Genitiv Matroschka

Begonnen von gehabt gehabt, 2005-04-07, 11:16:51

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gehabt gehabt

Hier ist mir eine Verschachtelung dreier Genitive gelungen, die sich nicht mal sehr verquerch anhoert:

Jetzt bedarf ich eines Glases guten Weins bester Qualitaet.

also mit Genitvobjekt (eines Glases ...)
Genitivus partitivus (guten Weines)
Genitivus qualitatis (bester Qualitaet)

Kann das jemand ueberbieten?

Agricola

Wenn's weiter nichts ist ...

Jetzt bedarf ich des Genusses eines Glases roten Weines bester Qualität heimischer Lagen ...
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Berthold

Offenbar geht das noch weiter:
Jetzt bedarf ich des Genusses eines Glases roten Traubensaftes bester Qualität sonniger Lagen des Bisamberges.

Agricola

Ich bedarf aber nicht jetzt, sondern des langen Arbeitstages Abends des Genusses eines Glases roten Traubensaftes bester Qualität sonniger Lagen des Bisamberges.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

amarillo

Ich bedarf aber nicht jetzt, sondern des langen Arbeitstages Abends des Genusses eines Glases roten Traubensaftes bester Qualität sonniger Lagen des Bisamberges schiefriger Böden.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

katakura

#5
Bedürft ihr eines langen Arbeitstages Abends des Genusses eines Glases roten Traubensaftes bester Qualität sonniger Lagen des Bisamberges schiefriger Böden, so gelüstet es mich bereits des Morgens gleich zweier Gläser ebenjenes Weines.
Toleranz ist vor allem die Erkenntnis, dass es keinen Sinn hat, sich aufzuregen. (Helmut Qualtinger)

Agricola

Nun wäre es auch eine interessante Aufgabe, die sogenannten sächsischen Genitive zu schachteln, denn erst dadurch wird die Matroschka eine richtige Matroschka. Ich mache einmal einen bescheidenen Anfang:

Durch des Försters Sohnes Unachtsamkeit geriet das Feuer außer Kontrolle
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

katakura

Zitat von: Agricola in 2007-03-05, 15:20:33
Nun wäre es auch eine interessante Aufgabe, die sogenannten sächsischen Genitive zu schachteln, denn erst dadurch wird die Matroschka eine richtige Matroschka. Ich mache einmal einen bescheidenen Anfang:

Durch des Försters Sohnes Unachtsamkeit geriet das Feuer außer Kontrolle

... mein unwissen sei mir vergeben, aber als thüringer steht man den sachsen selbstverstalnd und naturgegeben eher desinteressoren gegenüber: was sind denn die "sächsischen genitive"? ... und weshalb wird erst durch sie eine matrjoschka zu einer richtigen matrjoschka?
Toleranz ist vor allem die Erkenntnis, dass es keinen Sinn hat, sich aufzuregen. (Helmut Qualtinger)

Agricola

#8
Als sächsischer Genitiv wird in der deutschen Grammatik der vorangestellte Genitiv bezeichnet, der gleichzeitig den bestimmten Artikel ersetzt; also
auf seines Lehrers Rat
statt
auf den Rat seines Lehrers.

Der sächsische Genitiv wird - jedenfalls wenn das Bezugsnomen mit einer Präposition verbunden ist - von beiden Seiten vom Bezugsausdruck eingeschlossen, weshalb es mir mätriöschkesker vorkommt als die Verlängerung einer bereits vorhandenen Genitivreihe durch einen weiteren Genitiv am Ende.

Noch ein bisschen schöner könnte man solche Schachteln im Altgriechischen bilden, da hier ebenfalls häufig der Genitiv vor das Bezugsnomen gestellt wird, aber den Artikel des Bezugnomens nicht ersetzt; also
ὁ πατήρ der Vater
τοῦ παιδίου des Kindes
ὁ τοῦ παιδίου πατήρ der Vater des Kindes / des Kindes Vater

Eine fortgesetzte Verschachtelung würde dann also mit einer Reihe von Artikeln beginnen und mit einer Reihe von Nominibus enden.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Berthold

#9
Zitat von: amarillo in 2007-03-05, 14:27:52
Ich bedarf aber nicht jetzt, sondern des langen Arbeitstages Abends des Genusses eines Glases roten Traubensaftes bester Qualität sonniger Lagen des Bisamberges schiefriger Böden.
Da schlüge ich aber vor: '...schiefriger Böden sonniger Lagen des Bisamberges.'
Im übrigen sei meines lieben, seligen Freundes in der Orchideenkunde, Karl Robatschens, gedacht. (Er war auch einer der ganz wenigen Schachgroßmeister Österreichs. Remis gegen Bobby Fisher, ich glaub in Vinkovci*.) Und warum denk ich an ihn? - Der Karl fog gerne noch ein Schäuferl dazu, womit man auch einhiez. Z.B. - ein kleiner Dialog:

B: Da hab ich letztens, bei Klosterneuburg, Adriatische Riemenzungen gesehen, Karl, die waren über 105 cm hoch.
K: Sehr schön. - Aber, bei Launsdorf, da steht eine Epipactis helleborine forma orbicularis, die hat 1m 23.

Wie gestriffen, vor allem bei einigen Agricola-Beiträgen muß ich hin & wieder an den liebenswerten Karl selig denken.

*Das war, glaub ich, 1968. Bobby Fisher gewann übrigens jenes Turnier in Vinkovci.

// War ich wirklich mit Karl Robatsch per Du?
   

Agricola

Ich bin halt Berliner, die können's nicht lassen.

Da gibt es ja die nette Geschichte von dem Berliner, der von seinem Münchener Freund in die Bayerischen Alpen geführt wird; die beiden haben von der Kaffeeterrasse einen wunderschönen Blick auf die schneebedeckten Gipfel, und der Bayer sagt "ja jetzt sag amol, is des net schee?" (Bitte um Entschuldigung für laienhaft angewandten Dialekt.) Worauf der Berliner antwortet "Ja, schön is det! In Balin hamwa ja keene Berje." Und nach kurzer Überlegung fügt er hinzu: "Aba wennwa welche hätten, dann wär'nse höa!"
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.