Leihwörter

Begonnen von edragedlih, 2004-03-25, 20:43:22

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VerbOrg

Netzpost find' ich auch nicht so toll. Da stelle ich mir einen Briefträger vor, der die Briefe in einer Art Einkaufsnetz zu den Leuten bringt.
Eine andere mögliche Assoziation wäre noch, dass jemand die Briefe alle an Schnüre bindet und diese dann zu Netzen zusammenbindet. Ziemlicher Hedderkram, das.

Knupf klingt knuffig.
Die ganzen -ungen haben irgendwie immer den Beigeschmack einer Tätigkeit, die gerade ausgefuhren wird.
Wenn man allerdings nicht auf den Knupf klickt (gibt es da ein besseres Wort?), dann macht der Knupf ja nix. Er ist einfach da.

Kilian

Zitat von: gehabt gehabt in 2005-04-05, 12:01:05Strompost ist irrefuehrend. Bei einem drahtlosen Netz zB fliesst eigentlich kein Strom (also Elektronen) sondern es wird ein elektromagnetisches Feld erzeugt.

I wo. Warum heißt es E-Mail? Weil es eine Sorte von Post ist, die wesentlich mit Geräten betrieben wird, die mit elektrischem Strom funktionieren. Die Details der verschiedenen Übertragungsarten spielen keine Rolle. Dito für Strompost.

caru

ich benutze ja schon lange die eingedeutschte schreibung ih-mehl.
(\___/)
(>´x´<)
('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

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Warum so unpersönlich?
Wenn man schon vor einer Kiste hockt, mit der keine persönliche Kommunikation möglich ist, dass wäre es doch nett, sich wenigstens hin und wieder der Illusion hingeben zu können, man hätte eine direkte Bezugsperson.
Bei mir ist das Emil. (weiblich, also eigentlich eine Emilia, aber es gibt ja auch andere Namen, die beiderlei Geschlechts sind, z. B. Ger(r)it, Andrea)
Analog dazu sind wir in der Firma bereits dazu übergegangen, die Meldung "Es besteht keine Verbindung zum Host" mit "Ich hab' kein' Horst" zu kommentieren.
Beruhte zwar ursprünglich nur auf einem Missverständnis, hat sich aber durchgesetzt.

Arnymenos

Ich schak also den Emil vom Horst über den Emil-Severin zum Empfänger?

"klicken" muss man nicht eindeutschen, das ist lautmalerisch.


Nun "Knupf" oder "Verweis"? Oder könnten wir hier sogar einen Unterschied machen? Der Knupf ist der Hyperlink, der Verweis ist der Teil der Seite (....html#hier)?

VerbOrg

#50
Ich hoffe mal, Emil-Severin ist auch zuverlässig... Klingt aber klasse.

Aber nochmal zur Problematik Knupf/Verweis:
Ich finde, Knupf ist deutlich besser, da es eine gewisse sprachliche Nähe zum "Knopf" aufweist, mit dem man ja an allen möglichen Geräten etwas auslöst. Mit dem Knupf kommt man dann eben auf eine andere Seite...
Verweis finde ich ein bisschen bedenklich, da der Begriff auch im negativen Sinn oft gebrocht wird, wenn man jemanden des Raumes verweist oder einen Tadel ausspricht.

Und das mit dem "klicken" - Na ja, lautmalerisch ist es schon, aber das Betätigen eines Knupfes macht ja nicht immer ein klickendes Geräusch. (Wenn man mal vom Klappern der Mouse-Taste absieht).
Ich hatte ja schon über "(an-)wählen" nachgedacht, aber das iert ja impliz, dass man mehrere Möglichkeiten - evtl. mehrere Knüpfe - hat. Man hat allerdings immer die Wahl, ob man den Knupf betätigt oder nicht.

Kilian

Ich finde Knupf auch ideal, weil das Wort sowohl mit dem Objekt (eine Art Knopf, der aus Buchstaben oder einem Bild besteht) als auch mit seiner Funktion (mit einer anderen Seite verknüpfen) zu tun hat.

Zitat[Oder könnten wir hier sogar einen Unterschied machen? Der Knupf ist der Hyperlink, der Verweis ist der Teil der Seite (....html#hier)?

Ob der Knupf nun nur auf eine Seite oder zusätzlich innerhalb der Seite auf eine bestimmte Textmarke verweist - das ist m.E. kein so großer Unterschied, dass eine unterschiedliche Benennung sinnvoll wäre.

Ly

Ich möchte mal zum Besten geben, dass zwanghaftes Weglassen von Anglizismen nicht gut ist... da müssten wir beim Sonntag anfangen, denn ich meine, mal irgendwo gelesen zu haben, dass der von angelsächsisch Sunnandæg abgeleitet ist *g*

Also, hat jemand ein schönes neues Wort für "Sonntag"?
It isn't always how you look. Look at me. I'm handsome like anything, and I haven't got anybody to marry me yet.

gehabt gehabt

Ich bin damit einverstanden, dass an Anglizismen weder zwanghaft weglassen noch benutzen sollte wie auch Woerter aus dem lateinischen, Griechischen etc. Sonntag ist doch wohl eins der schoensten Woerter und sollte bleiben.

Der Wahrig sagt dazu: Lehnübersetzung <lat. solis u. grch. hemera Helion ,,Tag der Sonne"]

Und der Grimm macht klar, dass das Wort in vielen germanischen Sprachen sehr frueh auftaucht:

SONNTAG [Lfg. 16,10],  m. der erste tag der woche.  
I.   herkunft und form.
1)   die benennung der wochentage nach den planeten ist wahrscheinlich babylonischen ursprungs und hat sich durch die astrologen nach dem abendlande verbreitet, während der orient (nach jüdischem vorgange) meist einfache zählung verwendet. auf griech. boden nur in beschränktem umfange und vorübergehend angewendet, ist sie in der römischen kultursphäre früh herrschend geworden. vgl. zeitschr. f. d. wortforschung 1, 150 ff. im griech. ist ¼me&#769;ra  &#788;Hl×ou mit sicherheit erst im 2. jahrh. nach Chr. nachzuweisen (a. a. o. 169–171), lat. dies Solis schon im 1. jahrh. (s. 181. 184); aus ihm stammen die albanes. (s. 174) und kelt. - britannischen formen: kymr. dyw (dydd) Sul, corn. de sul, de zil, breton. diçcul, disul (s. 186 f.). die gewöhnliche bezeichnung im griech. ist dagegen die specifisch christliche kuriakÀ (s. 167 f.); seit dem 4. jahrh. wird das entsprechende dominicus (dies), dominica auch im lat. herrschend (s. 180 f. 184 f.); aus ihm stammen die roman. und inselkeltischen benennungen: ital. domenica, span. port. domingo, prov. dimenge, dimergue, franz. dimanche (DIEZ4 122); altir. domnach, neuir. dia domhnaigh, gäl. di-dómhnaich, manx jy-doonee (zeitschr. f. d. wortf. 1, 189). innerhalb des germ. entspricht ihr altn. Dróttinsdagr (ahd. frôntag nur als übersetzung von dies dominicus gebildet, gl. zu NOTKER ps. 23, 1. GRAFF 5, 360). weitere benennungen s. das. und SCHRADER reallex. der idg. altertumsk. 963. vgl. auch WACHTER 1544.   [Abschnitt reduzieren]
2)   sonst sind die germanischen namen dem lat. dies Solis nachgebildet, jedenfalls vor beginn des christlichen einflusses (nach MÜLLENHOFF d. alterthumsk. 4, 644 im 3.–4. jahrh.), s. KLUGE6 368 (von demselben ist ein aufsatz über die germ. namen der wochentage in der zeitschr. f. d. wortf. angekündigt). sie finden sich in allen sprachen, nur im got. unbezeugt; doch nicht als feste zusammensetzungen, sondern als uneigentliche composita, zusammenstellungen mit dem genitiv, die erst in den jüngeren sprachstufen durch zusammenziehung das aussehen wirklicher composita gewonnen haben, vgl. GRIMM gr. 2, 488. altn. Sunnudagr (aus dem westgerm., daher nicht sólardagr), altschwed. sunnudagher, norw. sundag, syndag, søndag AASEN 773b, schwed. dän. søndag (vgl. W. GRIMM kl. schr. 2, 88. J. GRIMM kl. schr. 6, 113); aus dem germ. stammen auch finn. sunnuntai, lapp. sodna-bæjvve und sodnu-peive, s. THOMSEN einfl. 172. altengl. Sunnandæg BOSWORTH-TOLLER 936, engl. Sunday; altfries. sunnandi, -dei (pl. -dega), sunnen-, sonnendei RICHTHOFEN 1056, vgl. SIEBS in PAULS grundr.2 1, 1345, 3, neu(west)fries. snæin (sn&#257;n, sn&#333;n) 1415, sænde 1420, sn&#257;un 1430. alts. sunnun-, sunnondag (s. unten), mnd. sunnen-, sun-, sondach SCHILLER - LÜBBEN 4, 475a, mnl. sonnendach, später sondagh dies solis KILIAN, holl. zondag, vgl. FRANCK 1213 f. ahd. sunnûn dag, tag, sunnon dag, dies dominicus GRAFF 5, 361 f., mhd. sunnen-, sunne-, sun(n)-, sonnen-, son(t)tag (-tach, -dach), vereinzelt sunnuntag, sungtag LEXER handwb. 2, 1318: dies dominica son-, hd. sun-, sunnen-, sonnen-, sunnetag, sontthag DIEF. gloss. 180c; sondach nov. gloss. 134a. besonders volle formen bietet das alemannische: diz bi shach ... do nauch gotis geburte wa&#4339; zwelph hundert iar niunzich iar in dem ahtoden iar an dem sunnun tage so man singet judica me. urk. des St. Mich. klost. in der Wengen bei Ulm s. MONES zeitschr. 23, 61; die (sünde) han ich getan an dem sunnontage. GRIESHABER pred. 2, 72;

         swa&#4339; man dem sunnuntage birt
         lobes unde wirdecheit.             KONRAD V. WÜRZBURG Silv. 650.

sonst gehen im mhd. sunnen- und suntac(h) seit dem 12. jahrh. gleichberechtigt neben einander her, während sunnetac nur vereinzelt vorkommt. formen mit o kommen erst im 15. jahrh. mitteldeutsch auf, so sonnentag d. städtechron. 3, 355, 16 neben gewöhnlichem  [16,1711]   suntag in den Nürnberger chroniken, köln. sondach s. FROMMANN 2, 453a. SCHERZ-OBERLIN 1522 belegt jedoch uf den naechsten sonnentag bereits aus einer urk. v. 1351. ganz ausnahmsweise und sehr auffällig ist schwache flexion:

         des suntagn morgens fruo ich reit
         von dan zwô mîl.             ULR. V. LIECHTENSTEIN 329, 25.

vgl. zum ganzen WEIGAND 2, 739.   [Abschnitt reduzieren]

Arnymenos

Irgendwoher müssen Wörter ja kommen, und eine frühe Lehnübersetzung -- sei sie auch nach Vorbild anderer germanischer Sprachen geschehen -- ist m.E. eine legitime Quelle für echt deutsche Wörter. Ebenso gibt es Wörter, die wir so weit eingedotschen haben, dass sie ersetzen zu wollen unsinnig erscheint. Die Alternative wäre wieder eine Parallelbildung zu anderen Sprachen, wenn wir das Fenster nach all der Zeit durch ein "Windauge" rückersetzen wollten.

Der fremdest klingende Wochentag ist doch der Samstag, und Paul Maar geriete in Vergessenheit, ürnden wir ihn. Die Alternative Sonnabend (die meine Großeltern auch verwenden) halte ich für irreführend, schließlich geht es um einen eigenständigen Tag, und nicht ein unterwertiges Anhängsel an den Ruhetag der Schöpfung. Zudem sollten sich Wochentage spätestens im zweiten Buchstaben unterscheiden; wir sonst körze man sie ab?

VerbOrg

Was hast du gegen den Sonnabend?
Der ist hier im norddeutschen Sprachraum bedeutend verbreiteter als der Samstag.

Noch immer gilt ja der Sonnabend als Werktag (beispielsweise im Handel ist er es ja auch heute noch). Die Bildung des Wortes Sonnabend als Vorabend des Sonntags symbolisiert daher auch eine Art Antizipation dieses arbeitsfreien Tages.
Am Sonnabend konnte andererseits für die an diesem Tag arbeitende Bevölkerung die Sonne (so sie denn schien) nur am Abend, also nach Feierabend, genossen werden, mit der Perspektive, am nächsten Tag frei zu haben.

Eine ähnliche Bildung gibt es ja auch bei Heiligabend.
Im Englischen entsprechend bei Christmas Eve, New Years Eve oder auch dem Tag vor Allerheiligen, All Hallows Eve (heute eher bekannt aus Halloween).

Und ein Problem bei der Abkürzung sehe ich auch nicht, denn schließlich ist Sonnabend ein zusammengesetztes Wort. Nimmt man als Abkürzung jeweils den ersten Buchstaben jedes Wortteils, dann kommt man wunderbarerweise wieder zu Sa.

gehabt gehabt

Zitat von: Kilian in 2005-04-05, 22:26:40
Zitat von: gehabt gehabt in 2005-04-05, 12:01:05Strompost ist irrefuehrend. Bei einem drahtlosen Netz zB fliesst eigentlich kein Strom (also Elektronen) sondern es wird ein elektromagnetisches Feld erzeugt.

I wo. Warum heißt es E-Mail? Weil es eine Sorte von Post ist, die wesentlich mit Geräten betrieben wird, die mit elektrischem Strom funktionieren. Die Details der verschiedenen Übertragungsarten spielen keine Rolle. Dito für Strompost.
Email ist ja nicht nur die Befoerderungsart (ich schicke dir die Reisdaten per email)
sondern der Brief selbst (er hat mir eine Email geschickt) und schliesslich auch die Adresse (Er hat sich meine Email notiert). Das kann man im Deustchen schwer ueber einen Kamm scheren sondern muesste eine Unterscheidung machen:

1. E-Post, Netzpost, Strompost
2. E-Brief, Netzbrief, Strombrief
3. E-Adresse, Netzadresse, Stromadresse oder ...-anschrift

caru

Zitat von: Arnymenos in 2005-04-09, 11:09:40
Die Alternative Sonnabend (die meine Großeltern auch verwenden) halte ich für irreführend, schließlich geht es um einen eigenständigen Tag, und nicht ein unterwertiges Anhängsel an den Ruhetag der Schöpfung.

der samstag WAR der ruhetag des schöpfers, übrigens. die schöpfung BEGANN am sonntag (der ja für juden und amerikaner noch heute der erste tag der woche ist).

shabbát heißt ja auch nichts anderes als "ruhe" (sinnigerweise heißt das verb mit der zugehörigen wurzel sh-b-t, lishbót, im modernen hebräisch nicht mehr "ausruhen", sondern nur noch "streiken").

nun ist aber das sams alles andere als eine inkarnation der ruhe. woran mag das liegen?
(\___/)
(>´x´<)
('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

Kilian

Zitat von: gehabt gehabt in 2005-04-11, 14:02:34und schliesslich auch die Adresse (Er hat sich meine Email notiert).

Nein, das nicht! Das ist m.E. falscher Gebrauch! Es hieß bisher z.B. e-mail address (E-Mail-Adresse) (umständlich) oder addy (Addy) (unhübsch).

Zitat1. E-Post, Netzpost, Strompost
2. E-Brief, Netzbrief, Strombrief
3. E-Adresse, Netzadresse, Stromadresse oder ...-anschrift

Sehr gute Lösung!

Arnymenos

Welche davon jetzt?Ich mag die Netz-Varianten.


Nochmal zum Sams: Dass unser Ruhetag einen Tag nach dem eigentlichen Sabbat ist, ist mir ja klar. Aber kann mich jemand aufklären, woher das kommt, und was es zu bedeuten hat?