lernen und lehren

Begonnen von VerbOrg, 2006-01-07, 18:20:04

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VerbOrg

Heute foll-daneben-Faden:

Zitat von: amarillo in 2006-01-07, 17:29:31Die gelernte Kfz-Meisterin schraubt gerne an ihrem BMW.

Diese Formulierung ist durchaus gängig.
Aber wie erklärt man sich den Gebrauch des Partizips II von lernen in diesem Satz?

Korrekt müsste es doch heißen:
"Die Kfz-Meisterin gelernt habende..." (Ich weiß, das klingt blöd) oder
"Die gelehrte Kfz-Meisterin..." (auch nicht besser)

Ähnlich merkwürdig ist die Existenz von Angelernten und Ungelernten.

Hat jemand Ideen, woher das kommt?

amarillo

#1
Zitat von: VerbOrg in 2006-01-07, 18:20:04
Heute foll-daneben-Faden:

Zitat von: amarillo in 2006-01-07, 17:29:31Die gelernte Kfz-Meisterin schraubt gerne an ihrem BMW.

Diese Formulierung ist durchaus gängig.

Stimmt, die Formulierung ist durchaus gängig, soweit sie zur Darstellung eines Lehrberufes benutzt wird. Kfz-Meisterin kann man aber nicht lernen, das ist ein Titel, den man vermittels Weiterbildung in seinem erlernten Fach erwerben kann.

Mir scheint, daß dieses "gelernt" ein wenig an "abgebrochene Studenten" erinnert. Somit wäre es eine etwas burschikose Form, dem fälligen Relativsatz aus dem Weg zu gehen. Wie sehen das die Grammatiker?

Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

VerbOrg

Zitat von: amarillo in 2006-01-07, 18:56:59Stimmt, die Formulierung ist durchaus gängig, soweit sie zur Darstellung eines Lehrberufes benutzt wird. Kfz-Meisterin kann man aber nicht lernen, das ist ein Titel, den man vermittels Weiterbildung in seinem erlernten Fach erwerben kann.
Aber wäre es dir lieber gewesen zu hören:
"Die gelernte Kfz-Mechanikerin, die anschließend die Meisterschule erfolgreicht absolviert hat,..."?

Ich weiß nicht, ob man sprachlich einen so großen Unterschied zwischen normalen Facharbeitern und Meistern machen sollte.
Beide Qualifikationen werden an Fachschulen (zzgl. Praxisteil) erworben.

Anders sähe ich das bei gelernten Juristen, Ärzten etc.

amarillo

Nö, man erlernt ganz einfach einen Beruf, das mit den Titeln und Rängen steht auf einem anderen Blatt.

In dem Beispiel hätte es föllig ausgreicht, von der Kfz-Meisterin zu sprechen. Sie ist gelernte Kfz-Mechanikerin, wenn unbedingt nötig, hätte man das mit dem Titel anders unterbringen müssen.

Der gelernte Professor... sage ich ja auch nicht, wenn ein gelernter Schlosser sich durch die Bildungsinstanzen gekämpft hat und nun einen Lehrstuhl an der TH innehat.

Ich meine, daß dieses "gelernt" sich allenfalls auf die klassischen Ausbildungsberufe beziehen kann.

Deneben kenn ich nur noch (spaßeshalber) den gelernten Nichtraucher. Das sind jene, die sich so gut wie nie in ihrem Leben eine Kippe haben zuschulden kommen lassen. :)
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

VerbOrg

Zitat von: amarillo in 2006-01-07, 20:12:26Der gelernte Professor... sage ich ja auch nicht, wenn ein gelernter Schlosser sich durch die Bildungsinstanzen gekämpft hat und nun einen Lehrstuhl an der TH innehat.
Der Professor wäre für mich immer noch ein gelernter Schlosser.

Diese Formulierung mit "gelernter..." ist dann zweckmäßig, wenn man herausstellen will, dass jemand, der derzeit was ganz anderes macht, eigentlich den und den Beruf erlernt hat.

z.B.:
Der gelernte Schlosser Ralf säubert als Ein-Euro-Jobber Grünanlagen.
Der gelernte Schlosser ist heute Professor an der TH.

Wer weiß, vielleicht ist es für die Studenten ja gar nicht so unwichtig, dass der Prof. den praktischen Beruf des Schlossers erlernt hat und nicht nur die Nase in irgendwelche Bücher gesteckt hat.

Aber ich glaube, wir entfernen uns immer mehr von der Ursprungsfrage des Fadens.

amarillo

so isses

Man sagt einerseits die oder der gelernte... Oder man sagt, daß jemand etwas  "von Hause aus" ist.

Eigentlich wollte ich nicht so haarspalterisch sein, aber bei den Privaten mache ich immer wieder geren eine Ausnahme. ;D

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Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Ezilopp

#6
Da sieht man's wieder, dass es den germanischen und romanischen Sprachen an Partizipien mangelt.
Es leben die slawischen Sprachen!!! ;D

amarillo

#7
Dann nichts wie ab nach Weißrußland, oder in die Ukraine, oder nach Sibirien; wo könnte es einem Liebhaber slawischer Zunge heimeliger ankommen als in diesen Partizipienparadiesen? :D
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Bertl

Zitat von: amarillo in 2006-01-12, 18:03:01
Dann nichts wie ab nach Weißrußland, oder in die Ukraine, oder nach Sibirien; wo könnte es einem Liebhaber slawischer Zunge heimeliger ankommen als in diesen Partizipienparadiesen? :D
Vielleicht in - - - Tschechien?

amarillo

Das bringt mich auf eine tolldrastische (nicht von mir) Idee. Die untrebritte ich aber andernorts (3. PerVers).
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Bertl

Zitat von: amarillo in 2006-01-12, 18:03:01
wo könnte es einem heimeliger ankommen
Und vielleicht - Bitte, amarillo, verzeih mir, daß ich das überhaupt hervorhebe! - kann es wirklich auch heißen, daß es mir heimelig ankommt und nicht nur mich grauslich. Wenn auch das Autorenkollektiv des Stildudens da nur die Formel "etwas kommt jmdn./jmdm. an" - mit der Phrase: "(...,) Ekel kam ihn/ihm an" - erwähnt und vor den Dativ ein (veraltend:) hinbeckmirsst.

amarillo

Ich lebe hier mit ca. 7 Millionen Ruhris zusammen, die reden alle so. Die ganze Redewendung kommt mich grauslig an! Das war mein Debut zur Verwund des "Ankommens" anders als "eintreffen". Ich werde das aber noch üben.

"Und komm mich bitte nicht zu spät an, Omma watet mi'mm Kaffee."
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Bertl

Das wird immer ärger! Danke! - Humor ist in unserer Arbeitsgruppe ohnehin sooo selten. Einen Moment lang dachte ich: Nicht ohne Dich in Pardubitz; meinetwegen Buxtehude. Einen Moment lang...

amarillo

#13
Zitat von: Bertl in 2006-01-12, 19:46:13
Das wird immer ärger! Danke! - Humor ist in unserer Arbeitsgruppe ohnehin sooo selten. Einen Moment lang dachte ich: Nicht ohne Dich in Pardubitz; meinetwegen Buxtehude. Einen Moment lang...

...und dann besannest Du Dich eines Besseren und siehe: es ginge auch ohne den Dicken.

Kein Problem.
Das mit dem "ärger" ist allerdings ein sprachliches Problem. Bei mir ist das nagativ besotzen (es wird immer schlimmer/böser). Ich nehme aber nicht an, daß Du es so mienst - gell?
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Bertl