Art-drop

Begonnen von Kilian, 2005-04-27, 12:40:48

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Kilian

Es scheint sich allmählich einzubürgern, in bestimmten Fällen den Artikel wegzulassen, wenn der Gebrauch des bestimmten bzw. unbestimmten Artikels eine ungewollte Festlegung bedüte.

Z.B. höre ich oft "Problem ist nur, dass...", wenn der Sprecher sich nicht festlegen will, ob das nun wirklich das einzige Problem ist oder ob es vielleicht noch weitere gibt.

versucher

Fakt ist auch, dass nicht mehr von Tatsachen oder einem Faktum die Rede ist, sondern von einem Fakt. Aber das nur am Rand (nennen wir es Suffix-Drop, um bei den sauren Drops zu bleiben).

Kilian

Um das noch etwas zu unterfüttern, hier ein Zitat einer ehemaligen Lehrerin: "Merxe? Argument zählt da nich."

Berthold

#3
Zitat von: Kilian in 2007-07-09, 22:33:28
Um das noch etwas zu unterfüttern, hier ein Zitat einer ehemaligen Lehrerin: "Merxe? Argument zählt da nich."
Mode jeht an Öst'cheich awa so wat von totaal voabei. - Hier, Herr Nachbar, liebt man den Kilian und die Artikels, öha, die Artikeln; als bekäme man ein Geld für ihre haugfe Verwand.

In großen Teilen Kärntens wird indes eine vom slowenischen Lokativ entlohne Form verwandt. Ins Hochdeutsche übertrang: Ich fahre Klagenfurt = I. f. nach K. Aber das ist ein bisserl was anderes.

Kilian

Zitat von: Berthold in 2007-07-10, 20:17:26Mode jeht an Öst'cheich awa so wat von totaal voabei. - Hier, Herr Nachbar, liebt man den Kilian und die Artikels, öha, die Artikeln; als bekäme man ein Geld für ihre haugfe Verwand.

Bei Namen, das ist ein Kapitel für sich! In welcher Dialektregion ist der Berthold eigentlich nicht anzusiedeln? Ich habe schon studorene Germanistinnen wechselnd sinngemäß als rheinische und als schwäbische Krankheit es bezeichnen hören.

Berthold

#5
Zitat von: Kilian in 2007-07-10, 22:56:33
Bei Namen, das ist ein Kapitel für sich! In welcher Dialektregion ist der Berthold eigentlich nicht anzusiedeln? Ich habe schon studorene Germanistinnen wechselnd sinngemäß als rheinische und als schwäbische Krankheit es bezeichnen hören.
Die Namen, halt ja, aber zusachltz versooch ich noch, auf etwas hinzuweisen, was froychl stärker im Dialekt wurzelt: ein Geld, ein Obst, ein Mehl... Es früge auch, anderswo in unserem Sprachraum, nicht jeder: Hast du einen Durst, einen Hunger?
In Kärnten gibt's auch noch: aane Menschn, aane Paam (=Bäume), aane (z.B.) Woltschker (=Maulwürfe). Das ist vielleicht mit dem englischen any verwandt. Are there any moles?

Nachbemark zu den Namen und zur rheinischen oder schwäbischen Krankheit: Ich weiß nicht, ob Karl heute kommt. Sowas klingt für mich hochgestonch und leer, so ist's halt. Obwohl Der Karl kommt heute bei unseren Deutschschularbeiten als Fehler geznohl hätte. Zweifellos und beinhart! Nicht nur ein Johann Wagner (das war einer unserer Deutschprofessoren) hielt das so.   

Agricola

Und heißt es dann "ein Johannes der Täufer" oder "Johannes ein Täufer"?
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Berthold

#7
Zitat von: Agricola in 2007-07-11, 13:32:52
Und heißt es dann "ein Johannes der Täufer" oder "Johannes ein Täufer"?
Dieses ein memüsse bespronch werden. Mir kommt es honorifizierend vor. Ein Johann Wagner hat das gasang. Das heißt wohl: Dieser ganz besondere, oygnze Johann Wagner hat das gasang. Einzig, nahezu. Erst einen Al Capone stor das nicht ... Sofort wird der zum ausgesonchen Schurken.

Es heißt/hieße also bei uns ein Johannes der Täufer. Erst einem Johannes dem Täufer war es beschroen, Jesus Christus zu taufen. Das kamma, denk ich, sagen. Erst einem Josef dem Zweiten gelang diese Reform.

Dieses ein ist etwas anderes als ein verachlchtes ein: Ein Schmidt hat das behompt. Das hieße dann wohl Irgendein ....

Kilian

Dieses ein kenne ich auch aus der hochdeutschen (Feuilleton-) Sprache - ein/e X - ein Mensch vom Formate der/s X, gewissermaßen.

Berthold

#9
Zitat von: Kilian in 2007-07-12, 15:08:28
Dieses ein kenne ich auch aus der hochdeutschen (Feuilleton-) Sprache - ein/e X - ein Mensch vom Formate der/s X, gewissermaßen.
Siext, EIN Kilian ('Gleich zieh Er den Hut, Mosje(h)!' - Der Freischütz), der kennt solch ein EIN natchurl - und schööche ihn irgendetwer gegen drei Uhr früh aus dem Schlaf. (Dann, wenn sich ein Berti, in seinem anitzo üblen Biorüttmus, grad hinbeizt.)

Agricola

Zitat von: Berthold in 2007-07-12, 19:25:05
Zitat von: Kilian in 2007-07-12, 15:08:28
Dieses ein kenne ich auch aus der hochdeutschen (Feuilleton-) Sprache - ein/e X - ein Mensch vom Formate der/s X, gewissermaßen.
Siext, EIN Kilian ('Gleich zieh Er den Hut, Mosjeh!' - Der Freischütz), der kennt solch ein EIN natchurl - und schööche ihn irgendetwer gegen drei Uhr früh aus dem Schlaf.
Er ist ja auch nicht ein irgendwer.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.