Juli

Begonnen von Kilian, 2005-01-03, 02:12:56

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Kilian

Die Wise Guys entwalcken in ihrem Lied Juli gute Ansätze zu einem Riesenhaiko, blieben dann jedoch leider auf halbem Wege stehen. Hier seht ihr das Original und meine Umdichtung:


Juli

Wenn jetzt schon Juli wär',
würd' ich dich zu 'nem Eis einladen,
wenn jetzt schon Juli wär',
würden wir nachts im Baggersee baden,
wenn jetzt schon Juli wär',
würden wir im Wald Champagner trinken,
wenn jetzt schon Juli wär',
würd' ich vor dir auf die Knie sinken.

Doch es ist kalt hier. Und du bist ganz weit weg.
Glaub mir, ich halt' dir in meinem Herzen ein Versteck.

Wenn jetzt schon Juli wär'...
Wenn jetzt schon Juli wär'...


Wenn jetzt schon Juli wär',
würden wir uns nicht schreiben müssen,
wenn jetzt schon Juli wär',
würden wir uns erst mal küssen,
wenn jetzt schon Juli wär',
bekämst du Frühstück ans Bett,
wenn jetzt schon Juli wär',
wär' ich endlich komplett.

Doch es ist still hier und du bist nicht da.
Ich glaube, ich will dir nur sagen: Du bist wunderbar!

Wenn jetzt schon Juli wär'...

Wenn dann der Juli kommt,
werden wir zwei im warmen Gras liegen,
wenn dann der Juli kommt,
werd' ich trotzdem nicht genug von dir kriegen.
Wenn dann der Juli kommt
und du mein graues Leben wieder färbst,
wenn dann der Juli kommt,
hätt' [sic] ich schon wieder Angst vor dem Herbst.

Wenn jetzt schon Juli wär'...

Juli

Wenn jetzt schon Juli wär',
lüd' ich dich ein ins Eiscafé,
wenn jetzt schon Juli wär',
büden wir nachts im Baggersee,
wenn jetzt schon Juli wär',
tränken wir im Walde Sekt,
wenn jetzt schon Juli wär',
bekämst du danach Frühstück ans Bett.

Doch es ist kalt hier. Und du bist ganz weit weg.
Glaub mir, ich halt' dir in meinem Herzen ein Versteck.

Wenn jetzt schon Juli wär'...
Wenn jetzt schon Juli wär'...


Wenn jetzt schon Juli wär',
schrieben wir nicht mehr nur Karten,
wenn jetzt schon Juli wär',
müsste ich nicht länger auf dich warten,
wenn jetzt schon Juli wär',
sänke ich voll Glut vor dir nieder
wenn jetzt schon Juli wär',
kössen wir uns endlich wieder.

Doch es ist still hier und du bist nicht da.
Ich glaube, ich will dir nur sagen: Du bist wunderbar!

Wenn jetzt schon Juli wär'...

Wenn dann der Juli kommt,
werden wir zwei im warmen Gras liegen,
wenn dann der Juli kommt,
werd' ich trotzdem nicht genug von dir kriegen,
wenn dann der Juli kommt
und du mein graues Leben wieder färbst.
Wenn jetzt schon Juli wär,
förcht' ich schon wieder schrecklich den Herbst.

Wenn jetzt schon Juli wär'...

gehabt gehabt

Karl Kraus hat einmal gesagt

"Wuerde ist das Konditional von Sein"

Das klingt sehr grammatisch.

Ich bin auch dafuer, wann immer es geht, und es geht immer, ausser im Falle von werden, den Konjunktiv moeglichst wuerdelos zu bilden.

amarillo

Ich zitiere meinen Deutschlehrer, und auf seinem Mist war es auch nicht gewachsen: >Deutsch ist eine "würde"-lose Sprache<
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

caru

meine deutschlehrerinnen (ihrer waren im lauf der schuljahre viele, eine inkompetenter als die andere) waren da nicht so radikal. bei denen hieß es nur noch "wenn-sätze sind würdelos".

was nur heißen sollte, daß in dem mit "wenn" eingelittenen1 konditionalen nebensatz kein "würde" stehen dürfe, im hauptsatz hätten sie's toleroren.

dieses reglement fohr zu zahllosen falschen konjunktivbildungen seitens meiner mitschüler, wie "kannte" (leider nicht "kännte") zu "kennen".


1bei nestroy findet sich mehrfach "gelitten" als PPP zu "läuten". rote liste?
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Nijntje - de echte nederlandse konijn

Kilian

#4
Zitat von: gehabt gehabt in 2005-01-03, 15:55:17Karl Kraus hat einmal gesagt
"Wuerde ist das Konditional von Sein"

Nanu, würde ist aber doch das Konditional von werden und wäre das von sein. Ich fand das Zitat in folgendem Wortlaut:

Zitat"Würde" ist die konditionale Form von dem, was einer ist.

Grammatisch gesehen süge ich hier eher: "von dem, was einer tut".

Zitatausser im Falle von werden, den Konjunktiv moeglichst wuerdelos zu bilden.

Auch im Falle von werden sollte man den Konjunktiv insofern "würdelos" bilden, als dass man kein zusätzliches würde als Hilfsverb einführt: "Wenn ich nichts würde, würde ich Wirt." (amarillos Deutschlehrer) bzw. "Wenn ich nichts würde, würde ich Wirt werden." (carus Deutschlehrerin) ist eindeutig. Ich nehme an, das ist auch das, was du meintest, gehabt gehabt.

Zitatdieses reglement fohr zu zahllosen falschen konjunktivbildungen seitens meiner mitschüler

Durch unbedingtes Stärken, wie es ja in den Haikos geschieht, hätte der Forderung entsprochen werden können. :) Aber so kann sie nicht kategorisch auf das Deutsche angewandt werden, weil ja nur einige wenige Verben den Konjunktiv II ohne würde bilden können. Ob die Lehrerinnen das mit dem Englischen verwechseln? Denn da stimmt es ja: if-clauses werden nicht mit would, sondern mit simple past gebolden.

amarillo

#5
Zitat von: Kilian in 2005-01-04, 00:12:48
if-clauses werden nicht mit would, sondern mit simple past gebolden.

Das ist schon ganz richtig, if-clauses (in diesem Fall: Irrealis der Gegenwart) werden mit would nur im Hauptsatz gebildet:

If I had your money, I would pay for the drinks.

Es gilt die alte Lehrer-Regel: "if" und "would" macht Satz kaputt.
Ausnahmen bekommen wir später.

Im Grunde ist  auch im Deutschen das "würde" nicht wegzudenken.
Ich nehme an, daß mein Deutschlehrer (mit Gruß an caru, ich hatte auch mehrere, aber nicht alle waren inkompetent) nur eine Grundregel veranschaulichen wollte. Vielleicht war auch er ein Konjunktivist; aber zu dieser Zeit gab es noch kein Forum wie dieses.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Kilian

ZitatDas ist schon ganz richtig, if-clauses (in diesem Fall: Irrealis der Gegenwart) werden mit would nur im Hauptsatz gebildet:

If I had your money, I would pay for the drinks.

Da hast du mich elegant berichtigt, danke. :) (Habe mir erlaubt, meinen Beitrag und das Zitat entsprechend zu korrigieren.)

Das eine nennt sich if-clause, das andere main clause oder result clause.

gehabt gehabt

Wo wir schon bei Gedichten und falschen Konnunktiven sind:

Und meine Seele spannte Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande, Als flöge sie nach Haus

(Mondnacht, Eichendorff)

der Besserwisser in mir sagt, das ist vollkommen falsch,
der Romaniker in mir sagt, das gehoert zu den schoensten Zeilen,
die im Deutschen geschrieben wurden.


Ist jemandem uebrigens klar, warum in manchen Grammatiken der Konjunktiv II eigentlich als Konjunktiv Praeteritum bezeichnet wird? Im Spanischen erfuellt er auch diese Funktion, aber im Deutschen ist er doch wohl nur ein Irrealis.

caru

vermutlich, weil man ihn meist von der mitvergangenheitsform ableitet: flog > flöge (was ist denn falsch an der strophe? ???)
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Nijntje - de echte nederlandse konijn

amarillo

#9
mein Gott, das ist doch wunderschön, wer wollte da nach Fehlern suchen (ich finde auch keinen).

Hoch leben Eichendorff, Möricke und Brentano (von den andern ganz zu schweigen!)

Es gibt doch auch den Konjunktiv Präsens: Klaus sagt, ab und zu trage er gern einmal  Damenschuhe.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

gehabt gehabt

richtig muesste es doch heissen:

flog ueber alle Lande als waere sie nach Haus geflogen.

(Irreal in der vergangenheit)

in der Gegenwart hiesse das:

fliegt ueber alle Lande als floege sie nach Haus


oder bin ich schon zu lange ausser  Landes?Hier ist mir ein Genitiv geglueckt, der bislang noch nicht in unserer Liste steht

caru

neinnein, bloß weil das ding "konjunktiv präteritum" heißt, muß man noch lange nicht die zeiten gleichschalten, nur weil der hauptsatz im präteritum steht. echt nicht.


"er wankte die straße entlang, als wäre er besoffen."
gleichzeitigkeit: das vermeintliche besoffensein findet zur gleichen zeit mit dem wanken statt.

"er wankte die straße entlang, als wäre er besoffen gewesen."
vorzeitigkeit: er wankt so, daß man ein vorausgehendes, aber schon abgeschlossenes  besoffensein vermuten muß, also einen gigantischen kater.

ebenso mit dem nachhausefliegen. :)
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gehabt gehabt

Klingt plausibel (bis auf die Tatsache dass das
als waere er besoffen gewesen, kein vorausgehendes abgeschlossenes Besoffensein ist sondern ein vorausgehendes abgeschlossenes vermeintliches Besoffensein). Bin aber jetzt immer noch verwirrt.
Uebersetze mir mal den folgenden Satz in die Vergangenheit:

Wenn ich besoffen waere, woenke ich.

--->

wenn ich besoffen gewesen waere, haette ich gewonken

aber doch nicht

wenn ich besoffen gewesen waere, woenke ich.

amarillo

Er wankt die Straße entlang, als sei (Konjunktiv Präsens) er besoffen. Korrekt?

Du klingst, als habest Du die Hosen voll.

Nach meiner Grammatik wird der Konjunktiv Präsens im Bedarfsfall zum Konjunktiv Präteritum, wenn Konjunktiv Präsens und Indikativ Präsens die ebentliche Form bilden.

Beispiel: Klaus sagt, ich würde (eigentlich: "werde") noch von ihm hören.

Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Kilian

Zitat von: gehabt gehabt in 2005-01-04, 23:53:54flog ueber alle Lande als waere sie nach Haus geflogen.

Das würde heißen: Die Seele flog so, als wäre sie zu einem früheren Zeitpunkt bereits nach Hause geflogen. Macht nicht viel Sinn.

ZitatIst jemandem uebrigens klar, warum in manchen Grammatiken der Konjunktiv II eigentlich als Konjunktiv Praeteritum bezeichnet wird?

Zitatvermutlich, weil man ihn meist von der mitvergangenheitsform ableitet:

Ja, daran wird's wohl liegen. Im Lateinischen allerdings heißt die entsprechende Form auch "Konjunktiv Imperfekt" (Imperfekt entspricht dem deutschen Präteritum), obwohl sie nicht vom Imperfekt, sondern vom Infinitiv abgeleitet wird. Vielleicht liegt hier ein etwas merkwürdiges Tempus-Modus-Stufenmodell, zugrunde, nachdem sowohl das Realis der Vergangenheit als auch das Irrealis der Gegenwart jeweils eine Stufe "unter" dem Realis der Gegenwart stehen... ach, was weiß ich denn! Die moderne deutsche Sprachwissenschaft ist da jedenfalls logischer und spricht nur noch von "Konjunktiv I" und "Konjunktiv II".

Zitatbis auf die Tatsache dass das als waere er besoffen gewesen, kein vorausgehendes abgeschlossenes Besoffensein ist sondern ein vorausgehendes abgeschlossenes vermeintliches Besoffensein

Deswegen sprach caru ja auch von "vermuten".

ZitatWenn ich besoffen waere, woenke ich. ---> wenn ich besoffen gewesen waere, haette ich gewonken; aber doch nicht: wenn ich besoffen gewesen waere, woenke ich.

Genau so ist es.