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Begonnen von Kilian, 2005-05-14, 20:27:48

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amarillo

Man string sich an und stark nun dicht
für Jamb an Jamb hinauf zum Licht
Olymps, richt Hirn und Hand und Fuß,
sag das, waß bislang Du nur wußt.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

caru

#16
Pfingstbotschaft (Anhang zu Acta Apostolorum, apokryph)

Als man damals zu Schawuot in Judäas Hauptstadt panlingual - pardon, allsprachig sang, lohr und pradig, stand da auch Volk, das all das gar nicht ansprach und das darum auch nicht gläubig ward. Jakobus frug grantig, da's ihn indignor: "Was ist los? Mögt ihr uns nicht? Ist das Botschaftswort nicht klar?"
Das Volk sprach zu ihm: "Möglich wär's ja, daß das klar ist, doch ihr spracht in Mundart, die solch Vokalding in sich hat, das uns gar hart ans Ohr klingt. Ihr wißt schon, das Lautdings da, das man so ausspricht, daß es nicht A, I, O noch U ist; A und I käm' zwar nah dran, und gar das Ä, doch das ist's halt auch nicht ganz. Da, von wo wir sind, sagt man das nicht; spricht man uns an, und ist sowas im Satz drin, ahnt uns gar nicht, was man zu uns sagt."
Paulus (alias Saul aus Tarsus) schoß da durchs Missionarshirn: "Ogottogott! Da spricht man schon japanisch, abchasisch, amharisch, kasachisch, kalmückisch, tungusisch, ungarisch, baskisch, sogar Paschto und Urdu; doch damit ronch ich nicht. Wo dächt' man auch an sowas? - Was macht man nun da? Missio impossibilis, sagt man wohl in Rom."
Man stand hilflos am Ort. Nur Maria aus Magdala sprach: "Ich sag's ja, ich wußt's ja, Mannsvolk ist halt plump. Ihr ahnt ja nicht, wie schön das Wort vom Rabbi auf schlicht Aramäisch klingt, läßt man nur das Lautding fort, das man dortzuland nicht hat und auch nicht braucht."
Wortakrobatisch tat Frau Maria darauf Christi Botschaft kund an das Volk, das da stand und gänzlich anätaphon war. Hinsichtlich Inhalts fand's Paulus (wohnhaft in Tarsus, wozu man nun in Türkisch Ankara sagt) ja nicht so ganz in Ordnung, doch danach frug Maria gar nicht; ihr war's bloß wichtig, daß das Wort gut ankam, und das tat's dann auch. Das Volk, war's auch vokalfaul, ward christlich in Marias Sinn; fast spräch' man, Maria war ihm Bischöfin, ja Päpstin (nur nannt' man das damals noch nicht so).
So kam's, und bis zum Tag, als ich das aufzinch, tauft man solch Volk, das Laut fünf in Roms ABC nicht glatt ausspricht, nach Maria von Magdalas Ritus.
Ob Papa Ratzi im Vatikan das ahnt? Wußt's Karol Wojtyla? Und was sagt dort manch Kardinal kraft Amts dazu? Man ahnt's nicht - will man wohl auch gar nicht.





anmark: ursprünglich stand da das dings, das da gar nicht hin soll, irrtümlich noch zwo mal drin. doch auf frau TatwortOrgs anrat or ich's rasch korrig. nun ist's gut.
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Nijntje - de echte nederlandse konijn

amarillo

#17
Was ist das Botschaftswort? Blass ist caru's Aufsatz mir. War's Gruß in lingua latina? Das Wort, das mit Inbrunst das "ora" schlöß'?
Hilf, caru, mir, sag nur, was Du willst. Das grausam Neptuns Trizack ähnlich Ding ich nicht ausspräch. Doch wo fänd' ich Information? Nur Du , Autor, trägst Antwort in Dir. So sprich mich an!
Am Anfang war das Wort, wo ist's nun hin? Gott hilf! Asnidi litt' nur halb so schlimm.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

versucher

Gegentext:
Er wetzte ehedem Federn, legte den Zettel neben den zerfetzten Berg Denkreste, vermerkte ,,Verwerfen! Exkremente!", der brennende Schmerz hetzte den Denker, er wetterte deswegen erregt gegen den Dreck; jetzt retteten jene Exzesse des Ekels denselben Text, den besten Text der Welt, den jeder kennt.

Das, was ihr da macht, hat Hand und Fuß, doch nur mit Qual lass ich fort, was Kommunikation voranbringt.

Ich will lieber die Letter meiden, die jeder von euch ohne Not unbeirrt überfordert, sie ist jene, die wirklich eine Ruhezeit benötigt! Gönnen wir der übermüdeten Type eine Runde Erholung!

VerbOrg

Sprich, welche Letter willst du meiden, der, wie du findest, Ruhe fehlt? Ist's wohl die erste Type der Letternfolge? Meide sie, so du dies willst, doch mir ist jede Letter recht, die den Text bereichert.

caru

man kann auch lange schriftstücke verfassen, ohne das icks und das üpsilon zu benutzen  (sogenanntes axygramm) :D :D :D


harr noch aus, amarillo! was du frugst, braucht nachforschung und nachdacht. so rasch kommt mir da nix in' sinn, was man damals wohl lohr und das buchstab-stück, was sonst so häufig und uns doch so tabu ist, sorgfältig ausspor. wär' wohl gut, ich ör' das zuvor noch mal mit mönchs- und pfaff-volk diskut  ;)
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Nijntje - de echte nederlandse konijn

amarillo

Du spannst mich auf's Rad. Wozu brauchst Du noch Rat und Mut?
Ich harr' dann mal, doch hilf mir bald, ich halt's kaum aus.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Kilian

Zitat von: versucher in 2005-05-15, 20:07:37
Gegentext:
Er wetzte ehedem Federn, legte den Zettel neben den zerfetzten Berg Denkreste, vermerkte ,,Verwerfen! Exkremente!", der brennende Schmerz hetzte den Denker, er wetterte deswegen erregt gegen den Dreck; jetzt retteten jene Exzesse des Ekels denselben Text, den besten Text der Welt, den jeder kennt.

Des Gewebeveredlers Erleben der Schemen, welche des Essener Mesners Fenster verklebten, entbehrte jeder Belegstelle.

caru

Heute ist Pfingstmontag; noch ist also Pfingsten, das liebliche Fest, nicht dahingegangen. Demzufolge ist es auch heute noch Zeit, daß man in allen Zungen singe und sage; nicht zuletzt auch, daß man in neuen - und sei es auch an sich alten, jedoch bis dato von uns unbebauten Gefilden der Lipologie (wenn man will, auch Lipolalie und Leipolalie) lustwandle.

Laßt uns also, da dem so ist, des Spaßes wegen einmal ein Lautgebilde meiden, das bekanntlich einigen Ostasiaten ein Stein des Zungen-Anstoßes ist: den Chinesen, weil es ihnen mit noch so viel Mühe nicht von den Zungen gehen will (kann's ein Chinese zufällig doch, schickt man ihn gleich von Staats wegen in die Dolmetsch-Schule, Deutsch dolmetschen und das Idiom des Landes, welches ehemals - lang ist's aus! - Sowjetunion hieß); den Japanesen hingegen, weil sie es wohl sagen können, es ihnen jedoch ganz gleich klingt wie das westliche L, so daß sie beide auf den Zungenspitzen wiegen, ohne dieses von jenem scheiden zu können - was im Umgang mit Leuten, die deutsch und englisch im Alltag benutzen, höchst lästig (und oft ungewollt lustig) sein kann.

Selbst ich habe bisweilen meine liebe Not mit diesem Laut, welchen das Deutsche angeblich als zweithäufigsten Konsonanten einsetzt, obwohl das kaum glaublich scheint, wenn man Texte wie diesen liest. Auch meine Zungenspitze will nicht ganz genau so auf und ab schwingen wie die des Spaniolen, des Moskowiten und des Wüstensohnes, und ich muß mich ein wenig plagen, wenn ich sie dazu zwingen will, damit meine Intonation des Dialekts von solchen Leuten makellos und eindeutig sei.

Ja, im Lande, wo die Beduinen hausen (wenn man das bei Nomaden so nennen kann), fiele ich entsetzlich auf, denn diesen gleitet solch ein Laut ganz ungemein deutlich von den Zungenspitzen. Kann man ihn nicht gut sagen, ist's, als stammle man wie ein kleines Kind. - Doch heute will ich ihn ja meiden. Und viele, kann ich euch sagen, wollten das schon in alten Zeiten, aus dem und jenem Motiv. Nutzt also den unten angehängten Knupf (angelsächsisch heißt das "Link"), und besucht eine Poetensitzung von fein gebildeten Wüstensöhnen, subtil nachgebildet von einem Manne, dem deutsche Poesie und poetisches Deutsch am Leibe saß wie eine zweite, wenn nicht einzige Haut. (Nach dem Lesen ist euch auch gewiß bewußt, wie man eine schöne Petition an einen Mächtigen zusammenstellt, von dem man etwas haben will.) :D

Knupf - da geht's lang zum Text, von dem ich so umständlich fasle
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Nijntje - de echte nederlandse konijn

amarillo

So will ich mich fassen
ganz knapp und nicht lang,
ein Gedicht abzufassen
voll Stolz, Sinn und Klang.

Nicht die Zunge soll schlagen
gegen Gaumens Gewölbe;
auch mein Schlund soll's nicht wagen,
denn es gilt ihm dasselbe.

Doch ehe ich ganz aus dem Vollen nun dichte
bitt' Kollegen aus Wien ich: beend' die Geschichte.
Laß endlich mich schlafen, und löse den Knoten,
sag, welches Gebilde wollt'st Du oben ausloten?
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

VerbOrg

#25
Du willst viel wissen von dem, was Kollege aus Wien uns aus damaliger Zeit in weitem Lande mittiel.
Gib ihm Zeit, die genaue Geschichte zunächst sich und dann uns zu entdecken.

Übe dich in Geduld und lass die Unwissenheit deinen Nachtschlaf nicht stehlen.

caru

Ja, wo oben? Ganz da oben, wo man das E (jetzt ist's ja ausnahmsweise gestattet, weil man jetzt einen sonstigen Laut ausläßt!) mied? Da ging's um theologische Feinheiten, die ich bewußt im Dunklen ließ, weil es auch nicht mein Amt ist, solches ins Licht zu stellen. Die allgemein bekannte Pfingstbotschaft, beziehungsweise was die Apostel offiziell davon gesagt haben sollen, findet man nebenbei in Apostelgeschichte Kapitel zwei. ;D Die Botschaft, welche die genannte Dame aus Magdala in die Welt setzte, ist einstweilen noch so mystisch, daß ich sie selbst nicht kenne (wie schon angedeutet). So muß ich denn mit den Achseln zucken und dich bitten, daß dein Schlaf ob solches pfingstlichen Spaßes nicht schwinde und dein Hauptbewuchs aus demselben Anlaß nicht fahl nachwachse.

Das, denke ich, meinst du mit dem oben ausgeloteten Gebilde. Denn du willst mich ja wohl nicht dazu anhalten, daß ich mich lipologisch in bezug auf genau das Lautgebilde auslasse, das ich im selben Moment geflissentlich auslasse :D (man nehme das kleine Spiel mit dem doppeldeutigen Etwas nicht übel, ich weiß, dies ist nicht das Beste vom deutschen Stil).

(Ich muß mich dann wohl bald an den Gedanken gewöhnen, von neuem das E wegzulassen. Mit dem Laut, den - wie gesagt - die Ostasiaten nicht so mögen, ist es fast ein bißchen zu leicht. Meinst du nicht auch?)
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Nijntje - de echte nederlandse konijn

VerbOrg

ZitatMit dem Laut, den - wie gesagt - die Ostasiaten nicht so mögen, ist es fast ein bißchen zu leicht. Meinst du nicht auch?
Ich weiß nicht, was du damit meinst. Ich komme auch bei diesem Konsonanten in Konflikte, soll ich ihn gänzlich weglassen. Doch mag es stimmen, dass es nicht so leicht ist, das E zu umgehen, wie den Buchstaben, dessen Platz nach dem Q ist. (Einen Text ohne Q zu pinseln könnte mich jedoch glücklich machen.)

caru

Nun ja. Wenn man wie ich soeben einen Text ins Deutsche geschmuggelt hat, bei dem man sich gezwungen sah, hinsichtlich neun von sechsundzwanzig Buchstaben völlige Entsagung zu üben, so scheint einem die Mühe wohl fast lachhaft, ein einziges kleines Buchstäblein nicht in den Mund und die tippende Hand zu nehmen. Bloß wenn es sich dabei um das häufigste Zeichen in fast allen Zungen westlich vom Altai handelt, fühlt man auch dann, daß es genug des Kampfes gibt.

Eigentlich seltsam, daß man im Westen nie auf die Idee kam, statt eines einzelnen Lautes eine ganze phonetische Klasse - seien es Labiale, Palatale, Zischlaute - auszulassen. Speziell das mit den Lippenlauten ist doch zu putzig. Haben deutsche Poeten vielleicht einfach keine Geliebten gehabt, die einem gelegentlich die Lippen wundgebissen hätten? Das gäbe dann doch zu denken.
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Nijntje - de echte nederlandse konijn

amarillo

#29
Soweit mir bekannt ist, versucht der Ventriloquist alle labialen und labio-dentalen Explosiva und Frikativa zu meiden - vulgo: b, f, m, p, v, w

so sei es nun!

Allerdings: angesichts dieser geradezu unlöslichen Redenskrise kann ich nur sagen, daß ich hart zu tun gedenke, diesen Zungenknoten zu lösen. Jedoch kann ich's nicht allein, steht zur Seite, unterstützt Euren Kollegen!
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.