Traumwerk, sexualkritisches

Begonnen von amarillo, 2005-06-01, 20:13:54

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Ku

ZitatEinen Tag nicht im Forum und ein Diskuss über Schmutz und Schund entgeht mir!
Der Diskuss entgeht dir ja nicht, nur der Schmutz. Ich habe es auch nicht für wirklich notwendig gefunden, ihn auszudrucken und kann ihn dir daher auch nicht zur Verfügung stellen. Aber Knuddel kann ihn ja noch mal einscannen und dir privat senden.

Berthold

Es erscheint mir nun doch notwendig, ausnahmsweise, als Quästor, meinethalben auch als griechischer Haussklave, ins Forum einzusteigen - und den heutigen Brief an den lieben Kilian - leicht bearbeitet - einzufügen - wogegen der hoffentlich nichts haben wird:

"Lieber Kilian!
Ach Herrjeh! - Na hoffentlich hab ich da Deinem Ansehen nicht geschadet! - Ich nehm alles auf mich, wie man halt so sagt - und wie das auch gehen mag. Und aus dem Folgenden bist Du natürlich ausgenommen. (Und ausgerechnet der noble Kilian muß - nein, er muß es nicht, er kann es lesen.)
Hätt freilich nicht erwartet, jenen Gemeinsinn hervorzurufen, jene leider vertrauten Reaktionen mit absehbarer Phraseologie, jenen - Schrift gewordenen - Aufschrei nach Total-Zensur (dessen-/derentwegen es ja jene Pseudo-Giftschränke und jene depperte Aufteilung nicht nur im Werk armer Schreiberlinge wie mir, sondern auch bei nennenswerten Autoren, Goethe, Hoffmann..., jene samtgebundenen Liebhaberausgaben, etc., überhaupt gibt), welchselbiger manchem/r so leicht in die Feder schießt/über die Tasten geht: "sauerei und greuel", "da zeigt der hund, der an der straßenecke defäziert, mehr literarische qualität." (!!?!!!) "wenn ich mich für alles lichtscheue gesindel (!!?!!!) genieren müßte..." und so halt.  Zum "lichtscheue[n] Gesindel: Ich steh immerhin mit meinem eigenen Namen da.
Dabei mußte ich damals, vor Jahren, wirklich, lediglich in langem Nachdenken und nicht mit irgendwelchen obszönen Begleitfeelings (die wären ja nach Wochen unvorstellbar oder zumindest verraucht), zweiundzwanzigfachen Schüttelversen ans Licht helfen! Wißt Ihr, was das für eine Mühe ist? Doch war es quasi Ehrensache, der Sprache gegenüber; ich konnt's nicht ändern, glaubt es mir oder halt nicht. - Dort, beim Vickerl-Wirten in der Porzellangasse, - vor mir aß damals der Peter sein Nierndl (mit diesem Nierenfett dran), und ich spürte..., - da ginge, da gehe, da geht doch was... Ein anderes Wort hätte zu ganz anderem geführt. - Nur: Ob es dies andere Wort, auf Deutsch, überhaupt gibt? Denn freilich glaub ich - aber das, lieber Kilian, spürst und weißt DU ja eh, und ich danke Dir innerhalb der Gedankenstriche nochmals für Deine Unterstützung - daß 22-fache Schüttelverse (mit Einheit von... - ich schrieb es schon gestern) doch nicht so ganz weit "unter dem Niveau von 13-Jährigen liegen." - Bei allem echten Respekt (nicht nur:) vor der gescheiten, aufgeschlossenen - Jugend und vor den Schütteldichtern deutscher Sprache. - Also, zweidrei achtfache, dann freillich schon schon arg erkünstelte, hab ich ja irgendwo gelesen (Franz Mittler oder so). - Kindlich gesprochen und unzulässig verallgemeinert: Das müßt Ihr erst einmal z'samm''bringen, Freunde, dann könnt Ihr den Mund vollnehmen!
Ich seh's jetzt aber auch ganz anders: Nachdem ich nun einigen das große, abendliche, Vergnügen eines kleinen literarischen (bzw.: ""literarischen"") Skandales bereiten durfte (denn das war's doch wohl), bin ich trotzdem NICHT bereit, [viel öfters: ergänzt] in unser Forum einzusteigen - wenn's auch jöcke. - Denn: Verzetteln darf ich mich einfach nicht, nicht bei der gegenwärtigen Arbeit. Leider. - -Leider? - So von Herzen gern tät ich in dieses Forum eigentlich auch nicht einsteigen wollen.
Denn:
"oh ja, der schmutz ist weg", die kinder sind zu häcksel zerschroten und an die Enten verfüttert, "das forum ist wieder sauber. fein."
"Kurz, im ganzen Ort herum
Ging ein freudiges Gebrumm:
"Gott sei Dank! Nun ist's vorbei
Mit der Übeltäterei!""
Drastischer vielleicht noch in der Wiener Neustädter Wöaschn, damals, meines Vaters - der gestern ebenfalls erwähnte Manfred Görlach war der Herausgeber (Da ich keinen Text dabeihabe, mag das eine oder andere Wort falsch [geschrieben] sein.):
"Entlich, waül des Gsindl fööd,
is in Uatnung wiida d Wööd!"

Herzlichst!
Berthold Janecek (Das ist keine Fälschung.)"  

Ku

Ich lese "Totalzensur", ich lese "Goethe", ich lese mehrere Ausrufungszeichen hintereinander.
Hier hat keiner zensiert. Es hat uns nur einfach nicht gefallen.
Was hat Goethe mit unserer GSV zu tun?
Wer mehr als ein Ausrufungsszeichen benutzt, ist sich womöglich über die Qualität seiner Argumente nicht sicher.  

versucher

Er kohl mit einem Wasserhahn
den siedendheißen Hasserwahn.

Lasst uns den Herausford doch annehmen und euer Befremden abschütteln!

Ku

Ich hab schon meinen Kopf geschüttelt.
Aber es sei. Ich halt jetzt das Maul.

Arnymenos

Na, dann bin ich froh, dass nicht mitbekommen zu haben.

Übrigens hat das mit Zensur nichts zu tun. Es handelt sich um eine private Netzseite. Was da erscheint und was nciht, liegt in Kilians Ermessen (und im Rahmen der Gesetze der BRD). Wäre es denn Zensur, wenn ich mich weigere, mit einem Spruch-T-Shirt herumzulaufen???
Ich hoffe, das war deutlich genug. Das Wort "Zensur" behalten wir uns vor für andere Zustände.

Ku

Halt, ich halt mein Maul noch nicht.
Weil: das mit Goethe habe ich jetzt verstanden: das war ein Vergleich.
Zitatnicht nur im Werk armer Schreiberlinge wie mir, sondern auch bei nennenswerten Autoren, Goethe, Hoffmann..., jene samtgebundenen Liebhaberausgaben
.
Das hier entfernte Epos soll also womöglich irgendwann in einer samtgebundenen Liebhaberausgabe erscheinen. Da hab ich allerdings nichts dagegen.
Frage: hat Goethe was veröffentlicht, was ihm übel genommen wurde und hat es dann zurückgezogen? Hat das später jemand in einer Liebhaberausgabe doch gedruckt? Ihr seid doch in sowas bewandert.
Ich höre.

caru

Zitat von: Knuddel in 2005-06-02, 17:25:21

"Was ist moralisch verwerflicher: eine Hinrichtung oder ein Geschlechtsakt auf offener Straße?" :o

eine hinrichtung. aber das mußt du z.b. dem george bush sagen, nicht uns. wir richten niemanden hin, und ich für mein teil habe gewaltigen abscheu davor, daß irgendjemand dergleichen tut.

Zitat von: Knuddel in 2005-06-02, 17:25:21

Hier werden leider nicht nur Verben gestorken, sondern auch Texte skandalisiert und zensuriert wenn es um Sex geht.
sex ist eine sache. worte über sex sind eine andere. sex kann ausgesprochen schön sein, aber auch unappetitlich und widerwärtig; und in gleicher weise können worte über sex beides sein.

skandalisiert hat mich die ekligkeit des unsachgemäß angewandten nierenfetts, nicht die tatsache, daß von geschlechtsakten die rede war (dagegen habe ich im grunde nichts, wohl aber gegen die art der darstellung).

imgleichen habe ich zwar sehr wohl was gegen das malträtieren von hühnern, witwen, schneidern und tabakspfeifen sowie das schroten von knaben. wilhelm buschs (achtung, das ist ein anderer busch als vorhin!) darstellung ist aber ironisch genug, um niemanden diese vorgänge ernst nehmen zu lassen - und der text gilt denn auch als klassiker für kinder.


was Bertholds "ich stehe mit meinem eigenen Namen hier" angeht - ich auch: einerseits habe ich manche gedichte, übertragungen und forumeinträge mit meinem bürgerlichen namen Erwin Steinbach gezeichnet, andererseits nennen mich die meisten menschen in meiner umgebung tatsächlich "caru".

und: häufung gleicher oder ähnlicher satzzeichen empfinde auch ich als stilistischen, mithin als argumentativen mangel.

dennoch: nichts für ungut, herren Berthold und Knuddel - mag wohl sein, daß es sich um einen artmannesk schwarzen aspekt eurer wiener seelen handelt, den ich als zug'reister nicht verstehe, aber mein humor und literaturverständnis (ersterer undefinierbar, letzteres im allgemeinen sehr weit gefaßt) können sich beide nicht überwinden, das bewußte geschüttel in ihren schoß aufzunehmen.

kein persönlicher angriff gegen irgendwen, selbstverständlich (das ist gar nicht möglich, da wir einander nicht persönlich kennen).

freundliche grüße

caru (Erwin Steinbach)
(\___/)
(>´x´<)
('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

Berthold

S. g. Herr Steinbach!
"kein persönlicher angriff" und so. Na, mag ja sein. - Aber der Straßenköter, der mehr literarischen Geschmack haben solle als man selbst, was wäre dann, etwa, der? Noch dazu ward dieser Satz an jemand dritten gerichtet.
Das mit den gleichartigen Satzzeichen (wie wir's alle irgendwann in irgendwelchen Stilkunden lasen und brav registroren) braucht mir natürlich niemand mitzuteilen. Ich wollte damit ausdrücken, daß da bei einigen Ihrer Sätze (es waren ja Zitate), die ich da morgens las, doch hin und wieder Ärger mein Gelächter unterbrach.

Wie könnte ich Ihnen nun einen Spiegel vorhalten (indem ich auch Wörter oder Inhalte von Ihnen einbaue), damit Sie vielleicht verstehen, wie solcherlei bei mir ankam? Ich könnte einen winzigen Flüchtigkeitsfehler Ihrerseits (im Forum vom 4. 12. 2005, über den auf die Phonetik hinweisenden Teil vieler chinesischer Zeichen, was natürlich als Aussage korrekt ist) folgendermaßen aufbauschen:

"Sanskrit, na sehr schön", könnte ich, etwa an Frau verbOrg im Forum schreiben, "ein paar Umdichtungen ins Englische, na fein, aber von Chinesisch, da versteht der caru rein gar nichts. Schrieb er doch damals:  
"gong "fichte" = BAUM(bildzeichen) + gòng("männlich")"
Sehen wir davon ab, daß sich gong (was wirklich auch "männlich" bedeuten kann) nicht mit dem fallenden, vierten Ton, sondern mit dem ersten (singenden) schreibt & spricht, so heißt die Fichte einfach NICHT gong. Gemeint ist wohl: song. Erster Ton. Auch das ist aber - wenn auch Father Wieger einräumte: "song1: pine-tree, coniferous tree in general", wenn auch der große Karlgren schrieb: ",sung: pine and kindred trees" - nicht die Fichte (bitte, in einigen Komposita...), sondern weit eher die Föhre. (song-shu, die "Föhrenratte", ist übrigens das Eichhörchen.) - Welch platter, grauenhafter Irrtum!
Drum, liebe Frau verbOrg: Glauben Sie dem Schlingel nur ja nix über Chinesisch! Will der da seinen Ruf verspielen? - Mein Pekinese [den's gar nicht gibt] hat mehr Sinologie in der linken Hinterpfote als der ganze caru. Welchselbiges Pfötchen er nun gleich respektlos anheben wird."

So ähnlich (nur war ich jetzt deutlich vornehmer und spaßiger) dürfte mich das gestern angepackt haben.
Wobei ich, gerechterweise, hinzufügen möchte, daß ich in Wirklichkeit von Ihren bedeutenden Chinesischkenntnissen überzeugt/überziugen bin. Während das bei mir halt allweil so was auto-dingsbums Angelesenes hat.
Herzlichst!
Berthold Janecek






 


caru

von wegen fichte: hatte ich damals nicht nachgeschlagen. kann schon sein, daß ich das zeichen falsch in erinnerung hatte.

requiescat der pekinese.
(\___/)
(>´x´<)
('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

Ly

Zitat von: Berthold in 2005-06-03, 12:18:49
"Sanskrit, na sehr schön", könnte ich, etwa an Frau verbOrg im Forum schreiben, "ein paar Umdichtungen ins Englische, na fein, aber von Chinesisch, da versteht der caru rein gar nichts. Schrieb er doch damals:  
"gong "fichte" = BAUM(bildzeichen) + gòng("männlich")"
Sehen wir davon ab, daß sich gong (was wirklich auch "männlich" bedeuten kann) nicht mit dem fallenden, vierten Ton, sondern mit dem ersten (singenden) schreibt & spricht, so heißt die Fichte einfach NICHT gong. Gemeint ist wohl: song. Erster Ton. Auch das ist aber - wenn auch Father Wieger einräumte: "song1: pine-tree, coniferous tree in general", wenn auch der große Karlgren schrieb: ",sung: pine and kindred trees" - nicht die Fichte (bitte, in einigen Komposita...), sondern weit eher die Föhre. (song-shu, die "Föhrenratte", ist übrigens das Eichhörchen.) - Welch platter, grauenhafter Irrtum!
Drum, liebe Frau verbOrg: Glauben Sie dem Schlingel nur ja nix über Chinesisch! Will der da seinen Ruf verspielen? - Mein Pekinese [den's gar nicht gibt] hat mehr Sinologie in der linken Hinterpfote als der ganze caru. Welchselbiges Pfötchen er nun gleich respektlos anheben wird."


Wie lächerlich? :o
Also wirklich, dir fällt wohl echt kein richtiges Argument ein...
It isn't always how you look. Look at me. I'm handsome like anything, and I haven't got anybody to marry me yet.

caru

immer mit der ruhe, Ly. das sollte eine demonstrative scherz-beschimpfung meiner wenigkeit sein, und wenn ich mich darüber nicht aufgeregt habe, braucht's auch niemand anders zu tun.
(\___/)
(>´x´<)
('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

Berthold Janecek

Ich nehme die Menschen hier im Forum wichtig genug, nochmals kurz zusammenzufassen.
Die Abfolge an Schimpf und Empörung - bis hin zu carus "nochmals dank für die entmistung, quästor" - finde ich weder zu einem 22-fachen Schüttelvers, noch zu einem (zumindest was ich hoffe und was den Evaluierungsbögen zu meinen Lehrveranstaltungen entnehmen ist) beliebten Vortragenden, noch zu einem publizierenden Wissenschaftler (somit zu einem Kulturschaffenden), noch zu einem Schöpfer vieler schöner Konjugationen (soferne derlei nicht ohnehin in der Sprache steckt) noch zu einem "einfachen Menschen" passend.
"Nichts für ungut" zu schreiben ist hier zuwenig, da nun jeder Einsteigende zwar die Diskussion lesen, nicht aber selbst das kritisierte Werk begutachten kann.
Leider war unter den genannten Argumenten auch nichts, was mir irgendwie kurios oder neu erschienen ist. Als Vortragender von Wilhelm Buschs Werken mußte ich etwa lesen, der Dichter habe Max und Moritz ausreichend kritisch angelegt. Das weiß wohl auch der Pepionkel.  
Für den Herrn Ly ("Lächerlich? - ...keine Argumente"), der als (wie ich seinen Äußerungen entnehme) neugieriger und sehr gescheiter junger Mann sicherlich noch viel lernen wird, hoffe ich, daß er sich hier bei den richtigen Menschen und im richtigen Forum befindet und sich mehr als nur lieb Kind machen wird.
Daß dem lieben, außerordentlich originellen, ausgleichenden, mich immer fördernden (was ja noch nichts hieße...) und bereits sehr weisen Kilian massiv (wie wir sagen würden:) zuwigestiegen ward, nur daß er ja meinen Beitrag wieder herausnähme, wiederspricht meiner Meinung nach dem folgenden von Kants Imperativen: "Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person als in der Person eines jeden anderen jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchest." Der Kilian sollte in diesem Fall weder menschlich dazulernen noch zu seiner Meinung stehen können. Er wurde auf seine Funktion als Administrator reduziert. Täte mir leid, wenn ich Dich auch einmal so bedrängt hätte, lieber Kilian.
Bleibt mir zum Schluß noch, mich eines Verses aus "1001e Nacht" zu entsinnen. Ihr werdet sicher verstehen was ich damit meine. Ihr sollt es übrigens alle ganz, ganz schön haben!
"Das einstürzende Haus laßt verkünden, daß der Hausherr auszog. - Doch warum im Unglück verharren, wo doch Allahs Welt so groß ist und weit."
Nie hab ich es ohne Rührung gelesen.
Herzlichst!
Der Berthold















Berthold Janecek

Natürlich muß es "widerspricht" heißen. Mehr korrigiere ich jetzt nicht mehr.
D. B.

amarillo

Nun blasen Sie sich doch nicht so furchtbar auf, Herr Professor, Ihrem oeuvre wird ja vielleicht doch noch das widerfahren, was Sie glauben, das ihm zu widerfahren Sie ein Anrecht haben.

Nach dem Schüttelgereimten hätte ich Ihnen eine solche Mimosenhaftigkeit nicht zugetraut, steht diese doch im krassen Gegensatz zum mutigen Drast Ihres Gedichtes.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.