Ganz nebenbei: neue Storke

Begonnen von versucher, 2005-08-27, 12:28:41

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Michael

Auch wenn der Winter jetzt allmählich vorbei ist, möchte ich noch folgendes Verb zur roten Liste anmelden:

geschniem (bairisch zu schneien (schneim, bzw. schneibm): es hod geschniem)

vollständig und ergonzen lüte es dann

schneim, schnie, geschniem


Michael

Ich kahr heute von einem Seminar zurück, auf dem ein Schweizer Referent referor. Für ihn schien es ganz selbstverständlich, Formen wie "eingespiesen" und "abgesogen" zu verwenden.

Jetzt frage ich mich, ob das ein Undercover-Agent der GSV war, oder ob der Schweizer an sich einfach "stärker" spricht?


caru

ach, das hat er sich doch nur aus den fingern gesogen.

(so benutzen ältere österreicher diese phrase, wer "gesaugt" sagt, ist zumindest unter 40.)

die alemannen haben tatsächlich ein paar starke formen mehr, siehe in der roten liste unter abstimmen und anmelden.
(\___/)
(>´x´<)
('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

Michael

Das ist ja nun fast schade. Die Theorie mit dem Undercover-Agenten war mir sehr sympathisch.

In der Konsequenz kann das aber nur heißen, dass wir gezielen über-vierzig-jährige Schweizer und Österreicher für die GSV anwerben sesöllen. Wer ist eigentlich für die Mitglieder-Werbung zuständig?

amarillo

Ab sofort - schlüge ich vor - Akvisitionsmanager Michael.
Du sitzest dort im Süden einfach näher an den Zielobjekten.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

AmelieZapf

#65
Ein schönes Verb zur Aufnahme in die Liste, diesmal nach UP4Z verschornen:

vernachlässigen - verissige nalch - verossag nalch - verössäge nalch - verissig nalch! - nalchverossegen.

Gruß,

Amelie
Religion heute:
Ex oriente deus,
ex machina lux.

Fleischers Karsten

Zitat von: Michael in 2006-05-23, 21:14:32
Ich kahr heute von einem Seminar zurück, auf dem ein Schweizer Referent referor. Für ihn schien es ganz selbstverständlich, Formen wie "eingespiesen" und "abgesogen" zu verwenden.

Jetzt frage ich mich, ob das ein Undercover-Agent der GSV war, oder ob der Schweizer an sich einfach "stärker" spricht?

Gespiesen habe ich heute morgen auch aufgeschnoppen. In der Fernsehsand "Nano". Es ging wohl um irgentzwelche Süßwasserquellen in Salzwassergewässer. Ich befand mich im Halbschlaf und schrak direkt auf als ich dies hor, und das um 7:13 morgens. Überhaupt nicht meine Zeit.
Karsten

Fleischers Karsten

Zitat von: AmelieZapf in 2006-05-25, 13:48:59
Ein schönes Verb zur Aufnahme in die Liste, diesmal nach UP4Z verschornen:

vernachlässigen - verissige nalch - verossag nalch - verössäge nalch - verissig nalch! - nalchverossegen.

Gruß,

Amelie

Dies Verb hatte ich naturl auch schon mal gestorken, mit einem noch schlimmeren Konsonantenverschub:

vernachlässigen
verässigt nlach
verossag nlach
verössäge nlach
verässige nlach
nlachverossagen

Büschen schwierig auszusprechen, geht aber.
Karsten

AmelieZapf

#68
Hallo zusammen,

mit diesem Beitrag möchte ich Bertholds diphthongierende Kennjokos etwas erweitern, nämlich um den D3-Kennjokum von Verben mit langem ä. Auslöser waren die Berliner Kommunalwahlen. Ganz richtig, es geht um "wählen",  das noch nicht auf unserer Liste ist. Ä hat ja bekalnnt keinen g'scheiten Ablaut. Da beut sich förmlich die Diphthongierung an (ROTE LISTE: bieten - beut - bot - böte - ./. - geboten. Siehe Schiller: "und mit Abscheu dann tun, was die Pflicht dir gebeut"). Durch die hinzutretende Silbe wird auch das ge- im PPP übergfluss:

wählen - wiehlt - wiahl - wiühle - wiehl! - wiahlen. (das ü ist nötig zur Homonymolyse mit wühlen).
stählen - ./. - stiahl - stiühle - ./. - stiahlen. (wg. stehlen kein ragelunvermaßogenes Präsens)

Das kann man auch auf andere Verben unserer Liste anwenden:
ähneln - ./. - iahln - iühlne - ./. - iahlnen.
erwähnen - erwiehnt - erwiahn - erwiühne - erwiehn! - erwiahnen
gähnen - giehnt - giahn - giühne - giehn! - giahnen
gefährden - ./. - gefiahrd - gefiührde - ./. - gefiahrden
jähren - jiehrt - jiahr - jiühre - jiehr! - jiahren
nähren - niehrt - niahr - niühre - niehr! - niahren
pfählen - pfiehlt - pfiahl - pfiühle - pfiehl! - pfiahlen
quälen - quielt - quial - quiüle - quiel! - quialen
wähnen - wiehnt - wiahn - wiühne - wiehn! - wiahnen
währen - wiehrt - wiahr - wiühre - wiehr! - wiahren
zählen - ziehlt - ziahl - ziühle - ziehl! - ziahlen
zähmen - ziehmt - ziahm - ziühme - ziehm! - ziahmen

Auch kombinierbar mit der kKkK, dann sollte Längung ausfallen:

bähen - bieht - biamb - biümbe - bieh! - biamben
blähen - blieht - bliamb - bliümbe - blieh! - bliamben
krähen/mähen des Schafes fällt nicht darunter, da onomatopoetisch.
mähen (des Grases) - mieht - miamb - miümbe - mieh! - miamben
nähen - nieht - niand - niünde - nieh! - nianden
nähern - nrieht - nirand - niründe - nrieh! - niranden
schmähen - schmieht - schmiamb - schmiümbe - schmieh! - schmiamben
spähen - spieht - spiamb - spiümbe - spieh! - spiamben.

Wo wir grad beim Quälen sind, neben peitschen, geißeln, züchtigen und fesseln
ist der SM-Bereich noch ein bisserl unterrepräsentoren. Wie wär's mit:

brandmarken - märkt brand - murk briend - mürke briend - märk brand! - brandmarken
fisten - ./. - fast - fäste - ./. - gefusten
floggen - flöggt - flagg - flägge - flögg! - gefloggen
knebeln - knilbt - knalb - knälbe - knilb! - geknolben
strafen - sträft - strief - striefe - sträf! - gestrafen
versklaven - versklävt - verskliev - versklieve - verskläv! - versklaven
wachsen (im Sinne von "mit Wachs versehen", also das bis dato regelmäßige "wachsen"):
wachsen - ./. - wiechs - wiechse - ./. - gewachsen (hier wieder Zusammenfall)

So, mehr fällt mir zu dem Thema nicht ein (Viele Wörter sind ja da auch aus dem Englischen eingedrungen). Von der Bastonade komme außerdem "bastonieren". Ich iere Baston, du ierst Baston... Analog "limonieren" von der Limonade. Auch masochiert der Masochist, d.h. ihn dürstet nach Schmerz.

Grüße,

Amy

P.S.: Präsens von "floggen" auf "flöggt" gearnden, da "ö" ja der korrekte Umlaut von "o" ist.
Religion heute:
Ex oriente deus,
ex machina lux.

Berthold

#69
Nein, nicht allein dem Kilian allein, auch Euch schreib ich's her, weil ich wieder einmal mit Freude einen Amyschen Kennjokus runter[=abher/owa]gelesen habe:

Ein neues Pfuhruteimkerl:

"Ich frug mich: Na, und jene Verben des Altgriechischen (z.T. auch Lateinischen: z.B. ferre: fero – tuli - latum), die in ihren Kennjokussen verschiedene Stämme vereinigen, die sesüllen im Deutschen Rarissima bleiben?
Hier böte sich für eine kleine Zahl von Verben eine Idee an - wie sie halt bevorzogen Zoologen & Botanikern und deren -innen einschießen kann:

Der evolutive Kennjokus:

Gleich ein Beispiel an einem seltenen, österreichischen Verb: ,sich aufpudeln' heißt 'sich aufblasen, groß tun...' Gut.
Der Pudel stammt nun sicher von altertümlichen Hunderassen ab, wie sie sich, etwa auf Neuguinea oder in Australien, als Dingo, erhalten haben. Das Präteritum wird also von einem Verb (sich) ,[auf]dingodeln' (weil's doch mit –eln sein muß, ,dingoln' aber für fehlerfreies Lesen zu wenig ist) gebolden, von dem Präsens und P.P. verloren gingen. Präteritum also (nach ,singen – sang –gesungen'): aufdanguld, aufdanguldest...
Konjunktiv 2: aufdängülde
Das hypothetische P.P. wäre aufdungulden. – Hier, bei dieser Duplex-Stufe, entfiele das
,-ge'-.
Das echte P.P. reicht aber noch tiefer ins Vergangene, wobei wir beim Wolf sind:
Hypothetische Formen: (sich) [auf]wölfeln – aufwlolf – aufwlölfe
Echtes P.P.: (sich) aufgewlolfen

(sich) aufpudeln – aufdanguld – aufdängülde - aufgewlolfen

Andere Beispiele:

grasen. Gräser stammen auf jeden Fall von Kryptogamen ab: Verb ,farnen - - gefarnen'. Noch ältere Stammformen sind Algen: Verb ,algen – olg – ölge --'
grasen – furn – fürne – geolgen

vögeln – alx (von ,ichseln' (Echse) - - geulxen – nach ,singen – sang – gesungen') – älxe – geliurlchen (von ,lürcheln [lurchelst...] – liarlch – liärlche - -')
vögeln - alx - älxe - geliurlchen

beflügeln – bebieln (von ,bebeineln - - bebielnen': Der Vogelflügel leitet sich von einem Vorderbein ab) – bebielne – beflolssen (von ,beflösseln – beflolss – beflölsse - -': das Vorderbein leitet sich von einer [Brust]Flosse her.)
beflügeln - bebieln - bebielne - beflolssen"

Zusatz: (sich) entblättern - entnuld (Hier wird die Moyn vertreten, daß die Bedockensamer von Nacktsamern abstammen. Das Blatt der meisten von diesen ist die Nadel: entnadeln - - entnalden.) - entnülde - entwolden (Die Nacktsamer stammen von Kryptogamen ab: Farnwedel: entwedeln - entwildt - entwild! - entwald - entwälde - -: siehe unsere Liste.)
(sich) entblättern - entnuld - entnülde - entwolden

Härchlzest!
Der Berthold

AmelieZapf

#70
So, dann stelle ich hier einmal meine neueren Storke aus anderen Fäden zusammen:

pellen - pillt - pall - pälle - pill! - gepollen
stiften - ./. - staft - stäfte - ./. - gestuften
lohen - löht - liehnd - liehnde - löh! - gelohnden (kKkK), oder wenn das nicht erwünscht ist:
lohen - löht - lah - lähe - löh! - gelohen.
abschotten - schött ab - schat ab (-a:-) - schäte ab (-ä:-) - schött ab - abgeschotten.
verdreifachen - verfächt drei - verfuch drie - verfüche drie - verfäch drei! - drieverfachen.
Analog verirgendwasfachen, am Beispiel
vervielfachen - verfächt viel - verfuch vohl - verfüche vöhl - verfäch viel! - vohlverfachen.
vergöttern - ./. - vergortt - vergörtte - ./. - vergortten.
prangen - prängt - prung - prünge - präng! - geprangen.
anprangern - prärngt an - prarng an - prärnge an - prärng an! - angeprurngen (frei abgelauten, sonst ist's zu einfach).
entgräten - entgriet - entgriat - entgriüte - entgriet! - entgriaten
grätschen - grietscht - griatsch - griütsche - grietsch! - griatschen.
verlangsamen - verämt slang - verum slieng - verüme slieng - veräme slang! - slangveramen.

Grüße,

Amy
Religion heute:
Ex oriente deus,
ex machina lux.

AmelieZapf

Hallo zusammen,

es gibt Storknachschub:

beschäftigen - ./. - beschaftog - beschäftöge - ./. - beschaftogen
verurteilen - verteilt ur - vertiel ier - vertiele ier - verteile ur! - urvertielen
tapezieren - iert tapez - or tupaz - öre tüpäz - iere tapez! - tapozgeoren
Religion heute:
Ex oriente deus,
ex machina lux.

Agricola

Zitat von: AmelieZapf in 2006-12-03, 19:49:31
beschäftigen - ./. - beschaftog - beschäftöge - ./. - beschaftogen
Oder alternativ:

beschäftigen - betige chef - betag chef - betäge chef - chefbetuggen

statt "chef" auch "schäff" bzw. "schäfbetuggen"
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

AmelieZapf

Hallo Agricola,

Zitat von: Agricola in 2006-12-04, 00:11:11
Oder alternativ:

beschäftigen - betige chef - betag chef - betäge chef - chefbetuggen

statt "chef" auch "schäff" bzw. "schäfbetuggen"

iert mir als Selbständiger nicht pass. Ich bin immer beschaftogen, niemals chefbetuggen.

Grüße,

Amy
Religion heute:
Ex oriente deus,
ex machina lux.

Agricola

Zitat von: AmelieZapf in 2006-12-04, 00:42:57
Hallo Agricola,

Zitat von: Agricola in 2006-12-04, 00:11:11
Oder alternativ:

beschäftigen - betige chef - betag chef - betäge chef - chefbetuggen

statt "chef" auch "schäff" bzw. "schäfbetuggen"

iert mir als Selbständiger nicht pass. Ich bin immer beschaftogen, niemals chefbetuggen.

Grüße,

Amy
Das ist ja wunderbar! Dann koennen wir hier weiter zur Verkomplikur der deutschen Sprache beitragen und zwischen dem Unternehmer, der Arbeiter chefbetigt, und der beschaftogenen Amy unterscheiden  ;)
Aber vielleicht kann auch jemand, der sein eigener Chef ist, gewissermassen reflexiv chefbetuggen sein?
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.