Das Imperium schlägt züruck

Begonnen von Fleischers Karsten, 2008-06-03, 21:10:48

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Fleischers Karsten

Züruck statt zurück ... dieser Schriebfuhler unterlief mir selber des öfteren.

Heute saß ich in einer griechischen Imbissbude. Die Inhaberin unterhielt sich mit einer deustchen Gästin. Es ging um gemeinsame Bekannte, die wohl derzeit irgendwo urlauben. Die griechische Pommesbudeninhaberin erzuhl mehrmals, dass der Ehemann wohl früher züruck käme als seine Frau, aber die Frau am Freitag auch züruck sei.

Wir wissen ja aus der deustchen Sprachgeschichte, dass ein i einen Umlaut in der Silbe davor evozieren kekunne. Kann nun auch ein Umlaut sich in die Silbe davor einbetten und die nachfolgende ablauten?

Also:
Fündstuck statt Fundstück
pömpos statt pompös
Sändformchen statt Sandförmchen

Übrigens - über die Schreibwies Bratling oder Brätling für Frühkartoffeln scheinen sich weder Köche noch Kartoffelverkäufer ein zu sein.
Karsten

Agricola

Das ist eine gute Idee. Man könnte sie auch bei Vorsilben von Verbformen verwenden, bei denen man die Stammsilbe nicht umlauten kann:

Wenn man das Licht äbhielte, d.h. wenn die Sonne nicht direkt daräufschiene, bliche der Stoff nicht so schnell äus.

Bei "züruck" scheinen mir allerdings die Vokale nur ruckläüfig zu gehen.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Fleischers Karsten

An die andersrumme Rucht dachte ich uberhäupt noch gar nicht, aber die hat auch ihre Vörzuge.  :D
Karsten

Berthold

Zitat von: Fleischers Karsten in 2008-06-03, 21:10:48
(...)
Wir wissen ja aus der deustchen Sprachgeschichte, dass ein i einen Umlaut in der Silbe davor evozieren kekunne. Kann nun auch ein Umlaut sich in die Silbe davor einbetten und die nachfolgende ablauten?
(...)

In den ältesten Quellen des Ahd. (-> 9. Jh.) kann auch ein u einen Umlaut in der Silbe davor evozieren:
Sg.: nimu, nimis, nimit // Pl.: nëmumēs (-amēs, -emēs; -ēm), nëmet (nëmat), nëmant. (Braune / Eggers, 1975).
Wer nun denkt: 'Älteste Quellen, na gut und schön, aber ...' - möge bedenken, daß es bei uns im Dialekt immer noch heißt: I ni(i)m, du ni(i)m(b)st, ea, sii, äs ni(i)md, (mia n(ä)eman, ees n(ä)emds, see n(ä)eman).
Nachbemark: Ich war zu faul, herauszufinden, warum es dann 'nëmumēs' und nicht 'nimumēs' heißt. Bei uns heißt es auch nie 'mia ni(i)man'.

Ein Liedlein kekünne ich also jemandem nicht nur vörsingen (eine liebe Idee), sondern auch vörsummen. 

Fleischers Karsten

Zitat
Ein Liedlein kekünne ich also jemandem nicht nur vörsingen (eine liebe Idee), sondern auch vörsummen. 

Beides sehr schön!
Karsten

Fleischers Karsten

#5
Das züruck passiert nicht nur griechischen Imbissbudeninhaberinnen, sondern auch Schreiberlingen der Berliner Zeitung in einer Schlagzeile.

Vor gräzios schrickt auch eine Filmkritisarin nicht zurück.

Die Universität Lübeck verbritt in ihrem Pamphlet "Focus Mul" im März 2005 ädipos statt adipös.

Ein bravüroses Schiff gips auch.

Und pöros beschochtene Heftpflaster ebenfalls.

... eine luxüriose Villa...

Man, das scheint gelaufer zu sein, als ich dachte.
Karsten