Abschwiffe (war: Re: Beinkleid bleibt Beinkleid. Bleibt Beileid Beileid?)

Begonnen von Berthold, 2012-05-12, 23:04:48

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Berthold

Finde das, vom lieben amarillo, unter "Abschwiffe" gestollen - und dort den Satz
"Was aus dem Weg geräumt werden musste, um den Blick auf das Thema zu entstellen."
Das versteh ich nicht. Sesülle es nicht, auf Deutsch, heißen: "... um den Blick auf einige weiß Gott wie wichtige Themen nicht zu verstellen." - ?
"Abschwiffe" ist außerdem kein neutraler, sondern eher ein miesmachender Titel. "Könnt Ihr Euch/Kannst Du Dir sparen!" oder sowas. "Aus dem Weg räumen" mag ich auch nicht. Mit "musste". Ausgerechnet etwas, daß ich z.T. doch zur Leidzerutz zählen täterte.
Ich denke, da muß ich etwas überschlafen.
Es ist anscheinend Zeit, daß ich mich um die Herausgabe irgendwelcher eigener Bücher bemühe.
Gute Nacht!

Kilian

#1
Nur damit du niemandem etwas fehlanlastest, das Brett "Abschwiffe" und seinen Beschrieb habe ich kreoren, und zwar bereits vor einer guten Woche. Ich war es auch, der seither damit begonnen hat, einige deiner Beiträge dorthin zu verschieben.

Zitat von: Berthold in 2012-05-12, 23:04:48
"Was aus dem Weg geräumt werden musste, um den Blick auf das Thema zu entstellen."
Das versteh ich nicht. Sesülle es nicht, auf Deutsch, heißen: "... um den Blick auf einige weiß Gott wie wichtige Themen nicht zu verstellen." - ?

::) entstellen = das Verstellen rückgängig machen.

Um Wichtigkeit geht es nicht. Es geht (mir) darum, dass gerne einige Nutzer/innen dieses Forums, mich eingeschlossen, gerne wieder die Chance hätten, einen klaren Gedanken zu fassen und eine Diskussion - die dann möglicherweise wichtig wird - überhaupt führen zu können.

Zitat"Abschwiffe" ist außerdem kein neutraler, sondern eher ein miesmachender Titel.

Diese Empfindung kann ich nicht nachvollziehen.

Zitat"Könnt Ihr Euch/Kannst Du Dir sparen!" oder sowas. "Aus dem Weg räumen" mag ich auch nicht. Mit "musste". Ausgerechnet etwas, daß ich z.T. doch zur Leidzerutz zählen täterte.

Du hast in den vergangenen Monaten das Forum mit Beiträgen geflutet, die zwar jeder für sich sehr geistreich sein mögen, aber in ihrer Länge, Zahl und Schwerverständlichkeit für jeden schlichtweg unbeherrschbar sind, der auch noch andere Hobbys hat. Angesichts dessen finde ich es reichlich unangemessen, wenn du jetzt über mangelnde Würdigung klagst.

Berthold

#2
Zitat von: Kilian in 2012-05-13, 21:04:45
Du hast in den vergangenen Monaten das Forum mit Beiträgen geflutet, die zwar jeder für sich sehr geistreich sein mögen, aber in ihrer Länge, Zahl und Schwerverständlichkeit für jeden schlichtweg unbeherrschbar sind, der auch noch andere Hobbys hat. Angesichts dessen finde ich es reichlich unangemessen, wenn du jetzt über mangelnde Würdigung klagst.

Ich nähme einmal an, daß sich jene "Grenze des Erträglichen", mehr als nur symbolisch, irgendwo bei Passau durch die Landschaft zieht.
Als Verfechter Freuds vermeine ich ferner, in "Abschwiff" ein deutliches "Schweif ab!" zu erkennen. So etwas verdient, bei aller Freundschaft, ernst genommen zu werden.
In "Moderator" steckt sowieso der "Mautierutzer", der manchem "ausufernden" Katergesang altes, löchriges Schuhwerk entgegenschießt.
In der Gernarnn noch so nahe unserem Treffen in Wien, will ich mich hier ganz einfach, hier & heute, nicht abmahnen lassen.
狗鱼塘的鲤鱼

Homer

Zitat von: Berthold in 2012-05-14, 11:39:41
Ich nähme einmal an, daß sich jene "Grenze des Erträglichen", mehr als nur symbolisch, irgendwo bei Passau durch die Landschaft zieht.
Als Verfechter Freuds vermeine ich ferner, in "Abschwiff" ein deutliches "Schweif ab!" zu erkennen. So etwas verdient, bei aller Freundschaft, ernst genommen zu werden.
In "Moderator" steckt sowieso der "Mautierutzer", der manchem "ausufernden" Katergesang altes, löchriges Schuhwerk entgegenschießt.
In der Gernarnn noch so nahe unserem Treffen in Wien, will ich mich hier ganz einfach, hier & heute, nicht abmahnen lassen.

Die "Grenze des Erträglichen" ist keineswegs geographisch definibel, bitte zieh Dich nicht darauf zurück! Das sage ich als einer derjenigen, die die Grenze bei Passau jüngst gern überschritten haben und sich von der Liebenswürdigkeit Deiner Stadt und Deiner selbst überzeugen konnten. Um so weniger solltest Du den von wirklich allen an Dich herangetragenen Wunsch nach Mäßigung als feindlichen Akt empfinden und abtun. Wenn allzu häufige, exuberante, verschrobene und optisch penetrante Abschwiffe dazu führen, dass man als Leser buchstäblich den Faden verliert, dann leidet auch der Spaß. Nur darum geht's.

Berthold

#4
Dir, lieber Homer, glaub ich das sowieso - und das meiste, spüre und weiß ich doch, was für ein feiner Mensch Du bist.
Und eines erscheint mir fürs (Über)-Leben klar: Besser den Strick als den Faden zu verlieren. Oder Johann Nestroy: "Wenn alle Stricke reißen, häng ich mich auf."

Dennoch bleiben die Tatsachen und das "Atmosphärische" bestehen.

Günter Gans

Zitat von: Kilian in 2012-05-13, 21:04:45... das Brett "Abschwiffe" und seinen Beschrieb habe ich kreoren, und zwar bereits vor einer guten Woche. Ich war es auch, der seither damit begonnen hat, einige deiner Beiträge dorthin zu verschieben.

Einspruch, Scheff! Ich verstehe Deine Motive für Einracht und Befull des Brettes "Abschwiffe" nur allzu gut, halte die Methode aber für eine subtimale Lösung.

Die Verhackstückung von Fäden per Verschub ins Brett "Abschwiffe" unterbricht ja den Lesefluss und den Diskuss noch viel ärger als evtl. abschweifende einzelne Beiträge. Das führt nur zu noch mehr Verwurr: Jetzt, nach dem Verschub, steht z.B. im verschobenen Faden "knallhart – puffweich", ich bezöge mich in Antwort #4 auf die Antworten #4 bis #7. Welcher Leser sesülle dergln verstehen? Und womit haben es die Beiträge der Gäste Morgenstern, Abendstern und Lux verdenen, gleich mit im Brett "Abschwiffe" zu landen, wo die doch sehr einschwiffen? Und das Urbrett risse einfach irnxwo in der Vergangenheit ab, obgleich es doch in Wirlk weiterginge.

Ich iere hiermit postul: Jeder Beitrag sesölle da stehen, wo er vom Autor intend georen war. Mit Umstöllen, dem Teilen oder Zusammenführen von Fäden sei man sehr vorsichtig und zurückhaltend.

Eine, glaubich, überzeugendere Lösung biete ich im Faden "An die Forumsmitglieder" an.
Gehen Sie immer in den Wald zur Paarung? (Loriot)

Berthold

#6
Wie überzeugend auch immer.
Das Lakonische, Lapidare, Innutschige, die Dreiwortaussagen, das Hingeschnodderte, nicht einmal Korrigorene, das Getschette, das soll jetzt offenbar ungeheuer wertvoll sein. Da zögen sich die roten Fäden durch. Kristallklar!
Falls aber der liebe caru oder - später - auch meine Wendigkeit den Friedrich Rückert entdecken, dann gehören wir zur weithin entschwiffenen Partie.
Nö, liebe Leute: 'Berggasse 19' - fieße ich da zusammen. Immer dieser dalkerte Penisneid. Nachtlur auch bei Verkleinerungen. Fragt die Schwester Karin im Wilhelminenspital: Keine Gefahr für die Gruppe.
Friedrich-Rückert-Anklänge? Kann ich das selber? - Puh, nein! - Nicht so schnell. Dann weg mit dem, was der andere da schrieb. -> Abschwiffe! Verschieben. Sind wir die Rückert-Gesellschaft?

amarillo

Was macht Dich glauben, daß man kurze (und präzise) Aussagen mit Lapidarem und Hingeschnoddertem gleichsetzen darf? Lässt sich der Wert eines Beitrags denn vorrangig an seiner barocken Ausschmückung festmachen?

Eine Lehre, die uns unser damaliger Deutschlehrer mit auf den Weg gab, lautete: "fasset Euch kurz und sagt, waß zu sagen ist. Stehlt den Lesern nicht mit überflüssigem Stuß den Tag." Eine Lehre, die bisher gernest weitergetragen habe.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Kilian

Zitat von: Günter Gans in 2012-05-15, 00:46:00Und womit haben es die Beiträge der Gäste Morgenstern, Abendstern und Lux verdenen, gleich mit im Brett "Abschwiffe" zu landen, wo die doch sehr einschwiffen? Und das Urbrett risse einfach irnxwo in der Vergangenheit ab, obgleich es doch in Wirlk weiterginge.

Das war ein Versehen von mir, danke für den Hinweis! Ist behoben.

ZitatMit Umstöllen, dem Teilen oder Zusammenführen von Fäden sei man sehr vorsichtig und zurückhaltend.

Das bin ich.

Mehr dazu von mir später.

Ernest Hemingway

Zitat von: amarillo in 2012-05-15, 10:57:13
Eine Lehre, die uns unser damaliger Deutschlehrer mit auf den Weg gab, lautete: "fasset Euch kurz und sagt, waß zu sagen ist. Stehlt den Lesern nicht mit überflüssigem Stuß den Tag."

Jawohl! Von oben sei's euch mit donnernden Worten entgegengeschmortten: Mehr Hemingway, weniger Berthold!

Berthold

#10
Zitat von: Ernest Hemingway in 2012-05-15, 12:37:32
Zitat von: amarillo in 2012-05-15, 10:57:13
Eine Lehre, die uns unser damaliger Deutschlehrer mit auf den Weg gab, lautete: "fasset Euch kurz und sagt, waß zu sagen ist. Stehlt den Lesern nicht mit überflüssigem Stuß den Tag."

Jawohl! Von oben sei's euch mit donnernden Worten entgegengeschmortten: Mehr Hemingway, weniger Berthold!

Danke für den Vergleich; aber "For Whom the Bell Tolls", mit seinem superheroischen, fehlerlos denkenden und handelnden Amerikaner, hat auch seine Längen.
Und diese Bootsfahrt über den Lago Maggiore in "A Farewell to Arms" ...
Da hättest Du Dich schon Bashō nennen müssen. Dann stünde Dir hier auch die "24pt"-Schrift zu. Neue Regel: Je kürzer der Text, desto größer die Schrift.
Außerdem sträube ich mich entschieden dagegen, als Freund der Längen zu gelten.
Durfte beim Vorlesen meiner Geschichten kein Publikum langweilen. Ich weiß meistens, was ein Zeitrahmen ist. Das war immer schon ein brauchbarer Test.
Ich bin mir fast sicher, daß im Vergleich zu manchen Werken meines lieben Vaters der Deutschlehrer vom lieben amarillo geradezu ein Umstandskramer war.
Meinen tu ich nur, daß (fast) alles gelten sesülle. In meinem Falle müßt Ihr mir glauben, daß ich mich meistens sehr bemüht habe.

Einen Abschwiff leiste ich mir trotzdem doch noch. Es geht (auch) um Hemingway. Meinetwegen 1er-Schrift. Habt Ihr noch nie gelesen. Aus Albert Janetschek "DER PFAU - Eine Komödie der Eitelkeit", 1. Akt:

(...)

GRÜNDLER (schmeichlerisch): Was an Ihren Romanen, verehrter Meister, besonders wohltut, ist die klassische Linienführung, der breite erzählerische Fluß. Keine Kraftausdrücke wie manchmal bei Hemingway...

BOLZMANN (unterbricht ihn): Sagen Sie nichts gegen Hemingway, mein Lieber! Er gehört nach wie vor zu den fünf oder sechs Fixsternen am Literatenhimmel, von denen man immer profitieren kann. Schade, daß er tot ist!

GRÜNDLER: Ja, schade - wenngleich ich nicht verhehlen will, daß mir sein hemdärmeliger Lebensstil auf die Nerven ging. Der war eine Masche, eine typisch amerikanische Masche. Ich halte nichts von der Narrenfreiheit des Künstlers und finde schlechte Manieren abscheulich.
(...)

BOLZMANN: Das ist ein anderes Kapitel. Hemingway war unberechenbar wie ein Raubtier. Ich besitze Briefe von ihm, die mehr Dynamit enthalten als eine Brandrede Fidel Castros.

FORSCH (überrascht): Sie haben Hemingway persönlich gekannt?

BOLZMANN: Natürlich. Es war irgendwo in einem internationalen Kongreß, als uns die Filmschauspielerin Pamela Vendroni miteinander bekanntmachte. Sehr gescheite Person übrigens. Ich habe ihr in meinem Roman "Die Versuchung des Toreros" ein Denkmal gesetzt.

GRÜNDLER: Die Diva mit den Mandelaugen?

BOLZMANN: Ganz richtig (...) Ich wieder hatte keinen blassen Dunst vom Weidwerk. (...) Trotzdem lud er [= Hemingway] mich zur Schnepfenjagd ein.

FRAU FORSCH (enthusiastisch): Wie aufregend! Eine Schnepfenjagd mit Hemingway!

(...)
     

amarillo

Zitat von: Berthold in 2012-05-15, 16:40:37
Ich bin mir fast sicher, daß im Vergleich zu manchen Werken meines lieben Vaters der Deutschlehrer vom lieben amarillo geradezu ein Umstandskramer war.

Wo sich diese Fast-Sicherheit her begründet, wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben. Wie kann man denn zwei Leute vergleichen, von denen man nur einen kennt?
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Berthold

#12
Zitat von: amarillo in 2012-05-15, 17:03:29
Zitat von: Berthold in 2012-05-15, 16:40:37
Ich bin mir fast sicher, daß im Vergleich zu manchen Werken meines lieben Vaters der Deutschlehrer vom lieben amarillo geradezu ein Umstandskramer war.

Wo sich diese Fast-Sicherheit her begründet, wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben. Wie kann man denn zwei Leute vergleichen, von denen man nur einen kennt?

Daher auch nur "fast". Aber manche Aussagen lassen sich einfach kaum stärker verknappen. Außerdem muß ein Deutschlehrer ein These mehr als einmal sagen, daß sie 'sich gemorken wird'.
Dann nimm als ein Beispiel vom A. J. (aus dem Gedächtnis):
"Von allen Wegen
der hoffnungsvollste
vom Ich zum Du"
Das hat 14 Silben. Ein Haiku hat 17. (Ich gebe ja zu, daß viele japanische Wörter und Phrasen 'umstandskramerisch' sind. "Domo arigato gozaimashita!" ist ein besonders höfliches "Danke!" oder, meinetwegen, "Vielen Dank!")
Sei mir nicht böse. Aber ein Deutschlehrer (der ja der liebe A. J. auch war) muß ganze Unterrichtsstunden füllen.
Wie soll er da mit einem Lyriker mithalten können, der für seine Knappheit bekannt war?

amarillo

Hiermit endet meine Kommunikation mit Herrn Dr. Berthold Janecek - endgültig!
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Kilian

Zitat von: Kilian in 2012-05-15, 12:03:43
Mehr dazu von mir später.

Also, allgemein und insbesondere an Berthold ergeht hiermit nochmal meine dringende Bitte, das Abschweifen in einem verträglichen Rahmen zu halten. Insbesondere den Bezug zum Thema des Fadens gänzlich zu verlieren und auch in hoher Frequenz am Ende jedes aktuellen zarten Fadens Textwände zu errichten bitte ich zu vermeiden. Dieses Verhalten stört mich mittlerweile zu sehr, als dass ich das mit der Schriftgröße für ein hinreichendes Mittel hielte, von der mangelnden Browserkompatibilität dieses Vorgehens mal abgesehen. Daher behalte ich mir und den Moderatoren (die einzige Moderatorin hat uns ja leider verlassen) Verschübe in den Abschwifffaden weiterhin vor. Die Klage über das Zerreißen des Diskussionsflusses gebe ich im Voraus an den/die jeweilige/n Störer/in weiter. Wie gesagt, ich bitte darum, dass es gar nicht erst wieder dazu kommen muss.