ge- / er-

Begonnen von Hedwig_Wehner, 2005-05-22, 22:04:35

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Ku

Es wäre doch wirklich interessant zu erfahren, ob wir Hedwigen mit unseren Ausführungen geholfen haben.
Hedwig, wen haste jetzt geschossen?

Ly

Zitat von: Kilian in 2005-05-24, 12:03:53
Was dem Duden recht ist, muss mir noch lange nicht gut sein! Natürlich, das Neutrum ist standardsprachlich hier nicht richtig, aber die Aufwertung des Neutrums - auch für Personen - ist einer meiner Lieblingsvorschläge aus der feministischen Linguistik. Weil nämlich: Besser "eins" als "eine und/oder einer".

Feministische Linguistik ist der größte Blödsinn der Welt. Wir haben es tausende von Jahren anders geschafft, warum sollte man jetzt groß an der Sprache herumfummeln bloß um der Emanzipation willen?
It isn't always how you look. Look at me. I'm handsome like anything, and I haven't got anybody to marry me yet.

gehabt gehabt

Das Ganze kann aber kreativ sein.: Der Spanier/die Spanierin schreibt zum Bleistift, wenn er/sie politisch korrekt ist:

Querid@s amig@s     fuer queridos/as amigos/as. Lieder geht das im Deutschen nicht so einfach.

VerbOrg

Ich muss mich Ly da uneingeschronken anschließen. Ich (und ich bin eine Frau) kann mich mit dieser feministischen Linguistik absolut nicht anfreunden.
Wenn ich schreiben wollte, dass ich mit männlichen und weiblichen Freunden irgendwas unternehmen wollte, dann käme ich nicht auf den Gedanken zu schreiben: "Nachher will ich noch mit ein paar FreundInnen...". Das Wort Freunde wäre dann absolut ausreichend.
Wenn ich nur Mädels treffen will, dann nehme ich selbstverfreilich die weibliche Form, aber nur dann.

Auf den Knupf zum ZwiFi "Liebe Mitgliederinnen und Mitglieder" kann ich an dieser Stelle wohl verzichten.

Eine absolut unsinnige Idee zum Thema Gleichberechtigung in der Sprache sollte uns übrigens von der Familienministerin verordnen werden. Schlimmer geht's nimmer.

Kilian

Zitat von: Ly in 2005-05-28, 13:33:53warum sollte man jetzt groß an der Sprache herumfummeln bloß um der Emanzipation willen?

Es gab in den siebziger Jahren viele Menschen, denen das sehr wichtig war. Ihre Stimmen sind mittlerweile immer weniger und leiser geworden. Dabei ist alles eher schlechter geworden: Umständliche, hässliche Doppelungen ("Apotheker oder Apothekerin") und groteskes "Ausweichen" auf "neutrale" Formulierungen ("ärztlichen Rat, Studierende") sollen die Lösung sein?!

Da hätte ich schon eine radikale Sprachänderung besser gefunden: Man süge einfach "das Apotheker".

Ich empfehle Luise F. Puschs Aufsätze und Kolumnen, z.B. in "Das Deutsche als Männersprache" oder "Die Frau ist nicht der Rede wert". Sie schreibt unterhaltsam und macht ebenso gute wie gewagte Vorschläge, und zumindest ich habe dadurch die feministische Position besser verstehen gelornen.

Auch Armgard Seegers hätte Pusch vielleicht mal lesen sollen, dann wäre der verknupfene Artikel da nicht so entsetzlich faulwitzig und mit jahrzehntealten, längst vermoderten Spötteleien durchsetzt geworden.

versucher

Ich empfand Wörter wie Leser oder Student immer als völlig neutral. Aber ich bin ja keine Feministin der 70er. Wem "Geschlechterkampf" unverständlich und fremd ist, dem sind es auch die Sprachverrenke. Warum Sprache ausgerechnet da verkomplizieren, wo sie doch eigentlich Ausdruck für einen Vereinfach des sog. Geschlechterverhältnisses sein soll?

Kilian

#21
Leser z.B. hat ja den großen Nachteil, dass damit entweder männliche oder irgendwelche Personen gemeint sind. Für keins von beidem gibt es ein eindeutiges Wort, für weibliche Personen schon. Diese Asymmetrie gölte es zu beseitigen, es gölte die Sprache der Wirklichkeit anzupassen. Da gab es zum Beispiel den Vorschlag von Matthias Behlert, danach gäbe es den Leseris, die Leserin oder allgemein das Leser. (Wenn man davon absieht, dass der Artikel nach dem Behlert-Vorschlag immer die wäre.) Das fände ich sinnvoll.

gehabt gehabt

Ob so eine Ministerin darauf besteht als Idiotin oder Schwachk"opfin bezinchen zu werden? Wie lautet
eigentlich die korrekte Form von Kerl? oder Schmierfink?
Oder "dumme Gans"

Wenns ApothekerIn heisst muss es auch
SteuerhinterzieherIn heissen und SchwarzfahrerIn und
HeiratsschwindlerIn

Arnymenos

Das weicht nun ein wenig vom Thema ab, oder?

Eine Parodie dessen wird in meiner Familie gerne zitoren; ich selbst habe sie nicht gesehen. Da wurde in einem komischen Vortrag nach und nach jedes Wort verweiblicht: jedes "er" durch "sie" siesetzt, alle Substantiven feminin gemacht...

Als wenn political correctness etwas mit grammatischem Geschlecht zu tun hätte. Ein Arzt kann eine Frau sein usw. Und den Plural auf -innen braucht man niemals, denn Plural ist geschlechtslos.

Kilian

#24
Zitat von: Arnymenos in 2005-05-31, 14:45:13Als wenn political correctness etwas mit grammatischem Geschlecht zu tun hätte. Ein Arzt kann eine Frau sein usw. Und den Plural auf -innen braucht man niemals, denn Plural ist geschlechtslos.

Was ist das - eine historische Tatsache, ein persönliches Empfinden von dir oder ein Postulat?

"(...) insgesamt haben wir doch erfolgreich dafür gesorgt, daß das Maskulinum nunmehr fast so markiert ist wie das Femininum (...) 'Das Maskulinum ist nicht mehr das, was es einmal war' - was bedeutet: Es hat seine Unmarkiertheit verloren, die Möglichkeit als generischer Term für beide Geschlechter stehen zu können." (Luise F. Pusch, Die Frau ist nicht der Rede wert, 1999).

Das sehe ich auch so. In vielen Zusammenhängen kommt es zumindest mir heute komisch vor, einfach nur "ein Arzt", "die Ärzte" oder eben "da soll sich noch einer auskennen" zu schreiben. Ich benutze zwar lieber generische Maskulina als die haarsträubenden Dopplungen und Umschreibungen, aber ein generisches Neutrum fände ich noch besser. Die beiden anderen Genera verknüpfen sich doch enger mit den Sexus, als es manch einer wahrhaben will, der gegen feministisch motivorene Sprachänderungen eintritt - das Femininum immer noch stärker als das Maskulinum, das hat aber dank* den Dopplungen aufgeholt: "Der maskuline Term wird automatisch markiert, wenn er zusammen mit dem femininen Term benutzt wird" (ebd.), und wenn man das häufig hört, wirkt die Markierung in andere Zusammenhänge hinein.

*ob das jetzt ein "positives" oder "negatives" dank ist, sei mal dahingestellt

caru

Zitat von: gehabt gehabt in 2005-05-31, 12:49:27
Ob so eine Ministerin darauf besteht als Idiotin oder Schwachk"opfin bezinchen zu werden? Wie lautet
eigentlich die korrekte Form von Kerl? oder Schmierfink?
Oder "dumme Gans"

Gör, Schmierfinkenhenne, dummer Ganter  ;D
(\___/)
(>´x´<)
('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

VerbOrg

"Dummer Ganter"?
Ich kenn' nur "blöder Gockel" und "dummer Puter" (wobei's ja auch die "dumme Pute" gibt).
Ist zwar 'n anderes Federviech, aber was soll's.

philemon

Werden Gockel eigentlich ge-schossen oder er-schossen?
::)

VerbOrg

Bei einem Gockel-Wett-Schießen wohl beides.

Ansonsten wird ihnen meist der Hals... (ich will da gar nicht dran denken)

amarillo

Fällt mir ein Spruch von Hanns-Dieter Hüsch ein:
bleu du ciel, bleu de la mer, blöde gans (hier bitte nasalieren, sonst wirkt es nicht)
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.