am Herz?

Begonnen von gehabt gehabt, 2005-03-22, 00:44:41

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gehabt gehabt

am 30.10.95 titelte der Spiegel "Pfusch am Herz". Als ichs las tats mir fast im Herzen weh. Im Duden musste ich aber lesen, wenns medizinisch gemeint ist, kann (muss?) man sagen am Herz.

Ist es eigentlich schon akzeptabel zu sagen: er hats am Herz, das liegt mir sehr am Herz, Eine Operation des Herzes, ... ?

(statt "am Herzen", "des Herzens")

MrMagoo

"Müssen" muß man gar nichts... das ist sicher so'ne verlagseigene "Wenns-im-Duden-steht-ist's-richtig-Regel" --> hab noch nie gehört, daß "am Herz", auch wenn in medizinischem Zusammenhang, 'richtig' sein soll.

Das Herz ist, soweit ich weiß, das einzige, wirklich unregelmäßig zu deklinierende Substantiv des Deutschen.
Wâ mag ich mich nu vinden? wâ mac ich mich nu suochen, wâ? nu bin ich hie und bin ouch dâ und enbin doch weder dâ noch hie. wer wart ouch sus verirret ie? wer wart ie sus zerteilet mê?
(Gottfried von Straßburg)

gehabt gehabt

Wenn der Duden recht haette, waere der Satz von Pagageno richtig.

"doch brennt es euch wie mich im Herzen, ihr wuerdet auch nach Maedchen gehn"

(wieso eigentlich mich, warum nicht mir???)

aber die Oma muesste sagen:

"doch brennt es euch wie mir im Herz, ihr wuerdet auch zum Doktor gehn"

Prinzessin Diana wollte Koenigin der Herzen werden und mancher Chirurg will Koenig der Herze sein.

Kilian

Herz medizinisch regelmäßig? Habe ich noch nie gehört. Mein Leib- und Magenwörterbuch auch nicht, sehe ich gerade. Aber man hört ja immer wieder von fachsprachlichen Spezialdeklinationen, so z.B. das Lager - die Läger in der Logistik.

Zitat von: gehabt gehabt in 2005-03-23, 13:59:59(wieso eigentlich mich, warum nicht mir???)

brennen gibt's ja auch transitiv - heute meist nur in Bezug auf Ziegel, Schnaps, Glas u.Ä. Nach meiner Spontantheorie hatte es damals noch eine auf den Papageno-Satz passende Bedeutung.

MrMagoo

Zitat von: Kilian in 2005-03-23, 20:01:41
brennen gibt's ja auch transitiv - heute meist nur in Bezug auf Ziegel, Schnaps, Glas u.Ä. Nach meiner Spontantheorie hatte es damals noch eine auf den Papageno-Satz passende Bedeutung.

Wenn es transitiv wäre, wäre mich natürlich richtig - weiß man denn, WAS in seinem Herzen gebrannt wird?

Wäre es transitiv, zöge ich natürlich die starke Form "es brinnt" vor. :)
Wâ mag ich mich nu vinden? wâ mac ich mich nu suochen, wâ? nu bin ich hie und bin ouch dâ und enbin doch weder dâ noch hie. wer wart ouch sus verirret ie? wer wart ie sus zerteilet mê?
(Gottfried von Straßburg)

gehabt gehabt

Wieso sagt man eigentlich

Herzenswaerme

aber

Herzeleid

und

Herzverpflanzung

Wo ist da das System? Und wie laesst sich das in Einklang bringen mit der vertraulichen information, die mir der Generalkonsul von Malaga zugesteckt hat, dass Deutsch eine einfach zu lernende Sprache sei.

gehabt gehabt

Vivat Google! Ich habe gerade "des Herzes" gegoogeln und bekam zur Antwort: Do you mean "des Herzens"?


1500 Resultate bei "des Herzes"
400000 Resultate fuer "des Herzens"

Kilian

Zitat von: MrMagoo in 2005-03-23, 20:51:04Wenn es transitiv wäre, wäre mich natürlich richtig - weiß man denn, WAS in seinem Herzen gebrannt wird?

Na, Papageno natürlich. Er macht sich doch zum Akkusativ-Objekt. Entsprechend: "Es schmerzt mich am Fuße."

gehabt gehabt

Inzwischen habe ich in einigen medizinischen Fachwoerterbuecher geblaettert. Es heisst ueberall Herzens und nirgendwo Herzes. In meiner Dudengrammatik von 1973 steht zwar jeder Mist aber das Wort Herz wir nicht erwaehnt, obwohl es doch eine schoene Ausnahme ist (wie uebrigens auch der Name, den Namens etc.)

Die Auskunft ueber den Gebrauch des Herzes als medizinisches Wort habe ich aus einem aelteren Rechtschreibeduden, den ich aber entsorgt habe als mir den Wahrig zugelegt habe.

NB: "den ich entsorgt habe",  so sagt man wohl, aber schoener waere glaube ich "dessen ich mich entsorgt habe"

MrMagoo

Zitat von: gehabt gehabt in 2005-03-24, 21:52:58
NB: "den ich entsorgt habe",  so sagt man wohl, aber schoener waere glaube ich "dessen ich mich entsorgt habe"

Das klingt wohl eher so, als wenn Du Dich entsorgt hättest... um des Buches Willen ;)

Also entweder entsorgst Du das Buch oder Du entledigst Dich des Buches, "sich des Buches entsorgen" würde ich auf alle Fälle vermeiden. ;)
Wâ mag ich mich nu vinden? wâ mac ich mich nu suochen, wâ? nu bin ich hie und bin ouch dâ und enbin doch weder dâ noch hie. wer wart ouch sus verirret ie? wer wart ie sus zerteilet mê?
(Gottfried von Straßburg)

gehabt gehabt

Herz scheint in der Tat einen der unregelmaessigsten Genitive zu haben "Herzens". Faellt Glaube auch diese Kategorie und wie heisst es eigentlich Galube oder Glauben?

Auch Eigennamen scheinen wie Herz deklinoren zu werden: Charlottens Kleid gefaellt mir gut.

Eine Frage zur Diskussion: Es heisst der Name des Baeren.

Wenn mann es sagen koennte, hiesse es "Baerens Name"?

Kilian

#11
ZitatFaellt Glaube auch diese Kategorie

Nein, der ist maskulin - da ist das +en+s im Genitiv Singular nicht ganz so ungewöhnlich (vgl. a. des Namens). Außerdem heißt es im Akkusativ den Glauben, aber das HerzØ.

Zitatwie heisst es eigentlich Glaube oder Glauben?

Im Nominativ - wie's beliebt!

Kilian

ZitatAuch Eigennamen scheinen wie Herz deklinoren zu werden: Charlottens Kleid gefaellt mir gut.

Interessante Beobachtung, vor allem da nebenan Uneinigkeit herrschte, ob das -n nur im Dativ (wie beim Herzen) oder auch im Akkusativ (dann wäre es anders als beim Herzen) angefügt wurde.

ZitatEine Frage zur Diskussion: Es heisst der Name des Baeren.
Wenn mann es sagen koennte, hiesse es "Baerens Name"?

Wenn man es sagen könnte, wäre Bär ein Eigenname, und man süge heute Bärs Name und früher auch Bärens Name.

amarillo

Am Herz hin, am Herzen her. Ich weiß es auch nicht, habe aber schon das nächste Problem:

Wie heißt der korrekte Plural von "Roß"?

Belege gibt es genug sowöhl für die Rosse wie für die "Rösser"

Sind "Rosse" nur eine sentimental-elegische Literaturform?
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Kilian

Hätte ich auch spontan gedacht, aber der Wahrig führt Rosse als Standard und Rösser als oberdeutsche Besonderheit.