Schüttelreim, anyone?

Begonnen von caru, 2005-06-07, 23:41:55

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Berthold

#180
Liebe(r) Zwilfer!

Du hast, glaub ich, recht. Das war ein allzu natürlicher Tod.

Das Gedicht hat auch schon ein - durchaus kritisches - Echo hervorgurumpf - von einer meiner nicht nur liebsten, sondern auch gescheitesten Bekannten - der Frau, die (den Schmäh hab ich von Cassius Clays/Muhammad Alis abendlicher Lichtabschult übertragen) quasi aus dem Französischen so schnell ins Deutsche dolmetscht, daß sie schon längst fargt ist, wenn der Sprecher noch viele Sätze zu sprechen hat.
Da kann ich einen Abschnitt meines "Apologetici" gleich hier dazufügen:

"(...)
Der Beistrich erinnert mich jetzt - das muß ich auch noch dazuschreiben - an den Tod meines Klassenkollegen Manfred Kornfeld, der mit seinem Auto in irgendeiner Allee vor einem Dorf bei Wiener Neustadt, ausgerechnet (glaub ich) auf den letzten Baum vor dem Ort geprallt ist. Es sah nach Selbstmord aus. (Er hat auch, obwohl, glaub ich, Sohn einer Lehrerin - oder Krankenschwester -, zuletzt ein exzessives und schwieriges Leben gehabt.)
Ich habe mir aber den letzten Satz überhaupt nicht konstruiert, sondern er war einfach da, wie auch die Worte "Verfluchte Alleen".
Ich glaube, daß ausgerechnet der Beistrich hier das Schöne - und Üble - ist: Blèibt ih-nen fèrn,
[Pammm!] den ver-flùch-ten (oder: -flù-chten) Al-lè-en!
(...)"


Zwilfer

Es saß einst im Torfe ein Mooraal,
Der kratze sich hinter dem Ohr mal:
   "Verfluchte Alleen
   Am Schluss vieler Ehen —
Was ist der Geschicht' ihre Moral?"

Zwilfer

"kratzte" natürlich. Oder eigentlich "krotz". Aber das pieße ja nicht in die Metrik.

Zwilfer

Und, nur zur Ärgonz, falls jemand meinen kekünne, den Mooraal gäbe es gar nicht:
http://www.zeno.org/Adelung-1793/K/adelung-1793-03-0276

Berthold

#184
Zitat von: Zwilfer in 2011-10-14, 14:24:54
Es saß einst im Torfe ein Mooraal,
Der kratze sich hinter dem Ohr mal:
   "Verfluchte Alleen
   Am Schluss vieler Ehen —
Was ist der Geschicht' ihre Moral?"

Das ist immerhin ein Schüttlerick.
Für "Schüttelvers" kenne ich ugbrens keine Übersotz ins Inglische. Ihr schon? - Womochlg "Shuttelverse"? Das pieße zu den ladlemen.

Kilian

Keinen verbrittenen, aber hier gibt es mehrere Vorschläge, wie man auf Englisch dazu sagen kekünne: http://www.tufts.edu/~bhasselb/shuttle.html

Nonymest

#186
es sagen Ziegenreim
englische Riegen z'eim
- Schüttelreim

Verbritten ist's aber auch nicht gerade.

P.S.: Ob des Knupfes zeitweiliger Defunktion sesülle ich erwähnen, dass die Sprecher Britannias und Columbias Sprache naturlch goat rhyme sagen

Berthold

#187
Zitat von: Kilian in 2011-10-15, 19:21:24
Keinen verbrittenen, aber hier gibt es mehrere Vorschläge, wie man auf Englisch dazu sagen kekünne: http://www.tufts.edu/~bhasselb/shuttle.html

Na ja, lieber Kilian; aber das ist ja, selbst bei aller Länge, zumeist Kindergarten & -kram; es sind namchl zuallermeist die einfachen Schüttelreime.
Im Deutschen kekünne fran namchl durchaus streng zwischen Schüttelreimen - deren es allzu viele gibt - und Schüttelversen - fast nur in unserem Forum und Giftschrank - unterscheiden.

Bedang: Schüttelverse dürfen NIEMALS mit
"Ein Auto fährt durch Gossensass" beginnen.
- Dann wägnstens (obwohl, leider, auch nur einfach):
Chisarcos Frau, die olle Chisarco,
verwält ein Albergo in Colle Isarco.


Denn sonst kann ich ja gleich "Telemax"ens Schüttelvers-Sülmme in der Kronen Zeitung lesen.
Ich hebe, nur für ein Beispiel, Robert Löfflers strenge Selbstzensur auf - was er - in jedem Falle trotzdem ein Feingeist & alter Meister der Feuilletolumne - mir hoffalnt gestatten wird:
Sie ritt auf dem Kamele tags,
doch nachts ritt sie auf Telemax.


Da hab ich ja noch lieber die Schüttelreime zu Wiener U-Bahn-Stationen - in den vorliegenden Fällen Haltestellen der U2 (p. p. also influenced by "Telemax"):
Man nannte ihn den Roten S(c)hing, / den Beiselier am Schottenring.
Bzw., böser, internationaler:
A gangsterboss, called 'Rotten Xing'
lives near Vienna's Schottenring.

Ein Haarschneider, der einst die Hottentotten schor, / ist nun schon lange Starcoiffeur am Schottentor.
... (Mit 'hat raus' und 'Rathaus' dürft Ihr selber etwas reimen.)
Ein Mann, der oft beim Freudenmädchen Marla pennt, / ist Abgeordneter in unserm Parlament.
Dann eine Starkverb-Wöaschn:
Zu alt zur Ballerina, war sie nun Balleria / und baltt, in Pellerine, gleich bei der Bellaria.
...
Beim 'Karlsplatz' memüsse fran ebenfalls künsteln, etwa:
Man nannte sie, respektlos, Hofrat Plarls Katz;
sie wohnte, nobel, gleich beim Karlsplatz
.

'Museumsquartier' stelle ich Euch als Aufgabe. Kommt mir aber mit keinem
"Qu(u)seum" daher - mit Werken nur von unserem Q! Auch bei "Er ging mit seiner Muse ums Quartier" gibt's wohl kaum ein Weiterfinden, obwohl die "Uhse" oxastor.

Eine U2-Station von weiter draußen weiß ich noch:
Wiens Zeitungskönigin, die 'Presse-Mater',
verläßt die U-Bahn stets bei Messe-Prater
.   

Wortklauber

Zitat von: Berthold in 2011-10-17, 11:30:57
'Museumsquartier' stelle ich Euch als Aufgabe. Kommt mir aber mit keinem
"Qu(u)seum" daher - mit Werken nur von unserem Q! Auch bei "Er ging mit seiner Muse ums Quartier" gibt's wohl kaum ein Weiterfinden, obwohl die "Uhse" oxastor.

Da muss man sicher schon etwas von weit her holen ... Na ja, mehr als scheitern kann man nicht, und Worte zu klauben ist mir ja nun einmal nominös-ominös — also probier' ich's:

Akustisch notgeoren:
Suchst Standhafte du im Museumsquartier?
Du findest nur Wankel Muteumsquarsier.

Nach dem Sinne notgeoren:
Suchst Standhafte du im Museumsquartier?
Du findest nur Wankelmut eh um das Gefarce hier!

Gefarce (bzw. "G'farce") ist dabei der Sammelbegriff für all das Getue, Gerenne und Gerede, dessen Ge- andeutet, dass es doch alles nur eine Farce ist.

P.S. Mir ist dieser Platz so wie die ganze Stadt Wien unbekannt, so dass mit diesem Vers kein Gemeine und kein Gewisse, also auch keine Beleidigung von irgend jemandem verbunden sein kann - ich kenne sie oder ihn ja gar nicht.

Berthold

#189
Danke für Deine Spühe*, lieber Wortklauber!
Zu "Museumsquartier" ginge vielleicht auch:

Man hieß es einst - stolz drauf - Museumsquartier -
mit Anspohl, es walte die Muse ums Quartier. -

Heut wühlen, auch tags, dort die Mäus' ums Quartier.

Ich weiß nicht, ob sich das Ambiente dort so stark verschlorncht, wie's meine hatschende Verszeile (...xXx[/]xxX) bereits angekiunden hat. Daß sich die Gegend 'vermusen' hätte, wäre dann mißverständlich.

*Eine mühvolle Arbeit, die doch Spaß gemacht hat

Berthold

#190
Möge mir die "Ek'sch'n" über einen hautschlecht guschrimpen Schüttelvers (zu einer Haltestelle der Wiener U-Bahn-Linie U6) hinweghelfen:

Vor Wonne seufzend, lallt er: "Aa"
- beim Liebesspiel in Alterlaa.

Hotelerbinnenbetörer

Ich zweifelt, mir sei es ernst mit meiner Beziehung zur reichen Hotelerbin, dieser Hexe? ALSO:

ICH kann mit ihrem Giften leben,
Werd Küsse ihr in Liften geben,
Drauf nimm bei meinem Leben Gift!
Zuerst fahr' ich ergeben Lift,
Dann kann ich von der Mitgift leben ...
(Doch sollt' ich ihr 'nen Facelift geben!)

Berthold

#192
Ja gibt's denn da auch den Hotelerhochseebetörer?
Was Besseres fällt mit halt heute nicht mehr ein.
Gute Nacht!

Berthold

#193
Zitat von: Zwilfer in 2011-10-15, 14:49:15
Und, nur zur Ärgonz, falls jemand meinen kekünne, den Mooraal gäbe es gar nicht:
http://www.zeno.org/Adelung-1793/K/adelung-1793-03-0276

Niemals hätte ich den Mooraal buzwilmpf.
Wenn der aber, von einem derart sauren Gewässer, ins Meer, Rachgt Sargasso-See, kommt, muß die chemische Umstall so schwer sein, wie wenn sich eine Schwerstalkoholikerin* von einem Tag auf den anderen an (schreiben wir:)  Pfirsich- & Ananassaft'ln, zusammen mit vielen Salzgurken, gewöhnen memüsse. - Hm, das Beispiel war irgendwie verknohr.

*Mir fällt dazu etwa der P'ob'emfilm "Wie ein Licht in der Nacht", mit Christiane Hörbiger, ein (http://www.bild.de/unterhaltung/tv/christiane-hoerbiger/als-alkoholikerin-im-tv-17576184.bild.html)

Berthold

#194
Eine Vorbuig gegen Gehirnabbau - ca. ab 55, von Neurolöginnen empfohlen:
Jeden Tag einen Schüttelvers, etwa zu einer Haltestelle der Orts-U-Bahn;
bei mir heute die U6 in Wien. Das liebliche "Settepastori"* ist Endstutz.

Wo mir die Ohren noch, vor Hieben, sirrten? -
Sie überfielen mich in Siebenhirten.

*Na gut, ich hab mir's noch nie angnaschoh.
Ugbrens spüre ich, daß "Siebenhirten" ein Kandidat für noch mehr Schüttelverse sein kekünne. - - - Will mich jetzt aber lieber zu Binokular und Mikroskop setzen.