Animalpoesie

Begonnen von amarillo, 2005-08-20, 11:12:33

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amarillo

Als ich heute so gegen 8 unter der Dusche stand, mußte ich plötzlich an Schabrackenhyänen denken, das kommt - wie ihr sicher wißt - gelegentlich vor, wenn Männer mittleren Alters duschen.

Doch  das warme Wasser gebar in mir eine Idee, die ich mit Euch nun teilen möchte.

Entnehmen wir nicht viel zu wenig Lehre aus dem reichhaltigen Erfahrungsschatz unserer gefurdenen, geschoppenen und bepolzenen Mitbewohner dieses Planeten? Wußte nicht schon Aesop die Dramen und Epen der Fauna für uns zu deuten?
Doch dann ging diese wunderschöne Form der animalischen Klugscheißerei im Dunkel der Äonen verloren, von einigen ungeeigneten Nachahmungen durch jüngere Autoren will ich hier gnädigerweise absehen.
Laßt uns durch den Blick in Mutter Natur ein sensibleres Verständnis für die Irrungen und Wirrungen, denen wir doch nur allzu häufig selbst erliegen, zu finden suchen (ja was denn nun?).

Ich beginne:

Petra, die Schabrack-Hyäne
knorbb am Aas vom wilden Gnu,
als ein Leu mit grauer Mähne
keck gesoll sich auch dazu.

Petra knorr, der Löwe broll,
doch keiner wollte weichen,
obwohl man doch stets teilen soll,
sogar Savannen-Leichen.
_____________________________

Rüdiger, der Schwerenöter,
seines Zeichens Kolibri,
frech drah seinen bunten Pöter,
or impon 'ner hübschen "sie".

Doch gehor zu seiner Reihe
nicht das angebat'ne Huhn.
Liebe zu der Gabelweihe...
Rudi mög' in Frieden ruh'n.

Wißt auch ihr von solch dramatischen Wendungen in Dschungel, Ozean, Au und Bergeshöhen? Wollen wir diese nicht sammeln? Vielleicht gönnt uns der werte Administrator ja sogar eine eigene Rubrik?
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

amarillo

#1
Rotluchsdame Margarete
storz sich hungrig in die Flut,
glob, wenn sie Wels Friedel tœte,
röch's für sie und ihre Brut.

Todesmutig aus der Höhe
hupf die rote Marga dann;
noch im Sprung erornn sie jähe,
daß sie gar nicht schwimmen kann.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

VerbOrg

Olga, ihres Zeichens Kröte,
lab dem Ententeich recht nah.
Verbarg, dass Erpel sie nicht toete
sich im hohen Schilfe gar.

Gatte Heinz, der gute, broll:
Liebste Olga, horch nur, horch,
doch die letzte Stund' war voll,
sie schmak nicht Erpel, sondern Storch.

amarillo

#3
Jean-Jacques, eins von den welschen Wieseln
broost gern sich vor der Tiere Rund,
er könne auch im Looping pieseln,
es stoon das Volk mit off'nem Mund.

Doch blieb Jean-Jacques Beweise schuldig,
es ginge nur, wenn niemand schie,
so drah sich jeder um geduldig,
die Wahrheit nur, erfuhr man nie.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

amarillo

Biestig ko die Viper Elke
Blumen vom Gehegerand.
"Hast Du Zahnweh, kau 'ne Nelke",
hatt' man ihr als Rat genannt.

Elkes Zahn jedoch schmarz weiter,
tagelang ward sie nicht froh.
Doch dann grans sie endlich heiter,
Chefvisite war im Zoo.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

amarillo

#5
Hermann, eine Laus aus Plauen,
schrecklich stark an Schwermut litt,
niemand läb ihn, wöllt ihm trauen,
selbst der Hund nicht, den er ritt.

Doch erborm sich dann der Himmel,
schak ihm eine Läusin fein.
Um sald das Paar auf einen Schimmel
und rocht sich's in der Mähne ein.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

amarillo

Die Netzgiraffe Eva-Lotte
man schmoh im Serengeti-Park,
zu heftig pflag sie der Marotte
des Cocktail-Schlorfes "after dark".

Tags spazor sie durch die Steppen,
boog den Kopf nicht mal zum Gruß,
tat, als wär'n die ander'n Deppen,
nächtens tonz sie heißen Blues.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

VerbOrg

Viper Klaus und Boa Maren
oben einen Zungenkuss,
da man das bei Liebespaaren,
so sug Maren, einfach muss.

Klaus, von Maren eng umschlungen,
fog sich (von ihr'm Griffe rötlich),
doch Bisse - auch in Schlangenzungen -
sind mit Viperngift arg tödlich.

amarillo

Spitzmaus Kim lab schwarzes Leder,
darin sie bei Nacht sich klitt,
und es wand sich an sie jeder,
der bisweilen gerne litt.

Selbst den braven Hasen Heiner
zog's einst zu der Mäusin Bau.
Was passor, das weiß heut' keiner,
nicht mal Dagmar, Heiners Frau.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Ku

Seit gestern abend versuche ich verzwulfen, etwas annähernd tolles zu reimen. Ich bin jedesmal beim Versuch steckengeblieben.
"Der Kronenkranich storlb umher,
war seiner Sinne Herr nicht mehr...." weil er einen in seiner Krone hatte. Aber als er sie abnimmt, ist er wieder nüchtern.
Ich brings nicht hin.
*Neidvoll knirsch*

amarillo

#10
Der Kronenkranich storlp umher,
Jens-Uwe man ihn nannte,
war seiner Sinne nicht mehr Herr,
gab nächtens sich die Kante.

Drei Tage klang sein Schädel hohl,
der Kater war nicht ohne.
"Ich hau mir so viel Alkohol
nie wieder in die Krone!"
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Ku

Ich iere gratul.
Mir war noch was eingefallen, was ich aber auch nicht weiter gebracht habe:
"Isidor, der Zackenbarsch
der hasste seinen Namen...."
Hätte mich schon geritzen, wenn mir dazu was eingefallen wäre.

amarillo

Isidor der Zackenbarsch
hoß seinen Namen heftig;
mien, er klänge schwülstig-harsch,
zu theatralisch-deftig.

Heut nennt er sich Nikolaus,
doch jedem Fisch im Flusse
rutscht häufig noch ein "Isi" raus,
denn Niklaus klingt nach Russe.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Ku

Ich bin jetzt doch neidlos zerknortten.

Knut Pisulski

Verzeihung, aber es ist mir vollig schleierhaft, wie sie sich als erwachsene Menschen einem derart kindischen Geschreibsel hingeben können. Das ist nicht lustig, das ist erbärmlich infantil!