Nasalur von bb/dd/gg

Begonnen von Fleischers Karsten, 2006-07-23, 00:46:51

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Fleischers Karsten

Arnold Wadler erwähnt in seinem Buch "Der Turm von Babel - Urgemeinschaft der Sprachen", dass im Suaheli die Dulppe bb/dd/gg Nasal zu mb/nd/ng georen werden (auf den Fidschi-Inseln sogar b/d/g zu mb/nd/ng). Dies lässt sich naturl hervorragend zur Stork der Verben anwenden. Iert man diese Nasalur Kombin mit Konsonantenverschub und anderen Techniken ergeben sich wahrhaft abenteuerle Formen.

Es fällt auf, dass viele Verben die bb/dd/gg beinhalten, auf –eln oder –ern enden. Diese Anden deuten auf Intensiva oder Iterativa hin, deshalb kekünne man, wie hier schon erwåhnen, Reduplizur anwenden, um den Vorgang des heftigen Ausübens oder des ständigen Wiederkehrens zusaltzen Ausdruck zu verleihen. Die meisten der Verben die schnöde auf -en enden scheinen Lehnworte zu sein.

Untenstehend sind Vorschläge für die Stork solchartiger Verben, die ich im Wahrig und Duden fand; mit Nasalur und manches Mal mit Reduplizur. Mit * kenngezinchenen Verben sind bereits in der großen Liste vorhanden und neu gestorken. In der letzten Spalte steht N für Nasalur und R für Reduplizur.

abebben   ibbt ab   amb ab   ämbe ab      abgeomben   N
aufrebbeln/ aufribbeln   ribbelt auf   rolmb auf   rölmbe auf      aufgerolmben   N
*babbeln      blablumb   bläblümbe      blablumben   NK2R
*baggern      baburng   bäbürnge      babarngen   NK
*bebbern/bibbern      bebormb   bibörmbe      bebormbem   NKR
*bloggen      blung   blünge      geblongen   N
blubbern      blublarmb   blüblärmbe      blublarmben   NKR
bobben      bomb   bömbe      gebomben   N
*brabbeln      brabrlumb   bräbrlümbe      brabrlamben   NK2R
bubbern      buburmb   bübürmbe      buburmben   NKR
*buddeln      bebulnd   bibülnde      bebulnden   NK
dibbeln      dulmb   dülmbe      gedulmben   NK
diggen      ding   dinge      gedingen   N
*dribbeln      dridrlamb   dridrlämbe      dridrlamben   NK2R
*eggen   iggt   ang   ünge   igg   geongen   N
ferggen   firggt   farng   färnge      gefarngen   N
flaggen   fliggt   flang   flänge      geflangen   N
*fleddern      fleflornd   fliflörnde      fleflornden   NKR
glibbern      glurmb   glürmbe      geglurmben   NK
grabbeln      gregralmb   grigrälmbe      gregralmben   NKR
grubben      gromb   grömbe      gegromben   N
grubbern      grormb   grörmbe      gegrormben   NK
heddern   hirddt   heharnd   hihärnde      heharnden   NKR
*jobben      jumb   jümbe      gejumben   N
*joggen      jung   jünge      gejungen   N
*kabbeln   kilbbt   kakolmb   käkülmbe   kilbb   kakolmben   NKR
kebbeln/kibbeln   kelbbt   kekalmb   kikälmbe      kekalmben   NKR
*knabbern      knaknormb   knäknörmbe      knaknormben   NKR
knuddeln      kneknulnd   kniknülnde      kneknulnden   NKR
koddern      kurnd   kürnde      gekurnden   NK
*krabbeln   krilbbt   krekrolmb   krikrölmbe   krilbb   krekrolmben   NKR
kribbeln   krelbbt   krikralmb   krikrälmbe   krelbb   krikralmben   NKR
*labbern      lalormb   lälormbe      lalormben   NKR
lobben      lumb   lümbe      gelumben   N
loggen      lung   lünge      gelongen   N
mobben      mumb   mümbe      gemomben   N
muddeln      malnd   mülnde      gemulnden   N
*paddeln      plaplond   pläplönde      plaplonden   NKR
*pladdern      plaplurnd   pläplürnde      plaplurnden   NKR
puddeln      pepolnd   pipölnde      pepolnden   NK
quabbeln      quaquolmb   quäquölmbe      quaquolmben   NK
*quaddern   quirddt   quaquornd   quäquörnde      quaquornden   NK
quiddern   querddt   quequurnd   quiquürnde      quequurnden   NK
*robben      romb   römbe      geromben   N
*rubbeln      rerulmb   rirülmbe      rerulmben   NKR
*sabbeln   silbbt   sesolmb   sisölmbe   silbb   sesulmben   NKR
*sabbern      sesormb   sisürmbe      sesurmben   NK
schlabbern   schlirbbt   schleschlormb   schlischlörmbe      schleschlormben   NK
schliddern      schleschlurnd   schlischlürnde      schleschlurnden   NK
schmaddern      scmeschmornd   schmischmärnde      schmeschmarnden   NK
schmuddeln      schmeschmalnd   schmischmülnde      schmeschmulnden   NK
schmuggeln      schmulng   schmülnge      geschmulngen   NK
*schrubben      schreschromb   schrischrömbe      schreschromben   NKR
schubben      schomb   schömbe      geschumben   N
schwabbeln      schweschwolmb   schwischwölmbe      schweschwalmben   NKR
schwabbern      schweschwurmb   schwischwürmbe      scheschwurmben   NKR
soggen      sung   sünge      gesongen   N
taggen      tung   tünge      getungen   N
wabbeln      wewulmb   wiwülmbe      wewulmben   NKR
*wobbeln      wewlomb   wiwlömbe      wewlomben   NK2R

Karsten

MrMagoo

ZitatArnold Wadler erwähnt in seinem Buch "Der Turm von Babel - Urgemeinschaft der Sprachen", dass im Suaheli die Dulppe bb/dd/gg  Nasalis zu mb/nd/ng georen werden (auf den Fidschi-Inseln sogar b/d/g zu mb/nd/ng). Dies lässt sich naturl hervorragend zur Stork der Verben anwenden. Iert man dies Nasalisur Kombin mit Konsonantenverschub und anderen Techniken ergeben sich wahrhaft abenteuerle Formen.


Das ist ja interessant: Auch im Gotischen, welches zwar ausgestorben, aber dennoch nicht allzuweit von uns entfernt, wurde "gg" wie [ng] ausgesprochen.
Verbirgt sich eine lautliche Entwicklung dahinter, oder war dies lediglich Schreibtradition?
Wâ mag ich mich nu vinden? wâ mac ich mich nu suochen, wâ? nu bin ich hie und bin ouch dâ und enbin doch weder dâ noch hie. wer wart ouch sus verirret ie? wer wart ie sus zerteilet mê?
(Gottfried von Straßburg)

Berthold

#2
Zitat von: MrMagoo in 2006-08-25, 21:51:56
ZitatArnold Wadler erwähnt in seinem Buch "Der Turm von Babel - Urgemeinschaft der Sprachen", dass im Suaheli die Dulppe bb/dd/gg  Nasalis zu mb/nd/ng georen werden (auf den Fidschi-Inseln sogar b/d/g zu mb/nd/ng). Dies lässt sich naturl hervorragend zur Stork der Verben anwenden. Iert man dies Nasalisur Kombin mit Konsonantenverschub und anderen Techniken ergeben sich wahrhaft abenteuerle Formen.


Das ist ja interessant: Auch im Gotischen, welches zwar ausgestorben, aber dennoch nicht allzuweit von uns entfernt, wurde "gg" wie [ng] ausgesprochen.
Verbirgt sich eine lautliche Entwicklung dahinter, oder war dies lediglich Schreibtradition?
Mir fällt spontan (z.B.) der altgriechische Bote - ággelos - ein, der ja auch ángelos ausgesprochen wird/wurde. Auch jetzt ánjelos.

Agricola

Im Japanischen wird das g (es gibt nur einfache) im Anlaut oder zwischen Vokalen in einigen Dialekten (u.a. im Standard-Tokyo-Akzent) häufig nasaliert, manchmal aber nur ansatzweise. Es gibt alle Zwischenstufen zwischen dem "trockenen" g und der völligen Nasalur. Vielleicht hängt die Stärke der Nasalur von den umgebenden Vokalen ab. Besonders deutlich ist es oft vor "a", etwa bei der grammatischen Partikel "ga".
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Fleischers Karsten

#4
Zitat von: Berthold in 2006-08-25, 22:09:24
Zitat von: MrMagoo in 2006-08-25, 21:51:56
ZitatArnold Wadler erwähnt in seinem Buch "Der Turm von Babel - Urgemeinschaft der Sprachen", dass im Suaheli die Dulppe bb/dd/gg  Nasalis zu mb/nd/ng georen werden (auf den Fidschi-Inseln sogar b/d/g zu mb/nd/ng). Dies lässt sich naturl hervorragend zur Stork der Verben anwenden. Iert man dies Nasalisur Kombin mit Konsonantenverschub und anderen Techniken ergeben sich wahrhaft abenteuerle Formen.


Das ist ja interessant: Auch im Gotischen, welches zwar ausgestorben, aber dennoch nicht allzuweit von uns entfernt, wurde "gg" wie [ng] ausgesprochen.
Verbirgt sich eine lautliche Entwicklung dahinter, oder war dies lediglich Schreibtradition?
Mir fällt spontan (z.B.) der altgriechische Bote - ággelos - ein, der ja auch ángelos ausgesprochen wird/wurde. Auch jetzt ánjelos.

Wadler führt ebenfalls griech. aggelos und got. aggilus = Engel an.
Er vermutet ebenfalls, dass aus got. waddjus = Wall, Mauer unsere Wand entstanden sei. Ließe sich dies beweisen, so hätten wir ein wirlkes Beispül für dies Nasalur von dd -> nd.
Im Suaheli wird bb für mb, dd für nd und gg für ng geschrieben, er führt jedoch nicht an, ob dies eine laulte Entwolck oder nur Schriebtrad ist.
Andere Beispiele, die Wadler anführt: sumer. balag, balaggi, balangu = Lyra, assyr. puluggu, pulungu = Bezirk, an letzteres schließt sich wohl griech. phalanx an. Allerdings tut er dies so kurz und knapp, wie ich es eben tat: er sagt nichts über eine laulte oder rein schriftspralche Entwolck aus (das ganze Buch ist meiner Mien nach sehr kritisch zu betrachten).
Karsten

Agricola

Das Japanische hat eine starke Tendenz, mit im Verschwinden befindlichen Vokalen verbundene Konsonanten durch Nasalur, Verschlusskonsonant oder Diphthongur zu ersetzen. Einige Beispiele (jeweils die klassische und die moderne Form nebeneinander):

yobitari und yomitari - yonda (hier sind die Formen verschiedener Verben, die ursprünglich verschieden waren, konvergiert. yobitari: rief. yomitari: las)

shinitari - shinda

kakitari - kaita

kagitari - kaida

kafitari - katta (westjapanisch kôtta)

kachitari und karitari - katta (in Ostjapan auch mit der vorigen Form konvergent. kachitari: gewann, karitari: schnitt, kafitari: kief)

naniban - namban (geschrieben i.d.R. nanban)

nanifun - nampun (geschrieben i.d.R. nanpun)

nanika - nangka (geschrieben nanka)

usw.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Fleischers Karsten

#6
Zitat von: Agricola in 2006-08-29, 22:48:27
Das Japanische hat eine starke Tendenz, mit im Verschwinden befindlichen Vokalen verbundene Konsonanten durch Nasalur, Verschlusskonsonant oder Diphthongur zu ersetzen. Einige Beispiele (jeweils die klassische und die moderne Form nebeneinander):

[...]

nanika - nangka (geschrieben nanka)

usw.

Das erinnert mich an Annika und Anke, beide sind nordische Diminutivformen zu Anna.

Nun gibt es im Deutschen eine Reihe von Fremdwörtern, die auf -ika enden. Um von diesen Worten Vernudlochen oder (diminutive) Singuläre zu bilden, nehme ich einfach mal die Kontrahur/Nasalur -ika/-nke auf. Ergeben sich unausspralche Konsonantencluster, so wird -enke anstatt -nke benotzen:

Vernudlochen:

Attika - Attenke: Halbgeschossähnlicher Aufbau über dem Hauptgesims eines Gebäudes, dem die Verzierung mit Statuen, Inschriften usw. nicht vergönnt war.
Dalmatika - Dalmatenke: Nicht ganz so festliches liturgisches Gewand.
Enzyklika - Enzyklenke: Päpstlicher Erlass, den keiner beachtet.
Majolika - Majolnke: Ein Tontöpfchen mit Zinnglasur.
Paprika - Paprenke: Überhaupt nicht scharfes Nachtschattengewächs oder Gewürz.
Philippika - Philippenke: Kurze Straf- oder Kampfrede.
Tonika - Tonke: Grundtönchen einer Tönchenleiter.
Tropika - Tropenke: Leichte Form der Malaria.
Tunika - Tunke: Ein kurzes Gewand aus weißer Wolle für Männer oder Frauen, das im Hause ungegürtet, auf der Straße gegürtet getragen wird.

Diminutive Singuläre:

Balalaika - Balalanke: Russisches Zupfinstrument mit weniger als drei Saiten und/oder Ecken.
Harmonika - Harmonke: Eine Falte des Blasebalgs einer Hand- oder Ziehharmonika.
Eine Metallzunge einer Mundharmonika.
Helvetika - Helvetenke: Ein Buch, Bild etc. über die Schweiz. Oder: Ein Buchstabe aus der gleichnamigen Schriftart.
Kalamaika - Kalamanke: Ein ein Viertel von zweien eines Taktes eines ukrainischen Nationaltanzes.
Mika - Menke: Ein monoklines Mineral aus der Gruppe dieser, z.B. Muskovit, Biotit.
Nagaika - Naganke: Einer der Lederriemen einer kosakischen Peitsche.
Rustika - Rustenke: Ein roh, aber gleichmäßig behauener Quader eines Mauerwerkes.
Troika - Tronke: Eines der drei Pferde, die den Dreispänner ziehen.

Auch normale Singuläre können so gebolden werden:

Alkoholika - Alkoholnke: Ein alkoholisches Getränk.
Bukolika - Bukolnke: Ein Hirten- oder Schäfergedicht.
Chronika - Chronke:  Eines der beiden jüngsten Geschichtsbücher des alten Testaments.

Das selbe Spielchen ließe sich auch mit -ikum/-nko betreiben:

Vernudloch:

Unikum - Unko: Leicht origineller Mensch, der auf andere oft nur wenig belustigend wirkt.

Diminutiver Singular:

Publikum - Publenko/Publenke: Statt Publian/Publiane.

usw.

Evtl. kekünne man -nk- noch weiter erweichen zu -ng-...
Karsten

Günter Gans

Wenn ich Deine Methode recht verstehe...

Klinikum - Klinko: Unbedeutendes Kreiskrankenhaus.

Klitschko - Klitschikum: Beide ukrainischen Boxer-Brüder.
Gehen Sie immer in den Wald zur Paarung? (Loriot)

Fleischers Karsten

Karsten

Fleischers Karsten

Kalamaika

Musikexperten her: ist die Kalamaika jetzt im 3/4 (Wahrig) oder im 2/4 (Duden) Takt?
Karsten

Kilian

Zitat von: Fleischers Karsten in 2006-07-23, 00:46:51
Arnold Wadler erwähnt in seinem Buch "Der Turm von Babel - Urgemeinschaft der Sprachen", dass im Suaheli die Dulppe bb/dd/gg Nasal zu mb/nd/ng georen werden

Wird /ng/ zu einem einfachen Nasal [ŋ] wie in Wange oder - analog zu den anderen Beispielen - zu [ŋg] wie in Manga? Klasse Kennjokus.

AmelieProtscher

Hallo Karsten,

Zitat von: Fleischers Karsten in 2006-08-30, 22:04:32
Tonika - Tonke: Grundtönchen einer Tönchenleiter.

Endlich hat mal jemand einen Namen für diese Tonarten, die man kurz mal anmoduliert, um sie, kaum errichen, wieder zu verlassen.

Zitat von: Fleischers Karsten in 2006-08-30, 23:22:46
Musikexperten her: ist die Kalamaika jetzt im 3/4 (Wahrig) oder im 2/4 (Duden) Takt?

Ohne jetzt Expertin für slaw. Volksmusik zu sein, vermute ich doch, daß 2/4 richtig ist.

Grüße,

Amy
Religion heute:
Ex oriente deus,
ex machina lux.

Fleischers Karsten

Hallo Amy,

Zitat von: AmelieZapf in 2006-09-04, 07:50:11
Zitat von: Fleischers Karsten in 2006-08-30, 22:04:32
Tonika - Tonke: Grundtönchen einer Tönchenleiter.

Endlich hat mal jemand einen Namen für diese Tonarten, die man kurz mal anmoduliert, um sie, kaum errichen, wieder zu verlassen.

Wenn ich denn noch mal Musik mache, bewegt sich das meist im Rock'n'Roll-Standard oder Gitarrenpop - es handelt sich also alles um schnöde Tonika - Subdominante - Dominante Kadenzen.
Es ist Zig Jahre her, dass ich mal selber (ansatzweise) komplexere Stücke Kompon georen habe, in denen ich die Tonika (Dur) schnell verließ um letzendl sie wieder in Moll zu erreichen. Hab' fast schon alles wieder vergessen, wie das Funktion or.

Zitat
Zitat von: Fleischers Karsten in 2006-08-30, 23:22:46
Musikexperten her: ist die Kalamaika jetzt im 3/4 (Wahrig) oder im 2/4 (Duden) Takt?

Ohne jetzt Expertin für slaw. Volksmusik zu sein, vermute ich doch, daß 2/4 richtig ist.

Da keiner genau Bescheid weiß, kann man die Kalamaika wahllos aus 1/4 Takten, den Kalamanken, in beliebiger Reihenfolge zusammenstückeln, oder? ;)
Karsten