quellen

Begonnen von Ku, 2005-04-16, 17:14:03

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Ku

Ich habe jetzt zwei Wochen lang auf Eurer WebSite rumgelesen und mir stehen immer noch die Tränen in den Augen (wo denn sonst). Deutsche Grammatik wurde mir Mitte des letzten Jahrhunderts erfolglos versucht beizubringen (ist das nicht eine tolle Satzbildung aus dem täglichen Schreibkram – [Wir bitten das Versehen, zu entschuldigen]). Um so gerner lese ich Eure kunstvollen Schrägigkeiten. Weil ich nicht so ein Grammatik-Cräcker bin wie Ihr, habe ich dafür Fragen, über die Ihr womöglich nur lächeln würdet (was ist die korrekte gestorkene Form von ,,ihr würdet lächeln"?).
Gestern habe ich mir aus dem Forum einen Beitrag namens ,,Es gibt im Deutschen folgende Verbgruppen" zu Gemüte geführt. Glasklar und ohne weiteres verständlich. Ich weiß nicht mehr, aus welchem Forum und von wem er ist, aber wenn ich so einen Deutschlehrer gehabt hätte, wäre vielleicht was aus mir geworden.
Frage: das Verb ,,quellen" ist bestimmt nicht schwach (quellte, gequellt). Aber in den dort genannten Ablautreihen der starken Verben finde ich nur e – a. Also müsste es heißen quellen, qual, gequollen. Stimmt das?

Ly

Quellen - quoll - gequollen.

Ob das nun in eine Ablautreihe passt oder nicht, keine Ahnung...
It isn't always how you look. Look at me. I'm handsome like anything, and I haven't got anybody to marry me yet.

VerbOrg

Bei "quellen" handelt es sich definitiv um ein starkes Verb, dass nicht künstlich gestorken werden muss.
Die Formen lauten:
quellen - quillst - quoll - quölle - quill! - gequollen.

Sämtliche Bildungen starker Verben mit festen Formen und Regeln zu begründen, ist wohl nicht möglich.

Dann müssten ja auch ähnliche Verben der selben Beugung unterliegen. Ist allerdings nicht so.

Beispiel:

sehen - sah - gesehen
aber:
gehen - ging - gegangen

Zitatwas ist die korrekte gestorkene Form von ,,ihr würdet lächeln?"

Gute Frage, die taucht leider in der Liste noch nicht auf. Mein Vorschlag:

lächeln - lälchst - lolch - lölche - lilch! - gelolchen.

Die korrekte Form lüte daher:

Ihr lölcht.

Ich bitte um wohlwollende Prüfung und Aufnahme in die Liste.

MrMagoo

#3
Zitat von: Ku in 2005-04-16, 17:14:03
Ich habe jetzt zwei Wochen lang auf Eurer WebSite rumgelesen und mir stehen immer noch die Tränen in den Augen (wo denn sonst). Deutsche Grammatik wurde mir Mitte des letzten Jahrhunderts erfolglos versucht beizubringen (ist das nicht eine tolle Satzbildung aus dem täglichen Schreibkram – [Wir bitten das Versehen, zu entschuldigen]). Um so gerner lese ich Eure kunstvollen Schrägigkeiten. Weil ich nicht so ein Grammatik-Cräcker bin wie Ihr, habe ich dafür Fragen, über die Ihr womöglich nur lächeln würdet (was ist die korrekte gestorkene Form von ,,ihr würdet lächeln"?).
Gestern habe ich mir aus dem Forum einen Beitrag namens ,,Es gibt im Deutschen folgende Verbgruppen" zu Gemüte geführt. Glasklar und ohne weiteres verständlich. Ich weiß nicht mehr, aus welchem Forum und von wem er ist, aber wenn ich so einen Deutschlehrer gehabt hätte, wäre vielleicht was aus mir geworden.
Frage: das Verb ,,quellen" ist bestimmt nicht schwach (quellte, gequellt). Aber in den dort genannten Ablautreihen der starken Verben finde ich nur e – a. Also müsste es heißen quellen, qual, gequollen. Stimmt das?



Hallo Ku,

herzlich willkommen in unserer illustren Runde! ;)

Falls Du Fragen hast, immer nur her damit - wie Du sehen konntest, erwachsen aus den 'läppischsten' Fragen seitenlange - wie nannten wir's gleich? - achja: Fäden (um nicht das neudeutsche "Thread" in den Mund zu nehmen)!

Der Beitrag mit den Verbgruppen - der über schwache, starke und unregelmäßige? Der müßte von mir stammen, schätze ich; ich freue mich, daß Du damit etwas anfangen konntest, auch, wenn ich kein Lehrer bin.;)

Zu quellen:
Sehr aufmerksam! ;)
Die Ablautreihen sind im Laufe der Zeit etwas durcheinandergekommen, eigentlich hatten die starken Verben ursprünglich noch einen weiteren Ablaut-Stammvokal, der das Präteritum Singular vom Plural unterschied.

Die 3. Reihe hatte z.B. den Wechsel i - a/u - u
finden - ich fand/ wir funden - gefunden
binden - ich band, aber wir bunden - gebunden
singen - ich sang, wir sungen - gesungen
usw.

Dieser zweite 'überflüssige' Stammvokal ist später angeglichen worden, entweder an den im Singular oder an den im Plural.
Bei den oben genannten hat sich der Singularvokal a durchgesetzt:
ich fand, wir fanden - ich band, wir banden - ich sang, wir sangen usw.


"quellen - quall - gequollen" stimmt, ja!
"quellen" gehörte ursprünglich auch zu dieser Reihe, der Vokal hat sich hier aber an den Plural angepaßt, daher heißt es heute nicht mehr "ich quall" sondern "quoll".
---> Daß ein "o" anstelle eines u in den Formen ich quoll, wir quollen steht, hat sicher aussprachebedingte Gründe, wahrscheinlich ist das o auch schon recht alt - ich nehme an, daß es sich um eine sog. "Brechung" handelt (= Wandel von u-->o). Werde mal versuchen, das herauszufinden.

Ich hoffe, Du bleibst dem Forum treu ;)
Bis später.
Wâ mag ich mich nu vinden? wâ mac ich mich nu suochen, wâ? nu bin ich hie und bin ouch dâ und enbin doch weder dâ noch hie. wer wart ouch sus verirret ie? wer wart ie sus zerteilet mê?
(Gottfried von Straßburg)

amarillo

Gefällt mir ungemein gut.

Wirf nicht Deine Stirn in Falten,
lilch die Sorgen einfach an.
Lölch ein jeder alter Mann,
hülf's, die Stirn ihm jung zu halten.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

VerbOrg

Wer nicht lolch in jungen Jahren,
dem ist bereits die Stirn zerfahren.
Drum sei schon als Jüngling weis:
Lilch sofort, nicht erst als Greis!

amarillo

#6
Dieser Rat soll dann auch gelten
in charmanten Damenwelten,
Lächelfältchen um die Ohren
ham' noch jeden Mann betoren.

Ich gebe zu, daß ich hiermit an die Grenze der dichterischen Freiheit vorgestoßen bin; bitte die Pässe bereithalten!
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

VerbOrg

Um die Augen kleine Falten
kann beim Lächeln man erhalten.
Doch von Falten um die Ohren
hatt' ich bisher noch nie gehoren.

amarillo

#8
Das Aug' nicht riem sich mit "betoren",
dieweil ich hier zum Anker griff,
der mich dann ratt, denn bei den Ohren
holnd es sich nur um einen Kniff.

Nachtrach:

Doch kamst als Frau, wie ich vermute,
Du andern Frauen nie so nah,
daß Du je sahst: hier hat die Gute
ja Lächelfältchen unterm Haar!
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

VerbOrg

Stets unterm Haar positionoren*
sind die Augen, wie man weiß.
Verstäk' die Frau auch ihre Ohren,
die Lächelfältchen gäb sie preis.

Ob Aug', ob Ohr, es sei verziehen,
so lang man lölch, ob jung, ob alt.
Alle Sinne sein geliehen
der Sach' der unser Lächeln galt.

*nicht zwangsläufig von Haaren bedocken wohlgemorken

gehabt gehabt

Zitat von: VerbOrg in 2005-04-16, 19:25:49
Bei "quellen" handelt es sich definitiv um ein starkes Verb, dass nicht künstlich gestorken werden muss.

Einspruch, Euer Ehren:

Man muss sagen "sein Gesicht war gequollen" oder "Die Bohnen quollen", nachdem man sie ins Wasser legte.

Aber. wenn das Wort im Sinne von quellen machen gebraucht wird, ist es selbstverfreilich schwach.

Meine Mutter quellte die Bohnen. Ich habe das Holz gequellt.

amarillo

Zitat von: gehabt gehabt in 2005-04-17, 11:39:51



Einspruch, Euer Ehren:

Man muss sagen "sein Gesicht war gequollen" oder "Die Bohnen quollen", nachdem man sie ins Wasser legte.


Wirklich, so etwas sagt man bei Euch? Im Zusammenhang mit Gesichtern kenne ich nur "verquollen", eventuell noch "aufgequollen".
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

VerbOrg

Nach nochmaligem Nachschlagen habe ich auch die regelmäßig Form von quellen gefunden.
War mir gar nicht bewusst, dass diese existiert. Liegt wohl daran, dass ich seltener etwas quellen mache als dass ich sehe, dass es von selber quillt.

Die Qualle quoll im Nass empor,
in dem ich Bohnen quellt' zuvor.

(Das ist das, was passiert, wenn man aus Versehen eine halb ausgetrocknete Qualle mit erwosch, als man die Bohnen quellen wollte, und die Qualle sich jetzt erholt. Den Appetit auf Bohnen kann es einem allerdings verleiden.)

ZitatWirklich, so etwas sagt man bei Euch? Im Zusammenhang mit Gesichtern kenne ich nur "verquollen", eventuell noch "aufgequollen".
Meiner Meinung nach ist "aufgequollen" nichts weiter als eine durch zusätzliche Bevorsilbung aufgeblohene Form von gequollen. Das "auf" hat dabei keine gesonderte Funktion mehr, ist also redundant.
"Verquollen" ist das Gesicht, wenn es dadurch, dass es aufgequollen ist, entstollen wurde.

amarillo

MrMagoo öre zu diesem Thema stantepede den Kausativ zit, und das zu recht, wie ich hier einsehen muß.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Kilian

Er quälte die Qualle,
die Kätzchen er quellte.
Nun bezeugen ihm alle
große seelische Kälte.