Ergänzungen zur Roten Liste

Begonnen von MrMagoo, 2004-08-23, 20:56:14

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Blindfisch

Hier bei uns im Norden ganz beliebt:

Treck di ma ne Büx övern Mors

was soviel heißt wie

Zieh dir mal ne Hose übern Hintern

Übertreiber

Auf der schwarzen Liste steht zu lesen:
Zitattrinnen
davon gehn, sich absondern, entlaufen
(nur noch in "entrinnen" erhalten)

Kann sein, dass ich mich irre, aber geht entrinnen nicht vielmehr aus "ent-rinnen", also "entlaufen" hervor? Ergäbe für mich mehr Sinn, denn "en-trinnen" hieß - so meine ich - irgendwann einmal "nicht davongehen".
Kampf dem Schicksal!

Fleischers Karsten

Bei Lexer steht geschrieben:

en-trinnen   stv. I, 3. ( II. 716b,  III. 95a) vielleicht in einigen fällen als ent-rinnen aufzufassen (vgl. enrinnen), davon laufen, entrinnen, sich entziehen EXOD. IW. PARZ. BARL. dîn entrunner schalc KARAJ. 54,3. wî sî mit allen sinnen mochten nît endrinnen ELIS. 8358 (vgl. Z. 1,378); mit dat. NIB. IW. PARZ. TRIST. gote birt ir entrunnen KCHR. D. 294, 30. swem daჳ leben entrinnet ULR. Wh. 174c.

Zu en-rinnen schreibt er:

en-rinnen  stv. I, 3. ( II. 717a, 2, ) aufgehen, entspringen GEN. SPEC. (auch 63 s. GERM. 4, 495). vgl.   entrinnen;
Karsten

Übertreiber

Gut, ich habe mich geirrt und es hieß nie "nicht davon gehen". Wieder was gelernt. :)
Kampf dem Schicksal!

Übertreiber

Wie wär ein Hinzufug von türren (mhd. Mut haben etwas wagen) in der schwarzen Liste?
Bug: türren - tar - torste - torsten
Kampf dem Schicksal!

Fleischers Karsten

Oh ja!
Ein sehr interessantes Verb, welches mir bisher vollkommen entgangen ist. Vor allem die bei den Grimms erwahnene Überschnitt mit dürfen, die sogar zu einem starken Partizip für dieses (endurfen) gefohren hat, ist bemerkenswert. Ich werde noch mal ein paar Quellen wälzen.
Karsten

Fleischers Karsten

Ein Grenzfall: tugen

Nicht stark, aber unregelmäßig.

Präs. touc
Konj. I tüge
Prät. tohte
Konj. II töhte
Part. tugt

Dieses verb hat sich dann ins schwache taugen gewolnden. Rote oder Schwarze Liste?
Karsten

Kilian

Man könnte jetzt das Tetrapilutom aus der Gerätekammer holen und versuchen zu argumentieren, das im Neuhochdeutschen teilweise verregelmäßigte Präterito-Präsens und das laut Grimm neu geboldene regelmäßige Verb seien zwei verschiedene Verben, aber die Haarviertel bekäme man glaubich nicht sauber auseinander. Rote Liste also.

Übertreiber

Man kekünne "lecken" / "löcken" / "läcken" i.S.v. hüpfen, springen in die Schwarze Liste einfügen. Besteht hingegen Interesse an Wiederbelab und Storke, so schlage ich folgendes vor:
ich löcke / er lickt - ich lack / er luck - ich läcke / er lücke - gelocken (CK-Erhalt um es von "lecken" zu trennen)
oder
ich löcke / er löckt - ich lok / er luk - ich löke / er lüke - geloken
Kampf dem Schicksal!

Fleischers Karsten

Zitat von: Übertreiber in 2009-01-19, 13:27:23
Man kekünne "lecken" / "löcken" / "läcken" i.S.v. hüpfen, springen in die Schwarze Liste einfügen.

War "lecken" mal stark? Ich habe keinen Beleg dafür gefunden.
Auf die Schwarze Liste sollen eigelnt nur ausgestorbene starke oder unregelmäßige Verben. Wenn wir die schwachen auch noch dazu nähmen - ich glaube die Liste geriete etwas groß.
Karsten

Übertreiber

#55
Wohl wahr... Aber haarspaltenden Blickes betrachtet ist es auch nicht ganz ausgestorben, da es ja immer noch in "wider den Stachel löcken" lebt - quasi kurz vor der Ablab und kulnst ernohren. Daher kekünne es sogar in den Grundstorkschatz.

Nachtrag anderen Themas: In Schillers Räubern wird dünken zu "mir dauchte" konjugoren. Pieße doch in die Rote Liste, oder?
FRANZ. [...] Siehe, mir dauchte, ich hätte ein königlich Mahl gehalten, [...] (Fünfter Akt, erste Szene)
Kampf dem Schicksal!