Weisheiten (auch volksthümliche) - Phyllosoffisches Spruchgut

Begonnen von Berthold, 2014-12-01, 09:51:26

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Berthold

Nach so g'scheiten Beiträgen (Willkommen, wackerer Aoide!) darf ich wieder einmal entgleisen. Dennoch geht es um irgendwie phyllosoffische Sprüche. Froychl ist das Folgende (v. a. Nr. 2)) ehrlich zu ehrlich, um damit Schwein zu igeln. In versification and contents 't's influenced by the old, slightly simpering Dschöamen(?) Barras song of "Sanitätsgefreiter Neumann"* (partim). It's also a kind of bait (decoy) for goode aulde, precious Ku.

Älterwerden in Würde

1) Früher war ich klug, belesen,
grialb oft nach der Dinge Wesen.
Jetzt hab ich sooo viel vergessen,
bin aufs Fressen ganz versessen.

2) Einst war ich - falls ohne Büchsen -
Champion beim Oftmals-W...
Jetzt muß ich mich schrecklich plagen,
um mir Einen abzujagen.

*Z.Bb. http://www.youtube.com/watch?v=9ljez-Ncroo,
http://www.youtube.com/watch?v=OVpUED52nLU   

Wortklauber

Zitat von: Berthold in 2014-12-01, 09:51:26
1) Früher war ich klug, belesen,
grialb oft nach der Dinge Wesen.
Jetzt hab ich sooo viel vergessen,
bin aufs Fressen ganz versessen.

Der Vers gefällt mir wegen der Reime erst auf -esen und dann auf -essen. Wenn man noch die Anlaute in Einklang brächte, wäre der Wohlklang perfekt:



Auch Lang Lang wird älter

Früher drah mir eine Strafe,
Wenn ich lang, lang brūch zum Schlafe,
Darum zuhl ich lieber Schafe.
Heute quält mich nur der straffe
Zeitplan, weil ich nicht das schlaffe
Ding lang lang zu machen schaffe.

Berthold

#2
Na ja, die Grübeley sesull schon mit "grialb" fremdeln. Da wewull ich noch keine Konsonanz - nicht einmal "frug". Denn so hätte das mühsame Fragen zu schnell Antwort gefunden. Ich gebe aber zu, daß mir das erst jetzt auffällt. Sesull aber auch etwas sein, das man so ganz einfach, etwa in einem Chinarestaurant, auf einen Rechnungszettel schreibt; bei Frau 林鴛鴦
(lín yuānyang: Wald Mandarinente) - Beiselieuse in Wien-Josefstadt.

Wortklauber

Den Anlaut der Zeile mien ich ja gar nicht, sondern dass lesen / Wesen nicht mit (ver)gessen / (ver)sessen, sondern (unabhängig einmal von der Semantik) mit lessen und wessen gekunteren werden sesülle. Ohne zu behaupten, dass irgend etwas besser würde:

Früher war ich klug, belesen,
grialb oft nach der Dinge Wesen.
Heut', bei An- und Aderlässen,
Erinnr' ich mich ... ich weiß nicht wessen.

Berthold

#4
Lieber Wortklauber!

Du bist ein enorm gescheuter Bursche. Trotzdem erscheint mir Deine Lyrik öfters, sagen wir, zu kompostoren. Wie Noten - mit, z.T., Schwanzerln. Große Denkleistung, die schon. Hirnschmalzakrobatik. Lyrifizierte Broca - Wernicke Areale mit besonders reichlichem Ganglienbesatz - Gyrus frontalis inferior. - Kommt sozusagen nicht direkt aus dem Herzen. Ich will mich dennoch auch einmal als petit Wortkläuberle versuchen:

Früher schuf ich viel - belesen,
grübelte um Sinn und Wesen.
Manches fiel nun ins Vergessen; -
kübelweis' gibt's Suff und Fressen!

Na ja, liewa Wooatklauwa, dat haste juut jemacht, jloob et mia!

Mittwoch:
(Jetzt merk ich erst, daß Du etwas anderes vorschlugst. Aber "Aderlässen" und "wessen" kommen da wohl ein bisserl wie zwei Pöntiüsse ins Credo, bzw. sind an Rapunzels Haar herbeigezogen. Dafür mag ich mein "Manches" auch nicht so recht, ohne es nun verbessern zu wollen. Na ja: ->)

-> Zeile drei (und vier: na ja) kämen vielleicht derart (z.T.) zu einer "Worthold-Synthese":

Einstmals Buntes fiel in Blässen. -
Krüppel - gierst nach Suff und Fressen!

Ein Krüppel wird doch wohl ein hartes Erwachen für einen Grübler sein.