TANKOMANIE

Begonnen von amarillo, 2006-07-12, 14:12:02

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

katakura

#150
... dann will ich doch mal wieder ein schäufelchen kohlen für den kessel auflegen ;) ... inspiroren durch agricolas tanko über den großen zen-dichter ryokan:

38)

Säß' zenversunken
im stillen Ryokan er, sööch'
schweigend Samadhi,


p.s. die deutsche wiki-seite führt schändlicherweise ryokan nur als reisegasthaus auf, kennt jedoch nicht den zen-poeten >:(

p.p.s. spricht man es "sö-öch" (zweisilbig) oder "sööch" (einsilbig)??? ... @ unterstollendichter: in ersterem falle bitte das e durch einen apostrophen ersetzen, damit die silbenzahl stimmt ...
Toleranz ist vor allem die Erkenntnis, dass es keinen Sinn hat, sich aufzuregen. (Helmut Qualtinger)

Agricola

Zitat von: katakura in 2006-07-17, 19:35:03
p.s. die deutsche wiki-seite führt schändlicherweise ryokan nur als reisegasthaus auf, kennt jedoch nicht den zen-poeten >:(
Deshalb hatte ich ja auf die englische Seite verlunken.

Übrigens: Ryokan (mit kurzem o und im japanischen Tanka dreisilbig) das japanische Hotel
Ryôkan (mit langem o und im japanischen Tanka viersilbig) der Dichter
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

katakura

Zitat von: Agricola in 2006-07-17, 19:40:56
Deshalb hatte ich ja auf die englische Seite verlunken.

Übrigens: Ryokan (mit kurzem o und im japanischen Tanka dreisilbig) das japanische Hotel
Ryôkan (mit langem o und im japanischen Tanka viersilbig) der Dichter

... danke für die erklärung :) ...
Toleranz ist vor allem die Erkenntnis, dass es keinen Sinn hat, sich aufzuregen. (Helmut Qualtinger)

Agricola

#153
Ich verstehe übrigens nicht die Silbenzählung in der zweiten Zeile. "Ryokan" müsste doch auf Deutsch jedenfalls zweisilbig gelesen werden, da das n keine eigene Silbe darstellt, oder?
Im Japanischen Ryokan dreisilbig: ryo-ka-n; Ryôkan viersilbig: Ryo-u-ka-n (wobei ryo etwa wie ljo, -u wie o und -n etwa wie ng gesprochen wird).
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

caru

Zitat von: Agricola in 2006-07-17, 20:02:28
Ich verstehe übrigens nicht die Silbenzählung in der zweiten Zeile. "Ryokan" müsste doch auf Deutsch jedenfalls zweisilbig gelesen werden, da das n keine eigene Silbe darstellt, oder?
Im Japanischen Ryokan dreisilbig: ryo-ka-n; Ryôkan viersilbig: Ryo-u-ka-n (wobei ryo etwa wie ljo, -u wie o und -n etwa wie ng gesprochen wird).

da lus vielleicht jemand das y als vollvokal. muß einem ja auch gesugen werden, daß die japaner das nicht tun 8)
(\___/)
(>´x´<)
('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

Agricola

#155
Zitat von: caru in 2006-07-17, 20:29:55
Zitat von: Agricola in 2006-07-17, 20:02:28
Ich verstehe übrigens nicht die Silbenzählung in der zweiten Zeile. "Ryokan" müsste doch auf Deutsch jedenfalls zweisilbig gelesen werden, da das n keine eigene Silbe darstellt, oder?
Im Japanischen Ryokan dreisilbig: ryo-ka-n; Ryôkan viersilbig: Ryo-u-ka-n (wobei ryo etwa wie ljo, -u wie o und -n etwa wie ng gesprochen wird).

da lus vielleicht jemand das y als vollvokal. muß einem ja auch gesugen werden, daß die japaner das nicht tun 8)
Wohl eher "gesagen", oder?
y ist im Japanischen immer entweder ein Konsonant (wenn es am Silbenanfang steht, in den Silben ya, yo und yu), oder eine Art Liquida, die zwischen Konsonant und Vokal eingeschoben wird und weder Konsonant- noch Vokalwert hat. Die modernen Japaner schreiben die Silbe "Ryo" mit zwei Silbenzeichen, einem normal groß geschriebenen "ri" und einem klein geschriebenen "yo". Es gibt viele Silben, die aus einer solchen Kombination entstehen:

ki + ya = kya, entsprechend kyo, kyu
gi + ya = gya, entsprechend gyo, gyu
shi + ya = sha, entsprechend sho, shu
ji + ya = ja, entsprechend jo, ju
chi + ya = cha, entsprechend cho, chu
ni + ya = nya, entsprechend nyo, nyu
hi + ya = hya, entsprechend hyo, hyu
bi + ya = bya, entsprechend byo, byu
pi + ya = pya, entsprechend pyo, pyu
mi + ya = mya, entsprechend myo, myu
ri + ya = rya, entsprechend ryo, ryu

Das müssten alle sein. Wenn man "ryo" zweisilbig läse, müsste man das mit "sho", "jo" und "cho" auch tun.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

caru

ganz meine und meines neuen haustiers ansicht. arigato!
(\___/)
(>´x´<)
('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

katakura

#157
... ein hübscher exkurs in die aussprache des japanischen .... arigato! ...

... nun, ich hielt mich bei der ducht an die japanische silbenzählung (drei silben) und hatte zudem im kopf, daß die meisten deutschen ryokan sicher auch dreisilbig lesen ... von daher denke ich, daß man das recht ruhigen gewissens so stehenlassen kann ... gerade du, agricola, bist doch sonst überhaupt nicht so regelversessen ;) ...

... interessanter finde ich, daß sich keiner von euch beiden beckmessern meiner frage nach der ein- oder zweisilbigkeit von sööch angenommen hat ... chikushoo!!!
Toleranz ist vor allem die Erkenntnis, dass es keinen Sinn hat, sich aufzuregen. (Helmut Qualtinger)

Agricola

#158
Zitat von: katakura in 2006-07-18, 09:42:30
... ein hübscher exkurs in die aussprache des japanischen .... arigato! ...

... nun, ich hielt mich bei der ducht an die japanische silbenzählung (drei silben) und hatte zudem im kopf, daß die meisten deutschen ryokan sicher auch dreisilbig lesen ... von daher denke ich, daß man das recht ruhigen gewissens so stehenlassen kann ... gerade du, agricola, bist doch sonst überhaupt nicht so regelversessen ;) ...

... interessanter finde ich, daß sich keiner von euch beiden beckmessern meiner frage nach der ein- oder zweisilbigkeit von sööch angenommen hat ... chikushoo!!!
Ich hatte schon immer Probleme mit der Silbigkeit so mancher in der Liste stehender starker Formen. Wie ist es mit leuchten, liucht usw.? Da hier "eu" ein Diphthong ist, bin ich geniegen, auch "iu" als solchen anzusehen und etwa in japanischer Art "ryucht" zu lesen, aber sicher bin ich keineswegs. Noch unsicherer werde ich, wenn ich "liüchte" lese.

Wenn man anfängt, in deutschen Dichtungen Silben japanisch zu zählen und etwa dem Schluss-n von "Ryokan" einen eigenen Wert und langen Vokalen doppelten zu geben, kommt man auf noch ganz andere Konsequenzen, die durchaus der japanischen Dichtung gemäß, aber mit der deutschen Sprache nicht einfach in ein logisches System zu bringen sind. Leichter hat man es da mit Sprachen, die über ein kategoriales Silbenlängensystem verfügen, wie etwa das klassische Latein oder Alt-Griechisch. Für lateinische Haikus (und entsprechend Tankas) habe ich früher einmal im Latein-Forum vorgeschlagen, lange Silben grundsätzlich als zwei zu zählen, aber (wie in der lateinischen Dichtung immer) bei der letzten Silbe jeder Zeile lange Silben wie kurze zu behandeln. Eine erste Tanka-Zeile bestünde somit aus vier kurzen und einer beliebigen, eine zweite Tanka-Zeile aus sechs kurzen und einer beliebigen Silbe, wobei an die Stelle von zwei kurzen Silben immer eine lange treten darf. Elision wird entsprechend den lateinischen Elisionsregeln angewandt. (Auch im altjapanischen Tanka gibt es die Elision.) Dementsprechend habe ich z.B. den berühmten Frosch-Haiku so übersotzen:

Vetus lacus / rana consilit / aquae sonus.

(Das Verb "consilio" habe ich aus "con" und "salio" neu gebolden, da es mir der japanischen Zusammensetzung "tobi-komu" am besten zu entsprechen schien. Nur für diejenigen, die anfangen, im Wörterbuch zu blättern.)

Und den Text der japanischen Nationalhymne, ein Tanka (mit Elision in der dritten Zeile übrigens), habe ich folgendermaßen wiedergegeben:

tu maneas / mille saecula / dum silices
saxa factae erunt / muscosa quidem

Diese Verse haben (jedenfalls in meinen Ohren) einen viel japanischeren Rhythmus als alles, was ich bisher auf Deutsch zustande gebracht habe. Es gibt eben im Deutschen beim besten Willen keine Silbenquantitäten. (Auf Griechisch mit dem richtigen melodischen Akzent gesprochen käme man der japanischen Idee wahrscheinlich sogar noch näher!)
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

katakura

Zitat von: Agricola in 2006-07-18, 11:34:24
Ich hatte schon immer Probleme mit der Silbigkeit so mancher in der Liste stehender starker Formen. Wie ist es mit leuchten, liucht usw.? Da hier "eu" ein Diphthong ist, bin ich geniegen, auch "iu" als solchen anzusehen und etwa in japanischer Art "ryucht" zu lesen, aber sicher bin ich keineswegs. Noch unsicherer werde ich, wenn ich "liüchte" lese.

... tja, hier bin ich auch oft ratlos, wie die korrekte aussprache ist :( ... das ist ein offensichtlicher mangel dieser sonst so formidablen liste ... vor allem für den auf korrekte silbenzahl bedachten poeten ist dies ein problem ... sofern amarillo heute mal hier vorbeischaut, kann er vielleicht profunder auskunft über die aussprache solch' fraglicher formen geben?! ... oder aber der ad-mini-strator (b.t.w.: kann man das nicht irgendwie verbeinkleiden? ;)) himself??? ...

... aber wahrscheinlich bleibt uns wie bislang doch nichts weiter übrig, als uns beim silbenzählen der bewährten klatschmethode zu bedienen: ry-o-kan, li-üch-te, sö-ö-che etc. ... es sei denn, jemand erliüchte uns ;) ...
Toleranz ist vor allem die Erkenntnis, dass es keinen Sinn hat, sich aufzuregen. (Helmut Qualtinger)

Kilian

#160
Die sind schon als Diphthonge gedacht, für die deutsche Zunge natürlich eine Herausforderung. leuchten ist eins der wenigen Verben, die diphthongisch ablauten, ohne der D1 oder der D2 anzugehören.

katakura

#161
... liegt es an der großen hitze, daß sich keiner mehr an deck blicken läßt? ... ist der dampfer "tanko" etwa schon im sinken begriffen? ... wird er das schicksal der "haikou" und der "haiko" teilen, die auf grund liefen und nun bewegungslos vor sich hindümpeln? ... nein, noch ist nichts verloren, denn der lotse ist noch nicht von bord gegangen! ... er hält das schiff auf kurs (aber wohin eigentlich?) und ist optimistisch, daß im nächsten hafen wieder ein paar passagiere an bord gehen ... unverdrossen wirft er trotz der hitze draußen ein weiteres schäufelchen kohle in die kessel:

39)

Trühe man Trollen,
fülge in ihre Stollen,
lölche ahnungslos,


p.s. to whom it may concern: #38 ist ebenfalls noch nicht ver-tankot
Toleranz ist vor allem die Erkenntnis, dass es keinen Sinn hat, sich aufzuregen. (Helmut Qualtinger)

katakura

#162
... die trolle bleiben eines meiner bevorzugten themen ... anlässlich der beiträge #2655 und #2656 im beinkleid-faden (siehe dort) docht ich spontan:

40)

Nöhre Stollentroll
besser seine Leuchtquallen,
heller sie liüchten,



p.s. tatsächlich noch nicht gestorken (achtung, kilian!):

nähren - nohr - nöhre - genohren
Toleranz ist vor allem die Erkenntnis, dass es keinen Sinn hat, sich aufzuregen. (Helmut Qualtinger)

Agricola

#163
hell sie liüchten,

Ich dachte, wir hätten inzwischen aus gut informierten Kreisen erfahren, dass liüchten zweisylbig sei.

39) Ahnungsloses Lächeln unter ahnungsvollen Blicken

Trühe man Trollen,
fülge in ihre Stollen,
lölche ahnungslos,

nöcken die Ahnungsvollen,
bläken sich an: "Ja, so 'ss's".

katacola

nicken, nock, nöcke, genocken
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

katakura

#164
Zitat von: Agricola in 2006-07-19, 16:31:17
hell sie liüchten,

Ich dachte, wir hätten inzwischen aus gut informierten Kreisen erfahren, dass liüchten zweisylbig sei.

... es sei!!! :D

... du hast natürlich recht, ich habe es auch sofort geornden ... jetzt klingt es auch folgerichtiger :) ...
Toleranz ist vor allem die Erkenntnis, dass es keinen Sinn hat, sich aufzuregen. (Helmut Qualtinger)