Ganz nebenbei: Singupluräle

Begonnen von VerbOrg, 2006-02-09, 18:51:38

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VerbOrg

Ähnlich dem Faden nebenan mit den neuen Storken fand ich es an der Zeit, der Singupluralitis einen Platz einzuräumen, wo neue Ideen diskut georen werden können.

Material ist m.E. ein Wort, dass neben Materialien einen zweiten Plural verdient. Warum, erklär' ich:

Um ein Regal zu bauen, benötigt man meist mehrere Materialien (Holz, Nägel/Schrauben/Leim, ggf. Farbe/Lack).

Wenn man nun aber für zwei Regale Holz da hat, kann man das nicht einfach als Materialien bezeichnen.
Wohl aber als Materiäle, um deutlich zu machen, dass ein Teil des Holzes für das eine Regal und ein anderer Teil für das zweite Regal verwandt werden soll und eben genug Holz für beide Regale da ist.

A propos Regal. Dem fehlt noch ein diminutiver Singular. Was haltet ihr von Regul (ein Brett eines Regals)?

"Auf dem obersten Regul stehen die Nachschlagewerke und auf dem untersten Regul hab' ich die Märchenbücher."

Fleischers Karsten

Dann verdienen die Materialien aber auch einen neuen Singular. Wie wäre es mit Materialiar?
Karsten

Fleischers Karsten

#2
Ich habe auch noch ein paar diminutive Singulare.

das Gebäude, die Gebäude, > ein Gebaud: Ein einzelnes Zimmer, eine Etage, ein Gebäudeteil: Jedes Gebaud in den Plattenbauten der siebziger Jahre sieht gleich aus.

Und jetzt jede Menge Steine:

der Sand, die Sände, > ein Sund Sind: Ein Sandkorn. Nach dem Strandspaziergang hatte ich jede Menge Sünde Sinde im Schuh.

der Kies, die Kiese, > ein Keis: Ein Kieselstein. Jeden Urlaub nahm Jutta einen Keis vom Strand für ihre Sammlung mit.

das Geröll, die Gerölle, > ein Geroll: Ein Geroll im Bachbett prallt an das nächste und verursacht einen leises Klicklaut.

der Schutt, > die Schütte, > ein Schut: Irgendein Schut zerschlug mir die Frontscheibe meines Autos.

der Schotter, die Schotter, > ein Schoter: Letztens fand ich einen schönen Schoter mit darin eingeschlossenen Versteinerungen.

der Splitt, die Splitte, > ein Splutt: Da es geschneit hattte, wurde Splitt gestreut. Abends konnte ich dann Splutt für Splutt aus dem Profil meiner Schuhe popeln.
Karsten

Bertl

Zitat von: Fleischers Karsten in 2006-02-09, 19:44:43
Ich habe auch noch ein paar diminutive Singulare.

das Gebäude, die Gebäude, > ein Gebaud: Ein einzelnes Zimmer, eine Etage, ein Gebäudeteil: Jedes Gebaud in den Plattenbauten der siebziger Jahre sieht gleich aus.

Und jetzt jede Menge Steine:

der Sand, die Sände, > ein Sund: Ein Sandkorn. Nach dem Strandspaziergang hatte ich jede Menge Sünde im Schuh.

der Kies, die Kiese, > ein Keis: Ein Kieselstein. Jeden Urlaub nahm Jutta einen Keis vom Strand für ihre Sammlung mit.

das Geröll, die Gerölle, > ein Geroll: Ein Geroll im Bachbett prallt an das nächste und verursacht einen leises Klicklaut.

der Schutt, > die Schütte, > ein Schut: Irgendein Schut zerschlug mir die Frontscheibe meines Autos.

der Schotter, die Schotter, > ein Schoter: Letztens fand ich einen schönen Schoter mit darin eingeschlossenen Versteinerungen.

der Splitt, die Splitte, > ein Splutt: Das es geschneit hattte, wurde Splitt gestreut. Abends konnte ich dann Splutt für Splutt aus dem Profil meiner Schuhe popeln.
Entschuldige, Karsten, daß ich jetzt da auch noch hineinquatsche! Du kennst ja eine Meinung/Mien, die ich zu Opladen orß: Da es Basilisken eh nicht gibt, ist es nicht so wichtig, ob einer davon grüne Tupfen oder rote Streifen hat. In DIESER Gesellschaft freilich...
Ich miene, daß in Deinen Beispielen die Vorsilbe Ge- schon eine gewisse Pluralbedeutung hat.
Statt 'Gebaud' läse ich lieber: 'ein Baud'. Die Baude, als Hütte oder Berggasthof, gibt's ja auch. Und 'Baud', der Einheit für die Telegraphiergeschwandick - nach Herrn Baudot - wird wohl 'bō' ausgesprochen.
Den 'Sund' gibt's halt schon als Meerenge. Weil ein Sandkörnchen was Winziges ist, bliebe vielleicht 'der Sindling' (vgl. 'Findling') - oder was weiß ich.
Statt 'ein Geroll' wäre vielleicht 'ein Roll' ausreichend (?)
'Der Schut' ist halt ein bekannter Karl-May (Österreich: 'Koa(d)l Schmäh')-Roman. - Da will ich aber jetzt nicht drüber nachdenken. //
Waren nur Diskussionsbeiträge.
Ob ein Bröckchen eines 'Schmarr'ns' ein 'Schmur' oder ein 'Schmürrling' sei, mit so was hab ich mich bis dato nicht beschuftogen.  

Bertl


Fleischers Karsten

Zitat von: Bertl in 2006-02-10, 10:36:46
Ich miene, daß in Deinen Beispielen die Vorsilbe Ge- schon eine gewisse Pluralbedeutung hat.
Statt 'Gebaud' läse ich lieber: 'ein Baud'. Die Baude, als Hütte oder Berggasthof, gibt's ja auch.

Für mich steht das Ge- vor dem Baud eher für: umständlich, verworren, gekünstelt. Baud klingt in meinen Ohren zu harmlos, ein Gebaud dagegen hat was von einem Getüm.

Zitat
Und 'Baud', der Einheit für die Telegraphiergeschwandick - nach Herrn Baudot - wird wohl 'bō' ausgesprochen.

Ich hab's immer 'bōd' ausgesprochen.

Zitat
Den 'Sund' gibt's halt schon als Meerenge. Weil ein Sandkörnchen was Winziges ist, bliebe vielleicht 'der Sindling' (vgl. 'Findling') - oder was weiß ich.

Stimmt, die Meerenge habe ich ganz vergessen über die Sünde in den Schuhen. Schade.
Sindling klingt gut, aber ist ja eher die Vernudloch eines einzelnes Sandkornes und geht somit etwas an dem diminutiven Singular vorbei.
Also, ich sag mal: Sind sei dem Sand sing dim. Sing.

Zitat
Statt 'ein Geroll' wäre vielleicht 'ein Roll' ausreichend (?)

Finde ich nicht. Ein Geroll ist ja durch's viele Gerolle mit den anderen Gerollen zu dem geworden, was es ist.

Zitat
'Der Schut' ist halt ein bekannter Karl-May (Österreich: 'Koa(d)l Schmäh')-Roman. - Da will ich aber jetzt nicht drüber nachdenken. //

Diesen Autor habe ich in meinem bisherigen Leben erfolgreich vermieden, auch den Verfilmungen versuche ich zu entgehen. Der Titel war mir daher nicht bekannt. Ach nö, wegen so'nem Karl May ändere ich das jetzt nicht.

Zitat
Waren nur Diskussionsbeiträge.
Ob ein Bröckchen eines 'Schmarr'ns' ein 'Schmur' oder ein 'Schmürrling' sei, mit so was hab ich mich bis dato nicht beschuftogen.  

Wenn, dann Schmur.
Karsten

Bertl

Zitat von: Fleischers Karsten in 2006-02-10, 13:15:10
Zitat
Und 'Baud', der Einheit für die Telegraphiergeschwandick - nach Herrn Baudot - wird wohl 'bō' ausgesprochen.

Ich hab's immer 'bōd' ausgesprochen.
'bōd': So wird's wohl ausgesprochen. - Ich las von dieser Einheit heute zum ersten Mal.
Ich merk schon: Obwohl Du das 'Getüm' erwähnt hast, bist Du beim 'ge-' gefühlsmäßig eher von Verben ausgegangen (von dieser oft so unsäglich langweiligen Vorsilbe des Partizipii2),
während ich eher an 'Getier', 'Gezücht', 'Geheck', 'Gemüse', 'Gedeck', 'Gepäck', 'Gesteck', 'Gewaff' oder 'Geflügel' dachte. Stell mir auch unter einem 'Geroll' eher ein Rollgeräusch vor, das von etwas Schwererem ausgeht oder von einer Vielzahl von Partikeln. Ein 'Getöse' wird auch durch ein Gemenge an lauten Geräuschen hervorgerufen. Da will ich mich aber jetzt trotzdem nicht aufplustern oder gar -blasen (Kehlsack beim Fregattvogel-Hahn).
Das die Zugehor ausdrückende Morphem germ. -inga, -unga, das in ahd. -(l)ing, mhd. -linc, nhd. -(l)ing begegnet (z.B. Fremdling, Häuptling, Jüngling, Lehrling sowie Hering, König, Pfennig) (Pfeifer & Kollektiv, 1993/1995), das lass ich mir freilich nicht als Vernudloch hineinreiben (- vielleicht wegen dieser Nachkommen oder Zugehörigen irgendwelcher Heldengeschlechter - aus dem Sagenbüch'l. - Dort geht's bekanntlich bis zu den -lungen.).
Sondern ich meine: 'Zum Sande gehörig' - das pieße doch gut.
Indes, wie arwahnt: die Basilisken! - NB: Ich hab's ja auch nicht überschlafen.  

Bertl

Participii2
Selbst ein Getos[e] ist nicht ein einfacher Toser. - Das Getöse passt eher zum Geröll, das war mein Fehler.

Bertl

Außerdem schimmern bei einigen meiner Ge--Beispiele auch Verben durch.

Fleischers Karsten

Zitat von: Bertl in 2006-02-10, 14:20:37
Ich merk schon: Obwohl Du das 'Getüm' erwähnt hast, bist Du beim 'ge-' gefühlsmäßig eher von Verben ausgegangen (von dieser oft so unsäglich langweiligen Vorsilbe des Partizipii2),
während ich eher an 'Getier', 'Gezücht', 'Geheck', 'Gemüse', 'Gedeck', 'Gepäck', 'Gesteck', 'Gewaff' oder 'Geflügel' dachte.

Ich dachte eher an Gewirr (der Gänge in Amtsgebäuden oder Krankenhäuser) oder Gespinst (das so manche Architekten im Hirn haben (ich war viereinhalb Jahre mit einer Archtektin zusammen...)).

Zitat
Stell mir auch unter einem 'Geroll' eher ein Rollgeräusch vor, das von etwas Schwererem ausgeht oder von einer Vielzahl von Partikeln.

Auch eine Möglichkeit.
Aber ein Roll ist mir zu nahe an der Rolle.

Zitat
Ein 'Getöse' wird auch durch ein Gemenge an lauten Geräuschen hervorgerufen.

Richtig (deine Korrugur zu Getose war falsch), sagt doch der Duden:

Ge|tö|se, das; -s (mhd. gedoese, Kollektivbildung zu mhd., ahd. dōs = Geräusch)

Also bilden wir mal flugs den dim. Sing. anhand des ahd. dōs:

> ein Tos: Ein Geräusch, ein Laut aus dem ganzen Getöse.


Zitat
Da will ich mich aber jetzt trotzdem nicht aufplustern oder gar -blasen (Kehlsack beim Fregattvogel-Hahn).
Das die Zugehor ausdrückende Morphem germ. -inga, -unga, das in ahd. -(l)ing, mhd. -linc, nhd. -(l)ing begegnet (z.B. Fremdling, Häuptling, Jüngling, Lehrling sowie Hering, König, Pfennig) (Pfeifer & Kollektiv, 1993/1995), das lass ich mir freilich nicht als Vernudloch hineinreiben (- vielleicht wegen dieser Nachkommen oder Zugehörigen irgendwelcher Heldengeschlechter - aus dem Sagenbüch'l. - Dort geht's bekanntlich bis zu den -lungen.).

Hast ja recht...

Zitat
Sondern ich meine: 'Zum Sande gehörig' - das pieße doch gut.

Aber ein Wort, welches im verkleinerdem Singular seine Silbenanzahl gar verdoppelt - die Vorstall gefällt mir gar nicht.

Zitat
Indes, wie arwahnt: die Basilisken! - NB: Ich hab's ja auch nicht überschlafen.  

Wieso gibt's eigentlich keine Basilisken? Ich dachte das sind Leguane...
Karsten

Bertl

Zitat von: Fleischers Karsten in 2006-02-10, 15:27:14

Ich dachte eher an Gewirr (der Gänge in Amtsgebäuden oder Krankenhäuser) oder Gespinst (das so manche Architekten im Hirn haben (ich war viereinhalb Jahre mit einer Archtektin zusammen...)).
(...)
Wieso gibt's eigentlich keine Basilisken? Ich dachte das sind Leguane...
Aber Du schriebst ja selber: 'Gewirr ... der Gänge ...'; und ein 'Gespinst' besteht aus vielen, vielen Fäden.
           - - -
Vor der Benann des Basiliscus basiliscus (Helmbasilisk) litt halt auch Carolus Linnaeus drunter, daß es sie so gar nicht geben soll, die Basilisken.

Bertl

In Wien gibt's da übrigens eine Sage vom Basilisken in der Schönlaterngasse (tief drunten in einem Gewölbe). Die G'schicht' muß doch irgendwo im Internet zu finden sein.

caru

(\___/)
(>´x´<)
('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

Fleischers Karsten

Zitat von: Bertl in 2006-02-10, 18:07:36
Aber Du schriebst ja selber: 'Gewirr ... der Gänge ...'; und ein 'Gespinst' besteht aus vielen, vielen Fäden.

...aber Gespinst ist kein Verb.
Du müsstest mal die Gebäude sehen, in denen ich mich in der Woche über in Mannheim immer aufhalte: Meine Arbeitsstätte - ein total verworrenes Haus, alles sieht gleich aus. Schon mehrfach habe ich es geschafft, mich zu verlaufen oder aus dem Aufzug in der falschen Etage auszusteigen. Oder das neunundzwanzigstöckige Hochhaus, in dem ich nächtige. Auch alles gleich. Nur die bunten Bildchen im Flur vor den Aufzügen unterscheiden sich von Etage zu Etage (ich wohne in der mit dem Fisch).
Also für mich ist da jede Etage, jeder Flur eindeutig ein Gebaud und kein so harmlos klingendes Baud.
Karsten

Bertl

Das 'Gebäu' - ziemlich 'altes' Wort, abgelitten aus irgendwelchen Rechtstexten - gäb's übrigens auch noch. - Ich hab das schon in irgendeinem österreichischen Gedicht gelesen, glaub ich. Die 'Scheu' besonders, die rieme sich drauf.