein paar Tagen schlug ich noch nach, ob es das Wort wirklich gibt. Wäre das der Fall gewesen, läse man jetzt in der Liste der starken Verben: kitzen, kaß, käße, gekessen.

Zitat, die bache frischlingt, die fähe welpt... ebenso wie die stute fohlt usw. - und die katze kätzchent

Gut, dass Vögel eiern und nicht etwa... *räusper*

Heikes Mann heißt Peter, dessen Bruder Martin ist mit Annette verheiratet, deren Bruder wiederum Matthias heißt und mit Susanne verheiratet ist. Heike ist also Annettes Schwippschwägerin, Matthias' Schwippschwappschwägerin und Susannes Schwippschwappschwuppschwägerin.

caru

@amarillo:

ich würde sagen, die dame knabt, bubt - oder möglicherweise jungt sie auch, je nach gegend und sprachebene. in österreich bubt sie ganz sicher. "jungen" ist wohl weniger zu empfehlen, weil es früher ganz allgemein für "junge kriegen" benutzt wurde, wie etwa von dorfrichter adam bezüglich der fatalen perücke:


Gevatter Küster soll mir seine borgen;
In meine hätt die Katze heute morgen
Gejungt, das Schwein!

kleist, der zerbrochene krug I 2  


und wenn sie ein mädel gebiert, dann mädelt sie, klar.

ich habe im österreichischen sprachraum noch niemals irgendeinen ausdruck für "geschwister des schwagers/der schwägerin" gehört oder gelesen, übrigens. ich fürchte sehr, man unterscheidet gar nicht und nennt das ganze pack "schwager/schwägerin".
ist "schwager" eigentlich streng genommen nur der bruder meiner frau oder auch der gatte meiner schwester? gibts da irgendwie gesonderte deutsche wörter? (beide personen existieren nicht, ich frag nur so.)


@kilian:

tsts, was du schon wieder im kopf hast. die vögel küken!


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Nijntje - de echte nederlandse konijn

amarillo

Zitat von: caru in 2005-01-04, 01:58:02
ist "schwager" eigentlich streng genommen nur der bruder meiner frau oder auch der gatte meiner schwester? gibts da irgendwie gesonderte deutsche wörter? (beide personen existieren nicht, ich frag nur so.)

In unseren Breiten wird nicht zwischen Bruder der Frau oder Gatte der Schwester unterschieden. Den Schwippschwager benutz man auch nur, um das verwandschaftliche Verhältnis zu erläutern.
Bei den Grimms wird als Schwager alles zusammengefaßt, was durch Heirat in den Verwandschaftskreis gelangte (hier findet sich auch der "gesipte (versippte) swager".

Jetzt verstehe ich auch endlich das alte Volkslied:
Hoch auf dem gelben Wagen
Sitz ich beim Schwager vorn..

Gemeint ist hier der Postillon. Die Studenten pflegten zu Beginn des 18.Jh die Anrede Schwager (zunächst untereinander) zum Ausdruck der Verbundenheit. Wenig später muß sich das wohl für den Kutscher/Postillon allgemein eingebürgert haben.

Und ich hatte immer geglaubt, da sei eine Familie auf Reisen -
tststs
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

MrMagoo

Zitat von: amarillo in 2005-01-04, 08:41:09
Jetzt verstehe ich auch endlich das alte Volkslied:
Hoch auf dem gelben Wagen
Sitz ich beim Schwager vorn..

Gemeint ist hier der Postillon. Die Studenten pflegten zu Beginn des 18.Jh die Anrede Schwager (zunächst untereinander) zum Ausdruck der Verbundenheit. Wenig später muß sich das wohl für den Kutscher/Postillon allgemein eingebürgert haben.

Und ich hatte immer geglaubt, da sei eine Familie auf Reisen -
tststs


Nein nein - Du kennst sicher nur die erste Strophe dieses Volksliedes:
Der Schwager, der hier als Kutscher agiert, ist in Wirklichkeit der Tod!

Eine Art Verwandschaftsverhältnis zum Tod läßt noch heute die Anrede "Gevatter (Tod)" erahnen - allerdings bin ich mir über selbiges im Unklaren; weiß zufällig jemand von euch, warum der Tod oft verwandtschaftsähnlich mit uns in Verbindung gebracht wird? Das hat doch sicher einen tiefergehenden Hintergrund...
Wâ mag ich mich nu vinden? wâ mac ich mich nu suochen, wâ? nu bin ich hie und bin ouch dâ und enbin doch weder dâ noch hie. wer wart ouch sus verirret ie? wer wart ie sus zerteilet mê?
(Gottfried von Straßburg)