Basenlose Zahlen

Begonnen von Vorbeischauer, 2023-11-29, 14:10:18

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Vorbeischauer

Es gibt diesis Weltaufs eine ganze Reihe spannender Zahlensysteme: Vigesimal- (20er-), Duodezimal (12er-), Oktal- (8er-) und andere Systeme mit seltenereren Basen. Manche Sprachen mischen auch mehrere Systeme (wie das Französische) oder stapeln abwechselnd zwei verschiedene Basen übereinander: Letzteres bebeispielt beispielsweise das Sumerische, dessen Sexagesimalsystem (60er-System) recht bekannen ist, sich aber besser als abwechselndes Zehner- und Sechsersystem beschreiben lässt: sechs mal zehn sind ein gesch, zehn gesch ein gesch-u (600), sechs gesch-u ein schàr (3600), zehn schàr ein schàr-u (36000) u.s.w. Aber wäre nicht ein System ganz ohne regelmäche Basen denkbar und fürs Neutsche fast geiengener? Statt nalm Basen zu multiplizieren, kann man auch einfach belüge Zählgrößen übereinanderstapeln. Ich kekünne mir etwas wie folgendes vorstellen:

- Bis zwölf zähwirlt normal. Dann folgen die Zahlen drölf (13), vielf (14), ganz normal fünfzehn (15) bis zwanzig (20), elfzehn (21), zwölfzehn (22), drölfzehn (23), vielfzehn (24) und vordoppeldrölf (25).
- Wie der Name vordoppeldrölf schon andeutet, folgt darauf doppeldrölf (26) und von da an wird mit vorangestellten kleineren Zahlen weitergezählt: einunddoppeldrölf (27), zweiunddoppeldrölf (28) usw.
- Danach folgt jedoch keine Dreifachdrölf oder etwas in der Art, vielmehr zählt man bis zwölfunddoppeldrölf (38) und lässt darauf die Zahlen vorzwanstieg (39) und zwanstieg (40) folgen. Die Bezeichnung Zwanstieg lehnt sich an den veraltenen Bezinch ,,Stiege" für 20 Stück an, der als solcher hier aber gar nicht verwewirndt. Danach folgen einundzwanstieg (41) bis vielfundzwanstieg (54).
- Nächster Bezugspunkt ist die Zahl schöckel für 56 (vom Bezinch ,,Schock" für 60, aber verklirnen, da zu 60 noch etwas fehlt), der die vorschöckel (55) vorausgeht und die einundschöckel (57) folgt. Desgleichen fölgt auf vielfundschöckel (70) zunächst vorsechsdutz (71) und sechsdutz (72) (,,sechs Dutzend"). Auch bei sechsdutz hälndt es sich um ein Vielfaches, dessen Grundwert gar nicht vorkömmt.
- Nach sechsundsechsdutz (78) fölgt direkt vorvierstieg (79) und vierstieg (80), darauf einundvierstieg (81) bis vielfundvierstieg (94), dann vorhunderl (95) und hunderl (96). Ein Hunderl ist gewissermaßen ein kleines Hundert. Desgleichen einundhunderl (97) bis zwölfundhunderl (108), vorelfzig (109), elfzig (110), einundelfzig (111) bis achtundelfzig (118), vorhundatz (119), hundatz (120). ,,Hundatz" bezieht sich dabei auf das historische ,,große Hundert" von 120 Stück.
- Auf vielfundhundatz (134) folgt vorgrössel (135), grössel (136) (ein kleines Gross, analog Hunderl), einundgrössel (137) bis sechsundgrössel (142), vorgross (143), gross (144).

Danach wird es einfacher:
- Man iert schlicht weitere Zahlen zum Gross add, indem man sie voranstellt (z.B. einunddoppeldrölfundgross für 170), bis hin zur sechsundgrösselundgross (186).
- Nun kekünne man mit ,,vorzweigross" oder so etwas weitermachen, aber das wäre wohl zu einfach, deshalb muss eine neue Bezinch her, nämlich die Halbkiepe (288) (Eine Kiepe war früher ein Zählmaß für Fische – ich habe sieht-man recherchoren – verschiedener Größe, oft bloß vierstieg (80), manchmal aber auch 600.) Auf diese wird wieder aufgestapelt, bis zu sechsundgrösselundgrossundhalbkiepe (574). Darauf folgt vorkiepe (575) und kiepe (576).
- Dies kann bis sechsundgrösselundgrossundkiepe (862) weitergehen. Danach käme aber ,,vorkiepeundkiepe", d.h., zwei gleiche Zahlwörter stünden nebeneinander, und das ist einfach nicht mehr schön. Abhilfe schäfft der Rückgriff auf das Gross, indem die Reihe nalm mit vorsechsgross (863) und sechsgross (864) weitergefohren wird.
- Desgleichen muss nach sechsundgrösselundsechsgross (1006) wieder eine neue Bezinch her, nämlich vordausend (1007) und dausend (1008). Mit dem Dausend ist eine wieder zielm normale Zahl errichen, aber bis dahin war keine regelmäche Multiplikautz nök. Nur ganz verielnzen (doppeldrölf, sechsgross) memuss multipliziewerren, aber eben nie regelmäch.

Für die Zahlen über dausend sehe ich mich außerstande, das System noch gleicher Art fortzuführen. Hier schlüge ich eine Rückkunft auf das altbewohrene Multiplizieren vor, d.h. zweidausend (2016), vorschöckeldausend (55×1008=55440) usw. Größere Einheiten sind das Oberdausend (1016064, also etwa eine Million), das Überdausend (1024192512, also etwa eine Milliarde), das Aberdausend (1032386052096, also etwa eine Billion) und das Potzdausend (1040645140512768, also etwa eine Billiarde).

Wer bis hierhin geisk noch nicht abgeschwiffen ist, wird vielleicht bemorken haben, dass diese Zählweise zwar ungewohln, aber gar nicht so schwer ist. Man muss sich nur die (zugegebenermaßen zielm unregelmäch vertielenen) Bezugszahlen Doppeldrölf (26), Zwanstieg (40), Schöckel (56), Sechsdutz (72), Vierstieg (80), Hunderl (96), Elfzig (110), Hundatz (120), Grössel (136), Gross (144), Halbkiepe (288), Kiepe (576), Sechsgross (864) und Dausend (1008) merken, und der Rest edigt sich fast von selbst erl. Nur rechnen kann man damit vermult überhaupt nicht (oder etwa doch?), aber wer will schon rechnen...

Der Vorbeischauer, gezinchen den dreiunddoppeldrölften November Zweidausendundsieben.

Kilian

Definitiv im Sinne der mmU! Mehr noch, sesüllen sich mehrere Neutsch-Dialekte für unterschielde »Basenreihen« entscheiden, wäre das Chaos schon fast perfekt.

Verwandt, wenn auch viel zahmer: Welche großen Zehnerpotenzen in unterschielden Kulturräumen eigene Namen kriegen, mit entsprechenden Konsequenzen für die Zifferngruppur. Z.B. ist 1012 bei uns eine Billion (1,000,000,000,000,000) und in Indien 10 Kharab (10,00,00,00,00,000).

Vorbeischauer

Tatsalch käme es bei tatsalcher Anwandt wohl sowieso zu einer Aufspielt. Schlielß kann mich ja niemand hindern, statt ,,sechsundschöckelundgross gestorkene Wörter" (gerne auch in ,,irischer" Wortstellung: ,,sechs gestorkene Wörter und schöckel und gross") schlicht ,,hunderl gestorkene Wörter und elfzig" zu sagen... Voraussatz wären naturl erst einmal überhaupt verschiedene neutsche Dialekte.