Wörter

Begonnen von Kilian, 2008-04-17, 13:35:31

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Berthold

#15
Aus diesem Forum kenn ich - ohne Uraltes aufwärmen zu wollen - sonst nur die Renopinguiphobie, die Furcht vor dem Nierenfett. Grauslich wäre dies, mien einer unserer lieben Vermussnen, der caru.

Was ich bisher auch nicht wußte: Daß mit 'Pinguin' einfach ein fetter Vogel gumnien ist - oder ist's doch ein Wort aus der Ona-Sprache? - Auch der 'Pfeifer', der da irgendwas vom Bretonischen daherschwafelt, ist sich nicht sicher. Jetzt schau ich aber bei den Grimmen nach: - - Und siehe da: - Nach der 'Pinge' kommt dort die 'Pinie'. Hab ja immer gewußt, warum ich von Karstens beiden Lieblingen nicht besonders viel halte (D. h.: von den Märchen schon!). Denn es ist seltsam: Immer, wenn ich dort ein Wort nachschau, find ich entweder nix oder Spärlichstes, wie bei 'Zuckmücke'. "'Pinguin' is auch kein deutsches Wort", meinst Du, lieber Karsten, vielleicht. Na - und die 'Pinie' schon, oder wie?
Indes: Man sesülle nicht der armen Studenten & Studentinnen spotten, die damals, wohl für gering Entgelt, buchstaben- oder teilbuchstabenweis für die großen Brothers die Ghostwraitage übernahmen. Mit Seeleuten, die die Südhalbkugel burienß hatten, haben sich jene wie diese wohl nie unterhalten.
Aber - noch ärger: Selbst der 'Alk' fehlt! - Die 'Lumme', den 'Hornlund' oder die 'Gryllteiste' hab ich mir gar nicht mehr nachzuschauen trauen (damit's nicht immer 'getraut' oder 'getro'n' heißt).
Falls Ihr Euch tatsächlich für die Etymologie der deutschen Vogelnamen int'ressiert, dann schiebt die Leiter an eines Eurer Bücherregale, stemmt alle Grimmbände hinauf ins alleroberste Fach, dort wo kein Staubsauger-Verlängerungskabel mehr hinreicht (neben den 'Adelung', den 'Hutzenköcherle' und den 'Schmexler') und besorgt Euch den Hugo Suolahti: 'Die deutschen Vogelnamen'. Das war ein finnischer Germanist, der hoffentlich nicht nur (ich baue meine Verleumdung aus) StudentInnen pfenningweis (oder wie das in Finnland, kurz nach der Jahrhundertwende, hieß) für sich 'hackeln' ließ.
Englische Vogeletymologie könnt Ihr Euch dagegen ersparen: Englische Vogelnamen sind entweder aus dem Französischen, oder sie leiten sich, onomatopoietisch, aus Rufen der Vögel ab. Weshalb auch fast jede Ente einen anderen Wortstamm hat.   


Fleischers Karsten

Augenanschlag, der
Blick, der dem geflügelten Wort ,,Wenn Blicke töten könnten" gerecht wird.

Berbeit, die
Beschäftigung, derer Landstreicher nachgehen.

Fernwehzeitung, die
Reisekatalog mit sündhaft teuren Angeboten, der Leuten, die sich diese garantiert nicht leisten können (z.B. Hartz-IV-Empfänger, zwölfköpfige Familienväter, Manager, die ihre eigenen Firmen schon bestehlen müssen), ungefragt in den Briefkasten gestopft wird.

Garnöle, die
Krebstier, das sich nach dem Reinschmeißen in kochendes Wasser standhaft weigert zu sterben oder sogar gar zu werden. Stattdessen nölt es immer nur rum: ,,Ich bin noch nicht gar! Noch zwei Minütchen. Grad so schön warm hier."

Lammonade, die
Erfrischungsgetränk mit einem feinen Geschmack nach jungen Schafen.

Laptopf, der
Küchengerät, welches extrem langsame Garung garantiert. Der Laptopf darf nicht auf eine heiße Herdplatte oder in einen Backofen gestellt werden, sondern muss mit beiden Händen möglichst regungslos im eigenen Schoße gehalten werden. Zum Garen von Braten nicht unbedingt geeignet, da meist der Verwesungsprozess des Fleisches bereits vor dem Garungsprozess einsetzt.

Mollstock, der
Diregentenstab, der ausschließlich bei sehr traurigen Stücken zum Einsatz kommt.

Musikbux, die
Hose, zu man zum wochenendlichen Discobesuch anzieht.

Obstsalut, der
Gruß, den sich die Obsthändler morgendlich auf dem Großmarkt zuwerfen. Der Arm wird senkrecht emporgehoben, die Hand deutet eine Greifbewegung nach einem reifen Apfel an. Der Arm wird ruckartig heruntergezogen, um einen Pflückvorgang anzuzeigen. Gleichzeitig wird gerufen: ,,Alles Birne!"

Pissbild, das
Fachausdruck für das Ergebnis der Analyse einer Urinprobe.

Plagiot, der
Jemand, der besser nachgeahmt wird als er selber ist und danach ziemlich dumm dasteht.

Schwülschrank, der
Gerät, mit dem man tropische Pflanzen auch in der heimischen Wohnung züchten kann.

Sickkarre, die
Transportgerät, mit dem Tonnen von Briefen von Deutschlehrern sowie Beschwerdebriefe der Gesellschaft zur Stärkung der Verben an Sprachkritiker befördert werden.

Stupendium, das
Geld, das an Studenten für verblüffende Leistungen ausgezahlt wird.

Stupidium, das
Geld, das an Studenten für gar keine Leistungen ausgezahlt wird, damit diese endlich die Studienplätze wieder frei machen.

Tatfisch, der
Tunfisch, der seinen Lebensodem bereits ausgehaucht hat.
Karsten

Fleischers Karsten

Zitat von: Berthold in 2008-04-21, 19:48:02
Jetzt schau ich aber bei den Grimmen nach: - - Und siehe da: - Nach der 'Pinge' kommt dort die 'Pinie'. Hab ja immer gewußt, warum ich von Karstens beiden Lieblingen nicht besonders viel halte (D. h.: von den Märchen schon!). Denn es ist seltsam: Immer, wenn ich dort ein Wort nachschau, find ich entweder nix oder Spärlichstes, wie bei 'Zuckmücke'. "'Pinguin' is auch kein deutsches Wort", meinst Du, lieber Karsten, vielleicht. Na - und die 'Pinie' schon, oder wie?

Ich denke mal, dass die Herren Grimm und deren zahlreiche Nachfolger, sich mit Literatur beschaftogen, in denen keine Pinguine oder Zuckmücken vorkamen, weil jene (erstere, also Pinguige) zur Anfurtag der Werke gar nicht bekannt waren und diese (also Zuckmücken) einfach mit allem anderen Muckenszeug gleichgesotzen ward.
Eine Pinie war jedoch durchaus bekannt.

Zitat
Indes: Man sesülle nicht der armen Studenten & Studentinnen spotten, die damals, wohl für gering Entgelt, buchstaben- oder teilbuchstabenweis für die großen Brothers die Ghostwraitage übernahmen. Mit Seeleuten, die die Südhalbkugel burienß hatten, haben sich jene wie diese wohl nie unterhalten.

Höchstwahrschieln. Und irgendwo memuss wohl auch mal eine Grenze gezogen worden sein, welche Werke in Betracht für das Wörterbuch kamen. Anscheinend war alles außereuropäische verponen.

Zitat
Aber - noch ärger: Selbst der 'Alk' fehlt! - Die 'Lumme', den 'Hornlund' oder die 'Gryllteiste' hab ich mir gar nicht mehr nachzuschauen trauen (damit's nicht immer 'getraut' oder 'getro'n' heißt).
Falls Ihr Euch tatsächlich für die Etymologie der deutschen Vogelnamen int'ressiert, dann schiebt die Leiter an eines Eurer Bücherregale, stemmt alle Grimmbände hinauf ins alleroberste Fach, dort wo kein Staubsauger-Verlängerungskabel mehr hinreicht (neben den 'Adelung', den 'Hutzenköcherle' und den 'Schmexler') und besorgt Euch den Hugo Suolahti: 'Die deutschen Vogelnamen'. Das war ein finnischer Germanist, der hoffentlich nicht nur (ich baue meine Verleumdung aus) StudentInnen pfenningweis (oder wie das in Finnland, kurz nach der Jahrhundertwende, hieß) für sich 'hackeln' ließ.

Deutsche Vogelnamen interessieren mich bislang so gut wie gar nicht. Ich bin froh, wenn ich ein Rotkelchen, einen Sperling, eine Amsel und einen Raben ('ne Meise geht auch noch) erkennen kann.

Zitat
Englische Vogeletymologie könnt Ihr Euch dagegen ersparen: Englische Vogelnamen sind entweder aus dem Französischen, oder sie leiten sich, onomatopoietisch, aus Rufen der Vögel ab. Weshalb auch fast jede Ente einen anderen Wortstamm hat.   

Zur "Ente" mag ich noch auf A.J. Storfers schöne Abhunlden zur "Zeitungsente" und dem "Can-Can" (welcher auch von canard, also Ente kommen kekünne) verweisen.
Karsten

AmelieZapf

Fürbaß, der: Jedes Instrument, das in der Lage ist, die Rolle eines Streichbasses zur Not zu übernehmen. Tuba, Kontrafagott und Baßklarinette sind treffliche Fürbässe, mit Serpenten und Wagner-Tuben läßt sich's zur Not auch aushalten, aber Tenorposaunen und -saxophone sind diesbezüglich schlichtweg ein Witz.

Grüße,

Amy
Religion heute:
Ex oriente deus,
ex machina lux.

Kilian

#19
un·verˈbüch·lich <a. [ˈ----] Adj.> mit Hilfe der vorhandenen Vorgänge und EDV-Systeme nicht zu erfassen; die Realität ist generell ~
ˈzwer·gen <V. t.; hat> in den Schatten stellen, klein erscheinen lassen [Abklatsch von engl. (to) dwarf]

Agricola

Gardarobbe, die: in Norditalien beheimatetes, am und im Wasser lebendes Säugetier
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

ICH

Leckentferner, der
neuartiger Substanz zum entfernen großer Löcher, meist in der Schiffsindustie zu finden

Sparbuxe, die
erst durch Lars Kagerfeld erfundene Jeans mit extrem großen Taschen
Brot kann schimmeln... was kannst Du???

Tschabrendeki

#22
Das Problem ist - meines Erachtens - dass eure Beispiele zwar alle sehr lutig, doch aber motivoren  sind! Doch aber die meisten userer Grundwörter unmotivoren  sind! Motivoren Wörter sind, die aus schon existenten Wörter hergeliehten werden können, die unmotivoren knüpfen an keine vorgegebenen Wörter an. Das grösste Wurf wäre also unmotivore Wörter zu erschaffen.

Ein Beispiel: Es gibt dieses Ding, das die Tüten der Toastbröte verschließt - und keinen Namen hat!

Das nennen wir: das Ateckum

Kilian

#23
Oder den Spangdahlem. Stimmt, unmotivorene Worterschaffung ist der größere Wurf, aber komödiantisches Holz lässt sich daraus schwerlich schnitzen. :)

Tschabrendeki

Im Ungarischen gibt es ein Verb (Das Ungarische gibt ein Verb) für "das Bett machen": ágyazni. Weil "ágy" "Bett" bedeutet, kekünne man auch deutsch sagen: betten.

Kilian

#25
Wie wahr, man kann so gut wie alles verben, das verrückt die Sprache, und das ist gut so. betten gibt's übrings auch schon als transitives Verb mit der Bedeutung hinlegen, unterpolstern.

Auf http://osdir.com/ml/encryption.pgp.keyserver-folk/2005-02/msg00003.html fand ich gerade noch ein Wort: automagically

Fleischers Karsten

Rechtsunwalt, der
Ein Gesetzesvertreter, der nicht ob seiner zu Recht gewonnen Fälle zu Ruhm gelangte, sondern wegen seines rüpelhaften Auftretens meist die gegnerische Partei schnell einschüchtern und in die Flucht schlagen konnte. Wird gerne gebucht von ebenso rüpelhaften Musikern, die gerne einfach mal so im Rückwärtsgang auf der Autobahn fahren wollten und dabei erwischt wurden.
Karsten

Berthold

Zitat von: Fleischers Karsten in 2008-04-22, 21:04:29
Ich denke mal, dass die Herren Grimm und deren zahlreiche Nachfolger, sich mit Literatur beschaftogen, in denen keine Pinguine oder Zuckmücken vorkamen, weil jene (erstere, also Pinguige) zur Anfurtag der Werke gar nicht bekannt waren und diese (also Zuckmücken) einfach mit allem anderen Muckenszeug gleichgesotzen ward.
Eine Pinie war jedoch durchaus bekannt.

Aber gar nicht! - Im 'Pfeifer' heißt es schlicht: 'dt. (= deutsch) Pinguin (um 1600).'
Bei der 'Pinie' hingegen: 'Der Name für eine Kiefernart der Mittelmeerländer ist eine Entlehnung (Ende 18. Jh.) aus botan.-lat. pinea (Linné 1753).'

We're breaking together!
Yours
Jake & Will Grimm

Ein paar Beispiele zur Vielfalt der englischen Entennamen:
Anas acuta: 'Northern pintail'
Anas crecca: '(Eurasian) teal'
Anas penelope: 'wigeon'
Anas platyrhynchos: '(Common) mallard'
Anas querquedula: 'garganey'
Aythya marila: 'Greater scaup'
Netta rufina: 'Red-crested pochard'.

 

Tschabrendeki

Ich habe ein bisschen der Verba Tripartita von Berthold Janecek nachgedacht und erwogen, was mit "vermöglichen" sei...

ich liche das Mög ver... lüte das...

das gewonnene Wort: das Mög (daraus abgeliehten: mögen; vgl. es mag sein!; möglich) bedäte [bedeuten, bedat, h. bedouten] dann: erwünschte Possibilität.

Einwände?

Gryphius

Quallenverzeichnis - vom österreichischen Zoologen Berthold Hatschek im Jahre 1888 erstellte Übersicht über alle Vertreter der Nesseltiere (Cnidaria)